... letzten Jahren gab es die technische Entwicklung, diese EPIRB in ihrer Bauform immer kleiner zu machen, um so ein Tragen am Körper der Crewmitglieder zu ermöglichen. Diese Geräte werden als PLB, Personal Locator Beacon, bezeichnet. PLB alarmieren, einmal ausgelöst, die Rettungskette, sprich die zuständigen Seenotleitstellen (MRCC), die die anschließende Rettung koordinieren. Somit hat zum Beispiel ein über Bord gegangener Einhandsegler, mitten auf dem Atlantik, die Chance auf Rettung. Eine EPIRB wird bei der Bundesnetzagentur auf ein bestimmtes Schiff registriert. Die Registrierung einer PLB auf eine Person ist in Deutschland bisher jedoch nicht vorgesehen. Möglich ist dies momentan als Notlösung in England. Außerdem werden durch den Alarm einer PLB keine Schiffe in der Umgebung benachrichtigt, dies muss erst das MRCC übernehmen. So kann mitunter wertvolle Zeit verloren gehen.
AIS-SART
Mit der zunehmenden Verbreitung des Automatischen Identifikationssystems (AIS) an Bord hat sich jedoch eine weitere Möglichkeit der Personenortung ergeben. Diese arbeitet auf den UKW-Frequenzen von AIS (161,975 MHz und 162,025MHz), was bereits den größten Unterschied zur PLB-Technik darstellt. Da sich AIS an Bord zunehmender Popularität erfreut sind diese AIS-SART genannten Funkbaken auch sehr interessant für die Ortung von Personen.
So bieten inzwischen viele Hersteller von PLB auch AIS-SARTS für die Anbringung direkt am Ölzeug oder in der Rettungsweste an. Diese kleinen AIS-SART werden als AIS-MOB bezeichnet. Die Geräte selber sind vom Aussehen den PLB sehr ähnlich, funktionieren aber anders.
Funktionsweise
Ein AIS-MOB besitzt eine vom Hersteller einprogrammierte MMSI-Nummer, die sich nicht ändern lässt und immer mit ‚972‘ beginnt, was den ‚Mann-über-Bord-Notruf ‘ auf empfangenen Geräten signalisiert. Das Gerät muss nicht erst wie eine PLB bei einer Behörde registriert werden.
Grundvoraussetzung, damit eine Crewüberwachung mittels AIS-MOB Sinn macht, ist ein vorhandenes AIS-Gerät an Bord. Denn ein aktivierter AIS-MOB sendet sein Notsignal mit Positionsangaben und Geschwindigkeit auf den UKW-Frequenzen von AIS. So werden alle Schiffe in der Umgebung, die AIS-Geräte in Betrieb haben, über den Notfall informiert. Die Reichweite eines AIS-MOB liegt je nach Seegang und Antennenlänge zwischen circa fünf bis acht Seemeilen. Genug, um in den meisten Revieren andere Schiffe zu alarmieren. Das Eigene allemal.
AIS-MOB Der AIS-MOB bekommt seine Positions-und Geschwindigkeitsinformationen über GPS. Informiert werden alle Schiffe in der Umgebung, die AIS besitzen
PLB Die PLB schickt die Notmeldung über die COSPAS/SARSAT-Satelliten an das MRCC, das die weitere Rettung organisiert. Das eigene oder Schiffe in der Nähe bekommen erst einmal nichts von dem Notfall mit
Zusatz DSC
Interessant ist auch die bei einigen Geräten vorhandene Funktion des integrierten Digitalen Selektivrufs (DSC). Im Falle eines Überbordgehens kann so zuerst das eigene Schiff informiert werden. Vorausgesetzt es ist ein DSC-fähiges Funkgerät an Bord. So sind dann quasi zwei Alarmierungswege in einem Gerät vorhanden: Einerseits AIS und andererseits DSC. Die DSC-Alarmierung hat jedoch einen Haken: Es kann nur ein sogenannter ‚Closed Loop‘ angerufen werden. Das bedeutet, dass lediglich eine gewisse Anzahl vorher in den AIS-MOB einprogrammierte MMSI-Nummern gerufen werden. Ein automatischer ‚All-Ships-Call‘ ist aus bürokratischen Gründen in Deutschland und einigen anderen Ländern noch nicht möglich.
Ablauf
Ein AIS-MOB ist bis zur Aktivierung ausgeschaltet. In diesem Zustand sollen die Batterien je nach Gerät zwischen fünf und sieben Jahre halten. Danach müssen die AIS-MOB zum Wechsel der Batterien zum Händler geschickt werden. Nachdem das Gerät entweder manuell oder automatisch aktiviert wurde, fährt es hoch und fängt an, Satelliten für die Positionsbestimmung zu suchen. Die mit DSC-Funktionalität ausgestatteten AIS-MOB machen in diesem Moment augenblicklich einen DSC-Anruf an das DSC-Funkgerät der eigenen Yacht. Sobald das Gerät seine Position via GPS gefunden hat, was in der Regel nur eine bis drei Minuten dauert, wird mit der Aussendung des AIS-Notrufs begonnen. So sehen dann alle Schiffe mit AIS und in Reichweite das Notsignal.
Fazit
Da AIS einen regelrechten Boom erlebt, sind die kleinen Funkbaken auf UKW-Standard eine gute Alternative zu den Satellitenbaken PLB. Immer mehr Schiffe haben AIS-Geräte an Bord, was im Umkehrschluss bedeutet, immer mehr Schiffe können einen AIS-Notruf empfangen und darauf reagieren. Der Vorteil liegt schließlich in der unmittelbaren Alarmierung der Schiffe in der Umgebung, ohne Umweg über Satellit und MRCC. Wird mit Mannschaft gesegelt, können AIS-MOB auch als Crewüberwachungssystem dienen, die sofort Alarm an Bord auslösen, wenn jemand über Bord geht. Hierfür sollte dann beim Kauf insbesondere auf das Vorhandensein der DSC-Funktionalität geachtet werden. Die Preise sind in den letzten Jahren gefallen. Heute liegen fast alle AIS-MOB bei circa 300 Euro. Für eine vierköpfige Crew macht das allerdings immer noch 1.200 Euro. Wäre nicht eine Kombination aus PLB und AIS-MOB mit DSC-Funktion das Ideal? Ein System also, das sowohl im Nahbereich als auch weltweit im Notfall Hilfe rufen kann. Genau das hat die österreichische Firma FT-TEC seit geraumer Zeit angekündigt. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, das Gerät befinde sich noch immer im Zertifizierungsprozess und man wisse daher leider nicht, wann es auf den Markt kommen werde. Bis dahin bieten AIS-MOB Seglern, die Teil einer Crew sind, vielleicht etwas mehr Hoffnung schnell gefunden zu werden. Ein Einhandsegler hat wahrscheinlich mit einer PLB im Notfall bessere Karten.
Ausgelöste Weste mit einem AISMOB am Mundventil
Die Geräte senden die gleiche Meldung mehrmals hintereinander, um zu gewährleisten, dass sich das Gerät auch auf dem Wellenberg befindet
Fotos: Hersteller
Foto: Hersteller, Grafiken: Jan Bindseil