... eigenen Wunden und die ihrer Gruppe mit einer unbekannten Insektenart. Es ist das erste Mal, dass dieses Verhalten bei Menschenaffen wissenschaftlich beobachtet wurde. Das deutet darauf hin, dass die Primatenart Verhaltensweisen zur Selbstmedikation entwickelt hat. Erstmals wurde außerdem beobachtet, dass sich zwischen Schimpansen und Gorillas in der Wildnis Zentralafrikas lang anhaltende kooperative und soziale Beziehungen entwickeln können. Im Goualougo-Dreieck in der Republik Kongo kreuzen sich die Wege der beiden gefährdeten Tierarten häufig. Nun wurde festgestellt, dass die Westlichen Flachlandgorillas und Schimpansen friedlich nebeneinander leben. Sie hängen bis zu acht Stunden gemeinsam in einem Gebiet ab, essen gemeinsam, jagen, ringen und spielen zusammen.
Neuseeland setzt Zeichen
Es kann durchaus als Tierschutz-Meilenstein bezeichnet werden: Die neuseeländische Regierung hat ein Tierschutzgesetz verabschiedet, das alle Lebendtiertransporte aus Neuseeland ab dem 30. April 2023 verbieten wird. Neuseeland kündigte bereits im April 2021 an, die grausamen und überholten Exporte auf dem Seeweg beenden zu wollen, die jedes Jahr zu schrecklichen Tragödien führen. So ertranken 2019 mehr als 14.000 Schafe, als das Transportschiff „Queen Hind“ vor der Küste Rumäniens kenterte. Im September 2020 sank die „Gulf Livestock 1“, was den Tod von 6.000 Rindern und 41 Besatzungsmitgliedern zur Folge hatte. Tierschutzorganisationen begrüßen diesen „Meilenstein für den Tierschutz“ und fordern die EU auf, dem Beispiel zu folgen und alle Lebendtierexporte zu verbieten, sobald im nächsten Jahr der neue Gesetzesvorschlag veröffentlicht wird.
Mehr Schutz für Fische
Der Rat der EU-Fischereiministerinnen und -minister hat in Luxemburg die Fortsetzung der Schutzmaßnahmen in der Ostsee für 2023 beschlossen. Weil die Situation der für Deutschland wichtigen Bestände von Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee weiterhin kritisch ist, muss die gezielte Fischerei wie schon im laufenden Jahr weitgehend geschlossen bleiben. Der Dorsch leidet unter verschiedensten negativen Umwelteinflüssen und der Klimaerwärmung und seine Bestände erholen sich nur langsam. Ob und wann er wieder eine gesunde Bestandsgröße erreicht, ist nach wissenschaftlicher Einschätzung derzeit unklar. Ebenfalls weiterhin geschlossen bleibt auch die gezielte Fischerei auf östlichen Dorsch und in weiten Teilen der Ostsee auch auf Lachs. Auch für die Freizeitfischerei werden die geltenden Tageshöchstfangmengen pro Angler festgelegt: Jeder Freizeitangler darf weiterhin nur einen Dorsch und einen Besatzlachs – herangezogene Lachse, die in die Ostsee ausgesetzt werden – pro Tag fangen.
Label für mehr Transparenz
Schwarz-weiß soll es sein – ein abgerundetes Rechteck, das Verbraucherinnen und Verbrauchern aufzeigt, wie das Tier gehalten wurde: Die Rede ist vom neuen Tierwohl-Label, das 2023 eingeführt werden soll. Allerdings gilt es zunächst nur für frisches Schweinefleisch und soll dann schrittweise ausgeweitet werden. Geplant ist ein fünfstufiges Modell. Die niedrigste Stufe (Haltungsform Stall) entspricht den gesetzlichen Mindestanforderungen. Über die Stufen „Stall plus Platz“, „Frischluftstall“ und „Auslauf/Freiland“ geht es bis zur höchsten Stufe „Bio“. Es hagelt allerdings auch schon Kritik: Noch nicht eingeführt, hat die neue Kennzeichnung schon zahlreiche Kritiker. Der vorgestellte Gesetzentwurf sei eine „herbe Enttäuschung“, kritisierte die Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Er scheitere an der zentralen Aufgabe, transparent zu informieren und eine „Lenkungswirkung Richtung Konsum tierischer Produkte aus besserer Haltung zu entfalten“. Bemängelt wird etwa, dass abgesehen von der Stufe „Bio“ nur die Mast berücksichtigt werde, nicht aber das ganze Schweineleben.
