Das Rheingau-Gebirge, ein von Osten nach Westen verlaufender Taunus-Ausläufer, hält den Fluss auf und zwingt ihn zur Richtungsänderung. So entstand am 50. Grad nördlicher Breite das Rheinknie und auf dem schmalen Streifen rechts des Rheins zwischen Wiesbaden und Lorch am Rhein das Weinbaugebiet Rheingau, das sich im Osten bis Flörsheim-Wicker erstreckt (Quelle: DWI).
Eine Vielzahl unterschiedlicher Böden prägt den Rheingau, von Quarzit, Böden aus Schwemmsedimenten und Lösslehm bis zu Tonschiefer, Phyllit und Sand. Mitten in diesem Weinbaugebiet im beschaulichen Eltville-Erbach hat das Weingut Lamm Jung seinen Sitz mit einer über 250 Jahre langen Geschichte. Und auch hier zeigt sich die Dynamik in der deutschen Weinszene.
2016 ist eine sehr wichtige Zahl für Günther Weisel und Paul Will, wurde doch in jenem Jahr der Traditionsbetrieb von Günther Weisel und Paul Jung übernommen. Gabriele Jung und ihr Sohn Andreas, der in sehr jungen Jahren nach dem Tod des Vaters in den Betrieb einsteigen musste, hatten sich für den Verkauf entschieden, nachdem er 2014 stillgelegt worden war.
Mit Paul Will als Betriebsleiter und Kellermeister haben die Eigentümer einen der besten Jungwinzer im Rheingau für das neue alte Weingut in Erbach gefunden. Weinküfermeister Will war zuletzt für den Keller des Geisenheimer Weinguts von Schloss Vaux verantwortlich, davor war er Kellermeister bei Helmut Solter gewesen.
Paul Will
Günther Weisel
Betriebsleiter Paul Will und Eigentümer Günther Weisel zur Philosophie des Weinguts:
„Wir pflegen unsere Reben mit dem Ziel, lange Jahre gesunde, kraftvolle Trauben von hervorragender Qualität ernten zu können – der erste Schritt zur Produktion von Spitzenweinen und -sekten!
Im Keller setzen wir auf modernste Technik zur schonenden Verarbeitung der Trauben. In gekühlten Edelstahltanks sowie großen und kleinen Holzfässern lassen wir unseren Weinen die nötige Zeit, um zu Spitzenweinen zu reifen.“
2011 war er nach seiner Ausbildung in den Weingütern Schloss Reinhartshausen und der Hochschule Geisenheim als jahrgangsbester Jungwinzer Hessens ausgezeichnet worden. Schon als Nebenerwerbswinzer hatte Will mit einer Straußwirtschaft in Aulhausen das Ziel vor Augen, sich mit einem eigenen Weingut selbstständig zu machen. Doch angesichts des aktuellen Kampfs um Rebflächen und des stetigen Wachstumsdrucks wäre dafür viel Kapital erforderlich gewesen.
Mit Mut und großem Tatendrang hat sich der heutige Alleineigentümer Günther Weisel, geschäftsführender Gesellschafter der Eltviller Heizungsbau- und Sanitärfirma Anton Hulbert, einen Kindheitstraum erfüllt. Weisel, ein qualitätsbewusster Individualist, hat sich aus voller Überzeugung und mit großer Leidenschaft für dieses Weingut entschieden. Es sollte in Rheingauer Hand bleiben, denn Weingüter im Rheingau sind häufig Objekte der Begierde von Investoren.
Weisel macht und krempelt die Ärmel hoch. Von Grund auf wurde alles erneuert, das Weingut um einen Veranstaltungsraum sowie eine Vinothek und zwei Ferienwohnungen ergänzt.
Es gibt viele Gründe, warum die Übernahme eines Weinguts scheitern kann, beispielsweise eigenwillige Altwinzer und hoher Kapitalbedarf. Für Teamplayer Weisel keine Hürden, er „macht sein Ding“, und er „lässt machen“.
Paul Will kann seinen Wein ausbauen; seine kleinen Flächen aus dem unteren Rheingau hat er mit ins Weingut eingebracht. Und beide wissen sehr gut, was sie wollen.
Bewirtschaftet werden 15 Hektar Weinberge, die sich von Eltville über die Steillagen von Rüdesheim bis Lorch erstrecken. Wie im Rheingau allerorts präsent, liegt der Fokus auf Riesling, ergänzt durch kleinere Anteile an Spät-, Grau- und Weißburgunder.
Verwilderte Weinberge werden gepflegt, neue Reben gepflanzt.
Betriebsleiter und Kellermeister Paul Will mit Marek Mieczkowski (Außenbetriebsleiter)
Die Weine von Lamm Jung sind in der Tat eine doppelte Meisterleistung.
Alleineigentümer Günther Weisel
Mit Respekt im Umgang mit der Natur und alten Traditionen, gepaart mit neuem Wissen und neuer Technik, setzt das Weingut Lamm Jung Qualitätsmaßstäbe, die sich mit einer im Umbruch befindlichen deutschen Winzergeneration absolut messen können.
Ein wichtiger Aspekt für Weisel und Will ist zudem, naturnahen Weinbau zu betreiben – ohne Einsatz von Herbiziden, mit viel Handarbeit. Aber auch Weisel musste lernen, dass die Arbeit mit Wein und Lebensmitteln anders funktioniert als die Ablaufplanung in seinem Heizungs- und Sanitärbetrieb.
Beispielsweise wurden die neuen Edelstahltanks erst zwei Tage vor der Lese eingebaut, und der neue Jahrgang musste noch bei der Firma Nägel in Geisenheim abgefüllt werden.
Klar strukturiert wie der Eigentümer ist auch die dreistufige Qualitätspyramide mit Basis-, Meister- und Premiumweinen in einheitlich verschlossenen Weinflaschen mit Schraubverschluss. Erkennbar ist die Pyramide an den ansprechend gestalteten Etiketten mit den Farben Creme, Anthrazit und Schwarz sowie zusätzlich spitzen Dreiecken. Hier stehen die Farben für Weißwein, Rosé und Rotwein.
Der hauseigene Brutsekt trägt sehr klar die Handschrift des 29-jährigen Will. Der Kellermeister mit großer Sektleidenschaft hat im wahrsten Sinne des Wortes aus den Rebsorten Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder, Müller-Thurgau und Traminer ein Meisterstück kreiert. Die Rieslinge vom Basis- bis zum Premiumsegment zeigen sich charaktervoll und haben Klasse.