... Compostela eine Herzensangelegenheit. „Ich weiß ja nicht, wie lange ich noch habe“, erklärt der IT-Spezialist. Vor etwa einem Jahr bekam der 50-Jährige die furchtbare Diagnose: Krebs. Unheilbar. „Als erstes habe ich eine Liste gemacht, was ich noch alles erleben will. Und ganz oben steht der Jakobsweg.“
Auf einer Pilgerreise sind alle Menschen gleich
Michael aus Saarbrücken will sein Leben nach einem Burnout neu ordnen. Wie so viele, die auf dem Weg nach Spanien auf der Suche nach sich selbst sind. „Vielleicht bin ich auf der Flucht, keine Ahnung. Aber ich weiß: Beim Laufen spüre ich das Leben in mir“, erzählt der 29-Jährige. Eine Selbstreinigung der Seele, das erhoffen sich viele Pilger, genauso wie er. Für Anikó (35) aus Köln ist das keine neue Erfahrung. Sie ist den Jakobsweg bereits zweimal gelaufen – und will dem Alltag erneut entfliehen. „Man lernt sich hier so zu lieben, wie man ist. Ohne die Arbeit, ohne Stress, ohne viel Schnickschnack. Auf dem Jakobsweg sind alle Menschen gleich, das genieße ich sehr.“ Und so packt das Trio gemeinsam den Rucksack und macht sich auf den teils beschwerlichen Weg. Von den französischen Pyrenäen bis zum Ziel in Spanien. Die ersten Etappen klappen gut. „Jeden Tag laufen, ohne Abwechslung. Da passiert viel in einem drinne. Man beschäftigt sich mit sich selbst“, erkennt Michael. Doch Pilgern bedeutet auch Verzicht und Strapazen, das mussten schon viele auf diesem steinigen Weg erfahren. Immer wieder spielt auch mal das Wetter verrückt, jeder muss sein Gepäck tragen. Geschlafen wird in einfachen Herbergen – oft mit mehreren Personen in einem Zimmer. Da bleibt kein Raum für Rückzug.
Und nicht jeder Körper hält den Strapazen stand, dann wird jeder Schritt zur Tortur. Viele fangen in dieser Zeit an zu beten, auch wenn sie nie gläubig waren. Bei manchen ist das einfach ein spirituelles Ritual, andere tun es aus purer Verzweiflung. Manche sind sogar des Lebens müde, wollen sterben, bevor sie den Entschluss fassen, nach Santiago de Compostela zu pilgern. Alle suchen sie nach Hilfe. Und bekommen sie hier auch. Denn den meisten schenkt genau das ein ganz neues Leben.
Man muss sich immer wieder seinen Dämonen stellen
Während Carsten dann doch vorzeitig abbricht, wollen Michael und Anikó den Weg zu Ende gehen. Nach drei weiteren Wochen kommen sie endlich am Ziel an. „Wir haben uns unseren Dämonen gestellt und sind daran gewachsen“, freut sich Michael.
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In der ZDF-Mediathek sehen Sie die Reportage über Anikó, Carsten und Michael: „Mein härtester Weg: Pilgern nach Santiago de Compostela“
Fast25.300 Deutsche kamen2018 am Ziel des Jakobsweges an. Wichtig: vor der Reise einenPilgerpass beant ragen!
Weitere Infos:jakobsweg.de