... Zusatzversorgung, haben viel seltener Riester-Verträge oder Lebensversicherungen, und wenn, sind die gesparten Summen im Schnitt 60 % niedriger. Und, es kommt ein entscheidender Punkt hinzu, den Paare schnell vergessen: Frauen leben im Schnitt mehr als sieben Jahre länger. „Das heißt, Frauen haben im Alter viel weniger Geld und müssen davon auch länger leben“, sagt die Finanz-Expertin Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale NRW, „deshalb ist es so wichtig, dass Paare ihre Einkünfte im Alter abstimmen. Denn viel zu oft sparen Paare nebeneinanderher. Und oft sind nur Männer abgesichert.“
Das sieht Peter Knöppel, Rentenberater aus Halle, ganz ähnlich: „Paare sollten immer ihre gemeinsamen Einkünfte und Rentenansprüche anschauen. Und Frauen sollten besonders darauf achten, was passiert, wenn sie geschieden werden oder verwitwet sind.“ Hier ergebe sich oft ein dramatisches Bild. Denn Paare überschätzten die Höhe der Witwenrente bzw. wüssten nicht, dass eine eigene Rente auf eine Witwenrente angerechnet werde. „Vielen Paaren ist dies nicht bewusst“, sagt Peter Knöppel, „die wiegen sich oft in falscher Sicherheit.“
Das hat auch Katharina Staff e beobachtet. „Frauen sollten sich natürlich schon während des Berufslebens intensiv um ihre finanziellen Belange kümmern und alle Dinge wie Entgeltumwandlung oder Zuschüsse des Arbeitgebers in Anspruch nehmen, damit sie genügend eigene Ansprüche haben“, sagt die Senior-Referentin für betriebliche Altersvorsorge beim Verband öff entlicher Versicherer in Düsseldorf, „aber vor allem mit Rentenbeginn sollten sie darauf achten, dass ihre Einkünfte dauerhaft hoch sind, auch für den Fall, dass sie plötzlich Witwe sind.“
Der Renten- und Finanzberater Michael Berger aus Kassel rät deshalb jedem Paar Mitte 50, spätestens mit Rentenbeginn, die finanzielle Situation exakt auszurechnen – „und zwar auch für den Fall, dass einer zurückbleibt“, so Berger, „in Beratungsgesprächen wundern sich häufig die Frauen, was sie tatsächlich an Geld zur Verfügung haben, und die Männer sitzen oft ganz bedröppelt daneben“. Meistens könne er erschreckte Paare beruhigen, so Berger, „denn auch mit Rentenbeginn hat man noch viele Mög- lichkeiten, der Frau Tausende Euro mehr Einkünfte zu sichern“. Und dann weist Berger auf die Dinge hin, die jedes Paar beachten sollte:
Mehr als 12.000 Euro mehr
DER FALL Ein Mann (65, gerade in Rente: 1.500 Euro im Monat) erhält eine Lebensversicherung über 30.000 Euro ausgezahlt. Seine Frau (63) arbeitet noch, würde aber auch gern in Rente gehen, scheut sich aber noch wegen der Abschläge (10,8 %). Ihre Rente: 1.200 – 10,8 % = 1.070 Euro.
DER WEG
→ Auszahl-Summe der Lebensversicherung (30.000 Euro) wird aufs Rentenkonto der Ehefrau eingezahlt.
→ Ihr Renten-Anspruch wieder 1.200 Euro – 130 Euro mehr pro Monat.
→ Dank der jährlichen Renten-Erhöhungen amortisiert sich die Einzahlung nach gut 14 Jahren.
→ Da die Frau eine statistische Lebenserwartung von knapp 22 Jahren hat, erhält sie dadurch gut 12.000 Euro mehr, als eingezahlt wurde – auch finanziell ein lukrativer Weg.
Dies sollte spätestens mit Rentenbeginn der Frau erfolgen
86,1 Jahre beträgt die statistische Lebenserwartung einer Frau derzeit. Frauen leben damit fünf bis sieben Jahre länger als Männer. Das bedeutet aber auch, dass sie oft viele Jahre mit deutlich weniger Geld auskommen müssen. Deshalb sollten Paare so weitblickend sein, das Einkommen der Frau so zu stärken, dass nicht im Alter drastische Einschnitte drohen.
„Frauen sollten darauf achten , dass sie alle Ansprüche auch tatsächlich nutzen. Denn häufig gibt es Zuschüsse nur, wenn man sie auch beantragt“
Katharina Staffe, Betriebsrenten-Expertin
• Gesetzliche Rente
Jeder Ehepartner sammelt auf dem eigenen Renten-Konto Ansprüche. Aber es gibt Möglichkeiten, Zeiten von einem auf den anderen zu übertragen. Möglich ist dies, falls die Frau verstorben ist, sodass sich Männer die zusätzlichen Jahre der Mütter-Rente anrechnen lassen. Möglich ist dies auch durch Renten-Splitting – hier werden die während der Ehe gesammelten Rentenzeiten auf beide Partner verteilt, sodass Frauen Zeiten erhalten; der große Vorteil: Frauen erhalten dann sofort mehr eigene Rente, die auch bestehen bleibt, falls sie nach seinem Tod wieder heiraten und die Hinterbliebenen-Rente verlieren würden. Dass das Splitting lohnen kann, zeigt auch die nächste Seite.
