... häufigsten im Aquarium gepflegten Ancistren nicht ganz klar ist. Diese Antennenwelse und ihre Albinos und anderen Formen gelten bereits heute als eine Kreuzung, die nicht in der Natur vorkommt.
Die Gattung ist über nahezu den gesamten südamerikanischen Kontinent verbreitet und besiedelt die unterschiedlichsten Lebensräume von schnell fl ießenden und klaren, kühlen Bergflüssen bis hin zu trübem und nahezu stehendem, über 30 °C warmem Weißwasser. Diese Anpassungsfähigkeit ist nicht nur in Bezug auf die Gattung festzustellen, sondern auch bei einzelnen Arten. Für den Aquarianer sind als wichti gste Merkmale der Ancistrus die beweglichen Zwischenkiemendeckel zu nennen, an denen sich deutlich sichtbare Hakenstacheln befi nden, die bei Erregung oder Gefahr abgespreizt werden. Mit ihnen bleiben die Welse bei Fangversuchen meist im Netz hängen. Auf sie bezieht sich der wissenschaftliche Gatt ungsname, der nach dem griechischen Agkistron (Haken) gebildet wurde.
Die Bauchseite ist nicht gepanzert. Die Männchen erkennt man an den schon erwähnten „Antennen“, bei denen es sich um mehr oder weniger lange und unterschiedlich zahlreiche weiche, tentakelähnliche Fortsätze handelt, die an ihrer Spitze oft gegabelt oder gar dreigeteilt sind.
Die Weibchen besitzen gar keine oder nur ungeteilte Tentakel, die sich zudem nur seitlich am Kopfrand in einer Reihe finden. Die größten Arten werden etwa 15 cm lang, die meisten sind aber mit 10 bis 12 cm ausgewachsen.
Vermehrungsfreudige Pfleglinge
Während der am häufigsten gepflegte Ancistrus normalgefärbt braun bis grau-grün und auf dem Körper und den Flossen mit hellen Flecken und Tüpfeln geschmückt ist, sind Albinos von weißlich-gelber bis oranger Grundfärbung mit hellgelben Flecken und haben rot schimmernde Augen. So gefärbte Exemplare sind in der Natur unübersehbar und deshalb extrem gefährdet, während sie in einem Aquarium ohne Fressfeinde genauso überleben und sich fortpfl anzen wie normal gefärbte.
Außerdem wirken sie wegen ihrer auffälligen Färbung sogar attraktiver als normalfarbene, was aber auch Geschmackssache ist. Alle hier folgenden Ausführungen gelten für beide Formen.
Sie sind pflegeleicht und genügsam, sollten jedoch zu mehreren Tieren in nicht zu kleinen Aquarien (ab 100 cm Kantenlänge) bei pH-Werten zwischen 6 und 7,8 und Härtegraden bis 20 °dGH untergebracht werden. Für ein einzelnes Paar genügt schon ein Becken von 60 cm Kantenlänge. Natürlich kann man die gegen artfremde Fische friedlichen Welse ohne Bedenken mit anderen Fischen vergesellschaft en.
Was das Futter angeht, sollte man ihnen vor allem vegetarische Kost bieten (Salat, Spinat, Chicorée, Rosenkohl – möglichst gefrostet oder überbrüht), aber auch ti e-rische Kost (Fischfleisch, zermahlene Muscheln, Mysis, Krill, Mückenlarven etc.). Gern fressen sie auch Futtertablett en, die man an die Scheibe klebt oder zu Boden fallen lässt.
Wurzeln und Höhlen
Wichtig ist zudem das Vorhandensein von Moorkienwurzeln, die sie beraspeln, um die Zellulose als Ballaststoff zur Nahrung aufzunehmen, und einige Höhlen. Als solche kann man Röhren (Ton oder Bambus) anbieten, deren Durchmesser gerade so weit ist, dass die Welse hineinpassen, doch werden auch zusammengestellte Steine, halbierte Blumentöpfe oder Kokosnussschalen als Wohnhöhlen akzepti ert.
Die Welse laichen nämlich dort, meist unter dem „Dach“. Dort setzen sie Gelegeballen ab, die aus über 100 leuchtend orangefarbenen Eiern bestehen können, deren Durchmesser etwa 2,5 mm beträgt. Das Weibchen geht danach seiner Wege, während das Männchen die Eier bewacht und befächelt.
Nach fünf bis sechs Tagen schlüpfen die Larven, die sich sofort anheften können. Sie „ballen“ sich zusammen und werden weiter vom Vater bewacht. Über weitere zehn Tage zehren sie von ihrem Dottervorrat, während sich allmählich die Färbung der Al ere einstellt. Erst dann verlassen sie die Höhle, suchen selbstständig nach Futter und beginnen, ein eigenständiges Leben zu führen.
Unter den Nachkommen von Albinos kann eine unterschiedlich große Anzahl normalfarbener Exemplare sein, da der Albinismus rezessiv vererbt wird. Mittlerweile sind aber viele im Handel erhältliche Albinos so oft mit Albinos verpaart worden, dass häufig alle Jungfische gelblich sind.
Oft verkannte Spezialisten
Manche Aquarianer finden Ancistrus langweilig oder gar hässlich und pflegen sie nur, weil sie Futterreste verwerten und die Scheiben, Pflanzen und Wurzeln sauberraspeln. Sie sollten aber wissen, dass es sich in mehrfacher Hinsicht um hochentwickelte Fische handelt: Ihr abgeflachter Körper und ihre kräftigen Flossen befähigen sie zu einem Leben in schnell fl ießendem Wasser, das sie gegen den Untergrund drückt, in dem sie Nischen und Höhlungen aufsuchen können. In Freiheit leben sie nämlich substratgebunden auf, unter und zwischen Steinen und Holz.
Weiterhin bilden die Lippen ihres Maules eine Art Saugscheibe, mit der sie sich an glatte Flächen wie Holz oder Steine anheften und gleichzeitig Futter abraspeln können. Außerdem sind ihre Augen mit einem Irislappen versehen, den die Fische von oben über die Pupille breiten können, wenn es sehr hell ist. Wird es dunkel, ziehen sie ihn nach oben, damit mehr Licht einfallen kann und sie auch in der Dämmerung sehen.
Schließlich und endlich sind sie bezüglich ihrer Brutpflege in mehrfacher Hinsicht hoch entwickelt! Als Höhlenbrüter laichen sie versteckt und konnten besonders große und dotterreiche Eier entwickeln, sodass die schlüpfenden Jungfische ihr Versteck erst verlassen müssen, wenn sie schon sehr groß sind.
Bis dahin betreibt das Männchen Brutpflege, „sitzt“ mehr oder weniger auf oder dicht neben dem Gelege und verteidigt es notfalls mit seinen Hakenstacheln, indem es mit seinem Kopf nach links und rechts schlägt. Und sollten die Jungfische aus irgendeinem Grund versprengt werden, suchen sie einander und bilden einen Pulk, weil sie in größerer Anzahl besser geschützt sind.
Text & Fotos: Uwe Werner