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Der König ist tot, es lebe der König! Oder die Königin? Als Heinrich VIII. am 28. Januar 1547 stirbt, ist sein Sohn und Erbe Edward neun Jahre alt. Seine Stiefmutter Catherine Parr, die letzte Gemahlin des Herrschers, erhebt Anspruch, die Macht auszuüben.
Unter den Trauernden sind auch Edwards Halbschwestern Elizabeth und Maria Stuart, die von ihrem Vater von der Thronfolge ausgeschlossen wurden und als illegitime Erben gelten. Edward und die jungen Frauen werden in den folgenden Jahren Zeuginnen und Handelnde eines Machkampfes, bei dem sie aufpassen müssen, nicht zum Spielball anderer zu werden.
Die legendäre Elizabeth wird von der deutschen Schauspielerin Alicia von Rittberg grandios gespielt, die mit „Charité“, „Ballon“ oder „Resistance“ ihr Faible für historische Stoffe bewies. Seit fünf Jahren lebt die 28-jährige in London. Für die Serie lernte sie unter anderem Reiten und Klavierspielen.
„Ich habe versucht, mein Wissen um ihre späteren Jahre auszublenden, um ihrer Persönlichkeit als junge Frau emotional nahe zu kommen“, beschreibt Alicia von Rittberg ihren Ansatz. Sie gibt der Adligen die richtige Portion Unbekümmertheit, Naivität und Neugierde sowie ein großes Bedürfnis nach Wärme und Geborgenheit. „Elizabeth wollte wie jeder Mensch geliebt werden und irgendwo dazu gehören, erlebte aber immer wieder ein böses Erwachen, wenn sie sich öffnete. Diese Enttäuschungen stärkten eine Seite in ihr, die sie später auszeichnete: Sie konnte sich zurücknehmen, beobachte genau und wägte ihre Meinung genau ab. Denn sie wusste, welche fatalen Folgen ein unbedachter Schritt haben kann.“
Als ihre Mutter Anne Boleyn geköpft wird, ist Elizabeth drei Jahre alt. Die Grausamkeit des Vaters prägt die kinderlose Herrscherin wohl ebenso wie die ersten amourösen Abenteuer am Königshof. „Was sie erlebte war so schmerzhaft, dass sie zu der Persönlichkeit wurde, die wir kennen. Mich wundert, dass diese Episode ihres Lebens noch nicht erzählt wurde.“
Die wenigen bekannten Fakten über diese Periode schaffen andererseits den Raum für Spekulationen, die die Filmemacher zu einem blutigen Intrigenspektakel shakespearescher Dimension machen. Jede Entscheidung löst kleine und große Erdbeben aus, die die Handlung vorantreiben.
Die Parallelen zu den klassischen Königsdramen sind unübersehbar und drängen Assoziationen zur These auf, die Queen oder einer ihrer Vertrauten seien die wahren Autoren der Bühnenstücke. „Elizabeth lebte in einer aufgeladenen Welt voller dramatischer Komplotte, Familienaffären und politischer Kriege, die eine Steilvorlage für jeden Dichter sind,“ sagt Alicia von Rittberg, der neben der historischen Dimension die aktuellen Bezüge wichtig sind. Für sie war Elizabeth I. eine moderne Herrscherin, die sich auf weibliche Art durchsetzte. „In dieser Beziehung haben wir noch heute Luft nach oben.“
KATHARINA DOCKHORN
Starzplay ab 12.6., 8 Episoden à 60 Min ••••○
Ms. Marvel
SUPERHELDEN Kamala Khan ist 16 Jahre alt, lebt in Jersey City und ist ein begeisterter Fan der Superhelden, speziell von Captain Marvel. Leider ist sie auch eine Lehrertaschenträgerin und nicht besonders beliebt. Ihr ganzes Leben ändert sich, als sie die gleichen kosmischen Kräfte wie ihr Idol bekommt. Wendeten sich Filme und Serien aus dem Marvel-Universum bisher immer an Jugendliche und junge Erwachsene, kann man „Ms. Marvel“ schon eine Infantilisierung bescheinigen.
TED BAXTER
Disney ab 8.6., 6 Episoden à 45 Min ••••○
Love, Victor s3
JUGENDSERIE „Love, Simon“ war 2018 ein Meilenstein im queeren Kino – als erster von einem Major-Hollywoodstudio produzierter Film mit einem schwulen Teenager als Hauptperson. Die (abgesehen von ein paar Sexszenen im Auto) familientaugliche Disney-Serie „Love, Victor“ knüpft lose daran an. Jeden, der selbst ein hartes Coming-Out hatte, wird diese Serie heftig triggern. Die finale dritte Staffel nun wagt sich auch an ein in Jugendserien vernachlässigtes Thema ran (Spoiler verboten), aber insgesamt hätte man doch mehr erwarten können.
SH
Disney ab 15.6., 8 Episoden à 25 Min •••○○
Midwich Cuckoos
SCIFI-HORROR „Welcome to Midwich. Historical Market Town“ heißt es auf dem Ortsschild – ein verschlafener Ort im Herzen Englands, in dem eines Tages Panik ausbricht, nachdem der Strom ausfällt und alle Lebewesen in Ohnmacht fallen. Zwar erwachen sie nach 24 Stunden wieder, doch die Frauen sind schwanger. John Wyndhams gleichnamiger Roman (1957) ist ein Science-Fiction-Klassiker und wurde als „Das Dorf der Verdammten“ zweimal verfilmt, spannend 1960 und eher bräsig 1995 von John Carpenter. Die Serienadaption von David Farr („The Night Manager“) nimmt sich in der ersten Folge Zeit für die Einwohner des Ortes, zwischen denen es eine Reihe von außerehelichen Affären gibt. Die allererste Szene (bevor die Handlung fünf Jahre zurückspringt) jedoch vermittelt schon einen Eindruck von der Gefahr, die von den außerirdischen Kindern droht.
