... einer der begehrtesten Gesprächs-Partner, auch deshalb, weil es seine letzte Open als Spieler war. Die Meinung des Amerikaners, der die „echte“ Open zwischen 1975 und 1983 fünf Mal gewinnen konnte, hat immer noch Gewicht. „Guckt euch die Jungs an, die hier spielen. Die meisten haben kaum etwas verlernt.“
Der, der am wenigsten verlernt hat, wenn überhaupt, ist Bernhard Langer, der Watson auf der Bühne quasi über die Schulter blickte. Nur quasi, denn der Deutsche hatte auf dem Platz zu tun. Dort tat er in wieder einmal herausragender Art das, was er am liebsten macht: gewinnen! Die Senior Open! Zum vierten Mal, womit er seine Senior-Major- Bilanz auf 11 steigerte. Das ist unerreicht!
In der dicken Regenjacke nahm Bernhard Langer die Trophäe der Senior Open entgegen. Sein Lächeln überstrahlte alles.
In strömendem Regen und bei böigem Wind bahnt sich Langer am Sonntag den Weg zum Sieg. Der Deutsche bewies wieder einmal, dass er mit allen Bedingungen bestens klarkommt.
Wenn es aus dem Topf-Bunker direkt nach vorn nicht geht, dann eben sicher zur Seite. Bernhard Langer zeigte auch in Sachen Platzstrategie seine Klasse und Erfahrung.
Einige seiner bis zu elf Jahre jüngeren Kollegen werden es auch als unerhört bezeichnen, dass der 61-Jährige ihnen noch immer und immer wieder zeigt, wie großes Golf geht. Unter allen Umständen. Und die waren im Royal Lytham & St. Annes Golf Club besonders am Schlusstag alles andere als königlich. Der Wind pfiff und der Regen trommelte so heftig, dass man die dicken Tropfen nicht nur auf den Windbreakern der Spieler, sondern auch auf den Bildern der Fotografen sehen konnte (oben).
Langer schien das alles nicht zu stören. Er spielte in seiner eigenen Welt und Liga. Gerade einmal famose 66 Schläge brauchte er, um den bis dahin Führenden Paul Broadhurst (71) noch abzufangen und das einzige Senior-Major in Europa mit zwei Schlägen vor dem Engländer zu gewinnen.
Paul Broadhurst ging als Führender in die letzte Runde, verlor auf Langer aber fünf Schläge. Zwei zu viel, um zumindest das Stechen zu erreichen
Topf-Bunker sind für Langer keine Hindernisse. Auf der letzten Bahn im Royal Lytham & St. Annes Golf Club rettete er das Par und die zwei Schläge Vorsprung.
Wie die Tropfen des englischen Landregens, so fielen durch Langers Dominanz weitere Rekorde: sein elfter Senior-Major- Sieg. Gary Player, der Nächste in der Liste, kommt auf neun. Und wird da auch bleiben, weil der Südafrikaner trotz seiner bemerkenswerten Fitness mit 84 Jahren keine großen Turniere mehr spielt.
Apropos: Keiner war beim Ü-50-Open- Triumph so alt wie Bernhard, der am 27. August 62 Jahre alt wird. Und niemand, der nicht aus dem Vereinigten Königreich kommt, war und ist bei den Briten so beliebt wie der Deutsche. Langer genießt die Zuneigung: „Die Menschen hier lieben das Spiel und haben so viel Ahnung, dass es ein Freude ist. Besonders, wenn du die 18 heruntergehst und mit sehr viel Jubel auf den letzten Grün empfangen wirst.“
Der Moment des Triumphs: Bernhard Langer locht den Putt aus rund 50 Zentimetern auf dem 18. Grün in Lytham & St. Annes. Mitspieler Paul Eales hält sich noch bedeckt …
… bevor er anfängt zu applaudieren. Langer lässt den Putter fallen, reißt die Arme hoch. Er hat bei widrigsten Bedingungen seinen 11. Major-Sieg bei den Senioren eingefahren.
Das wurde er vor sechs Jahren in Royal Birkdale auch. Da führte Bernhard nach 17 Bahnen ebenfalls mit zwei Schlägen, traf in einen der tiefen Bunker, notierte ein Doppelbogey und musste ins Stechen mit Marc Wiebe. Das wurde nach zwei Bahnen (jeweils die 18) wegen Dunkelheit unterbrochen. Folgerichtig standen die beiden am Montag um 8 Uhr wieder am 18. Tee. Es war schließlich Wiebe, der das Stechen am fünften Extra-Loch gewann.
Bei einem Rekordmann wie Langer muss man es auch bei einer Niederlage kaum erwähnen: Natürlich war dieses Stechen das bisher längste in der illustren Geschichte der Senior Open. Wenn Sie denken, dass es das schon war – einen haben wir noch: Die Finalrunde der 2019er-Open musste wegen des lausigen Wetters für fünfeinhalb Stunden unterbrochen werden; ebenfalls einmalig.
Was bleibt noch in diesem Jahr? Der Charles Schwab Cup, die Preisgeld-Rangliste der Champions Tour. Vier der letzten fünf Jahre hat Langer gewonnen. „Und gewinnen“, so hat Bernhard mal gesagt, „wird niemals alt.“ Er kann das sagen!
Wo Bernhard Langer im Rahmen seiner Europa-Tournee sonst noch abgeschlagen hat, erfahren Sie ab Seite 102.
FOTOS: GETTY IMAGES
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