... vom Tyndall Center for Climate Change Research der UEA. Dazu gehören unter anderem der Amazonas-Regenwald, das Kongobecken und Galapagos. Wenn wir an unserem Leben nichts ändern und weiterhin so viele Treibhausgase produzieren wie bisher, würde jede zweite Art bis zum Jahr 2080 aus den untersuchten Gebieten verschwinden. „Und selbst wenn das Zwei-Grad-Limit eingehalten würde, wie im Pariser Klimaabkommen beschlossen, würde das Artensterben nicht zu stoppen sein, sondern lediglich jede vierte Spezies für immer von unserem Erdball verschwinden“, so die Forscherin.
Dabei sind wir vom 2-Grad-Ziel weit entfernt. Wenn wir Menschen weiter so verschwenderisch leben wie bisher, droht eine Erwärmung der Erde von 4,5 Grad.
Natürlich oder menschengemacht
Das Klima hat sich auf unserer Erde schon immer verändert. Auf lange Eiszeiten folgten auch immer wieder unterschiedliche Wärmeperioden. So war die eisige Inselgruppe Spitzbergen in der Arktis vor 300 Millionen Jahren noch ein schwülwarmes Paradies und bestand aus riesigen, dampfenden, sumpfigen Farnwäldern. Die Strukturen ihrer gemaserten Stämme und filigranen Blätter sind dort noch heute versteinert in den schroffen Felsen zu finden. Und wo heute die schneebedeckten Alpen in den Himmel ragen, befand sich vor 250 Millionen Jahren ein großer tropischer See. Der Motor des Klimas auf der Erde war immer die Strahlung der Sonne – die Klimaveränderungen dauerten Jahrtausende und liefen sehr langsam ab. So konnten sich viele Tierund Pflanzenarten an die sich langsam ändernde Umwelt anpassen oder abwandern.
" Dem Eisbär schmilzt das Eis, sein Lebensraum, unter den Pfoten weg! "
Wer ist schuld?
Heute allerdings vollzieht sich der Klimawandel in einer rasanten Geschwindigkeit, vergleichbar mit dem Asteroideneinschlag vor etwa 65 Millionen Jahren, als sich der Himmel durch Asche und Staub innerhalb von kürzester Zeit verdunkelte und das Klima radikal veränderte. Damals hatten die Dinosaurier keine Chance. Fast 200 Millionen Jahre beherrschten sie die Erde und starben nun aus – und mit ihnen drei Viertel aller lebenden Tier-und Pflanzenarten. Ein solch riesiges Artensterben droht der Erde nun wieder.
Doch schuld an der jetzigen Misere ist kein Asteroid: Seit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert ist die Menschheit verantwortlich für einen erhöhten Ausstoß an Treibhausgasen. Sie entstehen beispielsweise durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas sowie durch die Abholzung von Wäldern. Man spricht hierbei von einem menschengemachten oder anthropogenen Treibhauseffekt. Dadurch stieg die globale Temperatur deutlich an – um etwa ein Grad. Das klingt wenig, hat jedoch dramatische Folgen. Die Tier-und Pflanzenwelt hat zu wenig Zeit, darauf zu reagieren und sich anzupassen.
Auch die Massentierhaltung und der Agrarsektor haben ihren Anteil an der Erwärmung: Tierwirtschaft verursacht direkt und indirekt große Mengen der drei klimarelevantesten Treibhausgase – Kohlenstoffdioxid, Methan und Lachgas. Auch die Verwendung von stickstoffhaltigen Düngern sorgt für erhöhte Emissionen.
