... oder allenfalls 20 Hektar Größe geerbt und möchten sie wie ihre Vorfahren fachgerecht bewirtschaften. Sie wollen selbst Brennholz für den Kamin machen oder einen gesunden Wald heranwachsen sehen, damit ihre Enkel und Urenkel gute Holzernten haben.
„Waldsparkasse hat man das früher genannt“, sagt Lothar Lang.
Ende August oder Anfang September ist die richtige Zeit zum Pflanzen von Nadelbäumen. Sie verdunsten im Winter über ihre Nadeln Feuchtigkeit und müssen deshalb schon vor dem ersten Frost angewachsen sein. Die im Winter blattlosen Laubbäume können auch später im Jahr oder im zeitigen Frühjahr gepflanzt werden.
Lärchen und Douglasien
Der Himmel ist bedeckt und es ist weitgehend windstill, als es nach der theoretischen Schulung hinaus zum Waldrand geht. Ideales Pflanzwetter, zumal der Waldboden feucht vom Regen der letzten Tage ist und weitere Niederschläge gemeldet sind. Frisch gepflanzte Waldbäume können schließlich in der Regel nicht gegossen werden.
Georg Wolf, Teilnehmer an Kursen der Waldbauernschule, hat eine im Vorjahr abgeerntete Fläche für die praktische Anleitung und Übung zur Verfügung gestellt. Äste und Kronenmaterial der hier gewachsenen Kiefern wurden zusammengeschoben, um Platz für junge Bäume zu machen.
500 Lärchen und 400 Douglasien sollen hier künftig wachsen. Georg Wolf möchte aber auch einige Elsbeeren und Baumhaseln pflanzen, um sie auf ihre Eignung bei wärmer werdenden Temperaturen zu testen. Zudem sollen Winterlinden Bienen und anderen Insekten Nahrung liefern.
Schutz vor Wild
Bevor es ans Pflanzen geht, wird die Waldfläche vor Wild geschützt. Im Winter finden die Rehe auf den Wiesen keine Nahrung. Sie fressen dann die Triebe junger Waldbäume ab, die anschließend nicht mehr in die Höhe wachsen. Rehböcke beispielsweise richten Schäden beim sogenannten Fegen an: Ihr Geweih, das sie im Herbst abwerfen, wächst bis zum Frühjahr wieder nach. Die Hörner sind dann von einer Nährhaut umgeben, auch Bast genannt, die der Bock an kleinen Bäumen abreibt. Dabei wird oftmals der wichtige Haupttrieb abgeknickt.
Flexibler Scherenzaun
Bei Neuanpflanzungen auf Flächen über einem Hektar sind Wildzäune günstiger als ein Schutz für einzelne Bäume. Sie sollten mindestens anderthalb Meter hoch sein, um das Rehwild im Odenwald abzuhalten. Bei Rotwild-Vorkommen ist ein halber Meter mehr nötig. In jedem Fall müssen die Zäune unten auf der Erde aufliegen. Mit hölzernen Heringen werden sie am Boden in regelmäßigen Abständen befestigt. Andernfalls würden Wildschweine, Hasen oder Kaninchen sie einfach hochschieben, um auf die frisch bepflanzte Fläche zu kommen. Lothar Lang übt mit den Teilnehmern ganz praktisch, wie verschiedene Zauntypen fachgerecht gebaut werden. Zur Wahl stehen der fest verankerte Pfostenzaun, aber auch ein Scherenzaun, dem Lothar Lang den Vorzug gibt: Dazu setzen die Teilnehmer zwei Stämme schräg in die Erde, verbinden sie am Kreuzungspunkt und hängen den Zaun dazwischen ein. „Ein solcher Zaun lässt sich mit wenigen Handgriffen wieder aufrichten, wenn beispielsweise ein großer Ast daraufgefallen ist“, sagt der Forstwirtschaftsmeister.
Aus der Forstbaumschule
Wichtig für den Erfolg der Anpflanzung ist die Auswahl der jungen Bäume. Die dreijährigen Douglasien aus einer Forstbaumschule haben schon viele Triebe und mit 30 bis 50 Zentimetern eine ideale Größe: Sie sind noch klein genug, um gut anzuwachsen, gehen aber im kommenden Frühjahr nicht allzu schnell in der nachwachsenden Vegetation unter. Gesetzt werden sie in einem Reihenabstand von drei Metern. Zwei Meter soll der Abstand in der Reihe betragen, sodass jeder Baum sechs Quadratmeter zum Wachsen hat.
Mehr Platz sollte es nicht sein, damit die Bäume später in die Höhe statt in die Breite wachsen.
