... Geschwister der Oberklasse. So besteht zumindest auf den ersten Blick die wohl beabsichtigte Verwechslungsgefahr. Aber noch ein Detail wurde übernommen – leider: Wenn das Lite auf dem Tisch liegt, kippelt es aufgrund der Kamera wie das P30 Pro. Eine Hülle könnte es richten, aber dann hat es sich ausgeglitzert.
Die Lite-Kamera
Weitwinkel
Mit 120 Grad passt mehr aufs Bild. Auflösung: 8 Megapixel.
Standard
Ohne Zoom ist die volle Sensorauflösung verfügbar: 48 Megapixel.
Zoom
Mit Zoom (maximal 6-fach, digital) liegt die Auflösung bei 12 Megapixeln. Das Pro schafft 10-fach (optischer/digitaler Zoom).
„Flautropfen“-Display
Ein größeres Manko ist der Bildschirm: Statt auf ein kontraststarkes OLED-Panel wie beim Pro blickt der Besitzer des Lite auf ein 6,15 Zoll großes LC-Display. Die Schärfe ist mit Full HD Plus ebenbürtig, aufgrund der mäßigen Helligkeit und des flauen Kontrasts fehlt es dem Lite-Bildschirm aber an Brillanz.
Für sich genommen geht die Darstellung zwar in Ordnung, aber die OLEDs der edlen P30-Sippe spielen in einer anderen Liga. Zudem ist das Pro mit 6,47 Zoll noch eine Ecke größer. Erhalten bleibt dem Lite immerhin der putzige Name, den sich die Marketingstrategen für den Bildschirm ausgedacht haben. Der heißt „Dewdrop“-Display, übersetzt „Tautropfen“, in Anlehnung an die Ausbuchtung für die Frontkamera.
Speicher gut, Tempo angemessen
Unter der Regenbogenhaube verrichtet Huaweis Kirin 710 seinen Dienst, der auf 4 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher zugreift – halb so viel wie im Pro. Mit dieser Kombi lässt das P30 Lite viele Mittelklassehandys hinter sich, so flott wie das Pro mit seinem Kirin 980 ist es aber nicht. Im Alltag macht sich das bei der einen oder anderen Gedenkpause und weniger Leistung in Spielen bermerkbar. Genügend Power für die etwas hochtrabend als KIFunktionen (K ünstlicheI ntelligenz) bezeichneten Automatiken der Kamera hat das Lite dennoch.
Der Speicher ist mit 128 GB gleich groß wie bei der Basisvariante des P30 Pro, das gegen Aufpreis aber auch mit 256 Gigabyte zu haben ist. Reicht der Speicher nicht, muss der Besitzer sich bei Lite wie Pro mit einer SIM begnügen, denn der zweite Schacht bietet nur Platz für eine Speicherkarte oder eine zweite SIM, nicht für beides gleichzeitig.
Single vorn, Triple hinten
Auf der Rückseite lauern drei Linsen auf Motive. Im Vergleich zu den teureren P30-Modellen fehlt dem Lite der prestigeträchtige Leica-Schriftzug. Wichtiger als das Etikett ist aber sowieso die Bildqualität, und die ist bei Tageslicht erfreulich gut. Selbst bei schlechter Beleuchtung schlägt es sich noch wacker, hat aber keine Chance gegen die tollen Lowlight-Fähigkeiten vom Pro. Die Hauptkamera löst mit bis zu 48 Megapixeln (MP) auf. Bei Verwendung des Zooms sind es maximal 12 MP. Der Trick: Auch ohne Tele-Linse ist eine Vergrößerung fast verlustfrei möglich. Dazu schnappt sich das Lite lediglich einen 12-MP-Ausschnitt aus dem 48-MP-Bild. Das zweifache Zoomen klappt so fast ohne Verluste, im Test war selbst das sechsfache Zoomen noch brauchbar.
Mit dem überragenden Prismen-Zoom vom P30 Pro, das eine zehnfache Vergrößerung ohne nennenswerte Einbußen erlaubt, kann das Lite aber nicht mithalten. Beim Weitwinkelobjektiv mit 120 Grad Aufnahmewinkel liegen Lite und Pro dann wieder eng beieinander. Auch die Aufnahmen der Selfie-Kamera sind bei beiden Modellen ähnlich gut, trotz unterschiedlicher Auflösung. Die dritte Hecklinse im Lite knipst im Gegensatz zum Pro keine Fotos, sondern hilft bei Fotos mit Bokeh-Effekt, also unscharfem Hintergrund. Das Pro hat dafür und für VR-Spielereien unter dem LED-Blitz eine zusätzliche vierte Linse.
Das Pro kann noch länger
Besser als im Testpunkt „Kamera“ hält das Lite beim Akku mit. Der hat eine Kapazität von 3240 Milliamperestunden und lässt sich per USBTyp-C schnellladen. Es kommt zwar nicht ganz an die enorme Ausdauer des P30 Pro (16,3 Std.) ran, aber 14,7 Stunden Laufzeit bei typischer Nutzung ist ein richtig guter Wert.
Runde Ausstattung
Ist sein Einsatz gefragt, lässt sich das Lite per Gesichtserkennung entsperren. Alternativ hat es einen Fingerabdruckscanner – allerdings auf der Rückseite und nicht unsichtbar im Display wie das Pro.
Das P30 Lite kommt ab Werk mit Android 9.0 Pie. Es bietet WLAN-ac, Bluetooth 4.2 und NFC (etwa zum kontaktlosen Bezahlen) sowie im Gegensatz zum Pro auch eine klassische Kopfhörerbuchse.
[mhu]
FAZIT
Das Huawei P30 Lite bietet den P30-Oberklasselook zum Mittelklassepreis. Dafür muss der Käufer mit einer lichtschwächeren Kamera ohne Monsterzoom und langsamerem Prozessor leben. Vor allem schmerzt aber der Wechsel von OLED auf die schwächere LCD-Technik. Mit mehr Helligkeit und Kontrast wäre eine gute Testnote drin gewesen. Ausdauer und Fotoqualität passen hingegen, so zieht das Lite an vielen Mittelklassehandys vorbei. Das gilt zwar auch für den Preis, für den Einstieg in die vornehme P30-Familie ist dieser aber durchaus angemessen.