... mit dem Ziel Hoteldirektor zu werden. Auf der Hotelfachschule absolvierte er seinen Hotelbetriebswirt und ging dann zu Marriott als F&B Manger. In den letzten zehn Jahren leitete Christian Gindele als Hotel Direktor in Frankfurt am Main Hotels der Marken InterCity, Steigenberger und Fleming’s. Seit Februar 2019 ist Christian Gindele verantwortlich für das neue NH Collection München Bavaria.
first class: Herr Gindele, wie sind Sie zur Hotellerie gekommen?
Christian Gindele: Ich wollte schon immer in die Welt hinaus und mit Menschen arbeiten. Nach einer Hotelfachlehre im Bayerischen Hof in Lindau am Bodensee habe ich gemerkt, dass das meine Branche ist. Zudem bot mir die Hotellerie die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen und dort zu arbeiten.
Sie waren in der Schweiz, in Disney World in den USA und auf einem Kreuzfahrtschiff. Welche Erfahrungen konnten Sie sammeln?
Mein Ziel war es von Anfang an, Hoteldirektor zu werden. Ich bin dann in die Schweiz nach St. Moritz gegangen, weil man dort immer noch den besten Service lernen kann. Als ich 1999 in die USA zu Disney World kam, war das für mich ein Kulturschock.
An Stelle einer klassisch hierarchischen Arbeitsweise ist in den USA alles anders. Alles ist lockerer, der Umgang untereinander und die Beziehung zum Gast. Wichtig dabei ist nur, dass der Gast im Mittelpunkt steht. Ansonsten ist alles erlaubt. Obwohl ich fachlich besser ausgebildet war, als meine Kollegen, habe ich dort viel gelernt. Der Gästeservice dort ist immer perfektioniert – freundlich und zielgerichtet. Später dann, bei der Cunard Seabourn Reederei hatten wir ebenfalls ein hohes Serviceniveau. Wenn man die hohen Anforderungen erfüllt hat, dann war man auch stolz auf seine Arbeit und Position.
Welche Herausforderung erwarten Sie beim neuen NH Collection München Bavaria?
Wir haben seit dem 26. August geöffnet. Einige Stockwerke mussten wir etwas später öffnen, aber jetzt läuft alles. Damit liegen wir voll im Zeitplan. Zuvor wurde der ehemalige Deutsche Kaiser in einem Jahr und drei Wochen komplett umgebaut. Ich habe die letzten Monate für das Recruiting meines Teams genutzt. Jetzt ist die größte Herausforderung, dass die neuen Mitarbeiter zügig lernen, die Abläufe zu beherrschen. Die NH Hotel Gruppe hat als Hotelprogramm ein SAP-System, das die wenigsten externen Mitarbeiter kennen. Daher muss jeder, der noch nie bei NH Hotels war, erst einmal das System lernen. Letzte Woche haben 45 Leute neu angefangen. Zehn weitere kommen im Laufe der nächsten Monate dazu. Aufgrund unserer Top-Lage mache ich mir um die Gästebelegung keine Sorgen. Wir müssen aber sicherstellen, dass unsere Mitarbeiter das Operative perfekt beherrschen und wir unsere Gäste nach NH Collection-Standard glücklich machen können.
Wofür steht das neue NH Collection München Bavaria?
NH Collection ist unsere Premiummarke, wo wir großen Wert auf Individualität legen. Wir haben z. B. einen eigenen Guest Relation Manager. Bei unserem Speisenangebot verwenden wir nur lokale Produkte, die in einem Umkreis von 150 Kilometern produziert werden. Es gibt internationale und bayerische Spezialitäten. Ebenfalls versuchen wir, in unserer Showküche viele Dinge frisch zuzubreiten, egal ob beim Frühstück, bei Buffets oder im À-la-carte-Bereich. Jedes NH Collection-Hotel wird auch individuell gestaltet. Hier wurde die Bavaria als Designelement ausgewählt, das überall im Interieur wiederauftaucht, zum Beispiel als kupferfarbener Akzent. Diese lokale Anlehnung soll ausdrücken, dass der Gast bei uns schon innerhalb des Hotels ein Stück echtes München erhält. Es soll aber auch betonen, dass das Hotel sich von seinem Vorgänger, dem NH Deutscher Kaiser, unterscheidet. Wir sind ein anderes Produkt und wollen das auch mit dem Namen und einem hochwertigen Design darstellen.
Gibt es weitere Besonderheiten?
Sie können nach einer Bestätigungsmail wie bei einer Airline online einchecken und sich dort bereits das bevorzugte Zimmer aussuchen. Sie müssen sich an der Rezeption nur noch den Schlüssel holen und die Unterschrift auf dem Meldeschein leisten. Unser größter Pluspunkt ist das Gebäude mit seinen 16 Stockwerken. Ab der 9. Etage bieten wir einen unverbauten Blick über ganz München. Das Highlight ist unser Raum Alpenblick im 16. Stock, den wir für exklusive Events nutzen wollen.
Was sind Ihre wirtschaftlichen Erwartungen?
In dieser Lage am Münchner Hauptbahnhof muss man natürlich eine Auslastung von über 80 Prozent erzielen. Ein Hotel im Zentrum mit 16 Stockwerken ist einmalig in München. Unsere Key-Märkte sind Deutschland, England, die USA, Asien und im Sommer die arabischen Länder. Wir sind Montags bis Freitags ein Business-und am Wochenende ein Leisure-Hotel. Das funktioniert in München sehr gut.
Welche Vermarktungsstrategie haben Sie?
Zunächst werden unsere Zimmer über NH und NH Collection Hotels vermarktet. Wir verfügen über ein eigenes Verkaufsbüro in München, das auf den lokalen Markt spezialisiert ist. Wir planen eigene Events, Kinowerbung etc. Ich sehe mich als Teil der Verkaufsmannschaft. Zusammen haben wir in der Umbauphase rund 400 Firmen besucht. Wir werben auch gezielt mit unserer Heimatinitiative für lokale Produkte. Im Juni hatten wir während der Bauphase ein großes VIP-Event – ein toller Erfolg.
Mit einer 400 qm großen MICE-Fläche haben Sie auch die Businesskunden im Fokus.
Im Gegensatz zu unserem Vorgängerhotel Deutscher Kaiser haben wir dieses Marktsegment neu dazu bekommen und müssen dafür jetzt intensiv in die Vermarktung gehen. Die Firmenkunden kennen das Hotel noch nicht als Tagungshotel. Wir müssen deshalb die ersten Kunden höchst professionell betreuen. Darin liegt ein Schwerpunkt meiner Arbeit. Wir müssen durch den MICE-Bereich für eine gesunde Grundauslastung im Hotel sorgen.Udo
Herr Gindele, vielen Dank für das Gespräch.
→ Das komplette Interview mit Christian Gindele lesen Sie unterwww.gastroinfoportal.de/gindele
Foto: NH Collection Hotels