... Fachapotheker für Ernährungsberatung, im Interview:
slowly veggie!: Evolutionär betrachtet, steht „bitter“ für „giftig“. Unsere Vorfahren hat diese Erkenntnis vor vielen giftigen Pflanzen bewahrt. Warum ist bitter dennoch gesund?
Rudolf Keil: Das Erkennen von „giftig“ durch den bitteren Geschmack ist nur ein winziger Teil der Bedeutung von Bitterstoffen aus der Natur. Signalempfänger, sogenannte Rezeptoren, für „bitter“ gibt es beim Menschen nicht nur auf der Zunge. Bitterrezeptoren findet man auch in der Lunge, im Magen, der Blase, in der Haut, in den Spermien und im Gehirn. An den jeweiligen Orten löst die Stimulation der Bitterrezeptoren grundsätzlich positive Effekte aus. Das geht von der Erweiterung der Bronchialgefäße über die Verbesserung der Verdauungsleistung und Leberstärkung bis hin zur Anregung des Nervenzellwachstums im Gehirn. Diese vielseitigen positiven Effekte und die weitverbreitete Verteilung von Bitterrezeptoren in unserem Organismus zeigen, dass Bitterstoffe für unsere Gesundheit von großer Bedeutung sind.
slowly veggie!: Welche gesundheitlichen Vorteile haben Bitterstoffe für den Menschen?
Rudolf Keil: Sie wirken antioxidativ, leberschützend, entzündungshemmend und haben einen positiven Einf luss auf unsere Darmf lora. Spätestens über diesen Umweg greifen sie positiv in nahezu jeden Stoffwechselprozess ein. Die Vielfältigkeit der positiven Bitterstoffwirkung erklärt auch ihre erfolgreiche Anwendung bei Müdigkeit, Erschöpfung und Stress.
slowly veggie!: Stimmt es, dass Bitterstoffe beim Abnehmen helfen können?
Rudolf Keil: Ja. Neueste wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Bitterstoffe in die Hunger- und Sättigungsregulation eingreifen. Über die positive Beeinf lussung der Darmf lora können sie nach einer gewissen Gewöhnungszeit Heißhungerattacken unterbrechen und den Hunger auf Süßes mindern.
slowly veggie!: Den meisten Nahrungsmitteln wurde der bittere Geschmack mittlerweile jedoch weggezüchtet. Über welche Lebensmittel bekommen wir heute noch Bitterstoffe?
Rudolf Keil: Empfehlenswert sind Artischocken, Chicorée, Endivien- und Radicchiosalat, Pampelmuse, Grapefruit, Löwenzahn, so genannte Leber- und Galle-Tees (z. B. mit Schafgarbe), Tausendgülden- und Benediktenkraut, Kalmus- und Angelikawurzel oder Gewürze wie Ingwerwurzel und Kurkuma.
slowly veggie!: Selbst wenn wir wissen, dass bitter gesund ist – den meisten Menschen schmecken bittere Lebensmittel einfach nicht. Können wir lernen, uns wieder an den Geschmack zu gewöhnen?
Rudolf Keil: Ich denke schon. Ich habe häufig erlebt, dass Menschen, die von einer ungesunden Ernährungsform auf eine gesunde Ernährung umgestiegen sind, irgendwann sagen: „Mir würde heute meine damalige Nahrung nicht mehr schmecken!“ Ein guter Weg ist sicher, sich peu à peu an mehr „Bitter“ in der täglichen Nahrung zu gewöhnen. Irgendwann wird es zur Selbstverständlichkeit und schmeckt. Der Geschmack programmiert sich sozusagen um.
slowly veggie!: Bitterstoffe werden mittlerweile auch als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Sind diese völlig unbedenklich?
Rudolf Keil: Da Nahrungsergänzungsmittel zu den Lebensmitteln gehören, ist meine Antwort ja – zumindest wenn das Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland hergestellt wurde. Damit unterliegen die Ausgangsstoffe dem deutschen Lebensmittelrecht. Durch die gute Dosierbarkeit kann man sich zudem sehr gut an die individuell gewünschte und verträgliche Menge an Bitterstoffen herantasten.
slowly veggie!: Haben Sie zum Schluss noch einen Tipp für uns, wie es uns gelingt, mehr Bitterstoffe im Alltag zu integrieren?
Rudolf Keil: Nicht alle Pf lanzen, die Bitterstoffe enthalten, schmecken unangenehm bitter. Für den Einstieg in die Praxis empfehle ich Folgendes: Nehmen Sie zu den schon genannten Pf lanzen noch alle Kohlsorten und Brokkoli dazu und trauen Sie sich, bei der Zusammenstellung des täglichen Salats mit steigenden Anteilen dieser bitterstoffhaltigen Pf lanzen zu experimentieren! So findet sich sicher für jeden Geschmack etwas. Bei Tees haben Sie die Dosierung ebenfalls in der Hand und können mit passenden und geschmacklich angenehm empfundenen Teebestandteilen wie Melissen- und Pfefferminzblättern, den gewünschten Geschmack erreichen.
BITTERSTOFFE ALS NAHRUNGSERGÄNZUNG
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In Drogeriemärkten und online gibt es Tropfen, Pulver und Tee von BitterLiebe, die aus ausgewählten Kräutern und Wurzeln mit einem hohen Bitteranteil bestehen und sich ganz einfach in den täglichen Speiseplan integrieren lassen. BitterLiebe-Produkte beinhalten ausschließlich Naturkräuter und Wurzeln und sind damit auch für Vegetarier und Veganer geeignet. Auf Konservierungs-, Süßungs- oder andere Zusatzstoffe wurde bei den in Deutschland hergestellten Produkten gänzlich verzichtet. Angenehm einfach und frisch – nicht nur in Design und Handhabung, sondern auch im Geschmack! Mehr Infos unter: www.bitterliebe.com
BitterLiebe
Ob Tropfen, Tee, Kapseln oder Pulver – alle Produkte sind vegan und tierversuchsfrei
UNSER EXPERTE
Rudolf Keil ist Pharmazeut und Fachapotheker für Gesundheits- und Ernährungsberatung sowie Gründer von MADENA. Außerdem ist er beratend in der Forschung tätig und begleitet seit vielen Jahren Spitzensportler im Bereich Gesundheit und Ernährung. Eine schwere Erkrankung eines Familienmitglieds an Colitis ulcerosa vor rund 30 Jahren verstärkte sein Interesse für Darmgesundheit und veranlasste ihn zur intensiven Forschung sowie Entwicklung neuer naturheilkundlicher Verfahren zur Unterstützung einer gesunden Darmflora. Bitterstoffe spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Fotos: BitterLiebe (2); Hardy Welsch; Nadine Greeff/Stocksy United; Shutterstock/javarman