Keine Heimat mehr
Das Tier, das am häufigsten im Zusammenhang mit dem Klimawandel genannt wird, ist der Eisbär. Er gilt als besonders bedrohte Art, und ihm schmilzt das Eis wortwörtlich unter den Füßen weg. Noch gibt es rund 25.000 der weißen Riesen mit der schwarzen Haut in freier Wildbahn. Doch durch steigende Temperaturen und das Schmelzen der Arktis schwindet mit dem Packeis auch ihr Hauptlebensraum. Denn dort jagen sie vornehmlich Ringelrobben. Wenn Meere und Buchten aber nicht mehr zufrieren und sie nicht mehr an ihre Hauptnahrung gelangen, sind sie gezwungen, länger von ihren Fettreserven zu zehren. Ein Teufelskreis, der die Eisbären schwächt und zu schlechteren Jägern macht. Die Erderwärmung bedingt in manchen Beständen bereits jetzt eine schlechtere körperliche Verfassung erwachsener Tiere, höhere Sterblichkeit und geringere Fortpflanzungsraten. Forscher warnen, dass bis 2050 über 30 Prozent der Eisbären verschwunden sein könnten und sie bis 2100 komplett ausgestorben sind.
Klimaveränderung bringt Tod
Ob Eisschilde, Gletscher oder Permafrost: Überall auf der Erde gehen die Eismassen zurück. Das Nordpolarmeer hat in den vergangenen drei Jahrzehnten etwa die Hälfte seiner Eisdecke eingebüßt. Schon im Jahr 2050 könnte das Meer im Sommer frei von Eis sein. Fatal für die Eisbären. Ähnliches passiert mit den Eisschilden in Grönland.
Auch auf der anderen Seite der Erdkugel haben Arten mit der Eisschmelze zu kämpfen: Die Erderwärmung führt zu häufigeren und stärkeren warmen Meeresströmungen wie dem El Niño, die den Krill-und Fischbestand reduzieren – und damit die Futterquelle von Robben, Pinguinen und Blauwalen.
Antarktis-Forscher befürchten, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts 60 Prozent der Kolonien der Adélie-Pinguine verschwinden könnten. Diese ziehen sich mittlerweile in südlichere, kältere Gebiete zurück. Ihre Hauptnahrung ist Krill, das sich allerdings durch die globale Erwärmung schlechter vermehren kann. Durch ihren neuen südlicheren Lebensraum ist der Weg zwischen Brutplätzen und Nahrung weiter, und die Tiere müssen ihre Jungen länger allein lassen.
Eine Tierart, die hingegen von der Veränderung profitiert, sind die Eselspinguine. Sie kommen mit den Bedingungen besser zurecht und können auch leichter auf Ersatzbeute wie Fisch und Tintenfisch ausweichen.
Arten werden verschwinden
Durch die Eisschmelze steigt der Meeresspiegel. Einige Regionen und Inseln wird es in naher Zukunft nicht mehr geben, beispielsweise die Sundarban-Mangroven Bangladeschs und Indiens. Noch leben dort einige der letzten Tiger. Doch sie werden ihren Lebensraum durch Überschwemmungen verlieren und verschwinden.
Auch Meeresschildkröten haben ein Problem: Sie sind die ältesten noch lebenden Reptilien und bevölkern seit 225 Millionen Jahren die Meere. Und seitdem vollzieht sich ein regelmäßiger Kreislauf, denn die Weibchen kommen zur Eiablage immer wieder an denselben Ort zurück, an dem sie selbst geschlüpft sind. Durch den Anstieg der Meere befinden sich die meisten Nester mittlerweile jedoch viel zu nah am Wasser, und das Salzwasser zerstört die Gelege. Es gibt mittlerweile Projekte unter anderem in Kenia, bei denen Tierschützer Nester in höhere Strandgebiete umsiedeln, um die nächste Generation zu retten.
Weiteres Problem durch die Klimaerwärmung: Das Geschlecht der Schildkröten entwickelt sich – ebenso wie bei Krokodilen – nach der Außentemperatur: Ist das Nest wärmer als 30 Grad, entwickeln sich aus den Eiern Weibchen, ist die Temperatur niedriger, schlüpfen Männchen. Mittlerweile ist der Anteil der Weibchen weit höher als der der männlichen Schildkröten. In Australien hat man bei einer Grünschildkrötenpopulation festgestellt, dass das Verhältnis derzeit sogar 116 zu 1 ist.
