... dem neuen Grenzgänger-Weg
Unser Bad Hindelang 2030 – Lebensraumkonzept für unsere Tourismusgemeinde « heißt der Ansatz, der den beliebten Urlaubsort in die Zukunft führen soll. Den Verantwortlichen, allen voran Bürgermeisterin Dr. Sabine Rödel, war dabei besonders wichtig, alle aktiv in die Planung und Gestaltung einzubeziehen. »Wir wollten eben nicht zuerst schauen: Was ist für den Tourismus gut, und wie bringen wir die Menschen der Gemeinde dabei unter, sondern es genau andersherum machen«, erklärt Tourismusdirektor Max Hillmeier. Eine Umfrage, an der Einheimische und Gäste mitwirkten, war eine der Grundlagen für den dann folgenden mehrmonatigen Prozess, in dem in Diskussions- und Arbeitsrunden Ziele erarbeitet wurden, die – kurz gesagt – die Essenz ergaben: »Wo die Seele der Alpen zu Hause ist.« Hillmeier: »80 Prozent der Wertschöpfung in der Gemeinde kommen aus dem Tourismus, sowohl direkt als auch indirekt: Wenn die Gäste einkaufen, Handwerker Arbeit haben, weil ein Hotel renoviert wird oder Busse fahren. Und die Landwirte beziehen ihr Einkommen aus dem Verkauf ihrer Produkte, der Landschaftspflege und dem Angebot ›Urlaub auf dem Bauernhof ‹, was derzeit übrigens sehr boomt.«
Manager für den Klimaschutz
Für den Ort steht fest: Er hält am »Ökomodell Hindelang« fest, einem schon seit langem fest etablierten und internatio-nal beachteten Interessensverbund aus Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus – wie auch am Stellenwert der hochalpinen Alpwirtschaft als »Immaterielles Kulturerbe«. Mehr noch: Beides hat im neuen Konzept höchste Priorität. Bad Hindelang gilt deutschlandweit als die alpflächenreichste Gemeinde, und 80 Prozent der Gemeindefluren stehen bereits unter Landschafts- oder Naturschutz. »Die traditionelle Berglandwirtschaft und die Alpwirtschaft sind unsere Lebens- und Wirtschaftsgrundlage sowie identitätsstiftend. Die extrem artenreiche alpine Kulturlandschaft sowie die ökologisch hochwertigen Produkte sind für unsere Gäste entscheidend. Gerade deshalb kommen sie zu uns«, versichert Hillmeier. Als einer der Orte mit der republikweit reinsten Luft geht man mit dem neuen Gütesiegel »Qualitätsgeprüft für Allergiker « noch stärker in Richtung Gesundheit und Wellness. Und auch dank der Auszeichnung zum besten Familienskigebiet in den deutschen Alpen durch den Deutschen Skiverband hat man im Winter fast schon so viele Gäste wie im Sommer. Man investiere in Qualität, sagt Hillmeier, und wolle die Besucher im Sinne der Nachhaltigkeit lenken. In Sachen Verkehr gehören ein neues, intelligentes Parkkonzept, Verkehrsleitung und eine Förderung des ÖPNV auf jeden Fall dazu. Ganz neu ist die kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel für alle Besucher mit Gästekarte.
1 Von der nahen Grenze hat ein Schild den Weg zum Prinz-Luitpold-Haus »gefunden«.
2 Beim Buttern mitzuhelfen hinterlässt bei den Gästen nachhaltige Eindrücke.
3 Unterwegs in den Bergen oberhalb von Bad Hindelang
4 Auch die Via Alpina führt durch das Wandergebiet.
Im Bereich Energie steht die Einsparung an erster Stelle, bei der Energieerzeugung will man nachhaltiger und autarker werden. Ein Stichwort ist hier der Ausbau der Solarenergie. Koordiniert werden derlei Aktivitäten von einem Klimaschutzmanager. Ranger kümmern sich künftig stärker um die Lenkung und Betreuung der Touristen. Winterwanderwege und Schlechtwetter-Alternativen sollen für schneearme Winter geschaffen werden. »Zu unserem neuen Konzept gehört außerdem ›Das Echte vor Ort erleben‹, was einmalig ist und Modelcharakter hat«, betont Max Hillmeier begeistert. Bislang gebe es im Rahmen der elektronischen Servicegästekarte schon rund 20 Angebote, alle mit dem Ziel, Gäste zu Einheimischen auf Zeit zu machen. Dabei kann man zum Beispiel das Mähen mit der Sense, das Buttern oder Käsen erlernen, den Bad Hindelangern in die Töpfe schauen oder bei ihnen das Alphornblasen ausprobieren. Hillmeier: »Es soll eine Symbiose geben zwischen Einheimischen und Touristen!« Wortwörtlich neue Wege gibt es auch mit dem Grenzgängerweg als Highlight (siehe Service).
