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Daysailer par Excellence
Das Konzept eines Bootes, bei dem die Segeleigenschaften und der Komfort an Deck über die Tourentauglichkeit gestellt werden, passt in die heutige Zeit. Saffier Yachten richten sich daher nicht unbedingt an Menschen, die ihren Sommerurlaub an Bord verbringen und lange Törns absolvieren. Vielmehr sind Wassersportler die Zielgruppe, die das Segeln als eines von mehreren Hobbys betreiben und nicht als den Hauptsinn ihres Lebens betrachten. Die Saffier SE 33 Life reiht sich in der Werftlinie zwischen der SE 27 und der SE 37 ein. In der Standardversion mit Einbaudiesel kostet die SE 33 knapp 190.000 Euro, mit torqeedo-Elektroantrieb sind 205.000 Euro fällig. Die Preisliste ist lang und umfangreich und wird den meisten Wünschen gerecht. Das Testschiff, in dem vieles verbaut ist, was die Ausrüstungsliste hergibt, kommt auf einen Kaufpreis von über 300.000 Euro. Viel Geld für ein Boot, dass keine Stehhöhe im Salon besitzt. Allein der optionale Carbon-Mast und -Baum und das Rod-Rigg mit Dynema-Fallen kostet knapp 30.000 Euro Aufpreis. Jetzt stellt sich dem einen oder anderen vielleicht die Frage, wieviel ist einem der Segelspaß wert? Die Saffier 33 SE macht einem die Beantwortung dieser Frage leicht, denn in dem Augenblick, in dem die Segel gesetzt sind und das Rauschen und Gurgeln am Rumpf zunimmt, zaubert sie einem am Ruder ein breites Grinsen ins Gesicht.
Gennaker raus, der Spaß beginnt
Der Spaßfaktor ist bei diesem Boot einfach immens hoch. Bei böigen vier bis fünf Beaufort am Testtag auf der Kieler Förde macht die Saffier eine ausgezeichnete Figur. Gennaker hoch und ab geht’s in Richtung Kiel Leuchtturm, um etwas konstanteren Wind zu bekommen. Sehr angenehm liegt sie dabei auf dem Ruder. Nicht zu neutral, sodass der Rudergänger keine Rückmeldung über eines der beiden Steuerräder bekäme, aber auch nicht zu jollenartig-nervös. Eben genau so, wie man es sich erhofft von einem Boot, mit dem man entspannte, aber auch sportliche Stunden auf dem Wasser verbringen möchte. Feinfühlig lassen sich die Wellen mit einer Hand am Ruder aussteuern und der Speed von rund 13 Knoten genießen. Es ist kein Kampf, vielmehr perfekte Segelzeit auf derm Wasser. Bei Idealbedingungen sollen auch schon Geschwindigkeiten von über 20 Knoten geloggt worden sein.
Technische Daten
Konstruktion: Dean Hennevanger
CE-Kategorie: C (Küstennahe Gewässer)
Lüa (inkl. Bugspriet): 11,00 m
Rumpflänge: 9,75 m
Breite: 2,85 m
Tiefgang Standard: 1,70 m
Tiefgang Sportkiel: 2,10 m
Tiefgang Kurzkiel: 1,40 m
Verdrängung: 3.000 kg
Ballast Standardkiel: 1.250 kg
Motor:
Diesel: Yanmar 2YM15 15 PS (Standard)
Elektro: Torqeedo Cruise 6.0 (optional)
Groß: 33 m²
Selbstwendefock: 22 m²
Genua: 25,5 m²
Gennaker: 93 m²
Maximal erreichte Fahrt
am Testtag: 13 kn Preis: ab 187.425 Euro
inkl. 19 % MwSt. mit Standardausstattung.
