... Soweit die Theorie. Doch leider finden sich in der Praxis unter den zahlreichen Tierschutzorganisationen, die Adoptionswillige im Internet googlen können, so manche „schwarze Schafe“, die unter dem Deckmantel der Hundeund Katzenrettung in erster Linie an den eigenen Profit denken, Gelder veruntreuen oder gar - wie beim illegalen Welpenhandel - mit mafiösen Geschäftsstrukturen aufwarten. Aber wie trennen Tierfreunde die Spreu vom Weizen? Worauf Sie bei der Suche nach einem seriösen Tierschutzverein achten müssen, verraten wir Ihnen hier.
Erst mal ins lokale Tierheim
„Wenn man einen Hund adoptieren möchte, sollte der erste Weg ins örtliche Tierheim führen“, sagt Sarah Ross, Heimtierexpertin bei der Tierrechtestiftung VIER PFOTEN. „Hier warten sehr viele Tiere auf neue Familien. Die Mitarbeiter im Tierheim kennen ihre Schützlinge gut und können daher auch sehr gut beraten, sodass das Tier auch zu den Lebensumständen passt.“ Entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil warten in deutschen Tierheimen nicht nur alte, kranke oder verhaltensgestörte Hunde und Katzen, sondern Pfötchen jedes Alters, jeder Größe und unterschiedlichster Charaktere auf liebevolle Halter und schöne Zuhause.
Sie haben in Ihrem Tierheim keinen Vierbeiner entdeckt, der Ihr Herz erobert hat, und suchen im Internet. Geben Sie als Suchkriterium nicht wahllos „Hund/Tierschutz“ ein. Denn dann werden Sie mit einer Flut herzzerreißender Welpen-in-Not-Fotos konfrontiert, die oft nur auf die Tränendrüse drücken und Ihr Herz für eine Geldspende erweichen sollen. Suchen Sie gezielt Tierschutzvereine, indem Sie z. B. in den Sozialen Medien (Facebook, Instagram) recherchieren, Hundeblogs aufsuchen oder sich bei Bekannten erkundigen, die bereits einen Vierbeiner aus dem Tierschutz adoptiert haben. Auch Erfahrungsberichte und Bewertungen von Spendern und Adoptanten auf den Facebook-Seiten von Tierschutzvereinen können hilfreich sein.
Gemeinnütziger Verein
Sie haben eine Auswahl von Tierschutzorganisationen getroffen. Gehen Sie auf Nummer sicher, indem Sie überprüfen, ob es sich um eingetragene und gemeinnützige Vereine handelt. Dies lässt sich ganz einfach an dem Kürzel „e. V.“ hinter dem Namen der Tierrettung erkennen. Alternativ findet sich diese Information auch im Impressum auf der Homepage der Tierschützer. An der Gemeinnützigkeit erkennen Sie, ob ein Verein wirtschaftliche oder gemeinnützige Zwecke verfolgt. Gemeinnützige Vereine stellen Spendenquittungen für die Steuer aus und legen Spendeneingänge und -ausgänge offen dar.
WICHTIG: Das Gemeinnützigkeitsrecht gibt es nur in Deutschland und Österreich. In beiden Ländern unterliegen Vereine Auflagen seitens des Finanzamts und werden in regelmäßigen Abständen geprüft. So empfiehlt es sich, einen deutschen, eingetragenen, gemeinnützigen Verein, der im Ausland aktiv ist, z. B. mit Spenden zu unterstützen und keine ausländische Organisation.
Webauftritte und Infos
Da die Auslandstiervermittlung fast ausschließlich über das Internet läuft, haben die meisten Tierheime und Tierschutzvereine einen eigenen Webauftritt. Heißt: Die Hunde und Katzen werden auf Home- pages oder über Soziale Medien wie Facebook vorgestellt. Auf der Homepage sollten die Vereinsvorstände und mögliche Ansprechpartner in Bild und mit Kontaktdaten (in Deutschland) zu finden sein. Vertrauenserweckend sind ein Text zur Vereinsgeschichte und den Vermittlungspraktiken sowie Bilder der Tierschützer im Einsatz. Es muss ein Impressum geben, mit Kontaktdaten wie Name des Vorstands, Adresse, Telefon etc. Außerdem sollte die Vereinsführung die Erlaubnis nach Paragraph 11 (u. a. Vermitteln von Tieren aus dem Ausland) besitzen. Seriöse Tierschutzvereine halten sich an die Einfuhrrichtlinien und transportieren ihre Hunde mit TRACES, einer einheitlichen, europaweiten Datenbank, mit der Tiertransporte verfolgt werden.