Wasserknappheit und Dürre
Während in den Ozeanen der Meeresspiegel steigt, wird Wasser woanders knapp: Die Steppen werden zu Wüsten, und die Regenwälder verlieren Feuchtigkeit. Das nördliche und südliche Afrika, Madagaskar und Australien werden davon besonders betroffen sein. Die Regenwälder des Amazonas und Afrikas sind gleichermaßen betroffen. Mit der abnehmenden Feuchtigkeit haben Amphibien weniger Chancen. Denn die meisten Pflanzen, Amphibien und Reptilien wie Orchideen, Frösche und Eidechsen können sich nicht schnell genug an die neuen Gegebenheiten anpassen und mit diesen klimatischen Veränderungen nicht mehr Schritt halten.
Rund um den Äquator wird es immer weniger Niederschlag geben – mit fatalen Auswirkungen für die Tiere. Afrikanische Elefanten trinken pro Tag 150 bis 300 Liter Wasser, doch ist die hohe Wasserverfügbarkeit schon heute nicht mehr überall gegeben. Doch können Wildtiere nicht mehr einfach abwandern und an anderen Orten Wasser suchen, denn die Nationalsparks sind mittlerweile von Dörfern und Städten umgeben. Es muss eine Lösung her, damit Nationalparks auch weiterhin genug Wasser zur Verfügung steht.
Auch Australien wird immer trockener, und die beliebten Koalas sehen einer düsteren Zukunft entgegen. Zwar trinken Koalas nichts. Das besagt schon ihr Name, der übersetzt „kein Wasser“ bedeutet. Sie beziehen ihren Flüssigkeitsbedarf ausschließlich von Eukalyptusblättern. Doch diese Bäume verändern sich und produzieren durch erhöhte CO2-Werte und Wassermangel weniger Nährstoffe, Eiweiße und Flüssigkeit. Um zu überleben, müssten die Koalas künftig wesentlich mehr Blätter essen. Doch in den vergangenen 225 Jahren wurden fast 65 Prozent aller Eukalyptuswälder gefällt. Außerdem starben rund 60.000 Koalas bei den verheerenden Waldbränden in Australien und Tasmanien. So existieren nach neuesten Schätzungen auf dem roten Kontinent nur noch rund 32.000 bis 58.000 Tiere.
Um die Koalas, Kängurus und andere heimische Tiere zu retten, werden nun die Australier aktiv: In New South Wales pflanzen seit 2020 freiwillige Helferinnen und Helfer auf zahlreichen Feldern Eukalyptusbaum-Setzlinge ein. Die Helfer sind Teil eines großflächigen Gemeinschaftsprojekts, das von der Tierschutzorganisation International Fund for Animal Welfare (IFAW) sowie von australischen Umweltorganisationen wie den Bangalow Koalas angeleitet wird. So schaffen sie neuen Lebensraum und Nahrungsangebote für ihre bedrohten Wildtiere.
Klimawandel vor unserer Haustür
Auch bei uns in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Erderwärmung schon in vollem Gange. Die Sommer werden heißer und im Winter sinken die Temperaturen kaum noch unter den Gefrierpunkt. Das Wetter wird extremer mit orkanartigen Stürmen und extremen Überschwemmungen – beispielsweise im vergangenen Sommer im Ahrtal in der Eifel oder in Niederösterreich, Salzburg und der Steiermark. Dafür gab es in manchen anderen Regionen, unter anderem in Brandenburg, mehrere Jahre lang zu wenig Niederschlag.
" Die beliebten Koalas sehen einer düsteren Zukunft entgegen "
Der Klimawandel macht vor allem Kälte liebenden Tieren in den Bergen zu schaffen. Für Murmeltiere sind Gebiete mit auch am Tag konstant niedrigen Temperaturen überlebenswichtig. Da sie tagaktive Tiere sind und nachts nichts sehen, können sie für die Nahrungssuche nicht auf die Nacht ausweichen. Und wenn die Tage zu heiß werden, fressen die Tiere nicht genug, um für den späteren Winterschlaf gerüstet zu sein. Diesen beginnen sie Anfang Oktober – unabhängig von den Temperaturen. Grund dafür ist der im Herbst abnehmende Nährstoffgehalt der Pflanzen. Das heißt, die Tiere würden beim Fressen mehr verbrauchen, als sie durch die Pflanzen aufnehmen. So müssen die Nagetiere immer höhere Regionen aufsuchen. Auch Schneehasen wollen immer höher hinaus. Doch sie finden weiter oben in den südlichen und nördlichen Voralpen nicht genügend Nahrung und Unterschlupf.