Dazu gehören Elvström-Dacronsegel (Groß und Selbstwendefock)
Adresse Händler:
Diamond Yachts
Yachtzentrum Baltic Bay
Börn 17, 24235 Laboe
Tel.: + 49 (0)4343 / 42 27 0
info@diamond-yachts.de
Werft:
Saffier Yachts
Strandweg 4, 1976 BS IJmuiden
Tel.: + 31 (0) 255 / 51 28 60
info@saffieryachts.com,
An Deck un dim Cockpit
Steif am Wind
Nach einigen Halsen wird der Gennaker schließlich eingerollt und es geht an den Wind, wieder hinein in die Kieler Förde. Unter dem GFK-Schaumsandwich-Rumpf, der im Vakuum-Infusionsverfahren gefertigt wird, sorgt der optionale 2,10 Meter tiefgehende Sport-T-Kiel für reichlich aufrichtendes Moment. Im Standard sind es 1,70 Meter Tiefgang. Eine dritte Variante reicht lediglich 1,40 Meter tief und wird dann von zwei statt einem Ruderblatt begleitet.
Mit Hilfe des auf einer Schiene hinter dem Rudergänger elegant im Deck versenkten Travellers lässt sich vom Steuermann bei Böen effektiv Druck aus dem Groß nehmen. Dank der Selbstwendefock ist beim Wenden keinerlei Arbeit von den Mitseglern nötig. Und selbst wenn: Groß- und Fockschoten laufen auf zwei Harken Elektrowinschen, die sich per Knopfdruck auch vom Steuermann bedienen lassen und den Segeltrimm wirklich zum Kinderspiel werden lassen, sobald man sich an die Bedienung gewöhnt hat. Die Saffier 33 SE ist dadurch und durch die Umlenkung aller Fallen und Strecker vor die beiden Steuerstände uneingeschränkt einhandtauglich. Wer eine Genua wünscht, bekommt sie natürlich, plus die notwendigen Schoten, Schienen und Holepunkte, gegen Aufpreis Die Sicht nach vorn ist perfekt, nichts versperrt den Blick, nicht einmal ein Seezaun. Bei mehr Lage wäre etwas mehr Halt am Cockpitboden jedoch wünschenswert. Lediglich zwei kleine auf beiden Seiten ins Deck integrierte Leisten bieten dem Rudergänger ein Widerlager, um sich der Krängung entgegenzustemmen. Aus dem Deck klappbare Fußrasten wären eine denkbare Lösung.
Auf den Seitendecks, den Cockpitduchten und auf dem Cockpitboden ist das haltbare, pflegeleichte und sehr rutschfeste synthetische ESTHEC verlegt (Aufpreis rund 26.000 Euro). Hoch am Wind geht es am Testtag weiter in die Kieler Förde hinein. Durch die zunehmenden Landabdeckungen wird der Wind immer böiger, doch auch damit kommt die Saffier gut zurecht. Auch ohne Gennaker läuft sie sehr ordentlich. Bei etwa 60 Grad zum Wind kommen wir auf achteinhalb Knoten, bei halbem Wind neun Knoten und raumschots auf knapp zehn Knoten Geschwindigkeit.
Das Leben findet an Deck statt
Nach dem Anlegemanöver im Hafen offenbart sich, was die Saffier 33 SE Life neben den guten Segeleigenschaften auch ausmacht: der Deckskomfort eines wesentlich größeren Boots auf dem Raum eines Boots der 10-Meter-Klasse. Das Cockpit ist riesig, da nicht auf Kabinen unter Deck Rücksicht genommen werden muss und bietet viel Platz zum Sonnen vor Anker. Apropos Anker: Dieser ist während des Segelns im Ankerkasten verstaut, lässt sich aber mittels eines durchdachten Mechanismus im Handumdrehen nach vorne ausklappen und findet dann neben dem festen Bugspriet seinen Platz. Das gesamte Deckslayout der Saffier SE 33 Life wirkt sehr aufgeräumt und clean. Dazu tragen natürlich die verdeckt laufenden Leinen bei, aber auch Details wie die Klappklampen, die Flush-Luke, die im Vorschiff verbaut ist oder die ebenfalls im Deck versenkte Trommel der Rollfock.
