Hosentaschenrechner: Das Smartphone ist nichts Geringeres als ein kompakter und vielseitiger Computer. Es kann Musik und Videos abspielen, Dokumente und Webseiten anzeigen, E-Mails, SMS, Nachrichten versenden und empfangen, Rezepte sammeln, Überweisungen erledigen, per Sprachassistent auf Kommando Witze erzählen und ganze Enzyklopädien befragen und – ach ja, telefonieren. Aber wenn ein Gerät alles kann, wie kann es dann noch schlecht sein? Wie groß die Unterschiede zwischen Smartphones unter 200 Euro und solchen für über 2.000 Euro sind und wie diese und alle dazwischen auf der umfangreichen Prüfstrecke abschneiden, zeigt der Testbericht.
Der günstige Einstieg
Die Zeiten sind längst vorbei, in denen Smartphones nur Geschäftskunden und Nutzern teurer Tarife vorbehalten waren. Das günstigste Gerät im Test ist das Poco M5 zu 189,90 Euro unverbindlicher Preisempfehlung – ganz ohne Knebelvertrag. Das Redmi Note 11S kostet kaum mehr.
Geräte wie diese sind also erschwinglich, erkaufen sich den günstigen Preis dafür mit einer Menge Kompromisse. Sie eignen sich vorwiegend für Einsteiger und Nutzer, die nicht die höchste Ansprüche an Kamera, Display, Rechenleistung und Extras stellen.
Die Abstriche machen sich schon beim Gehäuse bemerkbar: Statt Glas, Edelstahl und Aluminium gibt es Plastik. Allerdings hat sich die Verarbeitungsqualität in den letzten Jahren deutlich verbessert. Das Poco M5 wirkt mit seiner Kunstleder-Rückseite fast schon edel, das Xiaomi 11S liegt mit der matten Rückseite geschmeidig in der Hand. Wiederum das Poco F4 und das OnePlus Nord CE2 schmücken jeweils eine Rückseite aus Glas – schick. Doch die Handschmeichler kosten auch eine Ecke mehr. Samsungs Galaxy A33 liegt preislich zwischen den beiden, bleibt aber bei Kunststoff. Nächster Nachteil günstiger Smartphones: Wasserdicht ist keines der Geräte.
Ihre Stärken spielen die Einsteiger-Smartphones vor allem mit langer Laufzeit aus. Vorneweg: das OnePlus Nord CE2 mit starken 16:19 Stunden Laufzeit. Das Poco M5 folgt dicht mit 13:22 Stunden. Das Redmi Note 11S kommt auf solide 11:46 Stunden. Deutlich dahinter platzieren sich das Poco F4 mit 9:12 Stunden und das Galaxy A33 mit 8:33 Stunden.
Das Poco F4 gleicht das mit einem recht schnellen Arbeitstempo für diese Preisklasse aus. Mit den Ergebnissen aus dem Geekbench 5 (3.124) und dem Spiele-Benchmark 3DMark Firestorm Extreme (7.572) erzielte es als einziges Smartphone im Preisbereich bis 400 Euro eine gute Note. Damit eignet es sich für all jene, die gerne auch mal hardwarehungrige 3-D-Games spielen oder häufiger mal ein Video schneiden und bearbeiten möchten. Abgesehen von dieser Ausnahme ist die Rechenleistung der Geräte dieser Preisklasse gering. Hier und da ist mit Wartezeiten beim Laden von Apps oder Webseiten zu rechnen, ab und an gibt es auch mal Ruckler bei der Bedienung.
Bemerkbar macht sich auch der Fortschritt bei den Bildschirmen der günstigen Smartphones. Vor ein paar Jahren noch waren sie an der Grenze zum Unzumutbaren, das Bild dunkel, unscharf, blass. Das hat sich in vielerlei Hinsicht gebessert. Die Displays lösen alle mit etwa 400 Pixel pro Zoll sehr hoch auf, was ein gestochen scharfes Bild erzeugt. Zwar gibt es in den hochpreisigen Segmenten auch Geräte mit noch mehr Pixel pro Zoll. Der Unterschied ist aber nur bei sehr genauer Betrachtung bemerkbar. Auch stark: Alle Geräte übersteigen die 60 Hertz Bildwiederholrate und bieten mindestens 90 Hz, das Poco F4 sogar 120 Hertz. Damit wirkt das Bewegtbild beim Scrollen besonders geschmeidig und die Bedienung insgesamt zügiger. Mit 944 Candela pro Quadratmeter ist auch die maximale Helligkeit des Poco F4 enorm. Das schaffen sonst nur teure Smartphones. Aber auch das Galaxy A33 macht hier noch eine sehr gute Figur. Zudem zeigt es Farben präziser an. Das ist in beiden Fällen überraschend, denn eine hohe Helligkeit wie auch eine farbtreue Bilddarstellung fehlt vielen günstigen Smartphones. In der Praxis bedeutet das Schwierigkeiten beim Ablesen des Bildschirms an sonnigen Tagen unter freiem Himmel und Bilder, die entweder zu blass oder zu knallig wirken oder Farben leicht verfälscht darstellen.