Die feinen Haarwurzeln der Nadelbäumchen dürfen auf keinen Fall austrocknen. Die frisch in der Baumschule gerodeten Pflanzen müssen deshalb gut geschützt sein und schnell in die Erde. Mithilfe des Hohlspatens wird ein großzügiges Pflanzloch ausgehoben. Die ausgestochene Erde wird zerkrümelt und um die Wurzeln herum verteilt. Dann wird sie festgetreten, damit das Bäumchen einen sicheren Stand hat. Nach der Pflanzung kommt wieder Moos um den jungen Baum, um die Erde feucht zu halten.
Mäharbeiten
Bis die kleinen Bäume zu stattlichen Douglasien herangewachsen sind, sollte einmal pro Jahr gemäht werden, damit sie nicht zwischen Wildkräutern und anderen Pflanzen verschwinden.
Zwischen Mitte Mai und Mitte Juni ist der richtige Zeitpunkt für den Einsatz des Freischneiders oder der Sense. Dann ist die Bodenvegetation auf neu angepflanzten Flächen in die Höhe gewachsen. Sind die jungen Bäume zwischen anderem Bewuchs bereits schwer zu erkennen, hilft laut Lothar Lang nur noch die Handsense. Sonst ist die Gefahr groß, dass sie irrtümlich niedergemäht werden. Stehen bleiben dürfen oft auch von selbst aufgegangene Waldbäume wie Buchen, Eichen oder Lärchen.
Sie können nicht angewachsene oder mickrige Jungbäume ersetzen. Mit der Zeit kann so ein schöner Mischwald entstehen.
VON DER SCHEUNE ZUR MOBILEN SCHULE
Ausschlaggebend für die Gründung der Mobilen Waldbauernschule Odenwald waren die hohen Unfallzahlen bei privaten Waldbesitzern. Sie sollten vor allem im Umgang mit der Motorsäge beim Fällen von Bäumen geschult werden. „Wenn der Waldbesitzer nicht in die Schule kommt, dann muss die Schule eben zu den Waldbesitzern kommen“, lautete eine Überlegung, die zur Gründung der Mobilen Waldbauernschule führte. Ab 1986 war ein VW-Bus der Forstlichen Wirtschaftsberatung Odenwald-Nord unterwegs.
Die theoretischen Schulungen fanden damals in Scheunen und Heizungskellern statt.
Die erste Mobile Waldbauernschule im heutigen Stil ging 1989 im Odenwald auf Fahrt. Angeboten werden einzelne Kurse. Die Teilnehmer können aber auch in fünf Modulen die Grundzüge der Waldwirtschaft, alles Wissenswerte rund um die Pflege des Waldes und die Holzernte lernen. Eine kleine Prüfung wird nach jedem der zweitägigen Kurse abgelegt.
Wer alle fünf absolviert hat, bekommt den Hessischen Waldbauernbrief als Anerkennung seiner freiwillig erbrachten Leistung.
VORBILD AUS DEM ODENWALD
Heute sind in Hessen drei mobile Waldbauernschulen mit ihren fahrbaren Klassenzimmern unterwegs. Aber auch im Saarland, Luxemburg, Belgien und selbst in der Türkei sind Waldbauernschulen nach dem Vorbild aus dem Odenwald an Ort und Stelle. In Niedersachsen gibt es eine mobile Waldarbeitsschule, die ebenfalls privaten Waldbesitzern offensteht. In anderen Bundesländern sind Kurse für Waldbauern über die jeweiligen forstlichen Ausbildungsstätten zu finden. Bekannt sind die Bayerische Waldbauernschule in Kelheim und die Waldbesitzer-Schule in Bitburg in Rheinland-Pfalz.
Mit Maßkrugstärke
Über die Jahre sollte der junge Wald gut gepflegt werden, damit er gesund bleiben und in vielen Jahrzehnten einen guten Ertrag liefern kann. Haben die jungen Bäume „Maßkrugstärke“ erreicht, wie Steffen Hering, Leiter des Forstamts Michelstadt, es ausdrückt, müssen regelmäßig Seitenäste der Bäume bis auf eine Höhe von 5,50 Meter abgeschnitten werden. Das begünstigt das Höhenwachstum und die Ausbildung einer schönen Krone. „Eine gute Krone bedeutet eine gute Wurzel und damit einen standfesten Baum“, sagt Lothar Lang, der kommenden Generationen trotz der derzeitigen Situation einen möglichst gesunden Wald hinterlassen möchte.
Text: Silvia Planz-von Heinz
WEITERE INFORMATIONEN
Anmeldung Mobile Waldbauernschule Odenwald, Astrid Hofferbert, Tel.: 0 60 61/9 44 70 18
E-Mail: Astrid.Hofferbert@forst.hessen.de www.privatwald.kwf-projekte.de www.waldkulturerbe.de