... wieder in sicheres Fahrwasser brachte.
In Deutschland sind uns zuerst die seitdem mit großem Erfolg produzierten Power Plants aufgefallen, quasi kleine Kraftwerke, die eine von der Netzversorgung fast völlig unabhängige saubere Wechselspannung zur Verfügung stellen.
Aber natürlich baut PS Audio mit großem Erfolg verschiedene Serien von Verstärkern, die ich persönlich in ihrem äußerlichen Understatement sehr attraktiv fi nde.
PS-Audio-Geräte setzen nämlich in meinen Augen einen äußerst attraktiven Gegenpol zu den oftmals optisch komplett überkandidelten Vertretern der High-End-Fraktion, bei denen man leider allzu oft „außen hui, innen pfui“ konstatieren muss.
Ausstattung Ganz anders dagegen unsere Testgeräte, ein Pärchen der recht neuen Endstufen der „Stellar“ Serie, ganz einfach Stellar M1200 benannt. Wenn Sie in Ihrer Phantasie jetzt so mutig sind, zwischen der Zahl in der Typenbezeichnung und der Ausgangsleistung einen Zusammenhang zu erkennen, dann kann ich Ihnen sagen: Sie haben völlig Recht! Aber zurück zum Äußeren der beiden Monoblöcke.
Die Front ist angenehmen unaufgeregt: Eine durch eine Schattenfuge unterteilte Frontplatte in Silber (die M1200 gibt es auch in Schwarz), rechts unten die Typenbezeichnung, links oben das Firmenlogo, das gleichzeitig auch ein blau beleuchteter Einschalter ist – einfach, aber genial. Mehr ist über die Vorderseite auch schon nicht zu berichten. Rückseitig gibt es 4 massive Polklemmen aus Metall – das bedeutet aber nicht, dass man hier ein Paar Lautsprecher anschließen kann - es ist einfach ein Service für Kunden, die Bi-Wiring betreiben wollen. Oder man schließt einen Subwoofer an, der High- Gain-Eingänge hat. Man sollte übrigens nicht in die Versuchung geraten, hier eine Brückenschaltung zu wagen: Erstens ist der Verstärker schon in einer erdfreien Brückenschaltung aus-geführt, deswegen auch die separate Ground- Klemme, zweitens sollte die erzielte Leistung wirklich, also WIRKLICH für alle Einsatzzwecke reichen.
Ansonsten gibt es kleine Klinkenbuchsen für die anlageninterne Steuerung des Ein- und Ausschaltens. Der Vorverstärker wird entweder über Cinch- oder XLR-Kabel angeschlossen. Der harte Netzschalter komplettiert das Bild der Rückseite.
Technik Fast: Eine kleine Service-Klappe hinten links erregt die Aufmerksamkeit: Dahinter verbirgt sich – tatsächlich! – eine Röhre des Typs 12AU7, die der europäischen ECC82 entspricht.
Diese Doppeltriode bildet das Herzstück der Eingangsstufe und zeichnet maßgeblich für den Klang der M1200 verantwortlich. Ein kleiner
Exkurs dazu: Röhrenverstärker gelten in der audiophilen Gemeinde bei vielen als das Maß der Dinge in Sachen Verstärker, ganz einfach, weil sie durch ihr Klirrverhalten die angenehmen, geradzahligen Obertöne zum eigentlichen Signal hinzufügen. Dies erkauft man sich aber durch etliche Nachteile: oft geringe Ausgangsleistung und ein fast immer lausiger Dämpfungsfaktor machen die Paarung mit handelsüblichen Lautsprechern zur reinen Lotterie. Also kombinieren viele gewitzte Leute eine Röhrenvorstufe mit einer Transistorendstufe, um die Vorteile beider Bauarten ohne ihre Nachteile zu bekommen. Und genau das macht PS-Audio hier in einem Gerät und man geht sogar einen Schritt weiter: Die nachgeschaltete Leistungsendstufe ist nicht einmal mehr eine klassische AB-Endstufe, sondern ein Class-D-Verstärker modernster Bauart. Allen
Unkenrufen zum Trotz: Davor muss heute nun wirklich niemand mehr Angst haben: Class-D- Verstärker klingen weder hart noch „digital“ – dank einer ausgeklügelten Filtertechnik spielt die Schaltfrequenz im hörbaren Bereich absolut keine Rolle mehr.
