... von ihrer zentralen Wohnung nun noch schneller am Ziel. Die Entscheidung für das neue Zuhause fiel durch die Initiative ihrer Tochter. Die war in den Immobilienanzeigen auf das angebotene Haus gestoßen und wollte es kaufen. Die Wohnung im Erdgeschoss könne man ja vermieten, so die laut ausgesprochene Überlegung. »Da habe ich nicht lange überlegt, sondern sie direkt gefragt, ob sie nicht an mich vermieten wolle, denn ich werde ja auch nicht jünger!« Wenn man sie in ihrer Wohnung mit Garten erlebt, möchte man ihr direkt widersprechen. Marika ist sportlich unterwegs und immer an Neuem interessiert. »Aber im Kreuzviertel wohnte ich in der ersten Etage mit hohen Decken, während ich hier nur wenige Stufen hinauf zum Erdgeschoss gehe.« Eine Entscheidung für die Zukunft, aber auch für den Genuss der Gegenwart.
»FÜR MICH GIBT ES NICHTS SCHÖNERES ALS AUS MEINEM ERKER HERAUS DEN RADFAHRERN UND SPAZIERGÄNGERN ZUZUSEHEN.«
STARKE KONTRASTE
Das neue Zuhause hatte zuvor eine Steuerberatungskanzlei beherbergt, mit vielen Gipskartonwänden, die die großen Räume unterteilten, und einer üblichen Büroeinrichtung mit heller Beleuchtung. Da brauchte es viel Vorstellungsvermögen, wie man daraus ein behagliches Zuhause schaffen konnte. Zum Glück waren sich Mutter und Tochter aber in vielen Punkten einig. Das zeigt sich am eindrücklichsten in der Gestaltung der Bäder in Schwarz-Weiß. »Wir haben die gleichen Wand- und Bodenfliesen gewählt und jeweils mit Holzaccessoires ergänzt. Mein Bad in der letzten Wohnung war ja auch schon Schwarz-Weiß, für meine Tochter war die Umstellung daher größer«, lacht sie. Weil ihre Tochter keinen ihren Geschmack treffenden Waschtischunterschrank fand, ließ sie für beide Wohnungen welche aus einem Stahlrahmen mit einer Platte aus Nero Assoluto, einem Hartgestein, bauen. Darunter haben einfache schwarze Rollcontainer Platz, in die all der Kleinkram im Bad hineinpasst.
1927 Die Villa stammt aus dem Jahr 1927 und steht mit den beiden flankierenden Gebäude unter Ensembleschutz
BIERGARTEN Ein lauschiger Biergarten wäre das hier auf jeden Fall. Das dachte sich auch ein Besucher, der während der Umbauarbeiten Platz nahm
Auch in den übrigen Zimmern zeigt sich Marikas Vorliebe für den starken Kontrast. Schwarze Arbeitsplatte zu weißen Küchenfronten, dunkle Möbel vor weißen Wänden und schwarze Bilder mit weißer Schrift. Dazu kommen aber unzählige bunte Accessoires. Ihre Freude am Absurden zeigt sie gern. »Wer hat schon einen Engel auf dem Kühlschrank?« Sie sammelt außerdem leidenschaftlich gern außergewöhnliche Abbildungen, Sprüche oder Illustrationen und rahmt sie. »Da hatte ich in meinem letzten Zuhause natürlich mehr Möglichkeiten, sie aufzuhängen, denn die Wohnung war einige Quadratmeter größer.« Den vorhandenen Platz weiß sie jedoch gut zu nutzen.
LAUSCHIG Besucher von Marika gehen zum rückwärtigen Eingang durch den Garten an der wunderschön illuminierten Haustür vorbei
SKURRIL »Wer hat schon Engel auf dem Kühlschrank?«, fragt Marika lachend. Ihre Vorliebe fürs Absurde lebt sie außerdem mit ihren gerahmten Fundstücken aus
DIREKT INS WOHNZIMMER
Das Haus steht mit den nebenstehenden Gebäuden unter Ensembleschutz, sodass nicht viel verändert werden durfte. Zu ihrem Leidwesen mussten drei vorhandene Fenster zugemauert werden, denn sie waren nachträglich in den 1970er Jahren hinzugefügt worden und gehörten nicht zum ursprünglichen Gebäude. Außerdem lagen sie direkt in der Grenzmauer zum Nachbargrundstück. »Da kamen dann die Denkmalschützer vorbei, um zu kontrollieren, ob auch wirklich gemauert worden ist.« Damit beide Wohnungen getrennt werden konnten, erhielt die Erdgeschosswohnung einen direkten Zugang zum Garten, der als Wohnungstür fungiert. »Einen Garten habe ich in meiner letzten Wohnung am meisten vermisst.« Dort hatte sie zwar einen großen Balkon, aber wenn man Gartenliebhaber ist, reicht das meistens nicht. Ihre Tochter war dafür umso glücklicher, ihren Garten gegen einen großen Balkon zu tauschen.
BEHÜTET Hüte findet man in Marikas Wohnung an vielen Stellen. Zusammen mit dem Heiligenbild lässt es sich so gut behütet schlafen
BLACK … and White. Das Bad folgt einem strengen Konzept von Nichtfarben, ergänzt durch Holzelemente und -accessoires
Durch die Wohnungstür steht man nun direkt im Wohnzimmer. »Das ist wie in Amerika und stört mich kein bisschen «, erklärt Marika. Was sie dagegen verwunderlich fand, war das Verhalten mancher Promenadenbesucher während des Umbaus. »Wir hatten tatsächlich mal Leute an unserem Gartentisch sitzen, die der Ansicht waren, das wäre jetzt hier ein neuer Biergarten«, lacht sie. Wenn man im Schatten der hohen Promenadenbäume an Marikas Gartentisch sitzt, ist das Verhalten dieser Besucher fast nachvollziehbar. Es wäre eine schöne Vorstellung, aber für ein Bier in diesem Ambiente muss man schon die Hausherrin kennen. Vielleicht haben Sie ja das Glück?
»MEIN BAD IN DER LETZTEN WOHNUNG WAR JA AUCH SCHON SCHWARZ-WEISS«
GESAMMELT Marika liebt Schätze vom Flohmarkt, wie das kleine Schränkchen im Bad, das sie tiefschwarz lackierte