E s gibt was Neues aus dem Münsterland. Sassino heißt die neue LMCEinsteiger-Baureihe, die preislich noch unter dem Style angesiedelt ist. Das schwungvolle Dekor in Hellgrün unterscheidet ihn deutlich von den großen Geschwistern. Technisch kommt der Sassino aber keineswegs als Sparpaket daher. Er steht immerhin auf der holzfreien Bodenplatte des LLT-Aufbaus von LMC. Dach, Bug und Heck sind mit hagelfestem GfK belegt, die Wände tragen Hammerschlagblech, ein ansehnliches Paket.
Nur 2,10 Meter breit ist der Sassino 470 K sehr handlich, da verlieren auch schmale Sträßchen jeden Schrecken. Innen reicht der Platz dennoch für Vier, wobei das Stockbett oben etwas schmal ausfällt.
KATEGORIEEINSTEIGER
GEWICHTSKLASSEab 1.200 kg
LÄNGE/BREITE718/210 cm
PREISab 15.290 €
PREIS TESTWAGEN19.340 €
REDAKTEUR VOLKER STALLMANN
Der Sassino 470 K hat Platz für Vier. Die Serienausstattung ist sehr einfach, diverse Extras machen den Testwagen reisefertig und deutlich teurer.
Rudi Stahl zur Karosserie:Das peppig grüne Dekor signalisiert, hier kommt ein besonderer LMC. Die Qualität und Ausrüstung der Karosserie liegen aber voll im Standard der Münsterländer.
Den Flaschenkasten hält eine Gasdruckfeder offen, „das ist komfortabel, die Klappe dürfte aber weiter aufgehen, so steht ihre Kante ziemlich genau in Stirnhöhe über der Deichsel.“ Die Toilettenkassette steht weit hinten in ihrem Schacht, zwischen dem eigentlichen Kassettenschacht und der Außenwand finden sich etliche ungeschützte Holzschnittkanten, „das soll- te hier anders gemacht werden, es kann doch immer mal nass werden in diesem Bereich.“ Die Stützkurbeln sind vorn wie hinten „einigermaßen gut erreichbar.“
TECHNIK
TÜV-Ingenieur Roman Heinzle ist mit dem Aufbau zufrieden. Kantenradien und Beleuchtung sind vorschriftsmäßig. „Der Flaschenkasten ist mit allem Nötigen ausgerüstet, der Testwagen hat sogar schon den Ersatzradhalter. Das ist bei einem Reisecaravan sinnvoll.“
Unter dem Wagen zeigt er sich weniger begeistert. Eine Gasleitung scheuert am Fahrzeugboden, da sie unter Spannung verlegt wurde. Die Schellen der Leitungen sind so gründlich mit Dichtmittel versehen, was, „wenn es verhärtet, gar nicht gut für Leitungen und Befestigungen ist.“ Die Abwasserleitung hat kein durchgehendes Gefälle, was zwar nicht sicherheitsrelevant ist, aber auch nicht praktisch.
Im Bad ist so viel Raum, wie der schmale Aufbau eben hergibt. Es reicht gut zum Waschen und für den Toilettengang, unter der Dusche wird es aber eng.
Das Bugbett verbirgt einen riesigen Stauraum und ist breiter als erwartet. Zu den Spots auf Schienen gibt es als Extra einen USB-Anschluss, Steckdosen fehlen hier wie am Stockbett.
In der kompakten Küche müssen ein Oberschrank und der Unterschrank ohne Auszüge neben dem Kühlschrank mit 87 Litern für Vorräte und Geschirr reichen.
Oli Pfisterer zum Mobiliar:
Die Einrichtung im Sassino ist nicht billig gemacht, wenn auch einfach konstruiert. Die Verarbeitung ist genauso gut wie in anderen LMCs und die Beschläge sind für den jeweiligen Zweck ausreichend.
