... aus ihm wird, ist eine der Fragen, die in der zweiten Staffel beantwortet werden sollen.
Abrechnung live auf Sendung
Rückblick: Halb Amerika startet mit der „Morning Show“ und dem beliebten Moderatorenduo Alex Levy (Aniston) und Mitch Kessler (Carell) in den Tag. Eines Morgens sitzt Alex allein da: Mitch wurde wegen sexueller Belästigung fristlos gefeuert. Ausgerechnet die Lokalreporterin Bradley Jackson (Witherspoon), in der Branche ein Nobody, nimmt den Platz an Alex’ Seite ein. Die Newcomerin ist offenherzig, impulsiv und deutlich jünger als die beherrschte „Eiskönigin“ Alex. Ein Kntrast, der nicht nur vor der Kamera für Spannung sorgt.
FÜR FANS VON: „The Newsroom“, „Bombshell“, „Morning Glory“
Zuletzt hat Alex schon alles in die Wege geleitet, um Bradley auszubooten. Die wiederum plant hinter Alex’ Rücken einen Coup. Doch ein erschütternder Vorfall hebelt alle Intrigen schlagartig aus. Das streitbare Duo reißt alle Fassaden ein und rechnet live auf Sendung ab: mit dem unmenschlichen Druck, dem der Sender die Belegschaft aussetzt; mit dem Oberboss, der auch Mitch Kesslers Übergriffe vertuscht hat.
Die Fortsetzung knüpft direkt an. Abgänge, Neuzugänge, starke Konkurrenz: Bleiben Alex und Bradley dem Sender, der sich neu aufstellen muss, erhalten? Steigert es den Marktwert, wenn frau zwar berühmt ist, aber als unberechenbar gilt? Wer schlägt aus dem Eklat Kapital, wer bleibt auf der Strecke? Und an der privaten Front: Zieht Alex ihre Scheidung wirklich durch? Bleibt Bradleys Verhältnis zu ihrem Mentor Cory Ellison platonisch?
Knallhartes Quoten-Roulette
Ausgangspunkt der Serie ist das Sachbuch „Top of the Morning“, das die Diskriminierung von Frauen im gnadenlosen Quotenkampf beleuchtet. So wurde etwa eine sehr populäre US-Moderatorin mit gerade mal 39 Jahren entsorgt: zu alt. Das Projekt war bereits in Arbeit, als dann die Skandale um Fox-News-Despot Roger Ailes und „Today“-Moderator Matt Lauer (2017 wegen „unangemessenen Verhaltens“ entlassen) publik wurden. Deshalb ist #MeToo zwar ein schwerwiegender Aspekt, aber längst nicht der einzige.
Machtkampf und -missbrauch in allen Facetten, komplexe Charaktere: Das Multi- Media-Drama macht es sich (und uns) nicht leicht, die Sympathien verlagern sich ständig. Bestes Beispiel ist Programmchef Cory (Emmy für Billy Crudup): ein skrupelloser Karrierist, dabei aber umwerfend charmant. Jennifer Aniston, die ihr Schicksal auch als Produzentin lenkt, hat ihren Screen Actors Guild Award allein schon für Alex’ sensationelle Gehaltsverhandlung mit dem „Männerclub“ verdient: „Amerika liebt mich, deshalb gehört Amerika mir.“
Wenn die zweite (und wohl letzte) Staffel dieses Niveau erneut erreicht, kann da niemand widersprechen.
Ulrike Schröder
SERIENFACTS
USA 2021 D Jennifer Aniston, Reese Witherspoon, Billy Crudup, Jack Davenport, Julianna Margulies B Jay Carson, Kerry Ehrin 10 Episoden à ca. 60 Min.
*PROGNOSE: Geht ernsthaft an Herz und Nieren – aber so bissig und pointiert, dass es richtig Spaß macht