... oft grüngrau gefärbt, hilft als Tarnung zwischen den Blättern der Regenwaldbäume. Wo stecken die Tiere nur? Naturfilmer müssen für ihre Dokumentationen sehr geduldig sein, um den Geheimnissen der Langschläfer auf die Spur zu kommen (siehe TV-Tipp Seite 12).
Erfolgsrezept: In der Ruhe liegt die Kraft
Faultiere sind für das Leben in Zeitlupe wie geschaffen. „Sie haben einen der langsamsten Stoffwechsel aller Säugetiere“, sagt Dirk Embert. „Zum Verdauen ihrer faserigen Nahrung brauchen sie bis zu einer Woche.“ Das Futter baumelt ihnen praktischerweise fast direkt ins Maul. Die Asthocker fressen am liebsten Blät-ter, je nach Art auch Blüten und Früchte. Alles in Griffweite. Einfach den nächsten Ast mit den langen Krallen heranziehen und genießen. Weil Blätter nicht besonders nahrhaft sind, brauchen die Tiere jede Menge Grünkost. Ein gefüllter Magen macht fast ein Drittel ihres Körpergewichts aus. Mehr Magen als Muskeln – auch als Schlaffi kann man überleben.
Speiseplan: Täglich gibt es Finger-Food
So viele Blätter die Faultiere auch futtern mögen, Kraft gibt das nicht. Kein Wunder also, dass sie Weltmeister im Energiesparen sein müssen. Gemütlich hangeln sie sich an ihren Hakenklauen durch die Baumkronen tropischer Regenwälder. „Die Anzahl dieser Krallen und Finger an den Vorderpfoten unterscheidet die beiden Gattungen: Zwei- und Dreifingerfaultiere“, erklärt Biologe Dirk Embert. „An ihren Hinterpfoten haben alle Faultiere drei Zehen.“ Gemeinsam ist beiden Gattungen, dass sie selten die Bäume verlassen. Einmal pro Woche wagen sie sich auf den Boden – denn der dient als Toilette. Der gefährlichste Moment ihres Lebens! Dort können sie zur leichten Beute für Räuber wie den Jaguar werden.
Immer nur abhängen? Das muss der Körper erst einmal verkraften. Kann er! „Die inneren Organe wie Magen und Leber sind verschoben und mit den Rippen verbunden, um beim Abhängen nicht auf die Lunge zu drücken“, erklärt WWF Experte Embert. „Auch der Scheitel des langen Fells verläuft bei Faultieren im Gegensatz zu anderen Säugetieren am Bauch. Dadurch kann das Regenwasser besser abf ließen.“ Perfekt angepasst!
Wie lange Faultiere schlafen, ist umstritten. Tatsächlich 18 Stunden pro Tag? Messungen der Gehirnströme ergaben, dass es in freier Wildbahn oft nur rund zehn Stunden sind. Doch selbst wenn sie nicht fest schlafen, dösen sie kraftsparend vor sich hin. Das geniale Erfolgskonzept hilft allerdings nicht gegen den größten Feind: den Menschen. „Die immensen Rodungen der tropischen Regenwälder verschlingen ihren Lebensraum, Populationen werden in einzelnen Waldabschnitten isoliert“, warnt Dirk Embert. „So schnell, wie der Wald schwindet, kann das Faultier nicht weglaufen.“
Wer Gefallen an der Überlebensstrategie der Langschläfer gefunden hat, sollte sich schon mal den 20. Oktober rot im Kalender anstreichen. Dann ist nämlich Weltfaultiertag: ein Tag für den Meister des Lebens in Zeitlupe!
KAI RIEDEMANN
DI 28.9. TV-TIPP
15.35 3SAT
WILDE INSELN: AMAZONAS
DOKU Über die größten Fluss-Archipele der Welt, wo auch Faultiere leben