IM TEST:
10 EINSTEIGER- & MITTEL KLASSE-SMARTPHONES:
GOOGLEPixel 6a
ONEPLUSNord CE2
POCOF4
POCOM5
REDMINote 11S
SAMSUNGGalaxy A33
SAMSUNGGalaxy A53
SONYXperia 10 IV
XIAOMI12 Lite
XIAOMI12 T
10 PREMIUM-SMARTPHONES:
APPLEiPhone 14
APPLEiPhone 14 Pro Max
GOOGLEPixel 7
GOOGLEPixel 7 Pro
HUAWEIP50 Pro
SAMSUNGGalaxy S22
SAMSUNGGalaxy S22 Ultra
SONYXperia 1 IV
VIVOX80 Pro
XIAOMI12T Pro
Die wohl größte Schwäche ist und bleibt die Kamera. Bei Tag sind die Ergebnisse weitgehend in Ordnung, es fehlt aber an feinen Details. Stattdessen wirkt das Bild oft wie glattgebügelt, man spricht auch von Weichzeichnung. Bei sehr wenig Umgebungslicht sind die Aufnahmen sogar teils unbrauchbar. Das Bild ist sehr dunkel, von starkem, grobem Rauschen überdeckt, Texturen wirken verwaschen, Farben sehr unausgewogen. Positive Ausnahme bildet hier das OnePlus Nord CE2, das für diese Preisklasse noch gute Fotos schießt, Pocos F4 und Samsung A33 schneiden noch ordentlich ab..
Die Brücke der Mittelklasse
Mit welchem Preisrahmen genau man die Mittelklasse definieren möchte, ist etwas Ermessenssache. Generell sind Geräte dieser Kategorie besser ausgestattet als die günstigen Smartphones und schlagen damit die Brücke zu den hochpreisigen Top-Modellen.
DER GROSSE MOBILFUNK-TEST
Zusammen mit dem Unternehmen Zafaco hat IMTEST die Qualität der großen deutschen Mobilfunkanbieter in ganz Deutschland getestet. Sprachqualität in allen Netzen, Netzverfügbarkeit und mobiles Internet. Alle Ergebnisse gibt es im großen Mobilfunktest auf
Diesen QR-Codeper Smartphone einscannen:
DER TEST
Das Gehäuse besteht hier fast immer aus hochwertigeren Materialen wie Aluminium und Glas. Dem Googles Pixel 6a fehlt das, anders als seinen hochpreisigen Verwandten, dem Pixel 7 und Pixel 7 Pro. Das außergewöhnliche und freche Design kaschiert dies aber geschickt und ist eine gute Wahl für alle, die einen Hingucker wollen, der sich von der Masse abhebt. Günstigen Smartphones haben einige mittelpreisige voraus, dass sie wasserdicht sind. Ausgenommen sind Xiaomis Geräte, die schon seit jeher keinen zertifizierten Schutz bieten – egal in welcher Preisklasse. Dass es aber auch in diesem Kostenbereich schon wasserdichte Gehäuse gibt, ist recht neu. Noch 2020 war dies in der Regel nur von Geräten um die 1.000 Euro zu erwarten. Aufschluss gibt die IP-Zertifizierung über den Grad des Schutzes. Der derzeit beste Standard ist IP68, womit das Smartphone dauerhaft eine Wassertiefe von 1,5 Metern übersteht. Mit IP67 ist es ein Meter über 30 Minuten. Aber Achtung: Schwimmbäder und Meereswasser können mit Chlor und Salz die Dichtungen beschädigen und letztlich zum Eindringen von Wasser führen – also besser meiden, auch mit IP-Zertifizierung.
