... dahintersteckt und was wirklich hilft.
WIE VERLÄUFT DIE ERKRANKUNG?
Typischerweise in drei Phasen. In der ersten, der „Freezing-Phase“, treten Schmerzen auf, vor allem nachts. Sie dauert zehn bis 36 Wochen. In der zweiten, der „Frozen-Phase“, sind die Schmerzen langsam rückläufig, die Bewegungseinschränkung besteht aber weiterhin, die Versteifung beginnt. In der dritten, der „Thawing-Phase“ (dt.: auftauen), verschwinden die Schmerzen, und die Beweglichkeit kehrt zurück. Es handelt sich also in der Regel um eine selbstheilende Erkrankung, die durchschnittlich 30 Monate dauert.
WOHER KOMMT DIE VERSTEIFUNG?
Im Verlauf der Erkrankung vernarbt und verklebt das Kapselgewebe um das Schultergelenk. Ursprünglich ist die Kapsel sehr weit, weil sie viel Bewegung zulassen muss. Sie faltet sich wie eine Ziehharmonika auseinander und legt sich wieder zusammen. Wenn diese Falten verkleben, ist die Schulter nicht mehr beweglich.
WELCHE URSACHEN KOMMEN INFRAGE?
Ärzte unterscheiden primäre und sekundäre Schultersteife. Die Ursachen der primären sind nicht geklärt. Aus Studien wissen wir aber, dass Frauen zwischen 40 und 60 sowie Diabetiker ein erhöhtes Risiko haben. Als Risikofaktoren werden Störungen des Hormonsystems und des Zuckerstoffwechsels vermutet. Die sekundäre Schultersteife kann verschiedene Ursachen haben: Brüche, Prellungen und andere Verletzungen der Schulter, ebenso Operationen in dem Bereich, Unfälle, längeres Ruhigstellen wie nach einem Bruch, Arthrose im Oberarm, eine Kalkschulter oder Infektionen. Bewegungsmangel hingegen scheidet als Verursacher aus.
WAS HILFT GEGEN DIE FROZEN SHOULDER?
Das hängt vom Stadium ab. Im ersten verschafft das Einspritzen von Cortison in das Schulterhauptgelenk und unter das Schulterdach den Patienten Linderung. In Phase zwei können Cortisontabletten sowie Krankengymnastik die Beschwerden mildern und die Beweglichkeit verbessern. Krankengymnastik ist auch im dritten Stadium elementar, um die Schulter wieder voll beweglich zu machen. Erst wenn dadurch keine Besserung eintritt, ist eine Operation ratsam.
WIE WIRD OPERIERT?
Heutzutage mit der Schlüsselloch-Technik (Arthroskopie). Dabei wird die Kapsel um die Gelenkpfanne herum von Verklebungen gelöst. Wichtig: Die adhäsive Capsulitis wird häufig mit einem Schulter-Impingement (Einklemmung von Weichteilen) verwechselt. Beide Erkrankungen können in der Kernspintomografie (MRT) ähnlich aussehen und somit fehldiagnostiziert werden. Neben dem richtigen Erkennen der Schultersteife ist die stadiengerechte Behandlung extrem wichtig. Operationen, insbesondere in der Frühphase der Erkrankung, führen nicht selten zu einem deutlich verlängerten Krankheitsverlauf.
ANFÄLLIG AUFGEBAUT: Das Schultergelenk
Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk des Körpers und wichtig für alles, was wir mit Armen und Händen machen möchten. Es besteht aus einer Pfanne am Schulterblatt und dem Oberarmkopf. Dazu gehören Sehnen, Schleimbeutel und eine Gelenkkapsel.
Problematisch ist der Größenunterschied zwischen der sehr flachen Gelenkpfanne und dem großen Oberarmkopf. Vier Muskeln, die die Beweglichkeit der Schulter ermöglichen, bilden mit ihren Sehnen die sogenannte Rotatorenmanschette drum herum. Ihr fällt die zentrale Aufgabe zu, den Oberarmkopf in der deutlich kleineren Gelenkpfanne zu zentrieren. Das ist nicht einfach, weil noch andere Muskeln an der Schulter ansetzen und die Balance stören und degenerative Prozesse den Sehnen schaden – in jedem Alter.
Illustrationen: Science Photo Library (2); Foto: privat; Text: Gabriele Ricke