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Nur begrenzt „sanft“: Babyfeuchttücher enthalten unter anderem Mittel zum Konservieren
Es gibt zwar Studien, die einzelnen sensitiven Babyfeuchttüchern ein gutes oder sogar besseres Zeugnis im Vergleich zu Wasser und Waschlappen ausstellen. Allerdings: Solche Studien entstehen häufig unter Mitwirkung der Baby feuchttuchhersteller selbst. Und ausgewählte Messwerte wie pHWert und der Wasserverlust durch die Oberhaut sind in ihrer Aussagekraft begrenzt. Zudem wird bei solchen Untersuchungen etwa das Problem, dass Kosmetikinhaltsstoffe durch kleine Verletzungen der Haut in den Körper des Kindes gelangen können, nicht berücksichtigt. Aus Sicht von ÖKOTEST ist es daher besser, nicht ständig Feuchttücher zu verwenden. Kostengünstiger ist der Waschlappen allemal.
Unterwegs wollen aber viele Eltern auf die praktischen Packungen nicht verzichten. Wir wollten wissen, welche Babyfeuchttücher mehr und welche weniger empfehlenswert sind, und haben deshalb 32 Produkte für eine Inhaltsstoffanalyse ins Labor geschickt.
ÖKO-TEST rät
► Parfüm am Po besser vermeiden. Die überwiegende Mehrheit der Anbieter hat mittlerweile auch Varianten ohne Duftstoffe im Angebot, wie die „sehr guten“ Produkte in unserem Test zeigen.
► Wenn der Wickeltisch nicht sowieso im Badezimmer steht, lässt sich mithilfe einer Pumpthermoskanne, die mit warmem Wasser gefüllt wird, und Wattepads fast so unkompliziert arbeiten wie mit Feuchttüchern.
► Die beste Vorbeugung gegen einen wunden Po ist und bleibt häufiges Windelwechseln. Nach der Reinigung erst einmal „auslüften“ lassen oder vorsichtig trockentupfen.
Das Testergebnis
■Schlechte Markenprodukte. Eltern haben die Auswahl unter 14 „sehr guten“ Produkten. Der Preis ist dabei kein guter Anhaltspunkt. Schlusslichter sind zwei der drei getesteten PampersMarkenprodukte mit „mangelhaftem“ und die Huggies Pure Feuchttücher mit „ungenügendem“ Gesamturteil. Die Tücher kosten etwa doppelt so viel wie etliche „sehr gute“ Produkte im Test.
■Konservierungsmittel mit Allergiepotenzial. Die Huggies Pure Feuchttücher werden damit beworben, „so sanft wie Baumwolle und Wasser“ zu reinigen. Zwar sind die Tücher parfümfrei. Aber sie enthalten Methylisothiazolinon, ein Konservierungsmittel mit allergenem Potenzial. Weitere Kritikpunkte bei den Huggies sind PEGDerivate und halogenorganische Verbindungen.
■Weitgehender Verzicht auf PEG/PEGDerivate. Außer bei den Huggies und den PampersProdukten verzichten alle Anbie ter in ihren Rezepturen auf PEG/PEGDerivate. Diese Tenside oder Emulgatoren sehen wir kritisch, weil sie die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. Die in vier Produkten nachgewiesenen halogenorganischen Verbindungen tauchen in den Verpackungsdeklarationen nicht auf. Sie könnten Rückstände aus dem Bleichen der Tücher sein. Zur Gruppe der halogen organischen Verbindungen gehören über 1.000 Verbindungen. Fast alle reichern sich in der Umwelt an.
■Nicht dufte! Alle Feuchttücher, die parfümiert sind, haben wir um eine Note abgewertet, weil Parfüm an den empfindlichen Schleimhäuten nichts zu suchen hat. Zudem können sich hinter dem Begriff „Parfüm“ in der Inhaltsstoffliste auch Verbindungen verbergen, die eine ganz andere Funktion haben, etwa Kei me zu töten. Die gute Nachricht ist, dass das Labor zumindest keine der als besonders problematisch bekannten Duftstoffe gefunden hat.
Zeit zu zweit: Das Wickeln muss nicht immer schnell, schnell gehen. Es ist nämlich eine prima Gelegenheit, um sich zu unterhalten und zusammen zu lachen. Und ausgiebiges Nacktstrampeln tut der Haut gut.
Foto: George Doyle/Stockbyte/©Thinkstock
Fett gedruckt sind Mängel.
Glossar: Erläuterungen zu den untersuchten Parametern finden Sie auf Seite 156.
Anmerkungen: 1) Laut Anbieter ist das Verpackungslayout verändert worden. Die Rezeptur sei gleich geblieben. 2) Weiterer Mangel: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung. 3) Laut Anbieter arbeitet die Produktentwicklung des Lieferanten an einer neuen Zusammensetzung der Konservierungsmittel mit dem Ziel, den Stoff Polyaminopropyl Biguanide zu ersetzen. 4) Laut Anbieter wird seit Mai 2014 ein Produkt mit veränderter Rezeptur eingeführt, die neben weiteren Veränderungen frei von Parabenen und Methylisothiazolinon ist. 5) Laut der Firma Edeka ist das Produkt baugleich mit dem Edeka-Eigenmarkenprodukt Elkos Baby Comfort Feuchttücher. 6) Laut der Firma Edeka ist das Produkt baugleich mit dem Edeka-Eigenmarkenprodukt Elkos Baby Sensitiv Feuchttücher. 7) Preisberechnung basiert auf einem Mehrfachpack.
