Um fünf Uhr früh, als es noch dunkel war, brachen wir auf. Regelmäßig, einmal im Jahr, am Ersten Mai. Schlichen leise aus dem Haus, vorbei an Rathaus und Dorf bäckerei. Vorbei an Kindergarten und Friedhof, vom Hugsbrunnen hinauf zu den alten Kirschbäumen auf dem Zimmerplatz und von dort in den Wald, der uns in seinem morgengrauen Mantel willkommen hieß. Über den Teppich aus holprigen Zweigen, Moos und Steinen, auf Wegen mit Namen wie Buhloch, Steckhalde oder Ehrlinshardt immer weiter Richtung Maiglöckchen, dorthin, wo meine Mutter zu Hause war. Denn im Grunde, so denke ich jetzt häufig, war sie ein Waldkind. Und einmal im Jahr hat sie uns ihr Zuhause gezeigt. Führte uns an den Ort, wo die Hasen Kaffee kochten, zeigte uns die verborgenen Höhlen der Mooswichtel, lauschte dem Frühlingsruf des Kuckucks und ließ uns die ersten Maiglöckchen finden.
Ich habe das geliebt. Es war so anders als der Alltag. ...