Pferde sind keine Sportgeräte
Dramatische Szenen spielten sich 2021 bei den Olympischen Sommerspielen im Modernen Fünfkampf ab. Eine sichtlich verzweifelte und weinende Annika Schleu und ein bockendes und panisches Pferd. Schleu, die aus purer Verzweiflung und nach expliziter Aufforderung der daneben stehenden Bundestrainerin Kim Raisner mehrfach die Gerte gegen das ihr zugeloste Pferd einsetzte. „Hau mal richtig drauf“, hatte die Trainerin gesagt – und dem Tier daraufhin noch einen Faustschlag in die Seite verpasst. Doch die Reiterin aus Berlin bekam „Saint Boy“ nicht mehr unter Kontrolle, und Raisner wurde vom Weltverband von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Danach distanzierten sich viele von den Fünfkämpfern, darunter auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und der Weltreiter-Verband FEI vom Reitsport im Modernen Fünfkampf.
Im November ist es nun geschehen: Der Weltverband UIMP hat das Ende des Springreitens beim Modernen Fünfkampf beschlossen. Stattdessen gibt es zukünftig einen zu absolvierenden Parcours für die Sportler, das Obstacle Race. 69 der 83 Delegierten des Weltverbandes stimmten dafür. Ein wichtiger und guter Schritt – schließlich sind die Jagd nach Medaillen und Rekordzeiten schwer mit dem Tierwohl in Einklang zu bringen. Umgesetzt wird es allerdings erst bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles. Bei den Spielen 2024 in Paris sollen sie zum letzten Mal ausgetragen werden.
Weniger Müll
Am 1. Januar 2023 tritt die Mehrwegpflicht in Kraft. Das heißt: Ab dann gilt für Cafés, Restaurants, Bäckereien oder Lieferdienste: Wer Getränke oder Essen zum Mitnehmen ausgibt, ist verpflichtet, seiner Kundschaft ein wiederverwendbares Mehrwegbehältnis anzubieten. Ausgenommen sind Geschäfte mit einer Verkaufsfläche bis 80 Quadratmeter und maximal fünf Mitarbeitenden. Für die Verbraucherinnen und Verbraucher wird es keinen Unterschied machen, ob sie ihr Essen vor Ort abholen oder bestellen und sich nach Hause bringen lassen: In allen Fällen müssen sie zukünftig die Möglichkeit haben, Mehrweggeschirr und -becher zu wählen. Somit wird Müll reduziert und die Umwelt geschont.
Mit Tieren sprechen?
Um mit Tieren zu kommunizieren, setzen Wissenschaftler mittlerweile Künstliche Intelligenz ein. Beispielsweise hat ein Team der Freien Universität Berlin einen Roboter so program- miert, dass er den Schwänzeltanz von Bienen imitiert. Robobee – so heißt der Roboter – imitiert den Bienentanz im Bienenstock und soll die Insekten auf diese Art zu einem bestimmten Flugverhalten animieren. So sei es sogar gelungen, dass der Roboter den Bienen Anweisungen gab.
Ähnliche Fortschritte gibt es auch bei den Klicklauten von Pottwalen: Das Projekt Ceti (Cetacean Translation Initiative) von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt arbeitet an der Entschlüsselung der besonderen Walsprache. Vier Millionen verschiedene Klicklaute gilt es zu sammeln, zusammenzusetzen und zu trainieren, um so mit den Meeressäugern kommunizieren zu können.
Experten warnen jedoch vor Risiken. Denn es ist nicht nur eine große Chance, mit Tieren kommunizieren zu können, sondern es besteht auch die Gefahr, dieses Wissen zu missbrauchen und die Tiere zu manipulieren. Schon heute werden Tiere für militärische Zwecke genutzt – somit ist Vorsicht geboten.