Die Bildschirme zeigen deutlich weniger Schwächen als die der günstigen Alternativen, zeigen Farben genauer und Bewegtbild teils mit 120 Hertz an. OLED-Technik für enorme Kontraste und ein tiefes Schwarz sind hier Standard. Die besten Anzeigen dieses Testfelds liefern das Samsung Galaxy A53, das Xiaomi 12 Lite und das Xiaomi 12T. Letzteres begeistert in dieser Kategorie mit einer sehr guten Note für einen Bildschirm, der den teuren Top-Varianten nur in der Bildschirmhelligkeit etwas nachsteht. Beim Sony Xperia 10 IV und Google Pixel 6a sind es die 60 Hertz Bildwiederholrate, die eine bessere Note verhindern. Auch die Maximalhelligkeit ist bei beiden gering und erschwert das Ablesen des Displays bei einfallendem Sonnenschein.
Die Leistung des Xiaomi 12T und des Pixel 6a ist auf hohem bis sehr hohem Niveau – Ruckler und Denkpausen erlaubt sich das System damit nicht mehr. Die anderen Geräte sind weniger leistungsstark und für sehr anspruchsvolle Aufgaben wie Videoschnitt und grafikprächtige 3-D-Spiele wenig geeignet. Mit der geringen Prozessorleistung, die ja auch Strom spart, sind die Smartphones der Mittelklasse echte Dauerläufer. Das Sony Xperia 10 IV beweist sich im Marathon der dauerhaften Videowiedergabe mit 14:51 Stunden, auch das Google Pixel 6a hält mit 11:39 Stunden lange durch. Das verwundert wenig mit Blick auf die Bildwiederholrate von nur 60 Hertz bei beiden Geräten (siehe oben). Abgeschlagen zeigt sich das Galaxy A53. Da das Display die 120 Hertz Bildwiederholrate permanent anzeigt, verbraucht das viel Strom. Nach nur 6:58 Stunden war Schluss. Lösung: In den Einstellungen muss der Nutzer manuell auf 60 Hertz wechseln, um Strom zu sparen. Das machen Geräte besser, die je nach Bildinhalt automatisch auf höhere und niedrigere Frequenzen wechseln und damit effizienter arbeiten, wie das Xiaomi 12T. Seine Laufzeit von 9:46 Stunden ist nicht die beste, aber gut.
Auch die Kameras machen im Vergleich zur Einsteigerklasse einen Qualitätssprung nach oben. In manchen Fällen ist das eher nur ein Hüpfer: Das Xiaomi 12 Lite und das Samsung Galaxy A53 zeigen ähnliche Schwächen wie die Kameras der Einsteiger-Smartphones. Vor allem bei wenig Licht nimmt die Aufnahmequalität rapide ab. Stark positioniert sich hier das Pixel 6a – ein Tipp für alle, denen Fotoaufnahmen wichtig sind, die aber nicht so viel für ein Smartphone ausgeben möchten. Das Sony Xperia 10 IV zeigt noch gute Ergebnisse und ein natürliches Bild, schwächelt aber bei wenig Umgebungslicht. Allen Geräten ist gemein, dass ihnen ein optischer Zoom fehlt. Der würde bei Zoom-Aufnahmen wenig bis keinen Qualitätsverlust bringen. Doch das ist ein Extra, das nur hochpreisigen Geräten vorbehalten bleibt – wie den folgenden.
Die Flaggschiffe fahren ein
Sie sind die schnellsten, schönsten und schlausten: Die Flaggschiffe der Smartphone-Hersteller punkten in allen wichtigen Disziplinen. Da wäre das Display: Spitzenhelligkeiten von um die 1.000 cd/ qm sind hier der Standard. Das Pixel 7 Pro (1.150), Pixel 7 (1.050) und Galaxy S22 (1.141) überbieten das sogar. Ebenso darf man eine hohe bis sehr Farbtreue erwarten: Ob gedeckte oder knallige Farben, die Anzeigen stellen sie präzise und brillant dar. Die 120 Hertz Bildwiederholrate variiert je nach angezeigtem Inhalt, drosselt sich etwa bei Standbild wie Fotobetrachtung auf ein Minimum und spart damit Strom. Nur das Pixel 7 lässt hierbei dem Pro-Modell den Vortritt und gibt sich selbst mit nur 90 Hertz zufrieden.
