... Alles war neu, aufregend, spannend – kurz gesagt: wunderschön.
Ganz heimlich formt sie unsere Persönlichkeit
Fakt ist: Die erste Verliebtheit ist einfach unvergesslich. Kein Wunder: Starke Emotionen, wie wir sie währenddessen erleben, haben einen klaren Effekt. „Sie prägen sich ein“, erklärt Eric Hegmann, Paarberater und Single-Coach aus Hamburg. „In dieser Zeit befinden wir uns in einem völligen Hormonrausch, den unser Belohnungszentrum im Kopf niemals vergisst.“ Während unser Gehirn Alltägliches schnell in die Tiefen des Unterbewusstseins schiebt, hält es die Momente großer Gefühle wie etwa die erste Beziehung stets parat. Denn: Ohne Gefühle gibt es keine Erinnerungen. Ergreift uns ein Ereignis also stark, steigt die Konzentration der Neurotransmitter. Und was passiert, wenn uns ein Ereignis gar nicht interessiert? Richtig: Nichts! So ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns an den ersten richtigen Kuss erinnern, weit größer als beim Hundertsten. Hinzu kommt die jugendliche Hormon-Überdosis, die dazu beiträgt, dass sich Teenies Hals über Kopf auf den anderen einlassen und die Liaison ganz ohne Bedenken und Zweifel leben. Der wichtigste Grund, warum das alles so schön ist: „Es gab nichts, womit man den ersten Kuss oder die erste gemeinsame Nacht vergleichen könnte – denn wir waren einfach vollkommen unvorbelastet. Herrlich!“
47% der Deutschen können die erste LIEBE nicht vergessen
Bei dem hohen Stellenwert, den die erste LIEBE einnimmt, wundert es also nicht, dass sie auch elementar für unsere Persönlichkeitsentwicklung ist. Auch wenn die Beziehung nicht ewig hält, „führt sie zu innerer Ausgeglichenheit und erhöht das Selbstbewusstsein“, so der Experte. Das Ergebnis einer Langzeitstudie zeigt: Kein anderes Erlebnis im Leben eines Menschen hat ähnliche Auswirkungen. Nicht der erste Job, weder Scheidung noch Unfälle, auch nicht die Geburt eines Kindes. Über die Gründe können die Experten nur spekulieren.
Wahrscheinlich vermittelt die Beziehung ein großes Gefühl von Sicherheit – und das wiederum wirkt sich positiv auf die gesamte Psyche aus. „Die erste LIEBE aktiviert neue Seiten der Persönlichkeit, lässt Mann und Frau reifen.“
„Wir konnten uns 47 Jahre lang nicht vergessen“
Hermann (81) und Ilse (78) lernten sich 1961 über Freunde kennen. „Wir verliebten uns sofort“, erzählt die Kölnerin. Doch nach einem Jahr trennten sich ihre Wege. Beide heirateten, gründeten eine Familie, ließen sich wieder scheiden. 2009 fanden sie sich über Facebook wieder – und sind glücklicher als je zuvor.
Auch sie war nicht perfekt
Obwohl viele von uns die erste LIEBE glorifizieren und wehmütig an sie zurückdenken, dürfen wir aber zweifellos annehmen, dass sie gar nicht so perfekt war, wie sie in unseren Erinnerungen abgespeichert ist. Experten wissen: Das Gehirn neigt dazu, die negativen Erlebnisse zu verdrängen beziehungsweise positiver darzustellen, als sie tatsächlich waren. „Ich nenne das ‚Disneyfizierung der LIEBE‘. Denn dabei vergessen die Betroffenen: Die Beziehung damals ist aus irgendwelchen Gründen gescheitert, sonst würde man sie ja noch führen“, weiß Hegmann. Doch das ist im Nachhinein noch lange kein Grund zu trauern. Denn: Alle Erfahrungen sind immer für irgendetwas gut. „Vielleicht entwickelt sich ja der dritte feste Partner zur LIEBE des Lebens. Und dann können wir im Rückblick durchaus reflektieren, dass die ersten Beziehungserfahrungen notwendig waren, um zu wissen, was einem in der LIEBE wirklich wichtig ist.“
Kann es ein Wiedersehen mit Happy End geben?
„Spinat und alte LIEBE soll man nicht aufwärmen“, heißt es. Doch das scheint immer mehr Menschen egal. Denn: Früheren Gefühlen nachzujagen ist inzwischen ein Trend! In den USA nennt sich dieses Phänomen „Rekindling“, zu deutsch „Wiederaufflammen“. Auf dem amerikanischen Portal reunion.com haben sich bereits 35 Millionen Menschen angemeldet – in der Hoffnung, ihre einstige Jugendliebe wiederzufinden. Und auch uns fällt es dank Facebook & Co. nicht schwer, Menschen aus der Vergangenheit aufzustöbern. Kann es denn sein, dass es wieder funkt, wenn man die erste LIEBE nach vielen Jahren wiedersieht?
7% sind sogar noch mit ihrem ersten Partner zusammen
„Oh ja“, schmunzelt Hegmann. „Und je nachdem, wie sehr die Partner sich verändert haben, besteht auch die Chance, dass es diesmal tatsächlich halten kann.“ Doch so aufregend das Ganze auch sein mag: Ein Wiedersehen kann auch zur Enttäuschung werden. Dann etwa, wenn sich der einstige Traummann zum Schnösel mit Halbglatze verändert hat. In dem Fall wird das Ganze kein Neubeginn, sondern eher ein Abschied: Von dem verliebten Mädchen, das man einst war. Und den Gefühlen, die im Herzen kleben wie Kaugummi am Schuh. Sehr ernüchternd – aber nicht selten befreiend. „Zum Leben gehört, Dinge loszulassen. Auch die erste LIEBE …“ Trotzdem: Den Schuhkarton dürfen wir behalten! Der guten alten Zeiten wegen …
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