Legende: Produkte mit gleichem Gesamturteil sind in der alphabetischen Reihenfolge aufgeführt. Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) PEG/PEG-Derivate; b) Methylisothiazolinon; c) halogenorganische Verbindungen. Zur Abwertung um eine Note führt: Parfüm. Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung. Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „befriedigend“ ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.
Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.Testmethoden undAnbieterverzeichnis finden Sie unter www.oekotest.de Suchen „M1407“ eingeben.
Einkauf der Testprodukte: Februar bis März 2014.Preisberechnung: basiert auf unterschiedlichen Gebindegrößen oder Einzelpackungen (kaufmännisch gerundet).
Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.
So reagierten die Hersteller
■ HerstellerKimberly-Clark teilte mit, dass seit Mai 2014 in ganz Europa Huggies mit neuer Rezeptur eingeführt würden, die frei von Methylisothiazolinon seien.
Beliebte Konservierungsmittel auf dem Prüfstand
Zwei Konservierungsmittel, die auf der Zutatenliste vieler Babyfeuchttücher stehen, werden derzeit vom wissenschaftlichen Beratergremium der EU (SCCS, Scientific Committee on Consumer Safety) bewertet: Polyaminopropyl Biguanide (PHMB) und Phenoxyethanol. Weil PHMB wegen eines Krebsverdachts als Gefahrstoffeingestuft ist, könnte es ab 2015 laut Kosmetikverordnung verboten sein. Wenn das SCCS befindet, dass PHMB in der in Kosmetika erlaubten Konzentration bedenkenlos eingesetzt werden kann, bleibt es hingegen erlaubt.
Hintergrund der Bewertung von Phenoxyethanol ist eine Risikobewertung der französischen Arznei mittelbehörde ANSM von 2012. Sie hatte vorgeschlagen, Phenoxyethanol solle in Produkten für den Windelbereich für Kinder unter drei Jahren gar nicht mehr eingesetzt werden. Der Industrie verband Cosmetics Europe hat seinerseits ein Dossier eingereicht, das die Sicherheit von Phenoxy ethanol beweisen soll. Bei dem Konservierer geht es nicht um einen Krebsverdacht, sondern um andere mögliche toxische Wirkungen. ÖKOTEST wertet beide Konservierungsmittel in Babyfeuchttüchern bis auf Weiteres nicht ab, beobachtet die Diskussion aber genau. Grundsätzlich raten wir, Feuchttücher nicht dauernd zu verwenden: Alle Tücher sind konserviert, um sie in der geöffneten Packung vor Verkeimung zu schützen.
So haben wir getestet
Der Einkauf
Babyfeuchttücher sind Produkte, bei denen die Werbeaussagen auf der Verpackung mit Vorsicht zu genießen sind. So können auch in als besonders „sanft“ oder „sensitiv“ beworbenen Feuchttüchern durchaus problematische Konservierungsmittel oder umstrittene Tenside stecken. Grund genug für ÖKOTEST, Babyfeuchttücher regelmäßig zu testen. Die meisten Anbieter haben sowohl parfümfreie (sensitive) als auch parfümierte Babyfeuchttücher im Programm. Wir haben daher von den Anbietern im Test häufig jeweils beide Varianten eingekauft. Je nach Angebot im Laden griffen unsere Einkäufer auch zu großen Sammelpaketen, wie das Eltern gern tun. Für den Vergleich in der Tabelle haben wir die Preise dann auf die typische Einzelpackungsgröße von 80 Tüchern heruntergerechnet.
Hier ist das Kontaktallergen Methylisothiazolinon deklariert. Die Laboruntersuchung bestätigte, dass der Problemstoff auch im fertigen Feuchttuch enthalten ist.
Foto: ÖKO-TEST
Die Inhaltsstoffe
Babyfeuchttücher enthalten viel Wasser und sind trotzdem Monate nach dem Öffnen noch haltbar. Deshalb ließen wir sie auf besonders problematische Konservierungsmittel wie Formaldehyd/abspalter untersuchen. Die parfümierten Feuchttücher durchliefen außerdem eine umfangreiche Duftstoffanalyse, und alle Produkte wurden auf umstrittene halogenorganische Verbindungen untersucht. Über andere Inhaltsstoffe wie PEG/PEGDerivate gibt schon die Deklaration Aufschluss.
Die Bewertung
Da die Lotion aus den Tüchern vor dem Anziehen der neuen Windel nicht abgespült wird, gilt unsere Bewertung für Leave onProdukte, also Produkte, die auf der Haut bleiben. Parfüm werten wir in Babyfeuchttüchern wegen der besonderen Empfindlichkeit des Windelbereichs generell ab.