Für ordentlich Leistung kommen die schnellsten Prozessoren zum Einsatz, das Rennen macht das Xiaomi 12T Pro vor allen anderen mit 4.248 Punkten im Geekbench 5. Für anspruchsvolle Anwendungen, Videobearbeitung und 3-D-Spiele sind aber alle gewappnet.
Trotz der hohen Rechenleistung möchte man ungern auf eine lange Laufzeit verzichten. Es kommt auf die Effizienz an. Ein ausgeklügeltes Betriebssystem und ein Chipsatz in möglichst kleinformatigem Fertigungsverfahren können einiges rausholen. So zeigt das Google Pixel 7 Pro, was trotz der Power-Performance an Puste übrig bleibt, und legt im Marathon eine starke Zeit von 10:22 Stunden hin. Ein Bravo an der Zielgeraden gibt es auch für das Xiaomi 12T Pro mit 9:50 Stunden. Wer nun aber denkt, dass auch Schnellladen der Standard dieser Preisklasse ist, wird enttäuscht sein. Nur das Xiaomi 12T Pro (25 Minuten) und das Huawei P50 Pro (51 Minuten) laden außergewöhnlich flott auf.
Den größten Abstand gewinnen die Flaggschiffe mit ihrer hohen Aufnahmequalität. Sie zeigen bei Tag ein hochauflösendes Bild, detailreich, bei natürlicher Farbwiedergabe. Im Bereich der Nachtfotografie hat sich die letzten Jahre ebenfalls viel getan. Das Bildrauschen bleibt selbst bei sehr schwierigen Lichtverhältnissen gering, die die Tester auf dem Prüfstand mit speziellen Fotolampen simulieren. Besonders gut schlagen sich hier das Google Pixel 7 Pro und das Google Pixel 7. Auch das Xiaomi 12T Pro schneidet gut ab. Sein Sensor löst mit 200 Megapixeln astronomisch hoch auf, soll so bei schlechten Lichtverhältnissen für mehr Lichtausbeute sorgen. Im Test zeigten die Aufnahmen sehr klare Konturen, scharfe Texturen und ein kontrastreiches Bild. Leider überzeugte die Farbwiedergabe nicht ganz und ließ etwas Präzision vermissen. Wer eher eine knallige, kräftige Farbdarstellung bevorzugt, wird Gefallen daran finden. Das Samsung Galaxy S22 wirkt im Vergleich zu den starken Kontrahenten etwas abgeschlagen. Allerdings liegt das Erscheinungsdatum gut neun Monate zurück – in Smartphone-Jahren ist das fast eine Generation. Das Galaxy S22 gibt es übrigens auch als größere Variante Galaxy S22 Plus, dessen Bildschirm 6,6 statt 6,1 Zoll misst. Und dann ist da noch das Galaxy S22 Ultra als drittes Mitglied der S22-Serie. Aber das spielt in einer anderen Liga.
Keine Kompromisse? Die Oberliga
Wenn Geld keine Rolle spielt und es nur das Beste sein soll, dann fällt die Wahl auf die Oberliga. Die Smartphones sind die teuersten – aber deshalb auch die Besten? Die Testergebnisse klären auf. Fast alle Testgeräte bieten ein extravagantes Design, das edel anmutet und Premium-Prestige versprüht. Ausnahme bildet hier das iPhone 14, das mit Glanz-Glas und Aluminiumrahmen zwar absolut hochwertig verarbeitet ist, doch eher zu den Geräten unter 1.000 Euro passt.
Auch sein Bildschirm schwächelt: Farbtreue und Kontrast sind exzellent, doch Helligkeit und Bildwiederholrate sind gemessen am Preis schlichtweg zu niedrig. Alle Kandidaten erreichen sehr gute Gesamtnoten für die Anzeige, einige punkten mit herausragenden Eigenschaften: Die enorme Helligkeit des iPhone 14 Pro Max (1.883 cd/qm) bricht Rekorde. Sonys Display mit 643 Pixeln pro Zoll definiert Bildschärfe neu. Das Vivos X80 Pro zeigt Farben überaus genau und differenziert an.
