Shampoos für normales Haar haben zwar einen Marktanteil von rund 50 Prozent, allerdings hat gut jeder dritte Shampookäufer auch schon Spezialshampoos für feines, plattes Haar gekauft wie Daten der Gesellschaft für Konsumforschung zeigen. Die Haarpflegeindustrie redet um das Problem mit dem „Haarvolumen“ und seiner Ursache auch nicht zimperlich drum herum. Statt einfach nur ein Shampoo für feines Haar anzubieten, heißt es auf den Flaschen und Tuben vielfach, sie seien für kraftloses, plattes und sogar müdes Haar gemacht. Kein Wunder, dass viele Frauen glauben, sie haben ein Haarproblem. Dabei ist feines Haar schlicht Veranlagung und eben kein hausgemachtes Problem wie durch eine Dauerwelle, eine Blondierung oder eine Coloration strapaziertes oder sogar kaputtes Haar.
Doch lohnt sich überhaupt der Griff zu einem bestimmten Shampoo? Alle Produkte enthalten als erste Zutat auf der Liste der Inhaltsstoffe Wasser, häufig steckt davon rund 80 Prozent im Haarwaschmittel. Von der Menge her folgen dann Tenside. Diese sogenannten waschaktiven Substanzen lösen Fett, Schmutz und Gerüche aus dem Haar und von der Kopfhaut. Was ist nun das Spezielle an Shampoos mit Volumeneffekt? „Es gibt keinen Wunderrohstoff“, erklärt Dr. Elisabeth Poppe, Leiterin der Produktentwicklung Haarpflege bei Henkel, „es kommt auf die optimale Zusammensetzung an, denn ein Shampoo darf nicht nur Volumen geben, sondern soll auch pflegen.“ Ein Shampoo für feines Haar, erklärt die Henkel-Mitarbeiterin, ähnele einem Shampoo für fettiges Haar. Beide haben das Ziel, die Haare vom Kopf weg und volumiger zu bekommen, damit das Hautfett sich nicht so leicht über das Haar ziehen kann. Als Wirkstoffe werden sogenannte positiv geladene quarternäre Polymere eingesetzt, die sich bei der Haarwäsche an das Haar lagern, die Haaroberfläche glätten und die Kämmbarkeit verbessern und mit der nächsten Haarwäsche wieder entfernt werden.
Wir haben 28 Volumen-Shampoos, die von den Herstellern häufig für feines Haar empfohlen werden, eingekauft und die Produkte auf bedenkliche oder umstrittene Zutaten untersuchen lassen. Ob und inwieweit sie Haare tatsächlich fülliger aussehen lassen, wurde dabei nicht überprüft. Weil Shampoos in aller Regel nur sehr kurz einwirken, können solche Effekte allenfalls marginal ausfallen. Ein guter Haarschnitt und richtige Föhntechniken schaffen ganz sicher mehr.
So haben wir getestet
Der Einkauf
Wir haben in Drogerien, Bio-Märkten, Reformhaus, Lebensmittelmärkten und Discountern sogenannte Volumenshampoos eingekauft. Diese Spezialshampoos versprechen neben mehr Volumen meistens auch, feines Haar zu kräftigen, mehr Substanz zu geben sowie das Haar zu verdicken. Wir wählten 28 Marken für den Test aus.
Die Inhaltsstoffe
Wir ließen die Deklaration aller Shampoos auf bedenkliche und/oder umstrittene Rezepturbestandteile durchforsten. Zusätzlich haben wir die Produkte aufwendig auf Duftstoffe, die Allergien auslösen können, auf künstliche Moschus-Düfte sowie Formaldehyd/-abspalter und halogenorganische Verbindungen analysieren lassen. Produkte mit Tensiden, die auf PEG-Derivaten basieren, wurden auf bedenkliche Dioxanrückstände hin untersucht. Auch hormonverdächtige Parabene standen auf dem Prüfprogramm.
Vier Labore untersuchten für uns die Shampoos.
Foto: irisblende.de
Die Bewertung
Ein Shampoo sollte das Haar – besonders wenn man es täglich wäscht – mild reinigen und keine bedenklichen und/oder umstrittenen Substanzen enthalten. Für ein „sehr gutes“ Gesamturteil muss ein Shampoo beispielsweise frei sein von PEG/PEG-Derivaten, künstlichen und/oder allergisierenden Düften sowie umstrittenen Konservierungsstoffen. Zudem sollte es keine für Shampoos völlig überflüssige, bedenkliche UV-Filter enthalten.
Das Testergebnis
■Bekannte Marken wie Pantene Pro-V und John Frieda fallen durch. Drei Shampoos, darunter das zertifizierte Naturkosmetikshampoo, sind „sehr gut“ und zwölf Produkte erhalten die Note „gut“. Die Shampoos von vier bekannten Marken fallen hingegen mit „ungenügend“ durch: Dazu gehören John Frieda, Pantene Pro-V, Dove und Herbal Essences. Das Guhl-Shampoo erreicht noch ein „mangelhaft“.
■Viele Shampoos sind mit umstrittenen und/oder bedenklichen Stoffen haltbar gemacht. Im Dove Repair Therapy Volumen Aufbau Shampoo und im Pantene Pro-V Volumen Pur Shampoo kann der Konservierer DMDM Hydantoin krebsverdächtiges Formaldehyd abspalten. Im John Frieda Collection Luxurious Volume Kräftigungs-Shampoo spürte das beauftragte Labor dagegen Formaldehyd/-abspalter durch eine Analyse auf. Methylchloroisothiazolinon soll in sechs Shampoos gegen Keimbefall schützen. Die Substanz aus der Gruppe der umstrittenen halogenorganischen Verbindungen wird häufig mit Methylisothiazolinon kombiniert und kann für eine Kontaktallergie sensibilisieren. Drei weitere Shampoos sind mithilfe von Propylparaben, das unter Hormonverdacht steht, haltbar gemacht.
■In sechs Markenshampoos steckt künstlicher Moschus-Duft. Im Fructis Pflege Shampoo Kraft & Volumen kommt der Duft nicht aus frischen Früchten, wie die Zutat Aktiv-Frucht-Konzentrat vermuten ließe, sondern auch aus künstlichen polyzyklischen Moschus-Verbindungen. Diese bauen sich in der Umwelt, wenn sie mit dem Abwasser dorthin gelangen, schlecht ab und wurden bereits in Muttermilch aufgefunden. Der Moschus-Duft steckt auch in den Shampoos der Marken Elvital, Franck Provost, Herbal Essences, John Frieda sowie Pantene Pro-V.
Die Duftstoffe Lyral oder Hydroxycitronellal wurden im Marlies-Möller- und im Dove-Shampoo analysiert. Beide Duftstoffe sind weniger potente, aber immer noch problematische Duftstoffe, weil sie für eine Kontaktallergie sensibilisieren können.
■Kaum ein Shampoo schäumt ohne PEG/PEG-Derivate: 25 Shampoos enthalten die Tenside Sodium oder Ammonium Laureth Sulfate. Solche PEG/PEG-Derivate werden mithilfe des giftigen Gases Ethylenoxid, ein Nebenprodukt aus der Erdölindustrie, gewonnen. Dabei können Verunreinigungen mit dem krebsverdächtigen Dioxan im Kosmetikum zurückbleiben. Eine Analyse aller Shampoos zeigte, dass Rückstände des Stoffs nur in Spuren in den Shampoos stecken. PEG/PEG-Derivate können die Haut jedoch durchlässig für Fremdstoffe machen.