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Die Mischung macht’s
Seriöse Vereine setzen nicht ausschließlich auf Vermittlung, sondern engagieren sich in verschiedenen Bereichen des Tierschutzes. Sie leisten z. B. Aufklärungsarbeit rund um die artgerechte Hunde- und Katzenhaltung, organisieren Kastrationen zur Eindämmung der Welpenflut bei Streunerpopulationen, sammeln für Spendenprojekte und arbeiten mit einem Partnertierheim vor Ort. Ziel der Vereinsarbeit sollte nachhaltiger Tierschutz im Herkunftsland der Hunde sein.
Tiere aller Altersklassen
Seriöse Tierschutzvereine vermitteln Hunde und Katzen in allen Altersstufen. Werden nur Welpen und Junghunde angeboten, kann es sich um Tiere aus sogenannten „Puppy Mills“ (Welpenfabriken) der Hundemafi a handeln. Die Vermittlungstiere sollten geimpft, gechipt und kastriert sein sowie entfloht, entwurmt und auf Giardien getestet. Jeder Hund muss mit einem Transponder gekennzeichnet sein. Der Chip wird vom Tierarzt per Spritze unter die Haut gesetzt. Nur so lässt sich das Tier seinen Papieren zuordnen. Bei Welpen und Kätzchen, die zu jung für eine Kastration sind (unter 6-12 Monate), sollte der Verein schriftlich im Vermittlungsvertrag festlegen, dass das Tier ab dem entsprechenden Alter (am besten nach Erreichen der Geschlechtsreife) kastriert wird. Eine seriöse Tierschutzorganisation vermittelt keine Welpen unter vier Monaten. Tiere, die zu jung von der Mutter getrennt werden, sind oftmals traumatisiert, leiden häufig unter einem schlechten Immunsystem sowie mangelhafter Sozialisierung.
Ehrlich währt am längsten
Die zur Adoption stehenden Tiere sollten auf der Vereinshomepage in Bild und Text vorgestellt werden. Dazu gehören Angaben zu Alter, Größe und Gewicht sowie (so weit möglich) eine kurze Charakterbeschreibung. Fragen Sie bei bestimmten Rassen wie Jagd- oder Hütehunden lieber einmal zu viel nach, bevor Sie einen Arbeitshund in die Großstadt holen. Befindet sich Ihr neuer Hund auf einer Pflegestelle oder im Tierheim, sollte es problemlos möglich sein, ihn dort vor der Adoption zu besuchen und sich selbst ein Bild von dem Tier und seinen Lebensumständen (Hygiene!) zu machen.
Vor- und Nachkontrolle
Gute Vereine führen vor der Vermittlung eines Hundes oder einer Katze eine Vorkontrolle mit einem Kennenlerngespräch im potenziellen neuen Zuhause des Vierbeiners durch. Schließlich sollen Tier und Mensch zueinander passen. Wichtig ist, dass auch Sie als Adoptant Fragen stellen können. Diese sollte der Vereinsrepräsentant offen, ausführlich und freundlich beantworten. Spätestens bei diesem Treffen sollten Sie sich als neuer Tierhalter nach der Schutzgebühr, dem Schutzvertrag, dem Heimtierausweis (hier können Sie Alter und Impfungen des Tieres checken) und falls notwendig dem Transport des Tieres sowie dem Abholtag erkundigen. Innerhalb von sechs Monaten nach der Vermittlung führen verantwortungsvolle Tierschützer eine Nachkontrolle durch. Ein seriöser Tierschutzverein bietet auch nach der Vermittlung Hilfestellung und Betreuung an.
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Keine Vorauszahlungen
Vor der Übergabe des Tieres darf kein Geld gezahlt werden. Es muss sichergestellt sein, dass das Tier gesund und vor allem der von Ihnen ausgewählte Fellträger ist und keine untergeschobene „Alternative“. Lesen Sie den Schutzvertrag genau, bevor Sie ihn unterschreiben. Es handelt sich um einen Kaufvertrag, der bescheinigt, dass die Schutzgebühr bezahlt wurde. Dies sollte im Vertrag ausdrücklich vermerkt sein. Bestehen Änderungswünsche, müssen diese vor dem Unterzeichnen geklärt werden.
Tipp: Auf stoppuppytraders.org, der VIER-PFOTENWebsite, finden Sie eine Checkliste für einen verantwortungsvollen Welpenkauf.
Fotos: fortuna-animals.ch, hagelhof.de, second-hand-hunde-in-not.de, straycoco.com, tierhilfe-hoffnung.com/die-smeura