... Auswahl einer Kamera ist zudem die Frage, wo und wie lange Aufnahmen gespeichert werden. Im einfachsten Fall, der auch bei komplexeren Systemen oft die Standardvariante ohne Zusatzkosten ist, liegen die Videoclips nach der Übertragung allein auf dem Smartphone. Einige Geräte setzen zusätzlich auf lokale Speicherung, etwa auf microSD-Karte. Wer sich in erster Linie gegen Einbrecher wappnen will, sollte jedoch bedenken, dass die Aufnahmen verloren sind, wenn der Eindringling die Kamera beziehungsweise ihre Basis schlicht mitnimmt. Gegen solche Szenarien hilft es, wenn die Aufnahmen in der Cloud abgelegt werden. Diese Option bieten die meisten Hersteller aber nur per Abo an.
Indoor-Kameras
Je nach Konstruktion sind die Kameras für unterschiedliche Einsatzbedingungen beziehungsweise -orte ausgelegt. So eignen sich zwei der hier von uns getesteten Kandidaten ausschließlich für die Nutzung in trockenen und warmen Innenräumen.
Gigaset camera 2.0
Wie die Bereichnung camera 2.0 schon nahelegt, ist die neueste Kamera von Gigaset ein Update des Vorgängers. Verbessert wurden die Auflösung (nun Full-HD) und die Infrarot-Nachtsicht. Dank magnetischem und gleichzeitig verschraubbarem Fuß mit Kugelgelenk lässt sich die Kamera flexibel auf verschiedenen Untergründen befestigen und auch seitlich oder über Kopf montieren. Zur Stromversorgung liefert Gigaset ein Steckernetzteil, an dem ein 1,80 Meter langes Mikro-USB-Kabel fest montiert ist. Zur Not lässt es sich per Verlängerungskabel ergänzen. Für die Erstinstallation lernt die Kamera die Zugangsdaten zum heimischen WLAN, indem sie einen in der App generierten QR- Code aufnimmt. Das klappt in der Praxis gut. Etwas Problempotenzial gibt es aber, weil nur 2,4-GHz-WLANs unterstützt werden, was vor allem in Dualband-Mesh-Systemen zu Schwierigkeiten führen kann.
Bewegungs- und Geräuscherkennung sowie Gegensprechen funktionieren gut. Für mehr Funktionalität lässt sich die Kamera mit weiteren Smarthome-Komponenten von Gigaset kombinieren, etwa Bewegungsmelder, Tür/Fenster-Sensoren oder einer Sirene. Zum Speichern setzt Gigaset auf Cloud- Abos zwischen einem Euro/Monat und 50 Euro/Jahr (https://bit.ly/3z8Msa5). Dabei sind 30-Sekunden-Clips als Freemium-Angebot fairerweise inklusive.
Logitech Circle View
Anders als das ältere Modell Circle 2 ist die neue Circle View allein auf Apples Smarthome-Standard Homekit ausgelegt. Android-Nutzer schauen in die Röhre – die in iOS integrierte Home-App ist für die Nutzung zwingende Voraussetzung. Die Einrichtung klappt sehr komfortabel – es genügt, ein iPhone nah an die kopplungsbereite Kamera zu halten. Doch auch hier ist die WLAN-Verbindung auf 2,4 GHz beschränkt. Bei der Aufstellung ist zudem zu beachten, dass das knapp drei Meter lange USB-Kabel fest an der Kamera montiert ist – bei Bedarf hilft eine USB-Verlängerung.
Im laufenden Betrieb ist die Integration ins Homekit-System Apple-typisch übersichtlich. Auffällig ist der mit 180 Grad sehr weite Blickwinkel der Kamera. Alle nötigen Funktionen sind vorhanden und lassen sich in der iOS-Home-App einstellen. Zum Speichern von Aufnahmen braucht es ein Abo – nicht bei Logitech, sondern bei Apple. Wer dort mindestens 200 GB iCloud-Speicher abonniert (drei Euro/Monat), kann darin Clips per Homekit Secure Video ablegen.
