... über die Jahre nicht doch seine mehr oder weniger heimlichen Lieblinge entwickelt. Wenn der Name Bowers & Wilkins auf dem Redaktionsplan einer Ausgabe erscheint, schlägt das Herz des ein oder anderen Autoren der AUDIO TEST ein wenig höher, wir geben es offen zu. Zu gern erinnern wir uns an die Zusammenkünfte mit dem britischen Hersteller. Sei es der kompakte 805 (AT 02/16), der Standlautsprecher 803 (AT 03/17) aus B&Ws Diamond-Kollektion, deren großer Bruder 800 (AT 06/17) oder auch der ökonomisch etwas verträglichere 702 (AT 04/18) – Der Test eines solchen erfüllt einen stets auch mit etwas Wehmut, wissen wir doch um die begrenzte Dauer einer jeden Begegnung. An dieser Stelle dürfen Sie nun sehr gern etwas mehr Sachlichkeit einfordern, handelt es sich hier doch um einen Testbericht und keinen Liebesbrief. Das letzte Mal war Bowers & Wilkins Ende letzten Jahres mit dem Standlautsprecher 603 in der AUDIO TEST zu Gast. Seitdem ist viel passiert – sowohl bei uns, als auch bei B&W. Daher ist es, so oder so, Zeit für ein Wiedersehen. Und da diese Ausgabe ganz unter dem Stern des Kompaktund Smart-HiFi steht, haben wir erstmals keinen passiven Lautsprecher der Engländer zu uns gebeten, sondern eine Gerätekette aus B&Ws brandneuer Formation Suite. Diese soll B&Ws begehrten kristallklaren High-End-Sound kabellos und multiroom-fähig werden lassen. Dafür haben Bowers & Wilkins sieben Geräte auf den Markt gebracht, welche dem Titel ihrer Kollektion entsprechend in unterschiedlichsten Formationen gemeinsam aufzutreten können. Neben einer Soundbar, einem Tabletop-Speaker und dem Formation Wedge umfasst die Serie den Subwoofer Formation Bass, den High-End-Streamer Formation Audio und das Kompaktlautsprecher-Duett Formation Duo. Da wir leider nicht alle auf einmal beherbergen konnten, haben wir uns für die Kombination aus Subwoofer, Streaming-Server und zwei Kompaktlautsprechern entschieden.
In Sachen Design muss sich Bowers & Wilkins schon lange nichts mehr vormachen lassen. Dennoch finden wir, dass man sich beim Formation Audio mal wieder selbst übertroffen hat
Formation Audio
Streaming-Server ist eigentlich nur zum Teil richtig. Vielmehr lässt sich der Formation Audio als Wireless-Hub, also die Schnittstelle eines passiven Systems zur kabellosen Netzwerkumgebung und etwaigen Multiroom-Systemen verstehen. Im Grunde verbirgt sich in dem überaus stylischen Gehäuse ein Wandlermodul, welches Audiosignal mit 96 kHz zu 24 Bit digitalisiert oder eben in Analogsignale verwandelt. Obendrein verfügt der Formation Audio über einen Bluetooth-Chip. Der ist aber eher der Form wegen verbaut. Interessant ist dieses Gerät in erster Linie, da es analoge Quellen kabellos an ein Formation-System weiterleitet, oder umgekehrt, ein rein analoges System um eine Netzwerkanbindung erweitert. Stellen Sie sich vor: Schallplattendreher an einen Vorverstärker gehangen und diesen an den Formation Audio gekoppelt, welcher nun das Phono-Signal per Netzwerk ans Multiroom-System weiterleitet. Ganz schön lässig, oder?
FAZIT
Simpel wie genial ist das Funktionskonzept hinter dem kleinen Formation Audio. Ein Digitalwandler mit Netzwerkschnittstelle verwandelt jede rein analoge Gerätekette in eine Multiroom-Komponente. Umgekehrt lassen sich analoge Zuspieler über das lokale Netzwerk auf drahtlos gekoppelte Geräte schicken. Und das alles in HiRes-Qualität!
BESONDERHEITEN
AUSSTATTUNG
BEWERTUNG
Formation Duo
Als Spielpartner des Formation Audio kämen dann etwa zwei Formation Duo Kompaktlautsprecher infrage. Diese verraten schon auf den ersten Blick, aus welchem Hause sie stammen. So ist das geschwungene, sich nach hinten verjüngende Gehäusedesign mit dem berühmten Tweeter-Aufsatz ja schon lange ein Designmerkmal B&Ws. Den patentierten Carbon Dome-Hochtöner durften wir bereits beim Standlautsprecher 703 kennenlernen, bei welchem er einen absolut hervorragenden Eindruck machte. Auch die Continuum-Membran des Tief-Mitteltöners ist uns wohlbekannt. Erstmalig wurde die in der 800er Serie untergebracht als Nachfolge der guten alten Kevlar-Membran. Neu ist der Auftritt der Speaker in edlem Mattschwarz, dem alternativ mattes Weiß als Farbausführung gegenübersteht.