Achten sollten Frauen aber vor allem darauf, eigene Ansprüche zu erhöhen, z. B. durch freiwillige Beiträge – so können Abschläge (siehe rechts) reduziert oder die Rente insgesamt erhöht werden. Und da Frauen statistisch eine Rentenbezugsdauer von fast 22 Jahren (im Osten sogar 24 Jahren) haben, rechnet sich dies – im Schnitt kann eine Frau so 15.000 bis 20.000 Euro mehr Rente erhalten, als sie durch die freiwilligen Beiträge eingezahlt hat. Das heißt, es lohnt für ein Paar, Erspartes gerade auf das Rentenkonto der Frau einzuzahlen.
• Hinterbliebenen-Rente
Der rechnerische Anspruch für die meist zurückbleibende Frau: 55% der Rente des Partners (nur für Paare, die vor 2002 geheiratet haben, gibt es noch 60%). Ausgehend von einer Durchschnittsrente des Mannes hat die Ehefrau Anspruch auf 605 Euro Witwen- Rente. Aber darauf wird eigenes Einkommen angerechnet. Auch vor diesem Hintergrund lohnen freiwillige Beiträge oder Rentensplitting. Und dies (statt Hinterbliebenen- Rente) ist selbst noch nach dem Tod des Ehepartners möglich. Deshalb genau rechnen, ob Hinterbliebenen-Rente mit Blick auf die Lebenszeit wirklich die bessere Variante ist. Beispiele zeigen, Tausende Euro mehr Rente sind über das Splitting für die Frau möglich – pro Jahr!
Glück ist, wenn man weiß, dass der andere gut abgesichert ist
• Betriebsrente
Nur 56 % der Frauen erhalten diese bisher – und wenn, dann im Schnitt gerade 199 Euro pro Monat, während Männer sich über 350 Euro freuen. Doch Anspruch darauf hat jede Frau – „und sei es über Entgeltumwandlung“, sagt die Finanz-Expertin Katharina Staff e. „Das gilt auch für Teilzeit- Kräfte. Arbeitgeber erhalten sogar Zuschüsse vom Staat, wenn sie Frauen mit einem Bruttogehalt von max. 2.200 Euro eine betriebliche Altersvorsorge gewähren. Frauen sollten dies einfordern.“ Das gilt auch für Hinterbliebenen- Betriebsrente: Viele Frauen wissen gar nicht, dass womöglich ein Teil der Betriebsrente des Mannes weitergezahlt wird. Und: Einige Arbeitgeber bieten sogar an, dass Frauen eigene Ansprüche durch freiwillige Leistungen erwerben, selbst wenn sie gar nicht im Betrieb des Mannes beschäftigt sind.
Teilweise erlauben Firmen sogar das Übertragen von Betriebsrenten- Ansprüchen. Hier lohnt der Blick in die entsprechenden Vereinbarungen zur Betriebsrente.
• Riester-Verträge
Auch hier ist die Quote bei Männern viel höher als bei Frauen; auch weil viele Paare gar nicht wissen, dass Frauen eine eigene Vorsorge erhalten können, selbst wenn sie gar nicht berufstätig sind. Voraussetzung: Der Ehepartner hat einen Vertrag und sie selbst zahlen 60 Euro pro Jahr ein – im Gegenzug gibt es 175 Euro gutgeschrieben. Hinzu kommt eine Möglichkeit, die viele Paare bzw. Frauen nicht nutzen: „Stirbt der Ehepartner während der Anspar- Phase, kann das Kapital auf die Frau übertragen werden“, sagt Finanz-Expertin Annabel Oelmann.
„Solche Beispiele zeigen, wie notwendig es ist, dass Paare gemeinsam ihre Einkünfte im Alter spätestens mit Rentenbeginn optimieren“, sagt Alexandra Niessen- Ruenzi von der Universität Mannheim. Die Finanzwissenschaftlerin hat gerade in einer Studie gezeigt, wie groß die monetäre Lücke bei Frauen nur bei der gesetzlichen Rente wirklich ist: „Wenn eine Frau demnächst mit 67 in Rente geht, dann fehlen ihr letztendlich mindestens 25.000 Euro nur beim Bezug der gesetzlichen Renten.“
Frauen sollten daran denken, dass sie länger leben und deshalb anders abgesichert sein sollten
Fotos: Getty Images / Hoxton / Sam Edwards (3), privat (2)
„Ehepaare müssen sich bei der Geldanlage fürs Alter abstimmen. Zu oft sparen Paare nebeneinanderher. Oder es wird nur Vorsorge für einen getroffen – meist den Mann“
Annabel Oelmann, Verbraucherzentrale NRW
Und diesen Betrag können Frauen locker ausgleichen, resümiert Rentenberater Michael Berger, „wenn sie ihren Mann dazu drängen, die gesamten Einkünfte bis zum Lebensende zu betrachten. Es geht doch bei Rente und anderen Einkünften nicht darum, was man heute hat, sondern darum, was insgesamt die bessere Lösung ist – gerade für Frauen“.