... können. Fakt ist: Viele machen sich beim Kauf von Produkten aus Muscheln und Meeresschnecken wissentlich – die meisten aber wohl unwissentlich – strafbar. Denn wer Reiseandenken aus geschützten Tieren oder Pflanzen kauft, kann schnell gegen Artenschutzbestimmungen verstoßen. Viele Muschel- und Meeresschneckenarten sind nämlich international geschützt. Neben der Beschlagnahmung vom Zoll drohen auch Geldbußen und Strafverfahren. Zudem heizt man mit dem Kauf die Plünderung ihrer Wildbestände an. Wer in keine Tierschutzfalle im
Urlaub tappen möchte, sollte sich deshalb erst gründlich informieren, bevor er etwas im Ausland kauft (Urlaubstipps für tierfreundliche Ferien finden Sie zum Beispiel unter: www.prowildlife.de/themen/tierschutz-aufreisen/urlaubstipps/).
Muscheln von der Bank
Millionen Meerestiere sterben jährlich für das Geschäft mit Reiseandenken. Darunter auch viele bedrohte und international geschützte Arten. Aber nicht nur wegen der Nachfrage als Deko- und Schmuckartikel droht ihnen Gefahr.
Auch die zunehmende Meeresverschmutzung fordert ihren Tribut und lässt ihre Bestände rapide schrumpfen. Viele schmackhafte Muscheln landen zudem auf den Speisekarten, werden überfischt und an den Rand der Ausrottung gebracht. Deshalb immer bedenken: Tierschutz macht auch auf dem Teller nicht Halt. Wenn auch die meisten Muscheln mittlerweile aus gezüchteten Beständen aus Aquakulturen an Muschelbänken, Holzpfählen, Flößen, künstlichen Felsen und vielem mehr stammen: Ihre Zucht ist selten umweltschonend. So stammen auch die vielen tausend Tonnen Miesmuscheln, die Jahr für Jahr in der Nordsee „gefangen“ werden, zwar von weitgehend künstlich angelegten Muschelbänken. Die Muschelkultur, insbesondere das Abfischen der sogenannten Saatmuscheln, die anschließend in geschützten Bereichen angesiedelt werden, ist aber dennoch problematisch, da dabei der Meeresboden oft regelrecht umgepflügt wird.
“Bitte Finger weg von Souvenirs”
Lasst die Muscheln leben
Muscheln und Wasserschnecken sind ohnehin viel besser dort zu beobachten, wo sie leben dürfen: im Wasser. Geschätzte 8000 bis 10.000 verschiedene Arten von Muscheln gibt es weltweit. Von winzig kleinen Arten bis hin zu riesengroßen Muscheln ist ziemlich alles vertreten, was schön und bewundernswert ist. Die meisten Salzwasser-Muscheln leben im flachen Wasser oder bis 100 Meter Tiefe. Es gibt aber auch Meeres-Muscheln, die am tiefen Grund des Meereswassers liegen. Fast alle ernähren sich von Plankton, also kleinsten Nährstoffteilchen, das sie – wie auch den Sauerstoff – mit Kiemen aus dem Wasser filtern.
Die meisten Muscheln leben eingegraben im Sand oder festgeheftet an Felsen. Die aus unseren Wattenmeeren bekannte, auf sandigen Böden lebende Herzmuschel etwa buddelt sich mit ihrem Fuß in den Sand ein und guckt mithilfe einer kleinen Röhre aus ihm hervor. So kann sie auch ohne Wasser und dem darin gelösten Sauerstoff viele Stunden überleben – das ist wichtig, damit sie auch in Regionen leben kann, die regelmäßig wäh-rend Ebbe trockenfallen. Andere Muscheln, wie die Miesmuschel, wiederum heften sich mit sogenannten Byssus-Fäden an ihren festen Untergrund. Das Sekret für diese Fäden produzieren sie in Drüsen am Fuß. Erhärtet pappen diese die Muscheln regelrecht wie Sekundenkleber an die Felsen, Pfähle, Seile und ähnliche feste Untergründe an.
Süße Muscheln ganz nah
Muscheln verbinden die meisten untrennbar mit dem Meer. Vermutlich, weil über 80 Prozent aller Muschelarten tatsächlich im Salzwasser leben. Doch auch im Süßwasser gibt es zahlreiche Arten: Teich-, Bach- und Flussmuscheln etwa. Die Große Teichmuschel ist dabei sogar ein besonders nützlicher Wasserbewohner, denn sie filtert Schadstoffe aus dem Wasser und reinigt es. Übrigens: Wie die Ringe eines Baumstammes verraten die Ringe auf ihrer Schale das Alter der Teichmuschel. Im Süßwasser stecken Muscheln meist in der Sedimentschicht der Gewässer. Deshalb muss man dort sehr genau hinschauen, um sie zu entdecken.
Rückkehr der Flussperlmuschel
Eine faszinierende heimische Art ist die Flussperlmuschel. Normalerweise kann diese Rarität sehr alt werden: weit über 100 Jahre – wenn man sie lässt. Flussperlmuscheln waren einst in unseren Flüssen weit verbreitet. Doch auch hier funkte der gierige Mensch dazwischen. Denn sie bilden im Inneren ihrer Schalen eine Perlmuttschicht, aus denen sich herrlich schimmernde, edle Knöpfe machen ließen. Und gelegentlich bilden sie auch Perlen – die wiederum waren heiß begehrt für die Herstellung von Schmuck. Dumm nur, dass nur rund eine von zweitausend Flussperlmuscheln tatsächlich eine Perle enthält. Man kann sich die Quote der von Perlensuchern herausgefischten „Blindgänger“ vorstellen.