Vogel des Jahres
Das kommende Jahr wird ganz im Zeichen des Braunkehlchens stehen. Denn der kleine Vogel ist der Gewinner der Wahl zum „Vogel des Jahres“, die alljährlich vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) ausgelobt wird. Der Wiesenbrüter legt mehr als 5.000 Kilometer zurück, wenn er von seinem Überwinterungsgebiet in Afrika im April zurück nach Deutschland kommt. Wie alle Zugvögel fliegen Braunkehlchen nachts. Tagsüber suchen sie nach Nahrung oder ruhen sich aus. Braunkehlchen brüten in Bodennestern auf blütenreichen Wiesen und Brachen, doch davon gibt es immer weniger. Und so schrumpft der Bestand seit Jahrzehnten. Der NABU rückt den Siegervogel deshalb mit verstärkter Kommunikation ins Rampenlicht, um auf seine Gefährdung aufmerksam zu machen. Darüber hinaus wird es auch konkrete Schutzmaßnahmen für das Braunkehlchen geben.
Wenn die Pfunde purzeln müssen!
Mehr als die Hälfte der Hunde und Katzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz leidet an Übergewicht. Dass zu viele Pfoten-Pfunde für die Fellnasen und Samtpfoten belastend ist, ist klar.
Doch Herrchen und Frauchen nehmen diese Gefahr für ihre Lieblinge oft gar nicht richtig wahr. Denn jedes Pfund mehr bedeutet ein zusätzliches Risiko. In der Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) gibt es nun eine Spezialsprechstunde mit dem Titel „Idealgewicht für Hunde und Katzen“. Dort können sich Tierbesitzer professionelle Hilfe holen, die zusätzlichen Pfunde wieder loszuwerden. „Unsere Aufgabe ist es, Hunde- und Katzenbesitzer zu sensibilisieren, dass Extra-Pfunde der Auslöser für eine Reihe von Erkrankungen wie etwa Arthrose, Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein können“, erklärt Privatdozentin Dr. Petra Kölle, Oberärztin für Ernährungsberatung. Wer seinem Tier beim Abnehmen hilft, schenkt ihm nicht nur Gesundheit, sondern auch ein längeres Leben. Deutlich mehr Lebensqualität und bis zu drei Jahre mehr Lebenszeit haben Hasso, Mauzi und Mietze, wenn sie wieder auf ihr Idealgewicht kommen.
»Bislang wurden alle Katzen vollständig geheilt«
Übrigens: Vorsicht vor getreidefreiem Futter. „Dies ist gerade ein Hype unter den Hunde- und Katzenbesitzern, aber in den USA wird bereits offiziell davor gewarnt, weil dies mit dem vermehrten Auftreten von Erkrankungen, z. B. des Herzens, verbunden sein könnte.
Epilepsie auch beim Hund
Hoffnung für Epilepsie bei Hunden: Wer als Vierbeiner darunter leidet, hat es sehr schwer – und sein Herrchen oder Frauchen auch. Denn bei der Krankheit, bei der wiederholt und manchmal auch in Stressituationen Anfälle auftreten, sind die zugelassenen Tierarzneimittel nicht immer ausreichend wirksam. „Epilepsie ist die Nummer eins unter den neurologischen Erkrankungen bei Hunden; und auch Katzen können betroffen sein“, sagt Prof. Dr. Andrea Fischer, europäische Spezialistin (EBVS®) im Fachgebiet Neurologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München. „Unsere Epilepsiesprechstunde betreut Hunde und Katzen mit dieser lebenslangen Erkrankung, damit die Tiere mit einer gut eingestellten Therapie ein gesundes und glückliches Leben führen können“, führt Prof. Fischer weiter aus. „Außerdem bieten wir auch die Untersuchung der Gehirnströme im EEG an, um mehr über die Krankheit zu erfahren.“ Es gibt nun Möglichkeiten, die Krampfanfälle einzudämmen, und zwar mithilfe einer Kombination aus Medikamenten und spezieller Ernährung.
Chancen auf Heilung
Katzen haben das Risiko, an der felinen infektiösen Peritonitis (FIP) zu erkranken. Die Krankheit verläuft immer tödlich; eine mögliche Heilung der erkrankten Samtpfoten gab es bisher nicht. Doch an der weit verbreiteten Infektionskrankheit forscht Frau Prof. Dr. Katrin Hartmann, Leiterin der Medi-zinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München, seit Jahrzehnten, und nun gibt es endlich Hoffnung auf ein neues Medikament. An der Medizinischen Kleintierklinik der LMU laufen aktuell Studien, in denen die Wirksamkeit von Medikamenten bei erkrankten Katzen untersucht wird. Im Rahmen dieser Studien werden Katzen mit FIP mit einem antiviralen Medikament oral behandelt. Die Ergebnisse geben Anlass zur Hoffnung: Bislang wurden alle behandelten Katzen vollständig geheilt. Die Untersuchungen unter der Leitung von Hartmann werden weiter fortgesetzt.