FRANK ARNOLD
Sky Atlantic ab 16.6., 7 Episoden à 60 Min •••••
Wer, wenn nicht wir
RAF-DRAMA Ein Drama über die Vorgeschichte der RAF von Andres Veiel. Die Dreiecksgeschichte zwischen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und dem Verleger und Autor Bernward Vesper spielt sich in den 60er-Jahren ab. Stark ist der Sog, mit dem die Figuren die Diskursebene auf sich ziehen und den kollektiven RAF-Film in unseren Köpfen herausfordern. Ein Film von 2011, der durch Verlangsamung und Einfachheit des Hinsehens die unerlöste Psychologie des deutschen Terrorismus wirkungsvoll zum Zuschauer zurückspielt. ID
filmfriend.de kostenlos mit Bibliotheksausweis
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The Lake
KOMÖDIE Die erste kanadische Prime-Video-Serie dreht sich um Justin, der nach Jahren im Ausland nach Hause zurückkehrt, um seine Tochter kennenzulernen, die er als Teenager zur Adoption frei gegeben hat. Als Treffpunkt hat er sich das familiäre Landhaus an einem See ausgesucht, an das Justin nur freundliche Jugenderinnerungen hat. Doch Billie hat auf Vaters Liebe zum Landleben so gar keine Lust. Und noch schlimmer:
Das Haus wurde inzwischen seiner Stiefschwester Maisy-Mae vermacht. Das gibt Ärger!
LUG
Prime Video ab 17.6., 8 Episoden à 30 Min ••••○
Dramarama
COMING-OF-AGE Diese warmherzige Dramedy hat sich auf (queeren) Filmfestivals weltweit in die Herzen gespielt. Zurecht! Es geht um eine Clique junger Drama-Club-Nerds, die am Ende ihrer Highschool-Zeit und kurz vor dem Absprung zum College noch einmal aufeinandertreffen auf die Weise, die sie lieben – verkleidet etwa als Alice im Wunderland, Sherlock Holmes und Dr. Jekyll.
Der junge Gene (der sich verknallt hat) plant sein schwules Coming-Out.
Doch wie geht das in diesem Maskenzirkus? Ein wunderbarer Film darüber, was Freundschaft kann. SH
VoD auf Apple TV, Prime Video, Google TV, etc., seit 11.3., 91 Min ••••○
Was geschah mit Bus 670?
DRAMA Magdalena sucht ihren Sohn Jesús, dessen Spur sich im mexikanisch-US-amerikanischen Grenzgebiet verliert. Je näher sie der Lösung seines rätselhaften Verschwindens kommt, desto größer wird die Gefahr, der sie sich aussetzt. Stilsicher und mit ruhiger Hand inszeniert Regisseurin Fernanda Valadez das völlig unsentimentale Bild einer katastrophalen Lage. Kein Lamento, vielmehr ein Plädoyer für Empathie. AS
MFA digital und ab 10.6. als
DVD ••••○
Chip und Chap: Die Ritter des Rechts
KINDERFILM Dieses abendfüllende Abenteuer der beiden Streifenhörnchen ist ein Meta-Film geworden, vollgestopft mit Referenzen nicht nur auf andere Disney-Filme, das Ganze in einem wahnwitzigen Tempo – wenn man nicht genau hinsieht, hat man schon einen Auftritt verpasst. Angesiedelt in einer Welt, in der reale Menschen mit Zeichentrickund computeranimierten Figuren zusammenleben, ermitteln die beiden, als ein Freund aus alten Tagen spurlos verschwindet. Dabei stellt sich nicht nur der Oberschurke als Überraschung heraus. FA
Disney seit 20.5., 97 Min
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Siberia
SELBSTSUCHE Ein Mann, der sich in die Einsamkeit Sibiriens zurückgezogen hat, um sich selber zu finden, bricht schließlich auf zu einer Reise, die weniger ein konkretes Ziel hat, als dass sie eine Reise in seine eigene Vergangenheit wird, in Erinnerungen und Fantasien. Ein sehr persönlicher Film von Abel Ferrara, als verrätseltere Fortführung von „Tommaso und der Tanz der Geister“.
Im Verzicht auf eine klassische Narration hängt das, was man aus ihm macht, stark von den Dispositionen des Zuschauers ab. MM
Mubi.com Streamingplattform für 9,99 € monatlich
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For All Mankind s3
ALTERNATIVGESCHICHTE Wir schreiben das Jahr 1992, die Menschheit hat das nächste Ziel auf ihrer Reise zu den Sternen erreicht: den Mars. Aber wer hat die Nase vorn? Die USA mit ihrer zivilen Raumfahrtbehörde NASA, die zunehemend unter den Einfluss des Militärs gerät? Oder – wie schon beim Wettlauf zum Mond – die straff organisierten Sowjets? Was wird aus Molly Cobb, die durch ihre Rettungsaktion auf dem Mond zu erblinden droht? Arbeitet Margo Madison inzwischen bewusst für die Russen oder wird sie von ihrem Freund Sergei abgeschöpft? Und wird Ellen Wilson zur ersten lesbischen Präsidentin der USA. Eine Menge Material, das Showrunner Ronald D. Moore und seine Autoren behandeln müssen. Wir tippen – wie eigentlich immer bei Moore – auf einen tollen Anfang, einen schlappen Mittelteil und einen grandiosen Cliffhanger am Ende der Staffel. LUTZ GÖLLNER
Apple TV ab 10.6., 10 Episoden à 60 Min