Der Raubbau an den sich nur in einem langwierigen Prozess der Fortpflanzung vermehrenden Tieren hatte Folgen: Die Art wurde an den Rand des Aussterbens gebracht. Doch es gibt Hoffnung: Die Nachzucht und Wiederbesiedelung verliefen bislang erfolgreich. Heute fühlt sich die Flussperlmuschel vielerorts wieder wohl. Und zeigt intakte Ökosysteme an. Wo sie lebt, sind die Fließgewässer sauber und klar, kühl, arm an Kalk, reich an Sauerstoff, strukturreich und sedimentarm. Dass man sie in Ruhe lassen sollte, versteht sich von selbst. Denn so werden sie älter, als es ein Mensch je werden kann. Ist es nicht schön zu wissen, dass vielleicht auch noch unsere Ururenkel das gleiche Exemplar bewundern können wie wir? Wir müssen also nicht in die Ferne schweifen, um Artenschutz zu unterstützen – er fängt oft direkt vor unserer Haustüre an ...
Schon gewusst?
Muscheln gehören, wie Schnecken, zu den Weichtieren (Mollusken). Ihr Körper ist, wie bereits der Name verrät, weich. Er besteht aus Herz, Eingeweidesack, muskulösem Fuß und Mantel und wird durch zwei harte Kalkschalen geschützt. Statt eines Gehirns besitzen sie zentrale Nervenknoten. Sinneszellen wie Gleichgewichtsorgane (Statocysten) oder Riechzellen (Osphradien) sind im gesamten Weichkörper verteilt. Auf der Rückenseite sind die Schalen durch ein Scharnier und ein Schloss verbunden. Zwei Schließmuskeln sind für das Öffnen und Schließen zuständig: bei Anspannung wird zugemacht, bei Entspannung aufgemacht. Tote Muscheln sind deshalb immer auseinandergeklappt. Aus diesem Grund findet man in strömenden Gewässern und am Meeresstrand auch meist nur einzelne Schalenhälften.
Bei den Gehäuseschnecken unter den Wasserschnecken ist die kalkige Schale, die der Mantel ausstößt, ein Schneckenhaus. Ihr Kopf ist zudem viel ausgebildeter als der von Muscheln.
POPULÄRER IRRTUM Die hübschen Perlboote (Nautilus) sind keine Schnecken oder Muscheln, sondern Kopffüßer. Die allerdings gehören auch zu den Mollusken (Weichtieren) und werden ebenfalls häufig auf Märkten angeboten. Da Perlboote bis zu 20 Jahre alt werden können, erst mit etwa 15 Jahren geschlechtstreif werden und dann nur wenige Eier legen, sollte man den Handel mit ihnen keinesfalls unterstützen. Denn wegen ihrer niedrigen Vermehrungsrate sind sie äußerst anfällig für eine Überfischung.
NEUE GEFÄHRDUNG DER FLUSSPERLMUSCHEL
• Flussperlmuscheln brauchen saubere Gewässer. Eine intensive Landwirtschaft mit Überdüngungen der Felder, Stickstoffe aus Verkehr und Industrie etc. düngen Gewässer ungewollt mit – und vernichten die Larven der Muscheln
• Führen Gewässer zu wenig Wasser (z. B. wegen Fluss- und Speicherkraftwerken zur Stromerzeugung), drohen sie zu versanden – der Lebensraum wird kleiner oder verschwindet ganz
• Die Bestände der Bachforelle, die als Wirt für die Larven der Muscheln so wichtig sind (da sie mehrere Monate in deren Kiemen leben), schwinden durch die importierte Regenbogenforelle
DAS WANDERN IST DER MUSCHEL LUST Längere Zeit verschwunden war die in Mitteleuropa verbreitete Wandermuschel (Dreissena polymorpha). Allmählich wandert sie aus Südosteuropa wieder in Süßgewässer ein: angeheftet an Rümpfe oder – als Larven – im Ballastwasser von Schiffen, die aus dem Schwarzen Meer kommend über die Donau schippern. Sie sind in der Natur nicht gern gesehen, da sie sich gerne massenhaft vermehren, Rohrleitungen verstopfen und mit anderen, heimischen Muscheln konkurrieren und diese verdrängen.
PERLENLIEFERANTEN
Nur wenige Muschelarten bilden Perlen – darunter die wohl bekannteste Gattung Pinctada. Und davon sind wiederum nur wenige als Schmuckperlen für den Handel geeignet. Die Bildung einer Perle ist eigentlich ein Unfall: Dann, wenn einer perlmuttbildenden Muschel ein Fremdkörper zwischen Mantelgewebe und Schale rutscht, wird er mit Perlmutt umschlossen, um Verletzungen zu verhindern. Rund und kugelig wird der Fremdkörper mit immer neuen Perlmuttschichten regelrecht eingemauert – die Perle entsteht. Auch wenn mittlerweile fast alle Perlen aus der Zucht stammen, müssen dafür Muscheln ihr Leben lassen.