Auch flott ist die Rechenpower in der Oberliga. Performanter als Apples hauseigene Prozessoren sind aktuell keine Chipsätze. Und auch arbeiten die übrigen Geräte nicht so energieeffizient wie Apples Top-Modelle mit bester Laufzeit. Das iPhone Pro Max erreicht mit dem großen Akku 19:46 Stunden, das iPhone 14 schafft 15:10 Stunden. Kleiner Hinweis:
Ihren Job als Kamera-Profis nehmen Geräte dieser Preisklasse ernst. Das Samsung Galaxy S22 Ultra verfügt als einziges Gerät über einen Superzoom, der bis zu 100-fache Vergrößerung erlaubt. Solch enorme Zoomstufen sind aber generell eher eine Spielerei. Der Detailverlust ist einfach zu groß. Bei geringerer, vierfacher Zoomstufe im Test können die Top-Modelle aber sehr gute Noten abräumen. Sie verfügen über ein zusätzliches Objektiv mit anderer Brennweite als die Hauptkamera.
Zoomt der Nutzer in das Bild, wechselt das Smartphone ab einem gewissen Punkt zur Telekamera, um Qualitätsverluste zu vermeiden. Das Kamera-Multitasking und ein zusätzliches Zoom-Objektiv fehlen Einsteiger- und Mittelklasse-Smartphones ganz – und leider auch dem iPhone 14. Hingegen kann es mit sehr guter Aufnahmequalität bei Tag und Nacht punkten, besser noch machen es die Pro-Modelle. Das Vivo X80 Pro hängt hingegen alle ab. Die Aufnahmen konnten auf dem Teststand einer Systemkamera die Stirn bieten. Wiederum drückte die mittelmäßige Selfiekamera auf die Note. Extras wie kabelloses Laden und bester Schutz gegen Wasser und Staub gehören in der Oberliga zum guten Ton.
Keine Frage des Geldes
Egal wie groß oder klein das Budget ist: Manchen Umstand kann man sich schlichtweg sparen. Etwa fehlende Updates. Ohne regelmäßige Aktualisierung des Betriebssystems bleiben die Geräte auf der Strecke. Eine langjährige Nutzung wird dadurch erschwert, und entstehende Sicherheitslücken erfahren ohne Update keine Beseitigung. Vorbildlich ist Apples Versorgung, selbst von älteren Geräten. Bis zu sechs Jahre erhalten iPhones Updates. Unter Androiden ist die nahtlose und langjährige Belieferung von Updates ein Problem. Nicht selten kam es vor, dass selbst Top-Modelle schon nach zwei Jahren in Vergessenheit gerieten und neue Android-Versionen viel zu spät oder gar nicht erhielten. Das hat sich glücklicherweise etwas gebessert. Google verspricht etwa fünf Jahre Update-Garantie für seine Pixels. Samsung bietet bescheidene drei Jahre für neue Android-Versionen, Sicherheitslücken stopft der Hersteller vier Jahre. Sony räumt mindestens zwei Jahre für Sicherheitsupdates ein. Xiaomi verfügt über derart viele Modelle, dass der Hersteller unterschiedlich priorisieren muss, weil eine vollständige Abdeckung mit Updates aller angebotenen Geräte wohl nicht drin ist. So fällt die Zeitspanne sehr unterschiedlich aus, beträgt je nach Modell zwischen zwei und vier Jahren.
Dass nicht nur die Hardware, sondern auch Software zählt, zeigt auch der Test. Die Bedienung ist nicht bei allen Smartphones gleichermaßen einfach. Auch wenn abgesehen von Apple alle Hersteller auf Android setzen, gibt es merkliche Unterschiede, die die Hersteller durch Anpassungen verantworten. Je nach Erfahrenheit und Wünschen der Nutzer kann das positiv bis äußerst nervig sein. Simpel und einsteigerfreundlich sind Apples iOS und Googles Android auf den Pixels. Menüwege erscheinen kurz und einfach, Einstellungen übersichtlich und weitgehend eindeutig, auch die Logik der Betriebssystemstruktur leuchtet schnell ein.
