... Testwagen auch akzeptabel. Wobei 17.400 Euro als Einstiegspreis schon weit weg sind von allem, was mal ein günstiger Einsteiger war. Und dazu sind noch einige Extras schlicht nötig. Der Basispreis ist also eher schön gerechnet, es sei denn, man möchte tatsächlich mit zwölf Litern Wasservorrat, ohne Serviceklappe für den Bettstauraum, ohne Stoßdämpfer und ohne Schlingerdämpfer reisen. Da sind der Fliegenschutz im Eingang, große Dachhaube, Warmluftund Warmwasserversorgung schon eher verzichtbar. So kommt der 425 TS reisefertig mit etwas Komfort und der mindesten Sicherheitsausstattung auf 20.000 Euro.
KATEGORIE EINSTEIGERKLASSE
GEWICHTSKLASSE AB 1.100 KG
LÄNGE/BREITE 625/212 CM
LISTENPREIS AB 17.400 €
PREIS TESTCARAVAN 20.212 €
KAROSSERIE
„Die einteilige Heckschürze ist mit den schmalen, hohen Bürstner-Leuchten hübsch, aber einfach herzustellen, schnell montiert – und teuer im Schadensfall. In dieser Klasse durchaus verbreitet. Die weiße dritte LED-Bremsleuchte ist elegant in der Markisenleiste integriert und die weit hinten angebrachten Seitenmarkierungsleuchten zeigen perfekt, wo der Wohnwagen aufhört“, so Karosseriemeister Rudi Stahl.
Der Aufbau ist klassisch bewährt in Sandwich-Bauweise mit Polystyrol-Isolierung ausgeführt. Die Seitenwände sind mit Alu-Hammerschlagblech belegt. Das Heck, der Bug und das Dach tragen zum besseren Schutz gegen Hagel widerstandsfähigen glasfaserverstärkten Kunststoff – da hatte der Vorgänger noch das empfindlichere glatte Blech. Die geteilte Tür ist simpelster Standard, inklusive hakeligem Schloss. Der Insektenschutz ist wie die große Panoramadachhaube Teil des Premio Life 2 Pakets. Die praktische große Stauklappe vorn verbirgt sich im Paket 1, „da wird doch kaum ein Wagen ohne die Pakete verkauft“, vermutet Stahl – vermutlich zu Recht.
Rudi Stahl zur Karosserie: Der Aufbau ist mit mehr GfK verbessert, die Verarbeitung ist allgemein gut, in Details wie dem Toilettenschacht aber verbesserungsfähig.
Die vorgehängten Fenster mit den separaten Verdunkelungs- und Insekten-Rollos sind in der Preisklasse okay. Die Öffnung des Deichselkastens könnte etwas breiter sein, der Boden aus Riffelblech zeigt kaum etwas scharfkantig. Weniger schön ist der Toilettenschacht: nicht abgedichtet, ein Warmluftrohr verläuft oben quer in der Öffnung. „Das sollte man mit der Kassette nicht beschädigen und verschütten sollte man hier auch nichts.“
TECHNIK
„Der Gaskasten ist inklusive Ersatzradhalter aufgeräumt und ausreichend entlüftet“, TÜV-Ingenieur Roman Heinzle findet beim ersten schnellen Blick in den Bugstauraum dennoch Verbesserungspotenzial: „Die im Bodenblech angedeuteten Standflächen für die Gasflaschen bieten keinen Halt, nur die Wandhalter mit Zurrgurten sichern die Flaschen. Zulässig, aber nicht optimal.“ Mit genug Platz, der etwas schmalen, aber zuverlässig oben gehaltenen Klappe und ohne scharfe Kanten am stabilen Blechboden, an denen man sich verletzen könnte, punktet dieser Bereich.
Alle vorgeschriebenen Warnaufkleber sind an ihrem Platz und die Reifendrucktabelle ist auch nützlich.
Die Gasleitung ist im Kasten vom Anschluss mit simplem Druckminderer weg gut verlegt und auch unter dem Wagen ist bei diesem Premio Life alles prima. Es gibt am Unterbau für den TÜV-Ingenieur nichts zu meckern. Auch die Bremsleitungen sind gut verlegt, nichts streift oder schleift.
Dass die Antischlingerkupplung und die Stoßdämpfer für die 100-km/h-Zulassung nicht Serie sind, sondern im Premio Paket 1 kommen, findet Heinzle „bei diesem Preis schon bemerkenswert“.
Auch innen im 425 TS ist der Ingenieur schnell fertig – die technische Ausstattung ist ja übersichtlich: In der vorderen Sitztruhe ist der optionale 44-Liter-Wassertank, die Truma-Therme findet sich im Schränkchen unter dem TV-Platz. „Hier kommt man nicht gut dran, das muss man schon sagen.“ Im ganzen Wohnwagen, besonders im riesigen Stauraum unter dem Bett, wäre ein besserer Schutz der Heizungsrohre wünschenswert.
