... mit ihren Duftnoten zu unserem Gefühl der Erfrischung bei. Partyalarm hinterm Duschvorhang also? Wir haben wie gewohnt ganz genau hingeschaut und sagen Ihnen, ob die Rezepturen wirklich Grund zum Feiern bieten.
Erfrischend ist anders
Leider ist der extra Frischekick über die Geruchsrezeptoren nicht immer harmlos. Manche Duftstoffe bergen ein höheres Risiko für allergische Reaktionen als andere. In der Kosmetikver- ordnung gibt es deshalb eine Liste mit 26 deklarationspflichtigen Duftstoffen. Diese darf der Hersteller in der Inhaltsstoffliste nicht unter „Parfum“ zusammenfassen, sondern muss sie einzeln aufführen, zum Beispiel Citronellol oder Geraniol.
Nicht zu deklarieren sind hingegen Stoffe wie die polyzyklische Moschusverbindung Galaxolid in der Palmolive Naturals Duschcreme Olive & Milch. Sie kann sich im menschlichen Fettgewebe anlagern und es liegen Hinweise vor, dass sie Leberschäden verursachen kann. Daher werten wir sie in Kosmetikprodukten ab. Es gibt deutlich besser verträgliche Alternativen, auf die der Hersteller problemlos ausweichen könnte.
Positive Entwicklung
Nur zwei Rezepturen enthalten noch synthetische Polymere, die wir als umweltschädlich einstufen und um zwei Noten abwerten. Dass es hier zu einem Umdenken gekommen ist und die Hersteller sich nicht mehr länger versuchen, sich mit Definitionsdiskussionen aus der Verantwortung zu stehlen, freut uns besonders. Sie verzichten inzwischen nicht mehr nur auf Mikroplastikpartikel, sondern auch auf flüssige Kunststoffe. Seit ÖKO-TEST damit begonnen hat, synthetische Polymere in Kosmetikprodukten abzuwerten, hat sich hier einiges zum Positiven entwickelt.
Nicht rückstandslos sauber
In mehr als einem Drittel der getesteten Duschgele hat das von uns beauftragte Labor halogenorganische Verbindungen nachgewiesen. Damit setzt sich ein Trend aus den jüngsten Tests von Flüssigseifen, Shampoos und vergleichbaren Rezepturen fort.
Halogenorganische Verbindungen sind eine Gruppe von mehreren Tausend Stoffen, die Brom, Jod oder (meistens) Chlor enthalten. Viele gelten als allergieauslösend, manche erzeugen Krebs, fast alle reichern sich in der Umwelt an. Unsere Recherchen und einige Herstellerrückmeldungen lassen den Schluss zu, dass es sich um Rückstände von Chloressigsäure aus der Produktion des Tensides Cocamidopropylbetain handeln könnte.
Die Hersteller sprechen oft von „technisch unvermeidbaren Spuren“ – eine Begründung, die uns zu kurz greift. Denn es gibt durchaus Produkte, die Cocamidopropylbetain enthalten, in denen das Labor jedoch keine halogenorganischen Verbindungen nachgewiesen hat. Im Urtekram Body Wash Wild Lemongrass hingegen ist das Tensid nicht eingesetzt – dennoch hat das Labor bei der Analyse halogenorganische Verbindungen gefunden. Woher diese stammen, können wir nicht sagen. In Naturkosmetik haben sie allerdings erst recht nichts verloren, weil der Einsatz halogenorganischer Verbindungen laut den Labelstandards strikt untersagt ist.
Lieber im Schonwaschgang
In einigen Rezepturen sind nach wie vor PEG/PEG-Derivate enthalten, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. Die Hersteller setzen sie als waschaktive Substanzen, Emulgatoren und Schaumbildner ein. Hier sind Naturkosmetikprodukte im Vorteil, denn sie enthalten mildere Kokos- oder Zuckertenside, die die Hautbarriere nicht derart strapazieren.
Im Kreislauf bleiben
Viele der Hersteller haben bereits einen hohen Rezyklatanteil in der Verpackung. Das bedeutet, ein Großteil der Flasche oder Tube wurde aus recyceltem Kunststoff hergestellt. Auf den Verpackungen ist teilweise ein Rezyklatanteil von bis zu 100 Prozent angegeben. Eine beeindruckende Zahl, welche sich aber im Kleingedruckten häufig als rein auf den Flaschenkörper bezogen entpuppt. Wir wollten wissen, wie sich der recycelte Kunststoff in den Verpackungen zusammensetzt, und haben den Herstellern einen Fragebogen geschickt sowie um Nachweise gebeten. Konnten sie uns den produktbezogenen Rezyklatanteil glaubhaft belegen und liegt dieser bei mindestens 30 Prozent, stellt uns das zufrieden. Wurde kein recycelter Kunststoff eingesetzt, liegt der Anteil in der gesamten Verpackung unter 30 Prozent oder haben wir keine aussagekräftigen Nachweise erhalten, werten wir um eine Note ab.
Fett gedruckt sind Mängel.
Anmerkungen: 1) Laut Anbieter wird das Produkt ebenfalls in einer 500-ml-Packung für 10,99 Euro angeboten. 2) Citronellol nicht deklariert, aber im Labor nachgewiesen. 3) Laut Anbieter wird das Produkt grundlegend überarbeitet. Das geänderte Produkt sei seit dem dritten Quartal 2022 erhältlich. 4) Laut Verpackung besteht der Flaschenkörper aus „100 % Social Plastic“. Dieses stamme aus gesammeltem Plastik zur Bekämpfung von Plastikmüll an Strand und Land. 5) Laut Anbieter hat das Produkt seit Oktober ein neues Packungslayout, die Rezeptur sei unverändert.
Legende: Produkte mit gleichem Gesamturteil sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.
Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschusverbindungen (hier: Galaxolid/HHBC; in der Tabelle „künstlicher Moschusduft“); b) halogenorganische Verbindungen. Zur Abwertung um eine Note führen: PEG/PEG-Derivate. Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um zwei Noten: syn- thetische Polymere als Kunststoffverbindungen (hier: Acrylates / C10–30 Alkyl Acrylate Crosspolymer, Carbomer, Hydrogenated Polydecene, Polyquaternium-7). Zur Abwertung um eine Note führt: ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu.
Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „befriedigend“ oder „ausreichend“ ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „gut“ ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.
Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die von den Herstellern versprochenen Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.
Testmethoden, Glossar und Anbieterverzeichnis finden Sie unter . Bereits veröffentlicht: ÖKO-TEST Magazin 8/2022. Aktualisierung der Testergebnisse/ Angaben, sofern sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder ÖKO-TEST neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt hat. Einkauf der Testprodukte: März bis April 2022.
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