... Produkte die süßesten Aufstriche im Test. Zum Vergleich: In der Rapunzel Nuss-Nougat-Creme stecken gerade einmal 34 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Außerdem enthalten beide – wie viele andere Produkte auch – Mineralölbestandteile, die Kohlenwasserstoffe MOSH. MOSH reichern sich im Körper an und bisher ist noch komplett unklar, was sie dort anrichten (siehe Seite 18). Klar ist nur: MOSH sind die wohl größte Verunreinigung im menschlichen Körper.
Beide sind außerdem zwei von vier Produkten, die nicht ohne künstliches Aroma oder den Aromastoff Vanillin für den Geschmack auskommen. Und noch etwas fällt bei der Milka Haselnusscreme auf. Wer sich schon „Haselnusscreme“ nennt, sollte wohl auch einen nennenswerten Anteil an eben jenen enthalten. In der Creme stecken aber gerade einmal fünf Prozent „Haselnussmasse“ – der mit Abstand geringste Gehalt im gesamten Test. Die meisten enthalten laut Deklaration, wie Nutella, um die 13 Prozent Haselnüsse; die Produkte von Rapunzel, Nudossi und Haselherz sogar mehr als 30 Prozent. Wer dann noch versucht, mit unrealistischen Portionsgrößen die Kaloriengehalte der süßesten Cremes im Test auf der Produktvorderseite kleinzurechnen (Nutella und Milka) und mit Selbstverständlichkeiten wirbt (Nutella), für den wird es dann schon eng, bevor wir uns überhaupt anschauen, welche Bemühungen die Hersteller unternehmen, um in den Anbauländern der kritischen Zutaten Haselnüsse, Kakao und Palmöl für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Ferrero wirbt mit „Der Morgen macht den Tag“ für Nutella. Schade, das wird dann wohl kein guter Tag.
Das Mineralöl
Aber jetzt mal zu den anderen, schließlich haben wir 21 Nuss-Nougat-Cremes untersucht. Die Mineralölbestandteile MOSH, die sich im Körper anreichern, hat das von uns beauftragte Labor in insgesamt 17 Nuss-Nougat-Cremes in einer Höhe gemessen, die wir mit „leicht erhöht“ oder „erhöht“ bewerten. In den anderen vier Produkten stecken zumindest Spuren – es schafft also bisher kein Anbieter, ein Produkt komplett ohne Verunreinigungen mit Mineralöl herzustellen. Die gute Nachricht: Die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe MOAH, unter denen sich krebserregende Verbindungen befinden können, waren in keinem der Produkte nachweisbar. Die Verunreinigungen können immer dann entstehen, wenn das Produkt oder schon die Rohwaren in Kontakt mit Schmierölen kommen. Die Eintragswege sind unheimlich vielfältig und reichen von Erntemaschinen über Maschinen, die in der Produktion eingesetzt werden, bis hin zu Verpackungen von Rohwaren. So werden zum Beispiel Kakaobohnen häufig in mit Mineralöl behandelten Juteoder Sisalsäcken auf ihre weite Reise nach Europa geschickt. Es liegt in der Verantwortung der Hersteller, diese Eintragswege zu identifizieren und auszuschließen – und einige schaffen das eben besser als andere.
„Das Milka-Produkt enthält mit Abstand am wenigsten Haselnüsse, dafür am meisten Zucker, dazu noch Aroma – schon die Rezeptur ist dreist.“
Lisa-Marie Karl ÖKO-TEST-Projektleiterin
Der Zucker
Die Zusammensetzung der „Nuss-Nougat-Cremes“ könnte ungesünder kaum sein. Rund 50 Prozent Zucker, dazu kommen oft mehr als 35 Prozent Fett. Wenn es nach den Hauptzutaten ginge, wäre also „Zucker-Fett-Creme“ der passendere Name. Der deklarierte Nussanteil reicht von gerade einmal 5 (Milka) bis zu 36 Prozent (Nudossi), die Kakaopulvergehalte liegen zwischen 3,7 (Nusspli) und 12 Prozent (Haselherz). Die Hauptzutat ist also der Zucker. Und Kinder lieben die Nuss-Nougat-Cremes auch genau deswegen. Eine zuckerreiche Ernährung fördert aber Übergewicht und Karies.