Im Inneren sind die Leitungen zum Teil perfekt geschützt, vor allem im Bereich der Stauklappen. Vorn quer liegen aber Kabel und Wasserleitungen völlig ungeschützt am Boden des großen Stauraums. „Das sollte und muss nun wirklich nicht sein.“ In Sachen Elektrik findet der campende Ingenieur „das LED-Licht prima, die versetzbaren Spots sind eine tolle Idee von LMC, aber zwei Steckdosen in dem Caravan und eine davon für den Fernseher? Das geht echt nicht. Bin gespannt, was Christiane Eckl zu Kinderbetten ohne Stromanschluss sagt.“
INNENEINRICHTUNG
Die Gestaltung des Mobiliars beurteilt Schreinermeister Oli Pfisterer als sehr einheitlich und „es sieht nicht unbedingt nach einem günstigen Einsteiger aus, was es bei diesem Endpreis aber auch nicht unbedingt sollte“, lacht er.
Die Konstruktion ist mit geraden Fronten und Klappen und Ablagen, statt über Eck laufender Oberschränke, sehr klar gehalten, was zu der vom Hersteller angepeilten Fahrzeugkategorie passt. Die verwendeten Beschläge sind durch die Bank von guter Qualität und auch die Verarbeitung der Möbel bleibt ohne große Beanstandung durch den Schreinermeister.
Die Sitzgruppe reicht vier Personen gut aus und ist bei Bedarf umbaubar. Macht mit dem Stockbett im Heck sechs Schlafplätze. Im Wohnbereich fehlt es an Licht und Steckdosen.
Roman Heinzle zur Technik:
Die Technik ist teilweise gut verbaut, bei Abwasserleitungen mit Wassersäcken oder ungeschützten Leitungen im Bettstaukasten ginge das aber noch besser.
Das Bett mit dem verschiebbaren Tisch im Bugstaukasten ist „interessant konstruiert, wenngleich die Idee nicht ganz neu ist.“ Der riesige Stauraum ist aber von oben nur bedingt zugänglich, weil die Tischkonstruktion im Weg ist, was zwei Serviceklappen mehr als sinnvoll macht. Das untere Stockbett ist aufstellbar und von der Größe her in Ordnung. Das obere ist recht schmal, weil zur Wand eine nicht wirklich nötige Hinterlüftung, ein Brett mit zwei Lüftungsgittern, installiert ist.
WOHNWERT
„Sechs Schlafplätze sind in einem 5,20-Meter-Aufbau ein Wort, zu sechst wohnen wird im 470 K aber eher unentspannt, wenn‘s Wetter nicht mitspielt. Und sechs Sitzplätze sind an dem Tisch eh nicht machbar.“ Soweit Christiane Eckls erstes Urteil zum Sassino, den sie „für Familien mit Kleinkindern praktisch“ findet. Der verschiebbare Tisch schafft Bewegungsfreiheit in der Dinette. Er steht aber nur voll ausgezogen einigermaßen fest. Wirklich frei variabel ist das also nicht. Stauraum gibt es im 470 K reichlich. Im Stockbett und vorn unter dem französischen Bett ist natürlich jede Menge Platz, da kann man zwischen vorn und hinten mit der Stützlast gut spielen. Schrankraum ist im schmalen Aufbau nicht üppig, reicht aber. Zusätzlich zum Kleiderschrank und den zwei Oberschränken im Bug gibt es einen deckenhohen Wäscheschrank am Stockbett. In der Küche müssen zwei Oberschränke und ein kleiner Unterschrank ohne Auszug reichen. Der Kühlschrank ist mit 86 Litern Bruttoinhalt für die kompakte Küche angemessen. Eine Steckdose in der Küche ist bestenfalls akzeptabel, „auch ohne TV-Vorbereitung gibt es in der Sitzgruppe noch eine weitere – das ist dennoch dürftig. Und Kinderbetten ohne Stromanschluss geht heutzutage gar nicht mehr.“
An den Kinderbetten fehlen der Wohntesterin zudem Ablagen, und „am Bugbett wäre ein Vorhang schön“. Das Heckfenster, ein seitliches Fenster und ein Dachlüfter sorgen für Belüftung am Stockbett. Die Absturzsicherung übernehmen Netze, die an der Decke eingeklipst werden, das erleichtert das Bettenmachen im oberen Bett.
Das Bad ist groß genug, um sich zu waschen und die Toilette zu nutzen, „eine Dusche ist hier aber kaum sinnvoll nutzbar, die würde ich mir sparen“, schließt die Wohntesterin ihre Beurteilung.
DAS INNENLEBEN AUF EINEN BLICK
Christiane Eckl zum Nutzwert:
Der Grundriss ist mit dem verschiebbaren Tisch und dem großen Stauraum unter dem Bugbett pfiffig. Die Einrichtung wird dem Preis im Großen und Ganzen gerecht.