Testverfahren Überwachungskameras
IP-Kameras unterziehen wir einem ausführlichen redaktionellen Test. Bis zu 60 Punkte können die Kameras dabei für ihre Ausstattung erzielen. Dabei geht es um die eigentliche Bilderfassung mit Parametern wie Auflösung, Blickwinkel, Zoomfaktor, eventuelles mechanisches Schwenken und Neigen sowie die Aufhellung für Nachtaufnahmen. Auch die Speicherung der Aufnahmen sowie die Details von Bewegungserkennung, Tonaufnahme und Gegensprechen und die Arten der Benachrichtigung werden hier bewertet.
Praxiskriterien: Bedienung und Qualität
Die verbleibenden 40 Punkte gibt es für die Praxis: Hier bewerten wir die Handhabung und Qualität von der Ersteinrichtung bis zum Alltagsgebrauch. Dabei bepunkten wir auch die Bedienkonzepte der Apps und Weboberflächen sowie eventuelle weitere Steuer-und Konfigurationsmöglichkeiten.
Expertenmeinung
Wer sich noch vor wenigen Jahren mit der Konfiguration von IP-Kameras herumgeplagt hat, wird nun erfreut feststellen, wie einfach Inbetriebnahme und Einsatz mittlerweile geworden sind. Die letzte verbliebene Hürde ergibt sich allerdings aus der Knause rigkeit vieler Hersteller: Werden nur 2,4-GHz-WLANs unterstützt, kann dies zu Problemen in WLAN-Umgebungen führen, die auch auf 5 GHz die selbe SSID nutzen. Positive Beispiele auch im vorliegenden Testfeld belegen, dass Dualband-Module wohl nur geringfügig teurer sind – davon sollten alle Anbieter lernen.
Gigaset Camera 2.0 Indoor
Logitech Circle View Indoor
Arlo Pro 4 Indoor+Outdoor
Canary Flex Indoor+Outdoor
Ring Floodlight Cam Wired Pro Outdoor
Yale WiFi Außenkamera Pro Outdoor
Kameras für indoor und outdoor
Zwei der Kandidaten sind so robust, dass sie sich bei Montage möglichst unter einer Überdachung neben dem Indoor-Einsatz auch im Außenbereich betreiben lassen.
Arlo Pro 4
Das neueste Pro-Modell von Arlo kommt ohne die bisher übliche Basisstation und lässt sich direkt im heimischen WLAN anmelden – leider auch in diesem Fall nur auf 2,4 GHz. Wer schon eine Arlo-Basis hat oder sie nutzen möchte, um die Aufnahmen auch lokal zu speichern, kann die Arlo Pro 4 aber auch an einem Arlo Smart Hub anmelden (Einzelkaufpreis rund 130 Euro).
Zur Anmeldung am WLAN filmt die Kamera einen von der App generierten QR-Code. Bei der Stromversorgung fährt Arlo zweigleisig: Zur permanenten Versorgung dockt man ein 90 cm langes magnetisches Ladekabel an, das sich bei Bedarf per USB-Verlängung strecken lässt. Ein USB-Steckernetzteil spart sich der Hersteller allerdings – hier braucht man ein vorhandenes. Zusätzlich oder alternativ sorgt ein 4800-mAh-Akku rund drei Monate (laut Arlo und je nach Auslösehäufigkeit) für autarken Betrieb. In der Alltagsnutzung lässt die Arlo Pro 4 nichts vermissen. Die clevereren Optionen – wie die KI-basierte Identifikation von Personen, Haustieren oder Paketen vor der Tür sowie die Aufbewahrung von Aufnahmen in der Cloud – setzen allerdings ein Arlo-Secure- Abo voraus. Das kostet, je nach Anzahl der Kameras und gegebenenfalls weiteren Service-Optionen, zwischen drei und 15 Euro pro Monat (www.arlo.com/de_de/serviceplans).