Deswegen rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO), täglich nicht mehr als fünf Prozent der Energie in Form von freien Zuckern aufzunehmen. Für dreijährige Kinder bedeutet das: nicht mehr als 15 Gramm am Tag. Mit vier Nuss-Nougat-Cremes überschreiten Kinder dieses Limit bereits, wenn sie gerade einmal 30 Gramm davon essen. Die gute Nachricht: Viele Hersteller haben nach unserem letzten ÖKO-TEST Nuss-Nougat-Cremes vor vier Jahren die Zuckergehalte etwas reduziert; damals haben wir noch 15 Produkte für einen „stark erhöhten“ Zuckergehalt abgewertet.
Die Verantwortung
Schon die namensgebenden Zutaten der Nuss-Nougat-Cremes, Haselnüsse und Kakao, sind herkunftskritisch im Sinne von: In den Anbauländern liegt einiges im Argen. Hinzu kommt das Palmfett, auf das die meisten Hersteller nicht verzichten. Wir wollten von den Herstellern wissen: Werden sie ihrer Verantwortung gerecht? Das sollten sie uns glaubhaft belegen – etwa mit Zertifikaten von unabhängigen Programmen. Fairtrade, Rainforest Alliance/UTZ und RSPO beispielsweise ließen wir gelten (siehe Kasten links).
Die Haselnüsse
Was uns überrascht hat? Dass die meisten Bio-Anbieter das Thema Haselnüsse offenbar überhaupt nicht auf dem Schirm haben. In den Hauptanbauländern wie der Türkei ist etwa Kinderarbeit ein massives Problem. Das türkische Statistikamt schätzt, dass rund eine Million Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter auf den Feldern in der Türkei arbeiten – darunter 200.000 Kinder. Nur ein Bio-Anbieter legte uns ein unabhängiges Zertifikat für die Nüsse vor, während alle (!) Eigenmarken der konventionellen Discounter und Supermärkte von Aldi über Lidl bis Rewe ihre Haselnüsse aus Rainforest-Alliance-zertifizierten Quellen beziehen. Rainforest Alliance/UTZ ist jetzt vielleicht nicht der Goldstandard in Sachen fairer Arbeitsbedingungen. Aber es ist ein Anfang und die Organisation kämpft nachweislich gegen Kinderarbeit an.
Das Palmöl
Das Thema Palmöl haben die Hersteller inzwischen besser auf dem Schirm, zumindest belegen alle Hersteller, dass sie zertifiziertes Palmöl beziehen. Der Konsum von Palmöl ist ein massives Umweltproblem. Riesige Monokulturen erstrecken sich etwa in den Hauptanbauländern Malaysia und Indonesien, für die Regenwald gerodet wird, was auch die Artenvielfalt bedroht. Sieben Hersteller verzichten auf das ökologisch bedenkliche Fette, darunter fünf bio-zertifizierte.
„Frech: Ferrero und Mondelez rechnen die Kaloriengehalte von Nutella und der Milka Haselnusscreme klein – und das bei den beiden zuckerhaltigsten Produkten im Test.“
Katja Tölle stellvertretende Chefredakteurin
Der Kakao
Bleibt der Kakao. Auch hier gibt es im Anbau massive Probleme, die von illegaler Entwaldung über miserable Arbeitsbedingungen bis hin zu Kinderarbeit reichen. Das absolute Minimum, das wir erwarten: die unabhängige Zertifizierung des Kakaos von einer Organisation, die diese Probleme bekämpft. Vier Anbieter haben uns für ihren Kakao gar keine Zertifikate geschickt, darunter zwei Bio-Anbieter sowie Zentis (Nusspli) und Mondelez (Milka).
Eigene Programme der Unternehmen erkennen wir nur unter sehr strengen Bedingungen an. Etwa, wenn die Anforderungen sehr weitreichend sind und von externer Stelle unabhängig überprüft werden, wie etwa bei Rapunzel Hand in Hand und bei Gepa fair+, die mit ihren Anforderungen teils selbst über die strengen Fairtrade-Bedingungen hinausgehen.
Das überraschende Fazit: Die Discounter und Supermärkte schneiden mit ihren Eigenmarken in Sachen Verantwortung am besten ab.
