... Film 1975 mit ihrer Schwalbe durch die Dörfer der Lausitz fuhr. Ständig mischt sie sich in Dinge ein, die sie ei- gentlich nichts angehen. Auch als Tierarzt-Witwe Alma treibt sie mit Besserwisserei und so mancher Schrulle so ziemlich jeden aus ihrem Umfeld in den Wahnsinn. Schöne TV-Erinnerungen! Agnes Kraus war ein Berliner Original mit Herz und Schnauze, die auch im wahren Leben ihre Frau stand. Doch wie lebte die hinter der Kamera oft nachdenkliche und tiefsinnige Frau? Welchem Mann hatte sie ihr Herz geschenkt?
Sie wünschte sich eine Familie und Kinder
Agnes hatte sich immer einen Mann und Kinder gewünscht. Doch sie teilte ihr Leben ab 1972 mit Rohtraut, ihrer Schwester. Die beiden wohnten bis zuletzt im Herzen Berlins. Hochzeit, Familie, ein Haus im Grünen – all das hat Agnes Kraus nie erlebt. Dennoch muss es eine große Liebe in ihrem Leben gegeben haben: Jürgen Fehling. Kurz nach dem Krieg, während ihrer Zeit an Theatern in Brandenburg, Potsdam und Wittenberg soll sie ihn kennengelernt haben. Agnes Kraus und der knapp 26 Jahre ältere Schauspieler lebten einige Jahre zusammen. Er stand wie sie in Berlin und München auf der Theaterbühne. Was zur Trennung führte – darüber weiß niemand etwas. Ob es noch einmal einen Mann in ihrem Leben gab? Mag sein, dass die privat bisweilen sehr schüchterne Schauspielerin dies geheim hielt. Genauso ist es möglich, dass sie nach Jürgen Fehling nie wieder auf einen Mann traf, der ihr die großen Gefühle schenkte. „Ich hatte Scheu vor dem Leben“, bekannte sie einmal in „Porträt per Telefon“, einem ihrer wenigen Fernsehinterviews. „Aber ich wollte dabei sein und dachte, als Schauspielerin kann ich all das spielen, was ich vielleicht nicht erlebe.“
Als „Agnes Feurig“ eilte sie auf der alten Schwalbe zu ihren vielen Patienten in Krummbach
Auch damals wurde beim Film schon getrickst. Die Schwalbe stand auf einem Anhänger und wurde während des Drehs gezogen
Witwe Zierlich (Marga Legal, l.) wird von Agnes mit schroffer Herzlichkeit zur Einnahme der Medizin gebracht
Nun, das ist ihr gelungen, denn auf dem Bildschirm verkörperte sie stets starke, warmherzige Frauen, die unerschrocken helfen und auch mal unkonventionelle Wege gehen. „Ick möchte Menschen darstellen, nich’ bloß ’ne komische Fijur abjeben“ – das war ihr Credo dabei. Bis zu ihrem Tod im Mai 1995 galt ihre Liebe ihrer Arbeit – und den Tieren. Dem Berliner Tierpark hinterließ sie ein großes Erbe, 500.000 Mark aus ihrem Besitz. Nicht nur die Berliner liebten sie dafür. Wir alle werden sie als resolute, aber liebevolle Agnes in Erinnerung behalten. In der Reihe der DDR-TVLegenden hat sie einen festen Platz.
In „Aber Doktor“ als Sprechstundenhilfe mit Vlastimil Brodský
Wie eine Mutter kümmert sie sich als Frau Klucke in „Florentiner 73“ um ihre Mieter
Hätten Sie das gewusst?
Bertolt Brecht ebnete Agnes Kraus den Weg zu einer soliden Karriere, holte sie 1951 ans Berliner Ensemble. Zuvor hatte sie schon an kleineren Theatern gespielt. Ein TV-Star wurde sie erst mit 61 Jahren, als sie die Zimmerwirtin in „Florentiner 73“ so erfolgreich spielte, dass man ihr fortan Rollen auf den Leib schrieb. Achtmal wurde sie zum Fernsehliebling gewählt, bevor sie sich 1986 wegen einer allergischen Erkrankung aus der Öffentlichkeit zurückzog.
Fotos: DRA/Klaus Zähler, MDR, MDR/RBB/DRA/Raddatz, MDR/Deutsches Rundfunkarchiv/Klaus Zähler, picture alliance (2), RBB/Peter Brand, RBB/DRA (2)/Klaus Zähler/Bredow