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Trauriger Abschied: Für immer bleibt er unser Kosmonaut der Herzen


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Super TV - epaper ⋅ Ausgabe 41/2019 vom 02.10.2019

Und seine letzten Wünsche sind eine Bot schaft an uns alle


Sigmund Jähn (†)

DER ÜBERFLIEGER Am 26. August 1978 startete Sigmund Jähn mit der Sojus 31 ins All


Er war der am weitesten gereiste DDR-Bürger, doch vor allem war er unser unangefochtener Held. Einer, der ganz oben war und doch nie die Bodenhaftung verloren hat. Unser Mann im All! Nach seiner Rückkehr wurde Kosmonaut Sigmund Jähn († 82) mit Festakten, Autokorsos und Paraden geehrt, Kindergärten und Schulen wurden nach ihm benannt. Doch die jubelnden Massen musste keiner organisieren. Wir kamen freiwillig – weil wir ihn mochten und aus ganzem Herzen stolz auf ihn waren. Nun trauern wir gemeinsam aufrichtig um einen großen Mann. Und verneigen uns vor einer Legende.

Geschichtsträchtig. Als erster Deutscher startete Sigmund Jähn am 26. August 1978 vom sowjetischen Raumfahrtzentrum Baikonur aus ins All. Gemeinsam mit Waleri Bykowski († 84) war er sieben Tage, 20 Stunden und 49 Minuten im Weltraum. Von diesem Abenteuer und dem Bild des kleinen, blauen Planeten, den er während seiner Tage im Orbit 124-mal umkreiste, schwärmte Jähn zeitlebens. Seine letzten Wünsche sind eine Botschaft an uns alle und seine Visionen heute aktueller als je zuvor.

Traumfahrer der Nation

Der Raumfahrer, der die Träume eines ganzes Landes repräsentierte, sprach sich immer wieder für Abrüstung, ein friedliches Miteinander der Nationen und den Schutz unserer Erde aus. Die Zusammenarbeit im All, die gegenseitige Hilfe und Achtung sollte sich in der Gesellschaft auf der Erde widerspiegeln. „In ihrer ethischen Entwicklung ist die Menschheit immer noch primitiv. Die Wissenschaft bringt die Raumfahrt voran, nicht aber die Menschen“, sagte er. Er war ein Star ohne Allüren, die Rolle als Held hat ihm nie wirklich behagt. Doch seine Botschaft ließ Jung und Alt aufhorchen: „Die dringendste Aufgabe der Menschheit“ sei es, „für die Erde liebevoll zu sorgen und sie künftigen Generationen zu bewahren“, mahnte er schon früh. Doch kurz vor seinem 80. Geburtstag gab er in einem Interview zu, dass er etwas pessimistischer geworden ist. „Leider“ sei es „nicht jedem vergönnt“, die Erde so zart und verletzlich zu sehen. „Immer wieder treten wir als Räuber und Eroberer auf. Technisch sind wir fortgeschritten, aber moralisch sind wir noch in der Steinzeit“, urteilte er.

Treu bis zuletzt. Der Vision, dass die Menschen irgendwann ins All auswandern, konnte Jähn nichts abgewinnen: „Wir roden hier unsere Wälder weg. Und wenn wir alles kaputtgemacht haben, gehen wir auf den Mars“, sagte er. Mit solchen Sätzen hat er seine Fans so beeindruckt, dass sie ihm auch nach Jahrzehnten treu ergeben waren. „Als ich 80 wurde, kam der Briefträger mit einem großen Stapel von Briefen“, erzählte der gebürtige Sachse. „Ich bin echt unter Druck geraten. Ich habe es nicht geschafft, wenigstens die Hälfte ordentlich zu beantworten.“

Fast eine Bruchlandung

Sonst aber plagte ihn kein schlechtes Gewissen. Er haderte nicht mit seiner DDR-Vergan genheit. Das sei eben der Preis gewesen, den er dafür zahlen musste, dass ihn das Regime fliegen ließ, resümierte er: „Wer A sagt, muss auch B sagen.“ Dass er nach dem Mauerfall fast eine Bruchlandung machte, hat ihn auch nicht aus der Bahn geworfen: „Als General der Nationalen Volksarmee musste ich mich am 2. Oktober 1990 arbeitslos melden“, gibt er offen zu. Doch er blieb im Herzen Raumfahrer, arbeitete später für das Deutsche Zentrum für Luftund Raumfahrt und die Europäische Weltraumorganisation. „Mit Sigmund Jähn verliert die deutsche Raumfahrt einen weltweit anerkannten Kosmonauten, Wissenschaftler und Ingenieur“, sagt Pascale Ehrenfreund vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Seine Botschaften werden weiterleben und er bleibt auch nach seinem Tod, was er immer für uns war: Der Kosmonaut der Herzen!

UMJUBELT In Ostberlin jubelten Tausende Sigmund Jähn (l.) und Waleri Bykowski (m.) zu. Erich Honecker durfte sich im Glanz sonnen


Fotos: ddp images, Getty Images, imago images/Stana/Ulrich Hässler, picture alliance (5)

VORBILD & HELD

Bis ins hohe Alter ließ Jähn die Faszination für die Raumfahrt nicht los. Er war noch immer ein gefragter Redner an Schulen und Universitäten. Doch sein Herz gehörte Ehefrau Erika (unten) und seinen beiden Töchtern

ALL-TAG

Die Reise dauert 7 Tage, 20 Stunden, 49 Minuten und 4 Sekunden.  Zurück auf der Erde, signiert Jähn die Landungskapsel  Jähn und Waleri Bykowski beim Training im Raumfahrtzentrum Baikonur  Völlig losgelöst schwebt Jähn in der Raumstation Saljut-6

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