1970er Plymouth Barracuda Gran Coupe
Mit Grant- Lenkrad: ?Rallye Instrument Cluster? (Aufpreis) mit Holzoptik und km/h-Tacho.
Blinker integriert: Der nach innen gezogene Barracuda-Kühlergrill trägt Silbergrau.
Dodge hatte zwar den Charger, doch kein attraktives Modell für den direkten Wettbewerb in der äußerst beliebten Pony-Car-Klasse. So wurde die neue Chrysler-E-Body-Plattform nicht nur für den kommenden 1970er Plymouth Barracuda, sondern zugleich auch für den neuen Challenger von Dodge genutzt. Der Radstand beträgt 108 Zoll (2.743 mm), während Dodge auf einen zwei Zoll längeren Achsabstand setzte. Der Barracuda des 1970er Jahrgangs war, im Vergleich zum Vorgänger, nicht wiederzuerkennen – Plymouth textete zu Recht: “Only the name is the same”.
Wesentlich muskulöser traten die neuen Coupes und Cabrios auf; mit “long Hood - short Deck”-Design und ausgeprägtem Hüftschwung. Um gegen die Konkurrenz bei der Leistung nicht ins Hintertreffen zu geraten, mussten auch 440-ci-Big Blocks samt Klimakompressor und Lenkservo unter die Haube passen – weshalb Chrysler der Plattform das breite Windlaufblech vom B-Body spendierte; für einen ausreichend dimensionierten Motorraum.
Original mit silberner Heckblende: 2017 konnte Martin das mit Vinyldach ausgelieferte Coupe erwerben.
Made in Schinznach: Die Endmontage erfolgte wegen hoher Einfuhrzölle in der Schweiz.
Mit der Ausführung “Gran Coupe”, serienmäßig mit Ledersitzen ausgestattet, setzte man auf Luxus und Klassik: Sogar Radkappen in Speichenradoptik gab es. Die Ausstattung basierte auf dem “normalen” Barracuda und bot zusätzlich Edelstahl-Schwellerblenden, Chromzier entlang der Fensterunterkante und Radzierringe. Die Heckblende wurde original in Silber lackiert, und am Dachhimmel saß eine Overhead-Konsole. Wer die Ledersitze nicht mochte, konnte gegen Minderpreis auch Stoff-/Vinyl-Sitze bekommen, wie im hier gezeigten Fahrzeug von Martin Faßauer. Das Hahnentrittmuster gab es exklusiv nur im “Gran Coupe”.
Sportlich-luxuriöselegant ausgerichtet: ?Gran Coupe?-Embleme finden sich innen wie außen.
Viel Freude am Mopar Coupe: Martin Faßauer fährt im Jahr rund 3.000 Kilometer mit dem Plymouth.
Zu identifizieren ist diese Modelllinie an der zweiten Stelle der Fahrgestellnummer, wo ein “P” (Premium) auf die gehobene Einstufung am Markt hinweist, während die “normalen” Barracuda ein “H” (High) und die ´Cuda ein “S” (Special) tragen. Dieses Gran Coupe wurde übrigens beim Schweizer Unternehmen Automontage Schinznach AG aufgebaut. Chrysler wollte damit seinerzeit hohe Einfuhrzölle vermeiden. General Motors hatte bereits in den 1930er Jahren ein Montagewerk, GM Suisse SA, in der Schweiz in Betrieb genommen.
Als der 45-jährige Martin aus Leipzig den Wagen 2017 von Alec Völkel (The BossHoss) übernahm, organisierte Ronny Weiß von “Musclecar for you” den Verkauf. Das Hardtop Coupe – mit Vinylbezug gegen Aufpreis – besaß einige Änderungen gegenüber dem Auslieferungszustand; etwa ein Grant-Sportlenkrad oder die 7 × 15”-Rallye Wheels, die seinerzeit dem ´Cuda vorbehalten waren. Laut Fahrgestellnummer entschied sich der Erstbesitzer für den 383-ci-“Commando”-V8 mit Vierfachvergaser und 330 PS. Nur für den ´Cuda war eine 335-PS-Version dieses Motors mit spezieller Nockenwelle und erhöhter Nenndrehzahl erhältlich. Martin vermutet, dass in Vorbesitzerhand bereits auf diesen Stand umgerüstet wurde. Zudem besitzt der Antrieb eine Edelbrock-Ansaugbrücke. “LE Motors in Leipzig hat dann die Köpfe getauscht, die Lichtmaschine ersetzt und die MSD-Zündanlage eingebaut”, berichtet der Architekt weiter.
Neu bezogen: Die Vinyl-/Stoff-Ausstattung mit Hahnentrittmuster gab es nur beim ?Gran Coupe?.
Mit Edelbrock-Ansaugbrücke und MSD-Zündung: 383-ci-Big Block mit Vierfachvergaser.
Mopar Muscle: Der breite Grill und die hochgezogenen hinteren Seitenwände sind unverkennbar.
1970er Plymouth Barracuda Gran Coupe
Motor: OHV-V8, 383 ci, 6.276 ccm, ca. 340 PS bei 5.000 U/min, Bohrung × Hub in mm 108 × 85,9; Verdichtung 9,5:1, Holley- Vierfachvergaser, Edelbrock-“Performer”-Ansaugbrücke, MSD-Zündverteiler und -Zündspule, Doppelrohr-Auspuffanlage mit Magnaflow-Schalldämpfern
Kraftübertragung: Dreistufen-Automatikgetriebe “TorqueFlite”, Hinterradantrieb
Vorderachse: Einzelradaufhängung an oberen und unteren Querlenkern, Torsionsfederstäbe, Teleskopstoßdämpfer, Stabilisator
Hinterachse: Starrachse, Blattfedern, Teleskopstoßdämpfer, Stabilisator
Bremsen: Scheibenbremsen vorn/Trommelbremsen hinten
Räder: “Rallye Wheels” in 7 × 15"
Reifen: Cooper Cobra “Radial G/T” in 235/60 R15
Interieur: originale Innenausstattung mit Bucket Seats in Vinyl-/Stoff-Kombination “Houndstooth” (Hahnentrittmuster), “Rallye”-Cockpiteinsatz, Grant-“GT”-Vierspeichenlenkrad
Produzierte Stückzahl (1970): 8.183 Gran Coupe Hardtop Coupe
Preis (1970): ab 2.934,– Dollar
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Der Innenraum, mit Woodgrain-Schmuck am “Rallye”- Instrumenteneinsatz und der Mittelkonsole, zeigt sich in sehr gutem Zustand. Teppich und Dachhimmel sind neu, die Bucket Seats mit integrierten Kopfstützen neu bezogen. Martin Faßauer ist jedenfalls von seinem Barracuda sehr angetan und legt rund 3.000 Kilometer im Jahr zurück; die Laufleistung hat gerade erst die 70.000 überschritten. Optik und Leistung des Wagens begeistern ihn, und das knallige “Tor Red” sorgt dafür, dass es nicht zuviel wird mit der von Plymouth anvisierten Eleganz bei diesem muskulösen “Gran Coupe”.
Text: Gerald Sandrieser ·