TEST
ÖKO TEST
Wir haben getestet
So haben wir getestet
21 Nuss-Nougat-Cremes sind in unserem Einkaufskorb gelandet, darunter Eigenmarken der großen Discounter und Supermärkte, aber auch bekannte Marken wie Nutella, Nusspli oder Milka. Neun der Aufstriche sind bio-zertifiziert.
Kakao, Haselnüsse und Fette können mit Mineralölbestandteilen verunreinigt sein – deswegen haben wir die Produkte in einem auf diese Analyse spezialisierten Labor darauf prüfen lassen. Auch Fettschadstoffe können ein Problem in Produkten mit pflanzlichen Fetten sein, besonders betroffen sind Palmöl und Sonnenblumenöl. Diese unerwünschten Stoffe entstehen im Herstellungsprozess, wenn die Fette hohen Temperaturen ausgesetzt werden. Deswegen haben wir die Nuss-Nougat-Cremes auf ihre Gehalte an 3-MCPD und Glycidol untersuchen lassen. Die deklarierten Fettund Zuckergehalte haben wir im Labor gegengecheckt. Haselnüsse können mit Schimmelpilzgiften belastet sein, weswegen wir auch darauf prüfen ließen. Cadmium kann von belasteten Böden über die Wurzeln in die Haselnüsse gelangen. Weil PVC ein Problem für die Umwelt ist, ließen wir zudem die Deckel und Folien der Verpackungen auf PVC/PVDC und chlorierte Verbindungen untersuchen. Und: Ihr Engagement in Sachen Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit sollten uns die Hersteller mit unabhängigen Zertifikaten für die kritischen Zutaten Haselnüsse, Kakao und Palmfett belegen.
* Über den Bio-Standard hinausgehende Zertifizierungen.
Fett gedruckt sind Mängel.
Abkürzungen: RSPO = Roundtable on Sustainable Palm Oil; UTZ bedeutet „gut“ in der Mayasprache; die Stiftung UTZ hat sich 2018 mit der Rainforest Alliance zusammengeschlossen.
Glossar: Erläuterungen zu den untersuchten Parametern finden Sie auf Seite 126.
Anmerkungen: 1) Weiterer Mangel: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Deckeldichtung. 2) Weiterer Mangel: Angabe einer unrealistisch kleinen Portionsgröße von 15 Gramm auf der Produktvorderseite, mit der die Kalorienangabe kleingerechnet wird. 3) Weiterer Mangel: unnötige Auslobung, die etwas Besonderes hervorhebt, obwohl vergleichbare Produkte dies ebenso aufweisen (hier: „Keine Konservierungsstoffe, keine Farbstoffe“). 4) Weiterer Mangel: für eine der drei kritischen Zutaten Haselnüsse, Kakaopulver und Palmöl/ -fett wurde auf Anfrage kein Zertifikat vorgelegt, welches gewisse soziale und ökologische Standards in der Produktion und Verarbeitung unabhängig kontrolliert und belegt. 5) Weiterer Mangel: für zwei bzw. drei der kritischen Zutaten Haselnüsse, Kakaopulver und Palmöl/ -fett wurde auf Anfrage kein Zertifikat vorgelegt, welches gewisse soziale und ökologische Standards in der Produktion und Verarbeitung unabhängig kontrolliert und belegt. 6) Weitere Herkunftsländer des Kakaos sind Indien, Dominikanische Republik und Brasilien. Laut Anbieter stammt der Kakao aus dem eigenen Nachhaltigkeitsprogramm „Cocoa Life“ von Mondelez International; seit Mitte Juni werde auf ein Produkt mit neuer Rezeptur umgestellt, das infolge des Ukraine-Krieges Rapsöl anstelle des Sonnenblumenöls enthalte. 7) Der Kakao stammt aus unterschiedlichen Ländern Westafrikas. 8) Laut Anbieter fließt das Produkt ca. ab August mit angepasster Deklaration in den Handel ein. 9) Laut Anbieter ist das Produkt seit Juli mit leicht angepasster Nährwertkennzeichnung und Spurenhinweis im Handel zu finden. Der Zuckergehalt sei seitdem laut neuer Deklaration um ein Gramm erhöht. 10) Laut Anbieter wird das Analyseergebnis zum Anlass genommen, den Deckel auszutauschen und dabei auf die Freiheit von PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen zu achten. 11) Laut Anbieter wird ca. ab August ein Produkt mit angepasster Rezeptur erhältlich sein, welches u.a. kein Sonnenblumenöl und mehr Kakaopulver enthalte. 