Als umweltfreundlich verkauft, droht alten Dieseln nun der Stillstand. Wir zeigen, wann und wo Schluss ist
Bildquelle: Auto Bild Spezial Gebrauchtwagen, Ausgabe 1/2018
KAUM EIN THEMA wird in diesem Jahr so heiß diskutiert wie die Fahrverbote für alte Diesel in Innenstädten. Für die einen ist der Selbstzünder DER Umweltverschmutzer schlechthin, verantwortlich für Tausende Tote im Jahr, für die anderen ein umweltfreundlicher Antrieb, der jede Menge CO2 spart.
Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Unbestreitbar sind die Stickoxidwerte in vielen deutschen Innenstädten deutlich höher, als es der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft zulässt (siehe Tabelle rechts). Aber sind die Diesel-Pkw wirklich dafür verantwortlich? Nicht nur. In Städten wie Hamburg oder Köln mit Schifffahrt in Innenstadtnähe werden die Werte wohl auch in Zukunft gerissen, egal wie viele Autos ausgesperrt werden. Und ausgerechnet Hamburg ist die erste Stadt in Deutschland, die bereits Vollzug meldet und zwei Teilabschnitte großer Straßen gesperrt hat. Der Effekt? Bisher nicht nachzuweisen.
Zudem gibt es Zweifel an der Gefährlichkeit der Stickoxide. Das Umweltbundesamt bringt 6000 Tote im Jahr direkt mit dem Diesel in Verbindung – tatsächlich aber lässt die im März veröffentlichte Studie diesen Rückschluss nicht zu. Namhafte Wissenschafter bezweifeln den Zusammenhang zwischen Dieselabgas und vorzeitigen Todesfällen. Nützt aber nichts, denn vor allem die Deutsche Umwelthilfe klagt Fahrverbote ein, wie jüngst in Stuttgart – wo nun Fahrverbote ab Januar für alle Diesel mit Euro 4 und schlechter eingeführt werden, ab September 2019 wohl auch für Selbstzünder der Abgasnorm Euro 5.
WOHL IN NUR NOCH
20
Innenstädten sollen Ende 2019 die Stickoxidgrenzwerte zu hoch sein. Davon geht die Autoindustrie aus.
Bildquelle: Auto Bild Spezial Gebrauchtwagen, Ausgabe 1/2018
Die Leidtragenden sind Autofahrer, die erst vor ein paar Jahren einen Diesel gekauft haben, denen versprochen wurde, sich ein umweltfreundliches Auto anzuschaffen. Abhilfe könnte die Nachrüstung von SCR-Kats bringen, erste Modelle haben jüngst die Zulassung des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) erhalten.
Und wahrscheinlich wird sich das Dieselproblem von allein in Luft auflösen. Durch die normale Fluktuation auf dem Markt kommen immer sauberere Diesel auf unsere Straßen, die Autoindustrie rechnet damit, dass in maximal 20 Städten Ende des nächsten Jahres die Grenzwerte noch zu hoch sein könnten – auch ganz ohne Fahrverbote.
IM MAI SIND NUR NOCH
31%
aller neu zugelassenen Pkw in Deutschland mit einem Diesel ausgerüstet – das Niveau von 2009. Und ein Minus von 27,2 Prozent gegenüber Mai 2017.
ILLUSTRATION: MAIKE DUNKHASE