... Bouche ist gebürtige Berlinerin und stand zum ersten Mal vor sieben Jahren auf der Bühne. Früh erweckten ihre Eltern ihre Leidenschaft für alte Filme. Als sie dann im Teeniealter eine DVD mit einer Dokumentation über die legendären Performerinnen Betty Page und Tempest Storm entdeckte, war es um sie geschehen. Die Faszination war so groß, dass Noéline sich fortan mehr mit dem Thema Burlesque befasste und zum Fan wurde. „Als junge Erwachsene habe ich die Teaserettes entdeckt. Das war damals die einzige Performancegruppe, die solche Shows hier in Berlin veranstaltet hat. Ich habe ihren ersten Auftritt gesehen. Von da an bin ich zu allen Performances gegangen und habe miterlebt, wie die Szene in der Stadt immer größer wurde.“Bis sich Noéline dann selbst auf eine Bühne traute, dauerte es noch eine Weile. Krankheitsbedingt nahm sie in einer Phase ihres Lebens deutlich an Gewicht zu und begann, sich in ihrem Körper unwohl zu fühlen. Sie suchte nach Lösungen und einer Möglichkeit des Umgangs. So stieß sie auf das Studio Schönheitstanz, das damals die ersten Burlesque-Kurse im Angebot hatte. „Das Schöne am Burlesque ist für mich, dass es keine Regeln gibt. Auch ältere und dickere Menschen haben dort einen Platz. Ich dachte, vielleicht gibt es mir persönlich etwas, wenn ich so einen Kurs mache“, erzählt sie. Ihren ersten Auftritt vor Publikum hatte sie dann bei einer Show der Tanzschule. Es folgten weitere Angebote und mittlerweile ist sie weltweit als Performerin unterwegs. Vor zwei Jahren führte sie die Burlesque-Kultur dann schließlich auch mit der queeren Szene zusammen, in der sie bis dato noch keine Heimat gefunden hatte. Bei einem Auftritt im Monster Ronson‘s lernte sie die Dragqueen Pansy kennen. Diese war so begeistert von Noélines Shownummer, dass sie sie zu ihrer eigenen Show einlud. Heute ist Noéline Mitglied in Pansys Draghaus „House of Presents“ und tritt regelmäßig auch in queeren Kontexten auf.Während die queere Szene zu einem Zuhause wurde, fühlt sie sich in rein lesbischen Zusammenhängen immer noch häufig ausgeschlossen: „Bi-Personen haben das Problem, dass sie sich beweisen müssen. Viele Leute denken immer noch, dass es Bisexualität nicht gäbe. Das war für mich häufig ein Problem in lesbischen Gemeinschaften. Ich habe mich oft als Außenseiterin gefühlt und hatte den Eindruck, dass ich mich erklären muss. Deshalb mag ich Orte wie das Ronson‘s, wo es viel gemischter ist.“ Mittlerweile werden in Berlin die Grenzen in vielen Szenen durchlässiger. Vor allem die zwischen Drag- und Burlesque-Community. „Berlin ist da schon etwas Besonderes. Wenn man sich Shows anderswo in Deutschland anschaut, fehlt es vor allem an Diversity. Hier gibt es sehr viel mehr Freiheiten und es ist für jeden Geschmack etwas dabei.“