Und die elektrische Installation fällt ausgesprochen sparsam aus: Serienmäßig gibt es nur eine 230-Volt-Steckdose an der Küche und eine über der Heizung, „die dann wohl die Sitzgruppe und das Bad versorgen soll. USB-Anschlüsse gibt es gar nicht – was nun nicht gerade Stand der Technik ist“, moniert der Profi. Im Testwagen ist noch die aufpreispflichtige 230/12-Volt- und TV-Steckdose an der Schrankseite zum Bett hin verbaut und USB-Steckdosen gäbe es immerhin als Extra. Der FI-Schutzschalter und der Umformer für 12 Volt sitzen aufgeräumt im Kleiderschrank. Die Beleuchtung übernehmen sparsame LEDs, die einfachen runden Deckenleuchten über der Sitzgruppe und dem Bett sind hell, leuchten den Raum schön aus. Zwei feste LED-Spots in der Küchenzeile und je zwei versetzbare in der Dinette und am Bett leuchten diese Bereiche gut aus. Im Bad muss ein Spot reichen.
Roman Heinzle zur Technik: Die technische Ausstattung ist selbst im Testwagen sehr übersichtlich. Vom Wassertank bis zur Therme kostet nicht nur luxuriöser Komfort extra.
INNENEINRICHTUNG
„Qualität und Optik stimmen, wie es aussieht“, so Schreinermeister Oli Pfisterer auf den ersten Blick. Das Design ist schlicht und schnörkellos und insofern einem Einsteiger schon angemessen. In der ziemlich offenen Einrichtung sind zahlreiche Verbinder zwischen den Möbelkomponenten unvermeidlich sichtbar. „Die sind ordentlich abgedeckt und stören so nicht.“ Solide Scharniere tragen die großen Schrankklappen, Schnäpper sorgen für die Verriegelung. Das ist im Bug ganz in Ordnung, mindestens der große Küchenoberschrank sollte aber ein Pushlock haben. „Hier drängt beim Bremsen schließlich der Inhalt gegen die Klappe.“ Dafür ließe sich auf den Selbsteinzug der Küchenschublade verzichten, wenn die Oberschränke ohnehin höchst vernehmlich zuschlagen. Die Aufstellmechanik für den Lattenrost ist komfortabler und aufwendiger als im zuletzt getesteten Premio Life.
Die sichtbaren Möbelkanten sind mit gut verarbeiteten Umleimern versehen, die nicht direkt sichtbaren Kanten sind gut nachgearbeitet. Die Konstruktion zeigt sich auch durchweg gut gemacht. Alle Schränke sind hinterlüftet, die Klappen öffnen weit genug und die Sitztruhen sind mit seitlich angeschlagenen Deckeln gut zugänglich. Auch die Badtür ist mit guten Scharnieren befestigt. Zudem sind die Armaturen in Bad und der Küche wirklich hochwertig und ordentlich verschraubt.
WOHNWERT
„Der fühlt sich innen nicht so klein an, wie er aussieht“, findet Wohntesterin Christiane Eckl. Mit der Küche neben dem Bad im Heck, der kleinen Dinette und dem Bett vorn quer reicht der Platz im kompakten 425er für zwei Urlauber.
Der erste eingehende Blick gilt denn auch der Küche. Die Kombination aus Dreiflamm-Kocher und Spüle ist für den schmalen Küchenblock okay. Der 142-Liter-Kühlschrank vor dem Bad ist vergleichsweise riesig, „braucht als Tower aber halt weniger Grundfläche.“ Ein normaler Kühlschrank im Küchenblock ließe hier fast keinen Stauraum. So reicht es für zwei Unterschränke. „Sehr praktisch, doch wäre mindestens ein Korbauszug gut“. Der geteilte Oberschrank gefällt mit einem Zwischenboden. Arbeitsfläche ist naturgemäß knapp, da muss man auf der Spüle das Gemüse schnippeln. Am Esstisch kann man nun mal nicht arbeiten. Der Sitzkomfort in der Mitteldinette ist gut, der kleine Einhängtisch steht stabil. „Hier müssen sich auch zwei platzmäßig schon bescheiden, aber wer einen kompakten Caravan will, weiß das.“ Auch das Bad ist sowohl vom Platz als auch vom Stauraum auf das nötigste reduziert. Und vor allem fehlen geschlossene Ablagen oder Schränke. „Hier gibt es nur offene Regale, da muss man für unterwegs immer alles wegräumen.“
Oli Pfisterer zum Mobiliar: Das Mobiliar ist optisch einfach gehalten, technisch dennoch ordentlich gemacht. Die Beschläge und die Verarbeitung sind durchgängig gut, ein Bad ohne geschlossene Schränke ist aber wenig praktisch.