Zwei seitlich eingelassene Tieftöner verhelfen dem Formation Bass zu seiner straffen und klar akzentuierten Performance
Formation Bass
Für die klangliche Abrundung im Frequenzkeller haben wir aus der Formation-Suite noch den Subwoofer Formation Bass in unsere Redaktion bestellt. Dieser erinnert uns auf den ersten Blick ein wenig an einen Cabasse Phantom mit seinen seitlich in den zylindrischen Korpus eingelassenen Treibern. Das Design kommt nicht nur wegen des Schnitts des Gehäuses für einen Sub ungewöhnlich leichtfüßig daher. Auch der Textilbezug trägt erheblich zu diesem Eindruck bei. Hinter der Verkleidung verbirgt sich übrigens ein energieeffizienter Class-D-Verstärker mit einer satten Leistung von 250 Watt. Außerdem natürlich ein DSP samt dynamischem Equalizer.
Einrichtung
Die Installation geht denkbar simpel vonstatten. Ist einmal die Bowers & Wilkins-App aufs Smartphone oder Tablet geladen findet diese jedes Produkt aus der B&W Formation Suite innerhalb weniger Augenblicke. Nun muss lediglich der sogenannte Form-Button an der Frontseite des jeweiligen Geräts betätigt werden und ein kurzes akustisches Signal bestätigt die Verbindung. Dies funktioniert sowohl beim Formation Duo, als auch beim Formation Bass und dem Formation Audio reibungslos.
FAZIT
Vom ersten Eindruck des Subwoofers Formation Bass sollte man sich nicht auf den Holzweg bringen lassen. Der kleine Schönling sieht nicht nur gut aus, sondern hat auch verblüffend viel Schub unter der Haube. Gleich zwei seitlich abstrahlende Treiber werden mit gut 250 Watt angetrieben und verleihen dem Sub einen satten und prägnant artikulierten Tiefgang.
BESONDERHEITEN
AUSSTATTUNG
BEWERTUNG
In Formation
Es braucht nicht viel, um uns von der bewährten B&W-Qualität des Setups zu überzeugen. Eine Audienz beim King of Pop erinnert uns schnell daran, für welchen Sound wir Bowers & Wilkins schätzen gelernt haben. Der prägnante Tusch, gefolgt von einem akzelerierenden Herzschlag, mit welchem der Titel „Smooth Criminal” beginnt, sorgt sofort für großes Hörvergnügen. Bereits beim Test des Standlautsprecher 703 überzeugte der Carbon-Dome-Hochtöner durch eine sehr impulsfreudige Brillanz – diesen Eindruck unterstreicht das Formation Duo selbstbewusst. Auch die Mitten präsentieren sich klar umrissen und prägnant, der Formation Bass unterstützt das Duo währenddessen mit einem straffen und ebenfalls akzentstarken Tiefgang. Die klare Ausgewogenheit des Sounds, der raumfüllend und gleichzeitig differenzierbar bleibt, weiß durchaus an die Performance eines passiven Standlautsprechers aus B&Ws 700er-Serie heranzureichen. Beim Titel „Flynn” des New Yorker Duos Ratatat werden die Shaker so fein gezeichnet, dass man förmlich danach greifen zu können glaubt. Continuum-Membran und Carbon-Dome-Hochtöner der beiden Kompaktlautsprecher erklingen wunderbar auf einander abgestimmt. Auch weitaus dynamischer abgemischte Aufnahmen stehen der Formation sehr gut zu Gesicht. So funktioniert zum Beispiel das Adagietto aus Gustav Mahlers fünfter Sinfonie in Cis-Moll nicht weniger gut, als arg komprimierte Pop-Titel. Die Timbres der Streicher werden hoch aufgelöst in den Hörraum transportiert, während die kleinsten mikrodynamischen Artikulationen des Orchesters penibel übersetzt werden. In der Live-Aufnahme des Tonkünstler-Orchesters unter Leitung des Dirigenten Yutaka Sado sind sie Crescendi teils sehr zögerlich gehalten, was unsere Testgeräte sorgfältig zu übertragen wissen. Die Bedienung der Formation funktioniert so kinderleicht und intuitiv, dass die Gerätschaften komplett in den Hintergrund zu treten und die gesamte Bühne zugunsten der Musik zu räumen scheinen. Egal, ob wir den direkt mit dem Formation Duo kommunizieren oder die Musik über den Formation Audio an unser analoges Ensemble aus Rotel-Amp und Dynaudio Standlautsprechern weiterleiten – wir können uns stets voll und ganz der Musik widmen, ohne den Geräten viel Aufmerksamkeit zukommen lassen zu müssen. Einmal mehr sehen wir die Qualitäten von Kreationen á la B&W bestätigt und lassen unsere Testmuster nur ungern weiterziehen. Auf ein baldiges Wiedersehen!
Nicht nur per App, sondern auch am Lautsprecher selbst lassen sich rudimentäre Einstellungen vornehmen – reine Formsache
Der aus dem Modell 703 bekannte Carbon-Dome-Tweeter steht in Sachen Detailreichtum und Impulsfreude seinem Diamant-Kollegen in kaum etwas nach
FAZIT
Nicht nur optisch reihen sich die Kompaktlautsprecher Formation Duo ohne Weiteres in die B&W-Familie ein. Auch klanglich wissen sie, auf ganzer Linie zu überzeugen. Die Treiberkombination aus Continuum-Membran und Carbon-Dome-Tweeter hat sich bereits in der 700er-Serie als überaus kompetent erwiesen, weshalb B&W gut daran tut, diese hier wieder aufzugreifen. Darüber hinaus lassen sich die beiden Lautsprecher, wie auch Bass und Audio, kinderleicht installieren und bedienen.
BESONDERHEITEN
AUSSTATTUNG
BEWERTUNG
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