... auch den Sturm auf die Golfs-Burg an. Vier sind die anderen – vier Wörter, hinter denen vier kompakte Alternativen lauern.
Alle eint, dass sie auf den ersten Blick deutlich schillernder wirken als der brave Bestseller. Frankreich zum Beispiel führt hier den neuen C4 Cactus ins Feld. Ein ziemlich besonderer Typ ist das; mit einer Karosserie, die an die SUV-Tür pocht, und einem Fahrwerk, das sich dank aufwendiger Stoßdämpfer am typischen Franzose-chaukelkomfort von einst ankuschelt. Den Citroën lassen wir als 1.2 mit 110 PS auf drei weitere Hingucker dieser Klasse treffen. Renault mischt hier natürlich traditionell mit. Der Mégane hat ei- nen 1,2-Liter-Vierzylinder mit 132 PS zu bieten und will vor allem durch sein besonderes Bedienkonzept – nahezu alles wird über einen Berührbildschirm geregelt – an Kunden kommen. Honda stellt uns den Civic mit 1.0 VTEC an den Start. Er hat 129 PS und das garantiert extravaganteste Design der Liga. Quasi den heimlichen Goldjungen spielt der Seat Leon. Er nutzt die Technik des Golf, jedoch sind seine 116 PS aus einem 1,0-Liter Dreizylinder in eine rassigere Hülle gekleidet. Wer regiert am Ende? Wir testen es aus!
Platz 4:Citroën C4 Cactus PureTech 110
Gesamtpunkte 482
+ Komfortable Federung • nach vorn übersichtlich • passend online vernetzt • sparsamer und spritziger Motor
- Unsauberes Fahrverhalten • viel enger als die Konkurrenten • schlechte und viel zu weiche Sitze
Die Bedienung geht in Ordnung, die Materialauswahl liegt eher auf Kleinwagenniveau. Die weichen Sitze haben Nachteile
Wie der restliche Innenraum fällt der Kofferraum nicht allzu groß aus. Hier stört uns der billige, verschleißfreudige Filzteppich
Platz 3: Renault Mégane Energy TCe 130
Gesamtpunkte 510
+ Viele Assistenten • ebenso leiser wie kraftvoller Motor • fünf Jahre Garantie
- Nervtötendes Bediensystem • träges Fahrverhalten • ziemlich spröde Federung • wenig Platz im Fond • unübersichtliches Kombiinstrument
Angenehme Sitze, passable Materialien – es könnte so schön sein, wenn die verschrobene Bedienung nicht wäre
Großer Kofferraum mit breiter Öffnung. Die Beladbarkeit des Mégane ist gut. Der Platz im Fond dürfte indes großzügiger sein
Citroën C4 Cactus
Dicke Limousinen sind nichts gegen ihn. Tatsächlich verhelfen dem C4 besondere Stoßdämpfer zu einem unerreicht sanften Federungskomfort. Er kann seicht schwingen, elegant über Bodenwellen gleiten, herrlich satt nachwiegen – eine S-Klasse kann das kaum besser. Allerdings geht der weiche Grundkurs zu Lasten des Fahrverhaltens. Auf schlechten Strecken läuft der Citroën unpräzise, muss konzentriert geführt werden. Auch reagiert der Wagen auf Lastwechsel in Kurven empfindlich, möchte sich am liebsten aus dem Geschehen drehen. Selbst eckiges Einlenken auf weniger griffiger Oberfläche führt bereits zu frechen Heckschwenks – das muss anno 2018 nicht sein. Auch schade: Die Schaltung wirkt labil, die Sitze stützen gar nicht, der Platz im Fond ist knapp. Dafür ackert der Motor sparsam und emsig, zieht am besten durch.
Renault Mégane
Einen sportlichen Anstrich hat der Renault bestimmt nicht. Und das trotz des spritzigsten und geradezu erwachsenen Motors – hier arbeitet immerhin ein sanfter Vierzylinder mit 132 PS. Aber der Renault bremst mäßig, lenkt unsauber und schaltet sich zäh. Dafür gibt er lieber den besonders modernen Kompakten. Die Möglichkeiten, Assistenzsysteme und Multimediaausstattung zu bestellen, sind hier umfangreich. Selbst ein eigener App-Store ist verfügbar. Das niedrige Geräuschniveau ist der einzige Komfortvorteil, die Federung arbeitet spröde, den lasch gepolsterten Sitzen fehlt Halt. Gut: Den vermeintlich hohen Kaufpreis relativiert der Mégane über die fünfjährige Garantie. An das verwirrende Bediensystem (nahezu vollständig über einen zentralen Berührbildschirm) gewöhnt man sich nur langsam.
