CORTNEY COX - MECKLENBURGER IN DER SCHWEIZ
Er hat die leuchtend rote Fuchsfarbe, ist gerade mal zehn Jahre alt und hat das Licht der Welt in Mecklenbur-orpommern bei Andre Eppinger erblickt. Berühmte Verwandte hat er auch - Elvis z.B., das Dressurpferd von Nadine Capellmann - kommt aus dem gleichen Mutterstamm. Jetzt hat sich Cortney Cox angeschickt, zu eigener Berühmtheit zu gelangen. Der Mecklenburger Hengst ist ein probates Beispiel dafür, wie gut überlegte Sportpferdevermarktung funktionieren kann. Sein Reiter Pius Schwizer aus der Schweiz ist sehr angetan von Cortney Cox. Er erwarb den Mecklenburger vom Landbeschäler Carlo aus der Eternety von Esprit bereits sechsjährig von Heiko Schmidt und Sören von Rönne.
Die hatten die Kunde von dem vielversprechend veranlagten Cortney Cox aus Gadebusch vernommen. Dort hatte Philipp Eppinger Cortney Cox vorgestellt und doch einiges Aufsehen erregt. Prompt klingelte bei Züchter Andre Eppinger das Telefon, weil Schmidt und von Rönne Interesse an dem Jungspund bekundeten. Nun darf man Heiko Schmidt und Sören von Rönne reichlich Ahnung von guten Pferden zuschreiben. Reiten wollten die Herren den schmucken Fuchs jedoch nicht selbst. Denise Svensson, Schmidts schwedische Lebensgefährtin mit dem Händchen für Pferde, fiel die Aufgabe der Ausbildung zu. Und das war nicht immer einfach, wie die schmale Amazone offen bekundet. “Zuhause war er schnell abgelenkt, guckig, sprang oft zur Seite, dann war die Konzentration weg”, erinnert sich Svensson. Andernorts jedoch war Cortney Cox besser bei der Sache. So wie z.B. in Amsterdam. In einem richtig spannenden und schnellen Stechen holte sich der gerade zehn Jahre alte Mecklenburger mit Pius Schwizer Platz zwei im Weltcu-pringen hinter Henrik von Eckermann. Seine erste gute Weltcup-Platzierung.
“Ich hatte noch überlegt, ob ich das wirklich machen soll”, sagt Schwizer, “denn er ist kurz zuvor in Basel im Weltcup gestartet. Die Baseler Halle ist nicht einfach für jüngere Pferde ohne viel Erfahrung. Dann habe ich mir aber gesagt - versuchs einfach.” Im Jahr 2017 beendete Cortney Cox seine Youngsterphase achtjährig in Frankfurt mit Platz zwei im Finale, danach folgten die erste Erfahrungen in den regulären CSI auf drei bis Vier-Stern-iveau. Im Oktober und Dezember 2018 dann die ersten Weltcup-Runden, in Amsterdam nun ein fulminanter Erfolg für das mecklenburgisch-schweizerische Dreamteam.
“Fritzis” Vater Carlo beim Weltcupturnier in Leipzig vor wenigen Jahren. (Foto: Lafrentz)
MUSTERSCHÜLER IM PARCOURS
“Cortney geht seine Prüfungen zu 95 Prozent ohne Springfehler”, unterstreicht Schwizer und: “Er hat eine unheimlich gute Einstellung zum Sport, er will immer im Parcours. Ich mag zudem das Springvermögen, seine natürliche Vorsicht und sein Beweglichkeit”. Cortney Cox kann nicht nur hoch und weit springen, er ist dazwischen auch wendig und schnell. Schwizer erwarb den Fuchs schon vor dessen Auftritt im Finale des Bundeschampionats in Warendorf mit Denise Svensson. Danach wechselte der Hengst in den Sportstall Schwizers in die Schweiz. Inzwischen ist er auch im französischen Bordeaux im Weltcup gestartet.
DAS BESTE ZUSAMMENFÜHREN
Cortney Cox ist väterlicherseits ein Enkel des Mecklenburger Weltranglistenkönigs Chacco-Blue. Überhaupt läßt die Vaterseite kaum Wünsche offen hinsichtlich der züchterischen und sportlichen Qualität. Auf der Mutterseite fällt eine der besten hannoverschen Mutterlinien ins Auge. Eternety entspringt einem Stutenstamm, den die Familie Christian Pfeil in Bremerhaven seit vielen Jahren pflegt und der zurückgeht auf eine Ferdinan-ochter namens Fiona. Eternetys Mutter Crissie und ihre Vollschwester Weline P haben lauter Töchter zur Welt gebracht, die Stutenleistungsprüfungen von 8,0 und besser absolvierten und mit Spitzennoten im Springen überzeugten.