Eine Skitour bei Oberjoch, das einsame Retterschwangtal mit den gewaltigen Nordwanden erkunden – alles Allgaualpine Pflicht, findet Autor Uli Auff ermann.
▶ Grenzganger-Weg
Neue, anspruchsvolle Mehrtagestour mit einigen ausgesetzten und steileren Passagen durch das bayerisch-tirolerische Grenzgebiet der Allgauer Alpen. Vorhandene Wege wurden dafur naturvertraglich instandgesetzt und verbunden, teils gab es auch Renaturierungsmasnahmen. Letzte Arbeiten werden 2021 ausgefuhrt, der Weg ist aber ohne Probleme vollstandig zu begehen. Ubernachtung auf Berghutten sowie zwei Mal in Talorten. Einige zusatzliche Abstecher sind moglich, und ebenso man kann unterwegs problemlos die Tour abbrechen. Download aller Daten unter: grenzgaenger-wandern.com
Start/Ziel: Bad Hindelang bzw. Schattwald (Tannheimer Tal)
Beste Zeit: August und September, aber auch dann muss mit Gewittern oder erstem Schnee gerechnet werden
Voraussetzung: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit; Wandererfahrung im alpinen Gelande und angemessene Fitness
▶ Ostrachtaler Klettersteig
2018 eingerichteter, kurzer Klettersteig, der an den Abbruchen uber der Jochpassstrase aussichtsreich hinauffuhrt. Steile Wande in kompaktem Fels wechseln sich mit Bandern ab.
Start/Ziel: Oberjoch; von dort zum Aussichtspunkt »Kanzel« und hinunter zum Wandfus und weiter zum Einstieg im linken Wandteil; fur den Ruckweg zunachst weiter bergauf zum Ifenblick; ein Wanderweg fuhrt zuruck nach Oberjoch.
Beste Zeit: Juni bis November
Schwierigkeiten: B/C (eine Stelle, sonst leichter)
Voraussetzungen: Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Klettersteigerfahrung sind absolut erforderlich.
Hinweis: Bitte nicht vor Sonnenauf- oder nach Sonnenuntergang begehen und nur die offiziellen Zu- und Abstiege benutzen!
BAD HINDELANG: Allgauer Alpen
Ort: Bad Hindelang, Allgauer Alpen, Deutschland
Einwohner: rund 5200
Gebirgsgruppe: Allgauer Alpen
Alpin-Historie: Die Allgauer Alpen gehorten zu den Gebieten, denen sich der grose Erschlieser der Nordlichen Kalkalpen, Hermann von Barth (1845– 1876), widmete. Durch ihn erfolgte neben einigen weiteren Erstbesteigungen vor allem eine grundliche Erfassung der Berge. Fur den Einzug des sportlich ambitionierten Kletterns war vor allem Josef Enzensperger (1873– 1903) verantwortlich, seine Neutour durch die Trettachspitze-Sudwand (IV, 1894) gehorte zu den schwersten Anstiegen der damaligen Zeit. Der Ubergang zum damals hochsten Schwierigkeitsgrad VI wurde in den 1920er- und 1930er-Jahren in den Wanden der Wolfebnerspitze, des Schneck, der Hofats, des Gimpel, der Trettachspitze und der Fuchskarspitze geschafft.
Durch die oft langen Zustiege, den nicht immer griffigen Fels und die fur Gipfeltouren tuckischen Grasberge waren und sind im Allgau eher die Allroundbergsteiger gefragt. Als Top-Klettergebiet der Allgauer Alpen erwiesen sich neben der Fuchskar- und Wolfebnerspitze vor allem die Felswande im osterreichischen Tannheimer Tal, wo schon zu Enzenspergers Zeiten intensiv geklettert wurde und Touren in den hochsten Schwierigkeitsgraden anzutreffen sind. Stutzpunkt fur die Routen in den Sudwanden ist das Gimpelhaus der Familie Guem oberhalb von Nesselwangle.
Fotos: Bad Hindelang Tourismus, Wolfgang B. Kleiner, Bad Hindelang Tourismus, Erika Durr
Fotos: Bad Hindelang Tourismus/Thilo Kreier (1), Bad Hindelang Tourismus/Wolfgang B. Kleiner (2), Bad Hindelang Tourismus (3 & 4)