... ausführen, ohne dass die Bewohner eingreifen müssen.
Effizienz und Sicherheit
Beispiel Energieeinsparung: Die smarte Haustechnik steuert die Verschattung im Winter so, dass solange wie möglich allein die Sonne die Innenräume erwärmen kann. Reichen die solaren Gewinne, fährt sie vielleicht erst gegen Abend die Rollläden herunter und dreht erst dann die Heizkörperventile auf. Beispiel Klimaregulierung: Die Automation erhöht die Leistung der Lüftungsanlage, sobald sie merkt, dass der CO2 -Gehalt der Raumluft steigt – vielleicht, weil gerade eine lebhafte Party stattfindet. Beispiel Sicherheit für Senioren: Sie leuchtet punktgenau Flure und Wege aus, erkennt, wenn jemand gestürzt ist, sie stellt den Herd ab, wenn sich zu lange niemand mehr um die brodelnden Töpfe gekümmert hat. Oder – siehe oben – wenn die letzte Person das Gebäude verlässt. Beispiel Anwesenheits- und Einbruchschutz: Das System verrät den Bewohnern, wer gerade vor der Tür steht, simuliert zur Urlaubszeit durch möglichst lebensechten Einsatz von Beleuchtung und Multimedia ein volles Haus.
1 Magisch – und praktisch: Schalter, der im Dunkeln auf sich aufmerksam macht. Hager
2 Mit diesem System können Beleuchtung und Verschattung auch per Smartphone bedient werden. Jung
3 Sprachsteuerung liegt im Trend: Hier wurde die Funkzentrale der smarten Haustechnik mit Googles Home Assistant kombiniert. Somfy
4 Schnittstelle zum Anschluss „dummer“ Schalter an die Hausautomation. Theben
5 Türsprechanlage, laut Hersteller so einfach zu bedienen wie ein Smartphone. Hager
Aktoren und Sensoren
Diese Funktionen erfordern neben den üblichen Komponenten auch Rollladenantriebe, Fenster- und Türantriebe, Markisenantriebe, Türsprechanlagen, Schließanlagen und so weiter. Die werden von den Aktoren angesteuert, Schaltern, die ihre Anweisungen von der Steuerintelligenz, der Recheneinheit, bekommen. Die wiederum verarbeitet dazu die Daten der Sensoren, also etwa der Temperaturfühler, Windmesser, Fenster-Kontaktmelder, Bewegungsmelder. Die Steuerintelligenz kann auf die Chips der einzelnen Sensoren und Aktoren verteilt sein, sie kann sich auf einem Mini-Server im Haus befinden – oder auf einem Server im Internet. Aktoren, Sensoren und Zentrale kommunizieren per Datenkabel, per Stromkabel oder per Funk. Und zwar in mittlerweile zahlreichen „Sprachen“ – den Standards. Offene Standards werden von Geräten vieler verschiedener Anbieter beherrscht, die sich daher leicht in ein und dasselbe System integrieren lassen, geschlossene (proprietäre) Standards werden nur von Geräten eines Herstellers „gesprochen“.
Gute Nerven
Profis bevorzugen die draht- beziehungsweise glasfaserbasierte Variante, mit einem eigenen Netz aus Datenkabeln. Sie seien robust und kaum störanfällig, Kommunikation über größere Entfernungen sei kein Problem. Der Neubau ist die beste Gelegenheit, um zusammen mit der Elektroinstallation diese „Nervenbahnen“ einzurichten. Man muss nur vorher festlegen, wo überall Komponenten in die Automation eingebunden werden sollen. Die Verteilerkästen müssen größer ausfallen, sie nehmen zusätzlich die Aktoren auf. In den Wänden sind tiefere Dosen vorzusehen, die Strom- und Datenkabeln Platz bieten müssen. (Auch eine kabelbasierte Anlage ist jedoch noch erweiterbar, mit Leitungen und ebenso mit Funkkomponenten.)