Im Schlafbereich ist der Stauraum dagegen ausreichend und gut organisiert. Über dem Bett lassen sich die tiefen Oberschränke am besten einräumen, wenn man auf dem Bett kniet, „aber die bieten eine Menge Platz. Die schmalen seitlichen Ablagen sorgen für ein gutes Raumgefühl hier vorn“. Neben dem Fußende gibt es noch das Schränkchen unter dem TV-Platz und davor ein Fach, das gleichzeitig als Trittstufe für das erhöhte Bett dient.
Das große Querbett ist immerhin 85 Zentimeter hoch. Da dürfte die Aufstiegshilfe auch größer sein, gäbe es denn Platz dafür. Die straffe Matratze und der einfache Lattenrost sorgen für ordentlichen Liegekomfort. „Man muss aber halt im Querbett übereinander klettern.“ Die Stores sehen zwar gut aus, stören aber schon mal, wenn man sich ausstreckt.
DAS INNENLEBEN AUF EINEN BLICK
FAHRSTABILITÄT
Serienmäßig hat der Premio Life 425 TS ganze 1.100 Kilogramm Gesamtmasse, das lässt keine überragende Zuladung erwarten. Der Testwagen überrascht auf der Waage positiv. Trotz der Ausstattungspakete, die zusammen gut 60 Kilogramm wiegen, zeigen die Waagen ganze 924 Kilogramm für den leeren Caravan. Das ergäbe für einen serienmäßigen 425 TS fast 240 Kilogramm Zuladung bei 1.100 Kilogramm Gesamtmasse.
Weniger gut: Leer ist der Wagen links gute 30 Kilo schwerer als rechts, was sich auch beim Beladen nur bedingt ausgleichen lässt. Da die Reifen am aufgelasteten Testwagen eine enorme Tragkraftreserve haben, sind die Radlasten kein Problem. Die Stützlast ist leer mit 24 Kilogramm perfekt, so lässt sich der große Stauraum unter dem Bugbett gut nutzen.
Einige Werte vom Pendel-Prüfstand sehen nicht gut aus, vergleicht man diesen Premio Life mit ähnlich großen Caravans. Nun ist er für seine Größe mit der Auflastung – die wir für eine sinnvolle Beladung im Versuch nicht einmal ausgeschöpft haben – schwer. Was in der Größenklasse zu schlechteren Werten führt. Verglichen mit anderen gleich schweren Wagen schneidet der Premio denn auch deutlich überdurchschnittlich ab. Doch auch im Größenvergleich zeigt der Premio Life 425 TS dank seiner vergleichsweise langen Deichsel einen guten Fahrdynamikkennwert. Als die entscheidende Größe lässt das ein gutes Fahrverhalten erwarten, was der Testwagen auf der Straße auch bestätigt. Die serienmäßige Sicherheitsausstattung ist so gut wie nicht vorhanden. Mit dem Premio Life Paket 1 wird sie akzeptabel. Dann sind neben der Schräglenkerachse auch Stoßdämpfer und Sicherheitskupplung an Bord. Diese Komponenten als Extras auszuweisen, ist nicht akzeptabel.
Christiane Eckl zum Nutzwert: Der schmale und kompakte 425 TS bietet ein erfreulich angenehmes Raumgefühl. Die Ausstattung ist sparsam, insgesamt schlicht, aber praktisch eingerichtet.
FAZIT
Schmal, leicht und handlich – der Bürstner Premio Life 425 TS ist ein guter Reisecaravan für zwei, die ordentliche Qualität und Verarbeitung wollen, aber auf schicke Gimmiks verzichten können. Und mit dem begrenzten Raum muss man sich arrangieren. Wenn das Leben draußen stattfindet, kein Problem. Zu dritt wird kaum jemand den 425 TS länger nutzen wollen, auch wenn die Dinette grundsätzlich noch einen Schlafplatz hergäbe. Selbst ohne Auflastung hätte der Wagen auch mit den un-vermeidlichen Paketen an Bord noch eine zumindest annehmbare Zuladung.
Michael Wille zur Fahrsicherheit: Die Zuladung ist gut bis sehr gut. Sicherheitsausstattung serienmäßig spartanisch, Messwerte und Fahrverhalten für das Gewicht gut.