Honda Civic
Ufo? Sportcoupé? Rennsemmel? Egal, der Civic ist ohnehin anders, als er aussieht. Tatsächlich steckt ein echter Praktiker im Honda. Hinter der riesigen Heckklappe lassen sich fast 1300 Liter Gepäck sehr bequem verstauen.
Außerdem bietet er breite Sitze mit gutem Halt, eine ergonomisch angenehme Sitzposition und selbst im Fond ausreichend Platz für Erwachsene. Dazu trifft er die Mischung aus angenehmem Federungskomfort und lebendigem Fahrverhalten – wer hätte das gedacht bei dem sportlichen Design? Dank direkter Lenkung, griffigem Bodenkontakt und sehr guten Bremsen bereitet es aber auch Spaß, dem Civic die Sporen zu geben. Der Motor läuft dabei passabel leise, die Gänge rasten angenehm satt auf kurzen Wegen ein. Leider ist der Civic am Ende echt teuer. Zum stattlichen Kaufpreis kommen der dickere Posten Werkstatt und Wartung sowie hohe Fixkosten.
Platz 2: Honda Civic 1.0 VTEC Turbo
Gesamtpunkte 527
Nicht mehr ganz so Ufo-artig wie einst, aber immer noch futuristisch. Die Bedienung geht dabei in Ordnung
Die große Ladeluke des stark angeschrägten Civic-Hecks gibt den Zugang zum größten Kofferraum im Vergleich frei
Seat Leon
Echte Fehler hat der Leon nicht – so viel vorab. Allenfalls kreiden wir ihm die unnötig stramme Fahrwerksabstimmung an – der Leon 1.0 Ecomotive läuft aus Gründen der besseren Aerodynamik nämlich auf gekürzten Federn. Sonst: alles rund. Gute Sitze mit ordentlicher seitlicher Stützfunktion, auch hinten lassen Einstieg und Sitzposition wenig Wünsche offen. Die Schaltung flutscht, die Kupplung lässt sich besonders leichtgängig treten, der Motor arbeitet wach, vibrationsarm und leise, die Lenkung reagiert feinfühlig – so kann der Leon sowohl entspannt vor sich hin rollen als auch lustig durch Kurven räubern. Die Energiesparreifen kosten etwas wertvollen Bremsweg – dafür wirken sie sich günstig auf den Verbrauch aus. 5,9 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer unterbietet hier keiner. Ärgerlich dagegen: Seat gibt wie die deutsche Mutter Volkswagen nur zwei Jahre Garantie auf die Technik.
Platz 1: Seat Leon 1.0 TSI Ecomotive
Gesamtpunkte 534
+ Sauberes Fahrverhalten • agil • Motor und Getriebe machen Spaß • viel Platz • sinnvolle Aufpreisgestaltung • angemessene Preise
- In der Serienausstattung nur wenige Komfortfeatures • teils nicht perfekt arbeitende DSGAutomatik
Klare Kante: Das Cockpit des mittlerweile sieben Jahre alten Leon wirkt keineswegs altbacken – der zeitlosen Optik sei Dank
Ein üppiges Raumangebot und einen gut nutzbaren Kofferraum bietet der Leon. Nur die Ladekante dürfte etwas niedriger sein
Fazit
Vier sind die anderen! Aber nicht schlechter als das Establishment. Die kleinen Motoren reichen aus. Den neuen, originellen Citroën können wir für seine sanfte Federung loben – für mehr aber nicht. Mit klarem Abstand der Beste: der Seat Leon. Der Honda gefällt mit spacigem Charakter, der Renault bietet immerhin viel Platz zum günstigen Preis.
alexander.kuhlig@auto-test.com
Preis-Leistungs-Sieger
Seat Leon
Der Leon ist zwar beim Kauf bei Weitem nicht so günstig wie etwa der Citroën (44,59 ¤ pro Wertungspunkt), liegt dafür aber in der Gesamtwertung viel weiter vorn.
Preis pro Wertungspunkt:44,16€
Fotos: T. Bader