FAHRSTABILITÄT
Der Sassino 470 K ist bei den Radlasten leer perfekt austariert, 38 Kilogramm Stützlast sind für den Wagen mit dem großen Bugstauraum etwas viel, man kann aber mit Gewicht in der Heckgarage leicht gegentrimmen. Mit den zahlreichen Extras hätte der voll aufgelastete 470 K fast eine halbe Tonne Zuladung. Daher wurde er mit 1.300 und 1.500 kg gependelt, Ersteres ist in der Praxis eher realistisch. Mit den serienmäßigen 1.200 Kilogramm Gesamtmasse ist die Zuladung hingegen knapp, wenn man den 470 K praxisgerecht ausrüstet.
In seiner Größenklasse steht der 470 K mit den Messwerten vom Prüfstand akzeptabel da. Eine vergleichsweise lange Deichsel gleicht das leicht unterdurchschnittliche Gierträgheitsmoment aus. So kommt der 470 K mit 1.300 Kilogramm beladen auf einen Fahrdynamikkennwert, der über zwölf Prozent besser ist als der Durchschnitt aller gependelten Testkandidaten seiner Größenklasse. Das kann sich sehen lassen und er bestätigt diese Messwerte mit seinem völlig unproblematischen Fahrverhalten auf der Straße.
Die Sicherheitsausstattung ist in der Serienversion des Sassino äußerst sparsam. Ohne das Sassino-Paket 1 hat der neue LMC zwar wenigstens noch eine Schräglenkerachse, aber noch nicht einmal Stoßdämpfer. Das gab es lange nicht mehr im Profitest und für 15.300 Euro schon gar nicht. Mit Paket 1 gibt es dann immerhin auch gleich noch die mechanische Stabilisierungseinrichtung. Die elektronische ATC kostet übrigens 800 Euro Aufpreis.
Die am aufgelasteten Testwagen montierten Reifen sind für die zulässige Ge-samtmasse reichlich dimensioniert, sie haben zusammen 400 Kilogramm Tragkraftreserve.
Lässt man die Frage nach dem Preis einmal außer Acht, ist dieser Sassino 470 K aus Sicht der Fahrdynamik und Fahrsicherheit insgesamt ein guter, wirklich unkritischer Reisecaravan mit einer absolut familientauglichen Zuladung.
FAZIT
Der Sassino 470 K ist ein etwas anderes Konzept für die vierköpfige Familie, das aber Dethleffs und Bürstner schon länger anbieten. Die Kinderbetten im Heck mit integrierter Garage sind ganz normal ausgeführt, aber oben zu schmal. Die Eltern haben ein ordentliches Bett quer, das Klettern erfordert – sowohl auf das Bett als auch über den Partner. Die mittig angeordnete Dinette mit versenkbarem Tisch bietet viel Platz und schafft noch Bett- oder Ladefläche und Spielplatz für die Kleinen. Und für Familien mit kleinen Kindern ist derSassino ganz offenbar gedacht, gibt es im Stockbett doch nur kindgerechte Leuchten mit bunten Bildchen und Nachtlicht, die als Leselicht nicht taugen.
Überhaupt ist die Serienausstattung ausgesprochen sparsam, um nicht zu sagen spartanisch. Selbst für den damit künstlich niedrig gehaltenen Grundpreis von doch immerhin 15.290 Euro ist zum Beispiel ein Chassis ohne Stoßdämpfer heutzutage eher ungewöhnlich. Und ein zwölf Liter großer Wasserkanister war in einem Familiencaravan vor 30 Jahren noch Standard – aber heute? Man darf also zum Grundpreis des Sassino zumindest mal die 2.020 Euro für die zwei Sassino-Pakete dazurechnen, um auf einen Preis für einen halbwegs zeitgemäß gerüsteten Caravan zu kommen. Wer diesen etwas besonderen Grundriss möchte, bekommt aber einen handlichen Reisecaravan mit guten Fahreigenschaften.
Michael Wille zur Fahrsicherheit:
In der Serienversion hat der 470 K eine recht knappe Zuladungsreserve. Aufgelastet packt er leicht das Gepäck für Vier. Messwerte und Fahrverhalten gehen in Ordnung.