12) Laut Anbieter (Aldi Süd) wird in Zukunft die Rezeptur umgestellt und das Sonnenblumenöl durch andere Pflanzenfette (Palm, Raps) ersetzt. Statt Sonnenblumen- solle Rapslecithin zum Einsatz kommen. 13) Der Kakao stammt aus Uganda und Ländern Mittel- und Südamerikas. 14) Weitere Herkunftsländer des Kakaos sind Sierra Leone, Nicaragua, Tansania, Uganda, Kongo, Madagaskar, Sao Tomé und Principe. 15) Weitere Herkunftsländer des Palmöls sind Kolumbien und Nicaragua. Laut Anbieter gibt es für die Haselnüsse zwei verschiedene Standards: „Sustainably Grown", der für die Zertifizierung von Ferreros eigenen landwirtschaftlichen Betrieben verwendet werde, und der „Ferrero Farming Values (FFV) Production Standard“ für weitere landwirtschaftliche Betriebe.
Legende: Produkte mit dem gleichen Gesamturteil sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.
Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.
Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/kg (in Tabelle: „erhöht“); b) ein deklarierter Zuckergehalt von mehr als 15 Gramm pro 30-Gramm-Portion (in der Tabelle: „stark erhöht“). Dies entspricht einer Ausschöpfung von mehr als 100 % der von der WHO empfohlenen Zuckeraufnahme von maximal fünf Prozent der Energiezufuhr am Tag für ein Kind von etwa drei Jahren; für das Kind haben wir einen durchschnittlichen Energierichtwert von 1.200 Kilokalorien pro Tag in Anlehnung an die Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung herangezogen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 1 bis 2 mg/kg (in Tabelle: „leicht erhöht“); b) ein deklarierter Zuckergehalt von mehr als 7,5 Gramm bis 15 Gramm pro 30-Gramm-Portion (in der Tabelle: „erhöht“). Dies entspricht einer Ausschöpfung von mehr als 50 % bis 100 % der von der WHO empfohlenen Zuckeraufnahme von maximal fünf Prozent der Energiezufuhr am Tag für ein Kind von etwa drei Jahren, Annahmen wie oben; c) der Zusatz von Aroma und/oder Aromastoff Vanillin.
Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) auf Anfrage wurde nur für eine beziehungsweise keine von den drei kritischen Zutaten Haselnüsse, Kakaopulver und Palmöl /-fett ein Zertifikat vorgelegt, welches gewisse soziale und ökologische Standards in der Produktion und Verarbeitung unabhängig kontrolliert und belegt; b) Angabe einer unrealistisch kleinen Portionsgröße (hier: 15 Gramm) auf der Produktvorderseite, mit der die Kalorienangabe kleingerechnet wird. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) auf Anfrage wurde nur für zwei von den drei kritischen Zutaten Haselnüsse, Kakaopulver und Palmöl /-fett ein Zertifikat vorgelegt, welches gewisse soziale und ökologische Standards in der Produktion und Verarbeitung unabhängig kontrolliert und belegt; b) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung; c) unnötige Auslobung, die etwas Besonderes hervorhebt, obwohl vergleichbare Produkte dieses ebenso aufweisen (hier: „keine Konservierungsstoffe, keine Farbstoffe“).
Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen „nein“, bedeutet das „unterhalb der Bestimmungsgrenze“ der jeweiligen Testmethode.
Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „gut“ ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „befriedigend“ oder „ausreichend“ ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „mangelhaft“ ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten.
Testmethoden und Anbieterverzeichnis finden Sie unter oekotest.de/M2209.
Einkauf der Testprodukte: Mai 2022.
Dieser Test löst den Test Nuss-Nougat-Cremes aus dem ÖKO-TEST Magazin 3/2018 und dessen Wiederveröffentlichung im Ratgeber Kinder und Familie 2018 ab.
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