... begehrtesten Schaufenster der Uhrenhersteller ist nach wie vor die Formel 1, nicht umsonst „Königsklasse des Motorsports“ genannt. Motorsportfreunde weltweit haben sich auf den Re-Start der Formel 1 gefreut. Und auf die Präsenz der Formel-1-Fahrer in den Medien – sind die doch immer für schnelle Autos und einen guten Lifestyle zu haben. Dazu gehören auch die rasant schnellen Formel-1-Chronographen. Dank Stopp-Funktion oder Zwischenzeit sind sie gleichermaßen praktisch wie durch ihr Design sportlich und opulent anzusehen. Beste Gelegenheit für uns, auf den nächsten Seiten einen Blick auf die Formel 1 samt ihren Uhren zu werfen.
Die Zusammenarbeit von Automarken und Uhrenmarken lässt sich bis ins Jahr 1971 zurückverfolgen. Es ist überliefert, dass in jenem Jahr Gianclaudio „Clay” Regazzoni auf dem Weg zu seinem Uhren-Partner Longines durch Saint-Imier eilte, als Jack W. Heuer den Formel- 1-Piloten entdeckte. Innerhalb kurzer Zeit führte sein beherztes Handeln zu einer langjährigen Partnerschaft des Chronographen-Spezialisten Heuer mit der Scuderia Ferrari. Und der Einstieg in die Formel 1. Durch legendäre Fahrer wie Juan Manuel Fangio und Ayrton Senna ist TAG Heuers Engagement für die Formel 1 tief in der Geschichte des berühmten Rennens verwurzelt. Doch TAG Heuer kann mehr vorweisen als nur eine Formel-1-Präsenz. Am Arm von Steve McQueen wurde TAG Heuer mit der Monaco unsterblich: Sie war die erste wasserdichte Uhr mit viereckigem Gehäuse und 1969 einer der ersten Chronographen mit Automatikwerk. Damals ein großer technischer Fortschritt. Heute ist die Uhrenmarke offizieller Partner des Grand Prix und des Automobilclubs von Monaco ACM, der besagtes Formel-1-Rennen ausrichtet. Darüber hinaus hat TAG Heuer aber auch die populäre Uhrenlinie Formula 1 mit neuen Modellen angereichert – vielleicht etwas für Damen, die auf der Suche nach einer sportlichen und zugleich eleganten Armbanduhr sind. Als Sponsor und Partner bleibt TAG Heuer auch in diesem Jahr dem Team Red Bull Racing verbunden. Seit 2015 ist TAG Heuer offizieller Zeitnehmer des Teams, die neue Vereinbarung sieht vor, dass das TAG Heuer-Branding auf den Autos und Anzügen der Piloten Max Verstappen und Sergio Perez weitergeführt wird. Beide Fahrer sowie das Team werden auch Armbanduhren der Marke im Rahmen der FIA-Formel- 1-Weltmeisterschaft tragen.
IWC Schaffhausen ist seit Jahren mit AMG-Mercedes und dem dazugehörigen Formel-1-Team liiert, engagiert sich aber auch im historischen Motorsport und hat sich so zu einer weiteren „Auto-Uhrenmarke“ entwickelt. Beim 78. Goodwood Members’ Meeting präsentierten IWC Schaffhausen und Hot Wheels™ das auf 50 Exemplare limitierte „IWC x Hot Wheels™ Racing Works“-Sammlerset. Es umfasst einen Metallwerkzeugkasten mit der Pilot’s Watch Chronograph Edition „IWC x Hot Wheels™ Racing Works“ und der Hot Wheels Mercedes- Benz 300 SL „Racing Works Edition“. Von Partnerschaften mit Mercedes-AMG und dem Mercedes-AMG Petronas F1 Team bis hin zum Sponsoring von GT- und Oldtimer- Rennen ist IWC eng mit vielen Bereichen des Motorsports verbunden. Bereits 2018 rief der Schweizer Luxusuhrenhersteller sein eigenes Motorsportteam IWC Racing ins Leben, das seither mit dem legendären 1955 Mercedes-Benz 300 SL „Gullwing“ an verschiedenen Oldtimer-Rennen teilnimmt.
Bei Richard Mille gab es diesbezüglich nie den Hauch eines Zweifels, denn der Patron der Marke ist ein glühender Motorsportfan mit einer respektablen eigenen Rennwagensammlung. Er hat als persönlicher Sponsor einige Formel-1-Piloten unter Vertrag und fungiert 2021 als offizieller Zeitnahme-Partner für die Scuderia Ferrari und für McLaren F1 Racing. Während Richard Mille in Zusammenarbeit mit McLaren bereits erste Armbanduhren auf den Markt gebracht hat, müssen sich die Ferrari-Fans noch etwas gedulden. Das gilt auch für die exklusiven Modelle der Marke Girard-Perregaux, die zukünftig in einem Atemzug mit Aston Martin genannt werden wollen. Und auch hier wird die Uhr zum Formel-1-Boliden erwartet. Eine „eigene“ Uhrenmarke zu haben, ist in der Formel1 auch eine Frage der Ehre, und so unterhalten Williams und Haas F1 ebenfalls freundschaftliche Bande mit exklusiven Uhrenmarken: Das britische Williams-Team ist mit Zeitmessern der heimischen Uhrenmarke Bremont ausgestattet, Mick Schumacher und Nikita Mazepin aus dem Rennstall Haas tragen Armbanduhren der Schweizer Marke Cyrus. „Es ist eine große Ehre, in den kommenden Jahren der offizielle Zeitnehmer des F1-Teams von Uralkali Haas zu sein“, erklärt Dr. Pablo Richard, Mitinhaber von Cyrus Genève.
Nach soviel Formel 1 gibt es in der RETROWELT natürlich einen versöhnlichen Abschluss mit Uhrenherstellern, die sich dem historischen Rennsport widmen. Jedoch ist es unmöglich, hier sämtliche Uhrenmarken aufzuzählen, die sich bei Oldtimer-Rallyes, Motorsport-Festivals und anderen Automobil-Veranstaltungen (historisch und zeitgenössisch) engagieren. Stellvertretend für alle könnte Chopard genannt werden, der langjährige Sponsor der Mille Miglia, genau wie Union Glashütte, die sich als offzieller Zeitnahme-Partner der Sachsen Classic etabliert hat, und A. Lange & Söhne (CEO Wilhelm Schmid haben wir im vergangenen Jahr ausführlich portraitiert), die anlässlich des Concorso d'Eleganza Villa d'Este eine Siegeruhr für das „Best of Show“-Automobil stiften. Die Siegeruhr zeugt von mechanischer Meisterschaft und erinnern zugleich an die historisch gewachsene Verbindung von Zeitmessung und Motorsport. Diese besonderen Uhren bilden oft den Grundstock größerer Uhrensammlungen, weil über die Sympathie für eine solche Veranstaltung oder gar die Teilnahme daran das Interesse an hochwertigen mechanischen Armbanduhren geweckt wurde. Bei aller Sammlerbegeisterung gilt für Uhren dasselbe wie für Oldtimer: Ein Oldtimer muss bewegt werden, er braucht Fahrtwind und gehört auf die Straße, um Standschäden zu vermeiden. Die Faszination einer hochwertigen Uhr vermittelt sich auch nicht im Tresor, sondern am besten, wenn man sie in die Hand nimmt oder – noch besser – an den Arm anlegt.