Die hier gezeigten Bilder entstanden nach Insider-Informationen am Computer
ER WAR DER LICHTBLICK für den vom Dieselskandal gebeutelten Volkswagen- Konzern. Knapp anderthalb Jahre nach dem Bekanntwerden der Mauschelei, die tiefe Kratzer auf dem Hochglanz-Image der Niedersachsen hinterlassen hat, präsentierte VW im Januar 2017 auf der Autoshow in Detroit die Studie ID.Buzz – einen coolen Elektro-Bus im Retro-Stil, der mindestens so sympathisch rüberkommt wie der T1-Bulli aus den 50er-Jahren.
Die zweite von mehreren ID-Studien (aus der ersten ging später der ID.3 hervor) sollte vor allem in den USA verlorenen Boden wiedergutmachen und Volkswagens Ruf aufpolieren. Denn: Die Amerikaner lieben den Bulli, und sie sollten auch VW wieder lieben lernen. Das „neue Volkswagen“, das elektrische Volkswagen.
Der Plan ging auf. Zwar hat die Dieselgate-Affäre die Wolfsburger jede Menge Geld gekostet, doch an den Verkaufszahlen hat der Skandal kaum gerüttelt. Inzwischen gibt VW den Saubermann, Konzern-Chef Diess hat eine Elektro-Offensive gestartet, die sich gewaschen hat. ID.3 und ID.4 haben den Anfang gemacht, bald folgt das SUV-Coupé ID.5, und weitere Stromer stehen in den Startlöchern: ein Passat-Nachfolger, ein Kleinwagen – und auch der Bus. Die Resonanz auf die Studie war dermaßen überwältigend, dass in Wolfsburg schnell klar war: Den müssen wir bauen!
! Mit der Studie des Elektro-Bullis konnte VW 2017 sein angekratztes Image aufpolieren
Die Kurzversion macht den Anfang, der fast fünf Meter lange 7-Sitzer kommt ein Jahr später
Gut fünf Jahre nach der Premiere in Detroit soll der ID.Buzz Anfang 2022 Wirklichkeit werden. Die erste Überraschung: Obwohl der Name sehr nach Studie klingt, wird er den Sprung in die Serie schaffen. Genauso wie das Retro-Design.
Der größte Unterschied zum Concept Car: Von dem riesigen beleuchteten VW-Logo in der Front, das den T1 zitiert, haben sich die Designer wieder verabschiedet. Wie seine Elektro-Brüder bekommt der Buzz-Bus eine Lichtleiste mit Standard-Logo – das aber zumindest in anderen Ländern nachts leuchten darf.
Geblieben sind die zweifarbige Lackierung, die drei kecken Streifen an der D-Säule, die großen Fensterflächen – und natürlich der Elektroantrieb. Der kommt aus dem modularen Elektro-Baukasten (MEB), ist mit dem der anderen ID identisch: Für den Anfang steht die große 82-kWh-Batterie bereit, mit einem 204-PS-Motor an der Hinterachse. Reichweite: knapp 500 Kilometer. Dabei wird es aber nicht bleiben, Allrad und ein größerer Akku sind geplant, kommen aber erst mit der Langversion. Die dürfte gut ein Jahr nach dem rund 4,70 Meter langen Standardmodell starten, bietet dann aber auch Platz für sieben Passagiere.
Apropos Platz: Der Arbeitsplatz des Fahrers wird vertraut wirken – und nicht ganz so spektakulär wie in der Studie: Das versenkbare Lenkrad (und mit ihm vorerst das autonome Fahren), der große Hochkant-Bildschirm und der magnetisch schwebende Gartenzwerg auf dem Armaturenbrett müssen weichen und Platz machen für das Standard-ID-Cockpit, mit kleinem Digital-Tacho, Normal-Lenkrad und Infotainment aus dem Baukasten.
Immerhin: Der Griff ins Regal hält die Kosten im Zaum. VW wird alles daransetzen, den ID.Buzz für unter 50 000 Euro anzubieten. Dank der Umweltprämie kostet er dann nicht mehr als der T7. Auch das ist ein Lichtblick.