Als Cortney Cox Züchter Andre Eppinger (Vellahn) von seinem Kollegen Puskeiler wegen einer Beteiligung an Eternety angerufen wurde, zögerte er nicht lange. Eternetys Sohn Cortney Cox erweckte schon früh schönste Hoffnungen. “Er hat einen Vollbruder, der ist - glaube ich - noch besser”, hofft Eppinger. Die Idee, Eternety als Reitpferd zu nutzen, wurde schnell wieder verworfen. Stattdessen tauschte sich Eppinger mit Georg Plath aus hinsichtlich des passenden Hengstes für die Stute mit der feinen Abstammung. Plath hatte Carlo, der zum Hengstbestand des Landgestüts Redefin zählt, auch schon genutzt und gute Erfahrungen gemacht. Also wurde Eternety von Carlo gedeckt - das Ergebnis dieser Planung ist nun Weltcup-Pferd.
“Ich habe die Stute vor wenigen Jahren verkauft”, ärgert sich Andre Eppinger ein wenig, “und jetzt bekomme ich sie nicht mehr zurück.” Nicht so verwunderlich: Gute Stuten geben Käufer nur äußerst ungern wieder her. “Cortney Cox hatte schon als Fohlen einen Kopf für sich”, erinnert sich der 48 Jahre alte Eppinger, “wie seine Mutter auch. Er war ein elegantes Fohlen und durchaus ein Hengsttyp.” Der elegante Typ wurde “Fritzi” genannt, das klingt deutlich kürzer als Cortney Cox und vertrieb sich die Zeit oft mit dem Hofhund beim herumtoben. Eppinger vertraut seine Pferde erfahrenen Ausbildern wie Ulrich Elsholz und Dirk Schröder an. Den talentierten Fritzi bekam sein Sohn für die “Grundschule”, schließlich ist Philipp Eppinger als guter Ausbilder bekannt und es dauerte tatsächlich nicht lange, bis das Duo auffiel. Anspruchsvoll war “Fritzi” beim Heimtraining auch damals schon und das hat die Nerven seiner Ausbilder nicht nur geschont…
Andre Eppinger züchtet seit gut 25 Jahren. Die ZG (Zuchtgemeinschaft) Eppinger/ Klug erwartet 2019 auch Fohlen. Aktuell kam im Februar ein Hengstfohlen von Finest aus der A-Dur von Sandro Hit-Romanov zur Welt und sorgte für zufriedene Gesichter. A-Dur ist eine von zwei sehr guten dressurveranlagten Stuten der ZG. Das zweite “Eisen im Feuer” ist eine Desperado-andro Hit-Stute. Ein Hengstfohlen aus dieser Stute konnte Eppinger bereits nach England verkaufen Aktuell ist die Dame von Secret tragend. Mit dessen Vater Sezuan hat Eppinger durchaus gute Erfahrungen gemacht.
WIE ZÜCHTET MAN ERFOLGREICH?
Eppingers “goldene Zuchtregel” ist an sich schlicht und effektiv: “Ich guck mir immer die Stute genau an und frage mich: Was kann sie - was will ich verbessern - wie ist das Vorderbein - die Bewegungsqualität? Danach suche ich mir dann die Hengste aus.” Merke: Die Stute steht im Mittelpunkt der Betrachtung, dann erst der Hengst. Eppinger setzt zudem nicht auf das Potenzieren von Pluspunkten, sondern immer auf die Verbesserung im Ganzen. Eine Philosophie mit der der Mann voran kommt. Immerhin kommt es ja ohnehin in jedem Stall auf das berühmte Quäntchen Glück an und selbst Vollgeschwister können völlig unterschiedlich ausfallen. Gut 20 Jahre lang ist Andre Eppinger selbst im Turniersport gewesen, weiß also auch um die Eigenschaften, die ein gutes Sportpferd von Haus aus haben sollte, aber eben auch, was gute Ausbildung hervor bringen kann. Das beste Pferd kann nicht “erblühen”, wenn der Reiter das nicht herausbilden kann. An diesem Punkt schließt sich der Kreis. Vieles wird nicht unbedingt kostengünstiger, aber erfolgversprechender, wenn der züchterisch guten Grundlage das richtige Management und gute Ausbildung folgen. Das ist auch der Hauptgrund dafür, dass Pius Schwizer doch einigermaßen begeistert und bereitwillig losplauderte, als wir ihn nach Cortney Cox gefragt haben. Den Züchtern sei es schließlich zu verdanken, wenn sie nicht nur die richtige Anpaarung, sondern auch den richtigen Weg für ihre Pferde finden….
Im Weltcup in Amsterdam dicht dran am Sieg - Pius Schwizer und sein Mecklenburger Cortney Cox. (Foto: FEI/ Arndt Bronkhorst)