2 Bevorzugen Sie Obstbreie, in deren Zutatenliste einfach nur Obstsorten stehen. Breie mit Banane als Hauptzutat sind wegen des besonders hohen natürlichen Zuckergehalts eher nichts für jeden Tag.
3 Ihr Kind verputzt nicht gläseroder bergeweise Gemüse, Fleisch und Fisch? Das ist normal. Wichtig ist das Probieren. Hauptnahrungsmittel bleibt erst einmal die Muttermilch oder die fertige Babyanfangsnahrung.
Wenn es gut läuft, dann gleicht die Beikostzeit eines Babys einer kulinarischen Entdeckungsreise. Die kleinen Forscher lernen im ersten Lebensjahr viele verschiedene Lebensmittel kennen und schätzen. Das macht sie offen für gesundes Essen, ein Leben lang. Und es beugt Allergien vor. Klar, dass auch der Kontinent Obst mit seiner Vielfalt an Geschmacksnoten, Düften und Farben entdeckt werden will. Obst ist lecker, Obst ist süß, und Obstgläschen sind praktisch. Immerhin neun schaffen in unserem Test ein „gut“.
Kinderernährungsexperten empfehlen im ersten Lebensjahr püriertes Obst in kleinen Mengen als Zutat im Milch-Getreidebrei – circa ab dem 6. Monat. Einen Getreide- Obstbrei dürfen Babys etwa ab dem 7. Monat genießen. Auch offiziell anerkannt: Früchte als Ergänzung zu einer Gemüse- oder Gemüsefleischmahlzeit.
Obstbrei als komplette Mahlzeit pur aus dem Gläschen gelöffelt oder gar aus der Quetschietüte gesaugt – davon ist nichts in den seriösen Empfehlungen, etwa des Netzwerks „Gesund ins Leben“, zu lesen. In der Realität geben viele Eltern Obstbreie pur, etwa als Snack zwischendurch. In Drogerien und Supermärkten füllen Obstgläschen und Quetschies Regalwände. Ist doch nur Obst, und Obst ist gesund? Ja. Aber: Die Obstbreie in unserem Test enthalten auch jede Menge Zucker. Die Gehalte liegen um die zehn Prozent. Das ist viel. Trotzdem schreiben fast alle Hersteller, außer Holle, „ohne Zuckerzusatz“ oder „ungesüßt“ auf die Etiketten. Das könnte bei Verbrauchern den Eindruck erwecken, die Produkt enthielten besonders wenig Zucker und seien deshalb besonders gesund. „Ohne Zuckersatz” – das spricht Menschen an, die Wert auf Produkte mit wenig Zucker legen. Dabei sind die natürlichen Zuckergehalte in den Obstbreien ordentlich hoch.
Obstbrei ist keine volle Babymahlzeit
Ist doch nur Obst, und Obst ist gesund? Aus Expertensicht sollten Babys und Kleinkinder sich besser nicht ständig an süßen Fruchtzubereitungen satt essen. „Sie tragen nicht nur eine gesundheitlich bedenkliche hohe Zuckerzufuhr bei, sondern sie liefern auch keine relevanten Mengen derjenigen kritischen Nährstoffe, die ergänzend zum Stillen bereit gestellt werden sollten …“, heißt es etwa in einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) über Quetschies. Babys können damit zu viel Fruchtzucker (Fructose) aufnehmen. Eine hohe Fructosezufuhr fördert unter anderem das Auftreten einer Fettleber. Zudem werden Kinder möglicherweise langfristig auf süße Lebensmittel geprägt.
Es lebe der Löffel: Saugen und Trinken können Babys doch schon lange.
Neun Breie mit guten Testergebnissen
Die wichtigen Nährstoffe, die Kinder im Beikostalter tatsächlich gut gebrauchen können, sind dagegen im puren Obstpüree kaum vertreten: Für die Zufuhr mit Eisen, Zink, Jod, B-Vitaminen und wertvollen Fettsäuren sind Gemüse-, Gemüsefleischund Getreidebreie geeignet. In Maßen, als Zutat im Brei oder als Ergänzung sind Obstbreie aber völlig in Ordnung. In unserem Test gibt es neun „gute“, acht sind „befriedigend“, zwei „ausreichend“, einer ist „mangelhaft“.