Auf der Habenseite fi ndet man eine Verstärkertechnik, die in Sachen Energieverbrauch wesentlich effiziente ist, als Class-A, Class-AB oder gar Röhrenverstärker – in heutigen Zeiten des Umdenkens ein gewichtiges Argument! Und wo sonst findet man eine Endstufe, die bei einem Gewicht von gerade mal 13 Kilogramm eine Ausgangsleistung von über 1000 Watt an 4 Ohm mobilisiert?
Für unseren Test hat uns PS Audio noch die passende Vorstufe mit DAC geliehen, um die beiden M1200 mit Signalen zu versorgen.
Zu diesem Gerät auch noch ein paar Worte: Der Stellar Gain Cell DAC ist äußerlich ebenso schlicht aufgebaut wie die M1200. Er beinhaltet einen kompletten DAC, der alles an digitalen Signalen verarbeitet, was heute üblich ist, natürlich auch inklusive DSD. Die analoge Verstärkerschaltung basiert auf der PS-Audio- Entwicklung namens Gain Cell Dieser Begriff bezeichnet eine komplette Verstärkerstufe, die von PS-Audio für eine theoretische Maximalverstärkung von 130(!) Dezibel konstruiert wurde. Stolz ist man beim Hersteller auf die hervorragenden Messwerte (die wir übrigens bestätigen können) und vor allem darauf, dass kein Lautstärke-Potentiometer mehr im Signalweg liegt. Der Regler auf der Frontplatte steuert nur noch den variablen Verstärkungsgrad der integrierten Schaltung. Die Gain Cell ist inzwischen Bestandteil fast aller Geräte von PS-Audio, kein Wunder, kann sie doch durch die externe Beschaltung universell für jeden Verwendungszweck eingesetzt werden.
Praxis Nach dem grandios absolvierten Gang im Messlabor mussten die M1200 zeigen, was sie können. Und das ist eine ganze Menge: Keine Spur von „Technik-Klang“ – im Gegenteil: Mit der Röhren klingt´s frisch und klangfarbenreich – mit der Leistung der Endstufe oben drauf dynamisch wie selten gehört. Und das ist auch nur logisch: Die M1200 hat auch bei hohen Grundlautststärken noch schier unendliche Reserven für dynamische Sprünge. Da muss man sich auch gar nicht lange mit tot komprimierten Mainstream-Pop-Produktionen aufhalten – die klingen auch halbwegs übers Küchenradio.
Aber ein Album, das ich immer wieder gerne höre, wie der grandios remasterte Rolling- Stones-Klassiker Beggar´s Banquet tönt lebensnah und frisch wie gestern eingespielt aus den Lautsprechern – über die Maximallautstärke dabei entscheidet allein der Hörer.
TEST INFORMATION
Messwerte
Bei der von uns definierten Messgrenze von einem Prozent Gesamtklirr erreicht die M1200 etwa 900 Watt Leistung, ist aber hier noch nicht an der Grenze, wie der flache Verlauf der Kurve zeigt. Die angegebenen 1200 Watt werden bei etwa zwei Prozent Gesamtklirr erreicht. Gegenüber handelsüblichen Transistorendstufen liegt der Klirr im kleinen bis mittleren Bereich etwas höher, bei rund 0,09% – das ist aber beabsichtigt und wird durch die Sättigung der Röhre erreicht.
Der Frequenzgang reicht bis gut 50 Kilohertz, der Fremdspannungsabstand im Hörbereich liegt bei unter -90dB(A).
Und bei klassischer Musik, die ja grundsätzlich einen höheren dynamischen Spielraum erfordert als Popmusik, laufen die beiden Endstufen zu ganz großer Form auf: Klavieraufnahmen haben diesen kleinen Extra-Schub bei harten Anschlägen, während ausklingende Saiten schier unendlich nachschwingen. Orchester-Tutti geraten besonders eindrucksvoll: Während viele Verstärker hier die weiße Fahne schwingen und aus brachialen Einsätzen ein verwaschenes Getöse machen, behalten die PS- Audio den Überblick und bilden jedes einzelne Instrument tonal präzise und mit perfekter Ortbarkeit an seiner Position ab – das ist ganz große Musikalität und ganz nah an der Perfektion.
Fazit Die PS-Audio-Hybridendstufen M1200 verbinden das Flair einer Röhreneingangsstufe mit der schier unendlichen Kraft moderner Class-D-Verstärkung zu einem hochmusikalischen Ganzen.
Thomas Schmidt