30 Jahre nach dem Mauerfall wirft das dreiteilige Familiendrama PREIS DER FREIHEIT ein neues Licht auf den Zusammenbruch der DDR
AUTORITÄRIn ihrer Familie hat Margot (Barbara Auer, 3. v. r.) das Sagen
FOTOS: SØBORG/ZDF UND W&B TELEVISION
Wie viel ist ein Menschenleben wert? Der hochkarätig besetzte ZDF-Dreiteiler „Preis der Freiheit“ gibt eine Antwort: 40.000 bis 96.000 D-Mark. So viel kassierte die DDR zwischen 1962 und 1989 von Westdeutschland für die Freilassung eines politischen Häftlings. Die DDR-Bevölkerung ahnte nichts von diesem Menschenhandel und weiteren Gesetzesbrüchen, die für ihre Regierung ein einträgliches Geschäft waren. Ein Großteil der über 3,4 Milliarden D-Mark, die der Staat unter anderem auch mit illegaler Giftmüllentsorgung erwirtschaftete, flossen an den „Bereich Kommerzielle Koordinierung“ im Ministerium für Außenhandel. Die „KoKo“, kaufte von dem West-Geld nicht zuletzt Luxusgüter für hochrangige Genossen oder Geräte für das Zwangsdoping von Athleten.
Es ist wahrlich kein einfacher Stoff, den sich diese sehenswerte und vielschichtige Miniserie da vorgenommen hat. Sie setzt 1987 ein, als niemand ahnte, dass nur zwei Jahre später die Mauer fallen würde, und endet 1990. Im Zentrum steht Margot Spindler (Barbara Auer), eine sozialistische Hardlinerin, die ihre Parteitreue über alles stellt, auch über ihre eigene Familie. Spindlers skrupelloser Handel mit Geld, Gold, Grundstücken, Müll und eben auch mit Menschen bringt der DDR dringend benötigte Devisen. Gleichzeitig bekommt Margot Probleme wegen ihrer aufmüpfigen Schwestern: Lotte (Nadja Uhl) protestiert medienwirksam gegen die westdeutsche Giftmüllentsorgung im ostdeutschen Bitterfeld. Und die nach einem Fluchtversuch offiziell für tot erklärte Ina (Nicolette Krebitz) kämpft im westdeutschen Ministerium für innerdeutsche Beziehungen unermüdlich gegen das korrupte DDRRegime – und darum, ihre im Osten bei ihrer Schwester Margot zurückgebliebenen Kinder wiederzusehen.
KALTBLÜTIGFür ihre Ziele geht Margot über Leichen
HISTORISCHAm 9. Nobember 1989 fällt die Mauer
UNBEQUEMMargots Mann Paul Spindler (Joachim Król)
EXKLUSIVE INTERVIEWS MIT
BARBARA AUER, NICOLETTE KREBITZ,
NADJA UHL UND GABRIELA SPERL AUF
goldenekamera.de
30 Jahre nach dem Mauerfall: eine neue Sicht auf die Wende
„Die meisten Filme über das Ende der DDR enden mit dem Mauerfall und dem aufbrausenden Jubel der Bevölkerung“, sagt Drehbuchautorin Gabriela Sperl im Gespräch mit TVdirekt. „Doch unser Dreiteiler zeigt 30 Jahre nach der Wende eine völlig neue Sicht auf die damaligen Geschehnisse. Wir illustrieren, dass die Schuld an Menschenhandel und Mülldeals falschen Sündenböcken zugewiesen wurde, während die alten Eliten unbehelligt blieben.“ Und Hauptdarstellerin Barbara Auer ergänzt: „Bevor ich Margot spielte, wusste ich nicht, dass es die KoKo gab. Meine Figur ist eine Handlangerin dieses Systems. Es hat mich sehr interessiert, wie man so etwas verantwortet und vielleicht sogar verdrängt.“
TVTIPP
Preis der FreiheitMINISERIE mit Barbara Auer
MO 4.11.20.15 ZDF