Wenig Obst: In sieben Obstbreien liegt der Anteil von echtem Obstpüree unter 80 Prozent. Die Hersteller strecken die Früchte mit Säften oder Saftkonzentraten, Wasser und Verdickungsmitteln wie Reismehl. Im Bebivita Pfirsich mit Maracuja in Birne macht der Anteil an pürierten Früchten sogar weniger als die Hälfte aus. Verschwurbelt: An die erste Position der Zutatenliste schreibt der Anbieter erst mal „Früchte 94 %“. Nur wer die Liste ganz studiert, findet heraus: Der Brei besteht zu schlappen 42 Prozent aus pürierten Pfirsichen. Die restlichen „Früchte“ kommen als Birnensaft (49 %) und Maracujasaft (3 %) aus Konzentraten daher. Der Brei ist mit dem Gesamturteil „mangelhaft“ der schlechteste im Test. Auch andere Anbieter zählen Säfte und/oder Saftkonzentrate mit in die Gesamtfruchtanteile, so auf den Etiketten von Milasan Bio Erdbeere in Apfel- Banane, Holle Apfel & Banane mit Aprikose und Babydream Pfirsich-Maracuja. Netter Versuch.
Baby, es gibt Reis: Seltener geworden, aber immer noch im Einsatz (hier im Pro-BiJo Früchte-Mix) ist der folgende Trick: Dem Püree Saftkonzentrate und Wasser hinzufügen, das Ganze mit Reisvollkernmehl wieder andicken, dann aber mit „ohne Verdickungsmittel“ werben. Unangebracht finden wir es auch, wenn die Hersteller auf den Etiketten damit werben, dass sie die gesetzlichen Vorgaben für die Beikostprodukte einhalten, sprich keine Farb- und Konservierungsstoffe zufügen. Hier gibt es Punktabzug für Werbung mit Selbstverständlichkeiten.
Alle Breie sind frei von Pestiziden
Erlaubt, aber aus unserer Sicht überflüssig ist die Zugabe von Vitamin C. Davon ist von Natur aus genug in Obst. Auf vielen Etiketten wird das Vitamin C unter seinem anderen Namen als Antioxidationsmittel Ascorbinsäure aufgeführt, es soll eine vermeintlich appetitlichere Farbe des Breies erhalten.
Von vorgestern sind die Deckeldichtungen aller 20 Breie im Test. Sie enthalten nach wie vor PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen, die bei der Herstellung und Entsorgung die Umwelt belasten. Dabei gibt es Alternativen. Immerhin ist die Firma Holle nach eigener Angabe jetzt darauf umgestiegen. Alete hat uns für die Marke Milasan erste PVC-freie Chargen mitgeteilt. Die Umstellung der Verschlüsse des Alete-Breis sei für Anfang 2020 geplant.
Das Beste kommt zum Schluss: Von den 20 getesteten Obstbreien ist tatsächlich keiner mit Pestiziden belastet. Auch das Schimmelpilzgift Patulin war nicht nachweisbar. Aus vielen Tests, unter anderem von Quetschies, wissen wir, dass Babynahrung keineswegs immer frei von Schadstoffen ist. Also gilt diesmal doch: Ist doch fast nur Obst, ist doch ziemlich gesund.
So haben wir getestet
Wir haben 20 Obstbreie für Babys eingekauft, die für ab dem fünften beziehungsweise sechsten Monat ausgelobt sind. Vertrauen ist gut. Wenn es um Babys geht, ist Kontrolle noch besser. Die meisten Obstgläschen im Handel sind zertifizierte Bio-Lebensmittel. Dem entsprechend schickten wir für diesen Test 18 Bio-Obstbreie und zwei konventionelle von gängigen Babynahrungsmarken in die Labore.
Auch in Bio-Produkten haben wir in der Vergangenheit schon Pestizide gefunden. Deshalb haben wir alle Breie durch ein umfangreiches Pestizidscreening im Labor geschickt. Die Breie wurden außerdem auf gefährliche Belastungen mit Keimen und das für Babys besonders kritische Schimmelpilzgift Patulin untersucht, das (nicht nur) in der beliebten Breizutat Apfel entstehen kann.
Außerdem wollten wir wissen: Handelt es sich um echte Obstbreie, so wie der Verbraucher sie sich vorstellt, oder offenbart das Kleingedruckte, dass mehr Wasser und Saft im Glas ist? Enthalten die Breie überflüssige Zusätze? Und steht auf den Etiketten der wichtige Hygienehinweis, nur eine Teilmenge zu entnwehmen und den Rest gleich in den Kühlschrank zu stellen und innerhalb von zwei Tagen aufzubrauchen?