" Der Klimawandel bringt den ganzen Haushalt durcheinander "
Die immer milderen Temperaturen hierzulande beeinflussen auch das Verhalten der Zugvögel – und hier insbesondere der sogenannten Kurzstreckenzieher, die normalerweise in den wärmeren Regionen Europas überwintern. Sie treten den risikoreichen Vogelzug entweder gar nicht mehr an oder sie kehren früher aus ihrem Winterquartier zurück. Ein Beispiel ist die Mönchsgrasmücke, die inzwischen nicht mehr bis nach Spanien fliegt, sondern in Großbritannien überwintert. Die Kurzstreckenzieher gehören also eher zu den Gewinnern des Klimawandel. Ebenfalls einen Startvorteil haben die Meisen, die inzwischen zwei Wochen früher mit der Brut beginnen. Generell können sich Arten, die keine Langstreckenzieher sind, besser und schneller an die veränderten Begebenheiten anpassen. Sie besetzen die Brutreviere eher und können früher zu brüten beginnen.
Gewinner in der Misere?
Die Tierwelt wird aber auch bereichert: So wandern aus Südeuropa viele Arten ein, denen es früher bei uns zu kalt gewesen ist. So sind exotische Insekten wie die Gottesanbeterin bereits im Allgäu gesichtet worden, außerdem ist der bunt schillernde Bienenfresser aus den Tropen eingewandert. In Düsseldorf flattern die knallgrünen Halsbandsittiche um die Kö. Sie stammen eigentlich aus Indien, wurden in Deutschland gehalten und sind irgendwann entflogen. In Düsseldorf haben sie sich in den 1980er-Jahren niedergelassen. Und leben nun zu Hunderten in Parks und Grünanlagen am Rhein. Die Klimaerwärmung kommt ihnen zugute.
Gewinner gibt es auch bei den Schmetterlingen. Taubenschwänzchen, die eigentlich im Mittelmeerraum heimisch sind, haben in Deutschland und Österreich bereits eigene Populationen gebildet. Gleiches gelte für den Wärme liebenden Wanderfalter Admiral. Auch die Holzbiene ist ein „Gewinner“, denn sie kann sich an die wärmeren Temperaturen in Deutschland gut anpassen. Wie die einheimische Tier-und Pflanzenwelt mit den eingewanderten Arten zurechtkommt, steht allerdings in den Sternen.
Nachdem er Ende des 19. Jahrhunderts bei uns ausgerottet war, ist der Wolf wieder in einigen Regionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz heimisch. Er ist ein Waldschützer: Untersuchungen in Deutschland haben gezeigt, dass das Schalenwild wie Rot-und Rehwild dem Wolf ausweicht, deutlich mehr herumwandert und dadurch weniger Druck auf die lokale Vegetation ausübt. Es schädigt die Bäume und Büsche durch Wildverbiss und Schälung deutlich weniger. Das ist positiv, denn rund eine Milliarde Tonnen Kohlenstoff sind in unseren Wäldern gebunden.
Weiterer positiver Effekt: Da Wölfe nicht immer die gesamte Beute auffressen, bleibt ein Kadaver zurück, der von anderen Lebewesen genutzt werden kann. Ob Aasfresser wie der Fuchs, Vögel, Insekten oder gar Bakterien, Pilze und Würmer. So kommt es zur Schaffung neuer ökologischer Nischen und zur Erweiterung des Nahrungsnetzes. Der Wolf ist somit ein wichtiger Bestandteil der Biodiversität – und hohe Biodiversität trägt dazu bei, Ökosysteme stabil zu halten.