Bei der Preisgestaltung nutzt Bürstner beim Premio Life das bestens etablierte Konzept vermeintlich günstiger Ausstattungspakete als Option schon sehr weit aus. Serienmäßig verzichtet der Premio Life auf jeglichen Komfort und so manch wichtige Sicherheitsausstattung. Einen dezidierten Reisecaravan wird niemand ohne Stoßdämpfer und Sicherheitskupplung kaufen, gerade, wenn leichtere Zugfahrzeuge zum Einsatz kommen und die Tempo-100-Zulassung gefragt ist. Einerseits schafft es so einen guten Basispreis, andererseits bietet er so mit einer guten Tonne Gesamtmasse noch gute Zuladung, wie das früher mal war – das hat ja auch was. Nur die Endpreise sind ganz und gar nicht mehr wie früher.
TECHNISCHE DATEN
Fahrwerk: Schräglenkerchassis, Reifen 185 R 14 C auf Stahlfelgen, LI 102 = 850 kg
Aufbau: GfK/Alu-Schaumsandwich, Dach 28 mm, Wand 28 mm, Boden 38 mm, Tür geteilt 165 x 52 cm, Umlaufmaß 9.100 mm
Fenster: 5 vorgehängte Fenster, alle zu öffnen mit Kombi-Rollos, 2 Klarglashauben, kleine Dachhaube im Bad
Füllmengen: Gas 2 x11 kg, Frischwasserkanister 12 l
Innenausstattung: Maße (H x BxT): 460 x 200 x 198 cm, Möbelbau in Dekor
Brava, Umbaudinette 170 x 85/ 93 cm, frz. Bett 198 x 152 cm, 4 Hängeschränke unterteilt, 2 Sitzstaukästen, Kleiderschrank 134 x 60 x 55 cm, Staufach TV-Platz
Küchenblock: Maße (H x BxT): 95 x 118 x 61 cm, Edelstahlspüle, Dreiflamm-Kocher ohne Zündhilfe, Kühlschrank Thetford 142 l, 2 Oberschränke, 1 Auszug, 2 Unterschränke, 2 Spots, 1 x230-Volt-Steckdose
Dusch-/Toilettenraum: Maße (H x BxT): 197 x 120 x 70 cm, Toilette drehbar, 4 Ablagen, 2 Spiegel, 1 Spot
Heizung/Klima: Trumatic S 3004
Energieversorgung/Technik: Elektroversorgung 13-polig, Umformer 350 W, Beleuchtungssystem 12 Volt LED, 4 Lesespots, 2 Deckenleuchten, 2 Steckdosen 230 Volt, FI-Schalter
Extras im Testwagen: Premio Life Paket 1 mit Ersatzradhalter Gaskasten, Stoßdämpfer, Serviceklappe, 44-Liter-Wassertank, Schlingerdämpfer 745 €, Premio Life Paket 2 mit Fliegenschutztür, Panoramadachhaube, Umluft 230 V, 4 Auslässe, Warmwasser-Therme 1.418 €, Auflastung 1.360 kg 420 €, Radzierblenden 72 €, TV-Halter mit Steckdosen 337 €
Sonderausstattung: Ersatzrad 264 €, Abwassertank 156 €, Fenster Toilettenraum 313 €, USB-Steckdose 48 €, Dachklimaanlage 2.573 €, Kombisteckdose 12/230 Volt und TV im Vorzelt 204 €
Nebenkosten: (TÜV/Brief): 140 €
Gewichte Testwagen Leergewicht* 924 kg Herstellerangabe** k. A. Zul. Gesamtgewicht*** 1.360 kg Zuladung 436 kg
*gewogen, **gerechnet, ***im Test
BEWERTUNG
PREISE
Grundpreis: 17.400 Euro
Testwagen: 20.212 Euro
CCC-Vergleichspreis: 18.705 Euro
MITBEWERBER
Der Vergleichspreis basiert auf vergleichbarer Einrichtung mit Küche, Nasszelle, Beleuchtung mit Netzteil, Heizung, Chassis mit Stoßdämpfern, Ausstellfenstern mit Rollos, Frischwassertank mindestens 22 Liter, Kassettentoilette, Abwassertank, Umluftverteilung, Außenstauklappe, Schlingerdämpfung, Ersatzrad mit Halter, TÜV + Fahrzeugbrief.
Preis/ Leistung
14,64€/ Punkt
MEIN URTEIL
Lange war der Trend zu immer größeren und schwereren Caravans stärker als die Nachfrage nach leichteren Wagen. Die mag angesichts stetig steigender Kosten und zunehmender E-Mobilität in Zukunft mehr Fahrt aufnehmen. Da kommt ein Premio Life durchaus recht. Qualitativ gut, leicht und schmal und selbst mit nur gut einer Tonne Gesamtmasse nutzbar, wenn der Komfort zurückstecken darf. Wesentliche Sicherheitstechnik im Paket als versteckten Preisaufschlag anzubieten, relativiert den Einstiegspreis. Es ist aber verbreitet und macht Preisvergleiche schwieriger.