Unter unserem Testergebnis Inhaltsstoffe gab es Notenabzug, wenn ein Brei zu weniger als 80 Prozent aus Fruchtpüree oder -mark besteht sowie für den unnötigen Zusatz von Vitamin C. Unter den Weiteren Mängeln konnten sich Notenabzüge für Werbesprüche in Kombination mit PVC/ PVDC/chlorierten Verbindungen in Deckeldichtungen so summieren, dass sich das Gesamturteil um eine oder sogar zwei Noten verschlechterte.
Fett gedruckt sind Mängel.
Glossar: Erläuterungen zu den untersuchten Parametern finden Sie auf Seite 182. Anmerkungen: 1) Weiterer Mangel: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung. 2) Weiterer Mangel: Werbung mit Selbstverständlichkeiten (hier: ohne Konservierungsstoffe und/oder Farbstoffe lt. Gesetz). 3) Weiterer Mangel: Auslobung „ohne Verdickungsmittel“, aber Reisvollkornmehl enthalten. 4) Weiterer Mangel: Auslobung „ohne Zuckerzusatz“ oder „ungesüßt“. 5) Laut Anbieter sind die Deckel ab Charge L9197 MHD 31.07.2022 PVC-frei. 6) Laut Anbieter wurden ab Charge 9175 PVC-freie Verschlüsse eingesetzt. 7) Laut Anbieter wurden ab 9219 PVC-freie Verschlüsse eingesetzt.
Legende: Produkte mit gleichem Gesamturteil sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: ein Gehalt an Fruchtmark/pürierter Frucht von unter 50 Prozent. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Gehalt an Fruchtmark/pürierter Frucht von 50 bis weniger als 80 Prozent; b) Zusatz von Vitamin C oder Antioxidationsmittel Ascorbinsäure.
Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung; b) Werbung mit Selbstverständlichkeiten (hier: ohne Konservierungsstoffe und/oder Farbstoffe lt. Gesetz); c) Auslobung „ohne Verdickungsmittel“, aber Reisvollkornmehl enthalten; d) Auslobung „ohne Zuckerzusatz“ oder „ungesüßt“, der bei einem von Natur aus sehr süßen Produkt einen falschen Eindruck erweckt
Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe: Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „befriedigend“ oder „ausreichend“ ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „mangelhaft“ oder „ungenügend“ ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „gut“ ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.
Testmethoden und Anbieterverzeichnis finden Sie unter oekotest.de gHefte gÖKO-TEST Magazin. Wählen Sie die Ausgabe und scrollen Sie ans Seitenende.
Einkauf der Testprodukte: Juli 2019.
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GUT ZU WISSEN: Obstbrei gegen Quetschie
Obstbrei im Gläschen ist zwar, was die Nährwerte betrifft, nicht wertvoller als reines Fruchtpüree aus dem Quetschbeutel. Im Vergleich hat Obst aus dem Glas trotzdem Vorteile, sagen die Experten in der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ).
1. Die Kleinen lernen vom Löffel und später selbst mit dem Löffel zu essen.
2. Beim Füttern per Löffel oder ersten eigenen Löffelversuchen bekommt das Kind automatisch Zuwendung und Aufmerksamkeit. Still an der Quetschtüte hängend nicht unbedingt.
3. Die Zähne werden nicht wie beim Saugen an Quetschen über längere Zeit vom Pamps voller Fruchtzucker umspült (Kariesrisiko).
4. Quetschies sind nach Erhebung der DGKJ doppelt so teuer wie Gläschen und etwa vier- bis fünfmal teurer als zum Beispiel selbst geriebener Apfel.
5. Die Verpackungen der Obstquetschen bestehen oft aus Mehrschichtfolien, verschiedenen Materialschichten, die sich in dieser Mischung kaum recyceln lassen. Die Deckel der Quetschies waren in unserem letzten Test teilweise nicht kleinkindsicher, weil sie als Kleinteile verschluckt werden könnten.
Sobald es geht, unschlagbar: mit weichem, frischen Obst Kaumuskulatur und Mundmotorik trainieren. Das ist nebenbei hilfreich fürs Sprechenlernen.
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