Canary Flex
Auch das Modell Flex vom taiwanischen Hersteller Canary lässt sich etwas wettergeschützt ebenfalls draußen nutzen. Bei der Ersteinrichtung erkennt und konfiguriert die App eine neue Kamera per Bluetooth – dankenswert ist hier, dass die Kamera neben 2,4 GHz auch 5-GHz-WLANs unterstützt. Wie die Arlo kombiniert auch Canary ein (in diesem Fall rund 2,4 Meter langes) magnetisches Ladekabel mit einem Akku. Letzterer hat sogar 6700 mAh Kapazität, was je nach Nutzungshäufigkeit für einige Monate Betrieb reichen soll. Aber auch ein USB-Steckernetzteil liefert der Hersteller freundlicherweise mit. In der Praxis vermissten wir nur eine Geräuscherkennung. Ungewöhnlich ist zudem, dass auch die Gegensprech-Funktion erst mit einem Abo verfügbar wird – ebenso wie die Speicherung in der Cloud. Lokale Aufnahmen unterstützt Canary nicht. Das Abo ist mit zehn Dollar/Monat zudem recht teuer (canary.is/ membership)
Outdoor-Kameras
Als dritte Kategorie gibt es IP-Sicherheitskameras, die für den reinen Außenbetrieb ausgelegt sind. In unserem Testfeld zählen dazu eindeutig die beiden Kandidaten von Ring und Yale.
Ring Floodlight Cam Wired Pro
Im Sortiment von Amazon-Tochter Ring ist die Floodlight CamWired Pro das Top-Modell unter den Außenkameras. Von der 50 Euro günstigeren Wired Plus unterscheidet sie sich vor allem durch eine radar-unterstützte Bewegungserkennung, Dualband-WLAN und eine eingebaute Sirene. Wie eine Lampe wird diese Kamera direkt an einen 230-Volt- Anschluss montiert. Für Nachtsicht sor- gen neben einer Infrarot-Funktion zwei sehr helle LED-Flutlichter. Bei der Ersteinrichtung wird die Kamera automatisch von der App erkannt und gibt – allerdings grundsätzlich auf Englisch – mit Sprachmeldungen Auskunft über ihren Status. Bei den Funktionen haben wir nichts vermisst, wobei die Integration mit Sprachassistenten sich auf Amazons Alexa beschränkt. Als Besonderheit lassen sich Videos auf Wunsch Ende-zu-Ende verschlüsseln, was aber natürlich die kostenpflichtige Speicherung in der Cloud voraussetzt – und somit ein Ring-Protect-Abo ab drei Euro/ Monat (de-de.ring.com/pages/protect-plans).
Yale Wi-Fi-Außenkamera Pro
Die auf Sicherheitslösungen spezialisierte US-Firma Yale engagiert sich seit einiger Zeit auch im Smarthome. Ihre Wi-Fi-Außenkamera Pro lässt sich über ein 1,5-Meter-Kabel per Strom versorgen, eine 6-Meter-Verlängerung zählt zum Lieferumfang. Als einziges Gerät im Testfeld kann die Yale-Kamera zusätzlich zu 2,4-GHz-WLAN auch per Ethernet verbunden werden. Tipp zur Einrich- tung: Die in der Anleitung genannte LED verbirgt sich unter einer Klappe am Geräte - boden. Auf Audio-Funktionen verzichtet die Kamera, Nachtsicht realisiert sie per Infrarot. Auch Cloud- und Abo-Angebote gibt es bei Yale nicht, zur lokalen Speicherung lässt sich eine microSD-Karte einstecken. Erkennungszonen und anderen Komfort bietet die App einfach kostenlos. Allerdings lassen sich auch keine Cloud- oder NAS-Speicherziele nutzen, dafür kann man die Kamera an den in anderen Yale-Kits enthaltenen Network Videorecorder (NVR) anbinden. ■