Zoos helfen aktiv
Im Jahr 1983 gab es in Brasilien nur noch 60 Lear Aras. Diese schönen Papageien mit ihren tiefblauen Federn und gelbem Augenring waren so stark dezimiert, dass sie drohten auszusterben. Doch der Loro Parque auf Teneriffa hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Art vor dem Aussterben zu bewahren. „2006 haben wir zwei Paare von Lear Aras von der brasilianischen Regierung erhalten, und schon im folgenden Jahr brütete ein Paar“, erklärt Rafael Zamora Padón, Wissenschaftlicher Direktor der Loro Parque Stiftung. „Drei Küken schlüpften.“ Mittlerweile sind mehr als 40 Vögel im Zuchtzentrum der Stiftung geboren und aufgewachsen. Von ihnen wurden inzwischen 19 Vögel nach Brasilien geschickt, von denen acht erfolgreich ausgewildert werden konnten.
Doch nun ist eine Sensation geschehen: Das erste Lear-Ara-Küken ist in seinem natürlichenLebensraum geschlüpft, als Nachwuchs von Vögeln, die außerhalb ihres natürlichen Lebensraums geboren und aufgezogen wurden. Die ausgewilderten Vögel, die bei der Loro Parque Fundación auf Teneriffa in menschlicher Obhut geboren sind und aufgezogen wurden, konnten also nicht nur in ihrem natürlichenLebensraum überleben und sich vollständig an ihre Umwelt anpassen, sondern sich auch fortpflanzen. Dank des Einsatzes der Loro Parque Fundación hat sich ihr Bestand inzwischen erholt und zählt mehr als 1.200 Tiere. Diese Geburt ist einer der größten Auswilderungserfolge.
Der Karlsruher Zoo hat ein ähnliches Projekt: Dabei geht es um Kiebitze und Große Brachvögel. Kiebitze sind zunehmend bedroht, und ihr Bestand ist in Deutschland in den vergangenen drei Jahrzehnten um 94 Prozent eingebrochen. Auch Große Brachvögel sind äußerst selten geworden. In einem Projekt, das gemeinsam mit dem Biologen Dr. Martin Boschert durchgeführt wird, werden nun Eier im Zoo ausgebrütet. Dabei werden beim Großen Brachvogel die Eier aus den Nestern entnommen. Das schadet nicht, weil die Tiere immer ein Ei mehr legen, als sie Jungtiere aufziehen können. Das ist eine natürliche Reserve, falls einem Ei im Gelege etwas passieren sollte.
Anders bei den Kiebitzen: Hier werden ganze Gelege gerettet, weil sie sonst durch die land-wirtschaftliche Bearbeitung der Felder verloren gehen würden.
»Wenn die Regularien umgesetzt werden, können Hunderttausende Haie geschützt werden«
2022 schlüpften insgesamt 34 Kiebitze und sechs Große Brachvögel Brutschrank des Zoos und wurden von den Tierpflegern aufgezogen. Anschließend kamen sie in die Auswilderungsvoliere und wurden dann freigelassen. Das Projekt wird 2023 fortgesetzt.
Haie unter Schutz
Gute Nachrichten von der Artenschutz-Konferenz CITES: Dort sind nun endlich 60 Arten weltweit unter Schutz gestellt worden, unter anderem Blau-, Bullen- und Zitronenhaie. Darunter sind auch einige Arten, die besonders stark unter dem Fischfang für Haifischflossen zu leiden haben. Schutz bedeutet in diesem Fall, dass die Tiere künftig nicht mehr gehandelt werden dürfen ohne den Beleg des Ausfuhrlandes, dass die Arten durch den Export nicht gefährdet werden und nur noch nachhaltig gefangen werden. Da dies nahezu unmöglich zu beweisen ist, kommt diese Listung einem Exportverbot gleich. Lange haben sich mehrere Fischfang-Nationen dagegen gewehrt – umso erfreulicher ist der Moment für die Haie und unsere Ozeane. Wenn diese Regularien umgesetzt werden, können viele Hunderttausende Haie geschützt werden.