Unter Deck
Fazit
Daysailer für Küstenreviere und Seen
Pro
• Sehr gute Segeleigenschaften
• Umfangreiche Ausrüstungsoptionen
• Hohe Bauqualität
• Einhandtauglich
Contra
• Fußrasten etwas niedrig
• Keine Stehhöhe im Salon
• Spartanischer Ausbau
Im Cockpit spielt die Saffier ihren Komfortbonnus aus. Aus dem Achterdeck wird mit den passenden Polstern eine opulente Liegewiese für mehrere Personen, ein zweiter Kühlschrank unter dem Backbord-Rudergängersitz erspart den Weg unter Deck, um Kaltgetränkenachschub zu besorgen.
Integriert in das optionale Remote-Yacht-Monitoring-System kann bereits von zu Hause aus per App auf dem Smartphone der Kühlschrank eingeschaltet werden und das Boot fernüberwacht werden. Eine ausklappbare Badeplattform findet sich nicht, was der Größe des achteren Sonnendecks zugutekommt. Stattdessen ist mittig im Spiegel eine Badeleiter verbaut, die bei Bedarf ausgeklappt werden kann. An Steuerbord befindet sich hinter einer kleinen Abdeckung eine Dusche.
Kommentar I segeln-Tester Nikolas Woeckner
Ein besonderes Boot
Die Saffier 33 SE Life macht richtig Lust, einfach loszusegeln und Spaß auf dem Wasser zu haben. Naturgemäß bietet sie deutlich weniger Raumkomfort unter Deck als typische Fahrtenschiffe dieser Größe, doch in Sachen Segelspaß überzeugt sie auf ganzer Linie. Sie wurde laut Werftbeschreibung „gebaut, um das Leben zu feiern.“ Was erstmal wie purer Marketing-Slang klingt, trifft es aber sehr gut, sobald man einmal den Endorphinkick erlebt hat, den die Saffier SE 33 Life beim Segeln auslösen kann.
Dafür muss man jedoch auch in Kauf nehmen, etwas tiefer in die Taschen zu greifen und einige Haken mehr in der Preisliste zu setzen, um den maximal möglichen Spaß aus diesem holländischen Luxus-Daysailer zu holen.
Hat man dies getan, wird man aber nicht enttäuscht und bekommt außerdem ein Boot, nach dem sich auf dem Wasser oder im Hafen viele Segler umdrehen werden.
Wer ein Boot sucht, bei dem die Segeleigenschaften im Vordergrund stehen, der wird bei der Saffier SE 33 fündig
Unter Deck
Unter Deck empfängt einen ein freundliches, helles Interieur, das an moderne Design-Hotels erinnert, oder wie die Werft es beschreibt: die feine Kunst des Luxus. Dunkle Hölzer sucht man hier vergebens. Stehhöhe gibt es ebenfalls nicht, der Fokus liegt bei der Saffier schließlich auf Platz an Deck. Ein offener Raum ohne Schotten, die die Sichtachse versperren, sorgt aber für ein vergleichsweise großes Raumgefühl. So lassen sich sicherlich ganze Wochenenden an Bord verbringen. Die Kojen sind jedenfalls lang und bieten viel Platz.
De getestete Saffier ist die Baunummer 1 und unter Deck war die Ausbauvariante „Family“ zu finden, die vier Schlafplätze bietet. Inzwischen wird von der Werft jedoch nur noch die sogenannte „Pärchenversion“ angeboten. Hier ist das Bord-WC im Gegensatz zum Familien-Ausbau abgetrennt vom Salon untergebracht und es gibt einen Salontisch, der verstellbar an der Maststütze angebracht wird. Eine Induktionskochplatte, eine Spüle mit fließendem Wasser und eine Kaffeemaschine sorgen bei beiden Versionen für Komfort. Egal wohin man schaut, in welche Backkiste oder in welches Fach, nirgends findet sich nacktes Laminat oder fragwürdige Verarbeitung. Die Qualität ist unter Deck, wie überhaupt im gesamten Boot, über jeden Zweifel erhaben.
Fazit
Tourensegler werden bei der Saffier SE 33 Life vermutlich den Wohnkomfort unter Deck vermissen. Wer aber ein unkompliziert zu segelndes Boot mit sehr hohem Spaßfaktor sucht, bei dem die Segeleigenschaften im Vordergrund stehen, der wird bei der Saffier SE 33 Life fündig und bekommt ein ganz besonderes Boot.