TECHNISCHE DATEN
Fahrwerk:
Al-Ko-Schräglenker-Chassis, V-Deichsel, Stützen, Reifen 195 R 14 C auf Stahlfelgen, LI 106 = 950 kg pro Rad
Aufbau:
GfK/Aluminium-Schaum-Sandwich, Stärken: Dach GfK 30 mm, Wand 30 mm mit Hammerschlagblech, Boden GfK 40 mm Sperrholz, Isolierung EPS, im Boden XPS, Tür geteilt 170 x 53 cm
Fenster:
7 vorgehängte Fenster, alle zu öffnen mit Verdunkelungsrollo und Fliegengitter, Garagenklappe 111 x 52 cm
Füllmengen:
Gas 2 x 11 kg, Frischwassertank 12 l
Innenausstattung:
(Maße H x B x T) Möbelbau hinterlüftet, frz. Bett 190 x 150 cm, Stockbett 192 x 62 cm, 192 x 72 cm, Sitzgruppe 190 x 120 cm, Kleiderschrank 132 x 60 x 48/40 cm, 3 Hängeschränke, 2 Ablagen, 2 Sitzstaukästen, 2 Bettstaukästen, TV-Platz, 1 Trennvorhang
Küchenblock:
Maße (H x B x T): 95 x 113 x 61 cm, Edelstahlspüle und Dreiflammkocher, Dometic Kühlschrank, Inhalt 86/82 l, 1 Deckenschrank, 1 Auszug mit Besteckfach, 1 Unterschrank, 2 Spots 12 Volt, 1 x 230 Volt
Dusch-/Toilettenraum:
Maße (H x B x T): 198 x 98 x 80/60 cm, Thetford-Toilette drehbar, 2 Spiegel, 3 Ablagen, 1 Dachluke
Heizung:
Truma S 3004, Umluft
Energieversorgung/ Beleuchtung:
Elektroversorgung vom Pkw über 13-polige Steckverbindung Marke Jaeger, Umformer 400 Watt, Beleuchtungssystem 12-Volt-LED, 7 Spots, 2 Deckenleuchten, 2 Steckdosen 230 Volt, Vorzeltleuchte LED, Antennenkabel vorbereitet, FI-Schalter
Extras im Testwagen:
Sassino-Paket 1 Abwassertank 25 l, Stabilisierung AKS, Frischwasser 44 l, Ersatzradhalter, Stoßdämpfer 920 €, Sassino-Paket 2 Midiheki, Fliegenschutztür, Therme, elektr. Zusatzheizung 1.100 €, Duschpaket Duschbrause, /-vorhang, /-wanne mit Holzeinlage 540 €, Auflastung 369 €, Alufelgen 365 €, 2 Serviceklappen je 239 €, TV-Platz-Vorbereitung 79 €, Schiebefenster Küche 199 €
Zubehör:
Elektr. Stabilisierung ATC 799 €, Ersatzrad 209 €, USB-Steckdose für Stromschiene 40 €
Nebenkosten:
(TÜV/Brief): 165 €
BEWERTUNG
MITBEWERBER
Der Vergleichspreis basiert auf der Einrichtung mit Küche, Nasszelle, Beleuchtung mit Netzteil, Heizung, Chassis mit Stoßdämpfern, Ausstellfenstern mit Rollos, Frischwassertank mindestens 22 Liter, Kassettentoilette, Abwassertank, Umluftverteilung, Außenstauklappe, Schlingerdämpfung, Ersatzrad mit Halter, TÜV + Fahrzeugbrief.
MEIN URTEIL
Volker Stallmann, Test-Redakteur
Der neue Einsteiger aus Sassenberg tritt mit seinem eigenständigen Design frisch auf. Knapp 15.300 Euro sind als Einstiegspreis für einen Familiencaravan dieser Größe aber nicht wirklich günstig. Zumal bei der sehr sparsamen Grundausstattung diverse essenzielle Extras eben extra geordert werden müssen, womit der 470 K reisefertig eher bei 19.000 Euro liegt. Die verwendeten Komponenten und die Verarbeitung sowohl der Karosserie – immerhin mit zwölf Jahren Dichtheitsgarantie – als auch der Inneneinrichtung sind gut, wie von LMC gewohnt.