Merkur bleibt im Mai unsichtbar: Der flinke Planet steht westlich der Sonne und rückt ihr beim Durchwandern der Sternbilder Fische, Widder und Stier immer näher. Wegen der am Morgenhimmel flach stehenden Ekliptik kann er sich nicht aus dem Dämmerungslicht lösen.
Venus finden wir in der Abenddämmerung über dem Westhorizont. Sie wandert vom Sternbild Stier in die Zwillinge. Ihre Untergänge verspäten sich von 23:12 Uhr am 1. Mai auf 00:03 Uhr am Monatsletzten. Im Teleskop erscheint die –3,9 mag helle Venus zur Monatsmitte als 12 Bogensekunden großes, zu 85 Prozent beleuchtetes Scheibchen. Am Abend des 17. Mai steht die schmale zunehmende Mondsichel etwa fünf Grad südlich des Planeten (siehe Grafik oben rechts). Vom 27. auf den 28. passiert die Venus den 3,0 mag hellen Stern Epsilon Geminorum (e Gem). Die geringste Annäherung der beiden am Morgen des 28. beträgt 16 Bogenminuten; sie ist in Europa allerdings unbeobachtbar.
Mars wandert am Morgenhimmel vom Sternbild Schütze in den Steinbock. Er steigert seine scheinbare Helligkeit im Lauf des Monats von – 0,4 auf –1,2 mag. Auch geht er immer früher auf: am 1. Mai um 02:22 Uhr, am 31. bereits um 01:05 Uhr. Der Rote Planet nähert sich weiter der Erde, sein scheinbarer Durchmesser wächst von 11,1 auf ansehnliche 15,1 Bogensekunden zum Monatsende. Damit beginnt die diesjährige Beobachtungsperiode, die am 27. Juli mit der Opposition ihren Höhepunkt erreichen wird: Bei ruhiger Luft lassen sich dunkle Albedostrukturen und die Polkappe unseres Nachbarplaneten erkennen. Hierzu sind Vergrößerungen ab etwa 150-fach notwendig. Den abnehmenden Mond sehen wir am Morgen des 6. Mai etwa 2,5 Grad nordwestlich von Mars.
Jupiter gelangt am 9. Mai im Sternbild Waage in Opposition. Damit steht er am Himmel der Sonne genau gegenüber und ist die gesamte Nacht zu sehen. Sein Abstand zur Erde ereicht den kleinsten Wert: Nur 4,4 Astronomische Einheiten oder 660 Millionen Kilometer trennen uns von ihm. Mit einer scheinbaren Helligkeit von –2,5 mag ist Jupiter nach Mond und Venus das hellste Objekt am Nachthimmel. Sein scheinbarer Durchmesser (gemessen entlang des Äquators) beträgt komfortable 44,7 Bogensekunden. Bereits in kleineren Teleskopen sind die äquatorialen Wolkenbänder des Gasplaneten als dunkle Streifen zu erkennen. Größere Instrumente enthüllen zahlreiche weitere Details in der Jupiteratmosphäre: Wolkenstreifen, Verwirbelungen, Ovale und Flecken – darunter den Großen Roten Fleck, einen gigantischen Wirbelsturm (siehe S. 60). Auch lässt sich der Tanz der vier großen Jupitermonde bewundern: Immer wieder kommt es zu Verfinsterungen, Durchgängen und Schattenwürfen (siehe Tabelle »Erscheinungen der Galileischen Jupitermonde«). Unser Mond begegnet Jupiter in diesem Monat zweimal am Himmel: In der Nacht auf den 1. Mai und am Abend des 27. Mai. In beiden Fällen ist der Mond fast voll, der Winkelabstand zu Jupiter beträgt beide Male etwa drei Grad.
Saturn bewegt sich rückläufig, also westwärts, durch das Sternbild Schütze. Wie Mars ist er Objekt der zweiten Nachthälfte. Seine Aufgangszeiten verfrühen sich von 01:12 Uhr am Monatsersten auf 23:09 Uhr am 31. Mai. Entsprechend verändern sich seine Kulminationszeitpunkte von 05:23 Uhr auf 03:20 Uhr. Saturn nähert sich seiner Oppositionsstellung, die er am 27. Juni erreichen wird. Im Teleskop erscheint der Ringplanet etwa 18 Bogensekunden groß, sein Ringsystem ist mit 25,6 Grad weit geöffnet. Mit 0,3 mag leuchtet Saturn deutlich schwächer als Mars und Jupiter, die beiden anderen dominierenden Planeten des Maihimmels. Der Mond gesellt sich am 5. Mai zum Saturn, der gegenseitige Abstand der beiden liegt bei etwa 2,5 Grad (siehe Grafik oben links).
Uranus stand Ende April in Konjunktion und entfernt sich im Mai von der Sonne in westlicher Richtung. Er steht im Grenzbereich der Sternbilder Fische und Widder. Zum Monatsende kann man ihn dort theoretisch in der Morgendämmerung ausmachen, für eine sinnvolle Beobachtung ist es jedoch noch zu früh.
Neptun steht auch in diesem Jahr im Sternbild Wassermann. Er taucht in der zweiten Maihälfte am frühen Morgenhimmel auf: Am 31. Mai geht der fernste Planet des Sonnensystems um 02:24 Uhr auf. Mit 7,9 mag scheinbarer Helligkeit und 2,2 Bogensekunden scheinbarem Durchmesser ist er ein Objekt für Teleskopbeobachter.
V = Verfinsterung durch Jupiters Schatten,
S = Schattenwurf auf Jupiter,
B = Bedeckung durch Jupiter,
D = Durchgang vor der Jupiterscheibe,
A und E = Anfang und Ende der Erscheinung
In der Nacht vom 27. auf den 28. Mai begleitet der noch fast volle Mond den Planeten Jupiter bei seinem Himmelslauf. Eine ähnliche Konstellation ergibt sich bereits in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai.
SuW-Grafik
Oliver Montenbruck / SuW-Grafik
Der Durchgang von Strukturen in Jupiters Wolkenzonen durch den Zentralmeridian wird in den Systemen I und II gemessen.
System I gilt für die Rotation der hellen, strukturarmen Äquatorzone (10 Grad Nord bis 10 Grad Süd). Siderische Rotationszeit (System I): 9h 50m 30s ,0 = 0,410069 Tage Drehung in 24 Stunden: 877,90°
System II gilt für die Rotation der detailreichen Bänder beiderseits der Äquatorzone sowie für die Rotation des Großen Roten Flecks (jovigrafische Länge zurzeit etwa 291°). Siderische Rotationszeit (System II): 9h 55m 40s ,6 = 0,413665 Tage Drehung in 24 Stunden: 870,27°