6 Jalousien, Rollläden und Raff stores mit Anbindung an die Automation sind eine echte Alltagshilfe. Somfy
7 Die Steuerintelligenz fürs Haus: ein unscheinbarer Mini-Server, der im Schaltkasten verschwindet. Hager
Im Haus halten
Internet-Verbindungen für den Zugriff von außen durch die Nutzer müssen schon mit Rücksicht auf den Datenschutz ordentlich abgesichert werden, sagt Norman Bartusch, Vorstandsmitglied des Smarthome Initiative Deutschland e. V. Von Cloud-only-Lösungen, die ihre Anweisungen ausschließlich aus dem Web bekommen, rät die Initiative nicht grundsätzlich ab, sieht sie aber aus demselben Grund kritisch. Und aus einem weiteren: Wird die Verbindung unterbrochen, ist die Haustechnik plötzlich dumm. Oder, schlimmer noch, nicht mehr nutzbar. Mit einem lokalen System dagegen, mit der Recheneinheit innerhalb der vier Wände, behalten die Hausbewohner die Kontrolle. Ist bestimmt besser, als der Cloud und datenhungrigen Diensteanbietern vertrauen zu müssen.
ab
Smart von Anfang an
Kosten: Abhängig vom jew. Umfang: funkbasierte Systeme (Standards: z. B. En-Ocean, ZigBee, Z-Wave, Bluetooth) ab ca. 2.000 Euro; kabelbasierte Systeme (Standards: z. B. KNX, LCN) ab ca. 8.000 Euro
Planung: Durch einen Systemintegrator, der die aktuell gewünschten Funktionen berücksichtigt sowie weitere Optionen für die Zukunft, z. B. AAL (Ambient Assisted Living, gezielte Unterstützung für Senioren, um selbstbestimmtes Wohnen zu erleichtern); Wahl der eingebundenen Technik: neben Heizung, Verschattung, Alarmanlage evtl. auch Waschmaschine, Küchengeräte, Gartentechnik (Beleuchtung, Bewässerung) usw.; Vereinbarung des Ausstattungswertes der Automation mit dem ausführenden Fachbetrieb, nach RAL-RG 678: 1plus (Vorbereitung für Gebäudesystemtechnik), 2plus (mind. 1 Funktionsbereich) oder 3plus (mind. 2 Funktionsbereiche); ggf. Leerrohre einziehen für spätere Erweiterung
Datensicherheit: System aus einer Hand planen und installieren lassen; bei Anbindung ans Internet den Router nach den aktuellen Sicherheitsanforderungen konfigurieren, regelmäßig Sicherheits-Updates durchführen, Firewalls für Smartphone, Tablet und PC nutzen, voreingestelltes Passwort durch eigenes ersetzen, keine Billig-Komponenten integrieren (die z.T. keine Sicherheits-Updates erlauben); Sprachsteuerung, Sprachassistenten: möglichst lokale, dezentrale Assistenten verwenden, webbasierte Assistenten nur bei Bedarf einschalten, Befehlsfunktion durch PIN-Code oder Passwort sichern, regelmäßig die vom Diensteanbieter gespeicherten, persönlichen Daten checken; Gütesiegel für Smart-Home-Systeme: „VDE Informationssicherheit geprüft “, vergeben vom VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. – www.vde.de)
Info-Adressen: BSI – Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, Informationen rund ums Thema Datensicherheit (Suchwort „Smart Home“) – www.bsi.bund.de bzw. www.bsi-fuer-buerger.de
Smarthome Initiative Deutschland e.V . – Aktuelle Informationen zum Thema Smart Home, Adressen von Fachbetrieben und Systemintegratoren unter „Fachbetriebe“, dann „Fachbetriebe finden“ – www.smarthome-deutschland.de
ZVEH – ZVEH – Zentralverbd. der Dt. Elektro- und Informationstechnischen Handwerke, Adressen von Fachbetrieben (Suchwort „Smart Home“) – www.elektrohandwerk.de/fachbetriebssuche
Illustration: getty/bubaone
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