Doch mancher Hersteller von Android-Smartphones verschlimmbessert Googles Betriebssystem. Durch neue Funktionen und Extras erwarten den geübten Nutzer zwar mehr Möglichkeiten. Das schadet aber oft der Übersicht. Beispiel: Wischt man bei Xiaomi-Smartphones das Schnellmenü von oben nach unten ins Bild, ist der Nutzer mit einer Flut an Symbolen konfrontiert, die von Grundeinstellungen wie Bluetooth und WLAN reichen bis hin zu GPS, Auto-Helligkeit, Miracast-Übertragung, Screenshot, Hotspot, Synchronisation und mehr. Klar: Wer sich hier auskennt, kommt schnell an die gewünschte Funktion, muss nicht in den Einstellungen suchen. Einsteigerfreundlich und übersichtlich ist das aber nicht. Ähnlich verhält es sich mit nativen, also bereits installierten Anwendungen, wie die Kamera- oder Fotogalerie-App, die nicht selten mit Abkürzungen und Begriffen aufwarten, die kein Mensch versteht. Ein Durcheinander gibt es, wenn Hersteller eigene Apps mitgeben, die dieselben Funktionen erfüllen sollen wie die bei Android bereits vorhandenen. Dann gibt es etwa zwei Apps für die Fotobetrachtung – eine von Sony, eine von Google. Oder es gibt zwei Browser – einen von Samsung, einen von Google. Oder es gibt zwei Cloud-Dienste – einen von Huawei, einen von Google. Die Liste lässt sich lange fortführen. Allerdings ist Besserung in Sicht, und mancher Hersteller verzichtet zunehmend darauf, allzu stark in das Android-System einzugreifen. Genannt seien da Samsung und Sony, deren aktuelle Betriebssystem-Versionen sich immer mehr der Basisversion von Android angepasst haben.
Was ist mit Huawei, OnePlus, Oppo?
Embargos und Patentstreite: Die Hersteller Huawei, Oppo und OnePlus hinterlassen bei einigen Nutzern Fragezeichen. In den Medien schlugen Patentstreits und Embargos große Wellen und schrecken noch immer potenzielle Kunden vom Kauf ab. Doch wie ernst ist die Lage wirklich? Für Huawei zumindest lässt sich sagen: ernst, aber nicht aussichtslos. Als der damalige US-Präsident Donald J. Trump 2019 Huawei das Embargo aussprach, ahnte wohl niemand, wie lange es anhalten würde. Der Vorwurf: Der chinesische Hersteller habe sich Spionage-Möglichkeiten offengehalten und somit seine Position in der Kommunikationstechnologie-Branche ausgenutzt. Die verkaufte Hardware habe Hintertürchen, über die sich jederzeit der Datenverkehr einsehen ließe. Vor allem ging es dabei um Technologie für den Ausbau von Mobilfunknetzen in den USA. Auch Europa und Deutschland setzten hierfür auf eine jahrelange Zusammenarbeit mit Huawei. Beweise für besagte Überwachungstricks wurden von den US-Behörden bis heute übrigens nicht vorgelegt – Geheimhaltungspflicht, so das offizielle Statement. Die Folge des noch heute geltenden Embargos: Der Hersteller darf keinen Handel mit US-Unternehmen betreiben. Und für Nutzer heißt das: Es fehlen den Huawei-Smartphones ab 2019 sämtliche Apps, die Google gehören, etwa Google Maps, YouTube, und vor allem der Play Store. Ohne ihn verzichten die Android-Smartphones auf unzählige Apps. Huawei versucht dies mit einem eigenen App-Store zu kompensieren. Die Auswahl an Anwendungen war zu Beginn der Initiative mehr als mau, vor allem für deutsche Nutzer. Mittlerweile sind auch beliebte Apps wie die der Deutschen Bahn und eBay Kleinanzeigen zu finden. Hingegen fehlen weiterhin WhatsApp und Netflix. Wer technisch versiert ist, kann selbst diese Apps installieren, allerdings über Umwege.
Kein Embargo, aber ein gerichtlicher Prozess verfolgt Oppo und OnePlus. Grund ist ein Patentstreit. Diese sind in der Technologie-Branche zwar nicht selten. Zu so weitreichenden Konsequenzen wie in diesem Beispiel kommt es allerdings so gut wie nie. So reichte Nokia Klage gegen Oppo wegen Patentrechtsverletzung ein – und gewann. Der Verkaufsstopp folgte im August 2022. Oppo und auch die übernommene Marke OnePlus vertreiben in Deutschland seitdem keine Smartphones mehr über die eigene Online-Webseite. Ist das das Ende beider Marken auf dem deutschen Markt? IMTEST hat bei beiden Herstellern nachgehakt. Die Antwort: Abgesehen davon, dass der Verkauf und die Vermarktung bestimmter Produkte ausgesetzt wurden, planen Oppo wie OnePlus, die Geschäfte in Deutschland weiterzuführen. Bereits erworbene Smartphones könnten zudem weiterhin ohne Probleme genutzt werden. Kunden hätten außerdem die Möglichkeit, sich an den deutschen Kundenservice zu wenden. Auch würden sie zukünftige Betriebssystem-Updates erhalten.