... Hufen ist weit verbreitet. Häufig macht man sich erst tiefgehender Gedanken um die Nährstoffversorgung des Vierbeiners, wenn etwas im Argen liegt: Wenn das Fell immer stumpfer wird, das Pferd einen Infekt nach dem anderen hat und anderweitige Symptome auftreten. Mineralstoffe und Spurenelemente haben verschiedene Wechselwirkungen untereinander, und eine Fehlversorgung macht sich in unterschiedlichem Ausmaß und verschiedenen Symptomen bemerkbar. „Am häufigsten begegnen mir bei meiner Arbeit Zink- und Selenunterversorgungen“, erklärt Dr. Kathrin Irgang, Tierärztin und Ernährungsexpertin für Pferde und Kleintiere. Die Nährstoffversorgung lässt sich teilweise mittels eines Blutbildes nachweisen. Da allerdings ein scheinbarer Mangelzustand im Blutbild nicht immer einen tatsächlich Mangelzustand bedeutet, muss das klinische Bild des Pferdes in die Untersuchung mit einbezogen werden. Zusätzlich sollte eine Rationsberechnung und -kontrolle stattfinden, um eine ideale Nährstoffversorgung zu erhalten. Bei einigen Nährstoffen haben Pferde eine hohe Toleranz gegenüber einer Überversorgung – dabei bildet Selen eine Ausnahme und kann gravierende Gesundheitsschäden verursachen. „Um einen Überblick über die eigentliche Versorgung zu erhalten, ist es wichtig, die Gesamtration des Pferdes zu betrachten. Dazu zählt das Grobfutter – beispielsweise Heu, Gras und Stroh –, das Kraftfutter – wie Hafer und Müsli – sowie jegliche Zusatz- und Ergänzungsfuttermittel“, erklärt die Tierärztin. Bei mehreren Produkten besteht die Gefahr, dass der Tierbesitzer den Überblick verliert und unbewusst eine Überversorgung erzeugt.
Bei einer Unterversorgung von Zink und/oder Selen sind Pferde anfälliger für Infekte
Zink – Huf, Haare und Immunsystem
Ein Zinkmangel ist durch eine Blutanalyse nur schwer nachweisbar, lässt sich jedoch in Kombination mit einem Blick auf die Ration und den Allgemeinzustand des Pferdes diagnostizieren. Erschwerend kommt allerdings hinzu, dass die Symptome eines Mangels relativ unspezifisch sind und auf verschiedene andere Krankheitsbilder zutreffen. „Pferde mit einem Zinkmangel sind besonders anfällig für Infekte und haben häufig Haut- und Fellprobleme. Auch besonders rissige und spröde Hufe mit schlechtem Hornwachstum können ein Hinweis sein“, erklärt Dr. Kathrin Irgang. Symptome wie auffällige Schuppenbildung, stumpfes Fell, Juckreiz sowie wiederkehrende Hautkrankheiten wie Pilz oder Mauke sind ebenso ein Anzeichen für einen Mangelzustand wie beispielsweise schlechte Wundheilung. Das Spurenelement Zink ist elementar wichtig für den gesamten Stoffwechsel des Pferdes, daher können auch eine Neigung zu Ekzem oder Allergie mit einer Fehlversorgung an Zink in Verbindung gebracht werden. Besonders ältere Pferde haben einen erhöhten Bedarf an Zink. Da Pferde eine hohe Toleranz gegenüber einer leichten Überversorgung haben, kann dies auch bei Auffälligkeiten im Haut-, Fell- oder Hufbereich großzügig supplementiert werden. Die Bedeutung von Zink für die Haut spiegelt sich auch in seinem Einsatz bei Salben und Sprays zur Wundheilung wieder. Besonders in Stresssituationen oder während des Fellwechsels kann es zu einer Unterversorgung mit Zink kommen.
Magnesium – Nerven und Muskulatur
Sportler nehmen häufig vor und nach Wettkämpfen Magnesium ein, um Muskelkrämpfen vorzubeugen. Bei Pferden kommt es nur in seltenen Fällen zu Mangelzuständen. Dr. Kathrin Irgang beschreibt die Symptome: „Ein Magnesiummangel würde sich in einer starken Erregbarkeit und Nervosität sowie Muskelzittern bis hin zu -krämpfen bemerkbar machen. Aus diesem Grund wird bei nervösen und angespannten Pferden häufig zu einer Magnsiumzufütterung geraten.“ Besonders in Stresssituationen steigt der Magnesiumbedarf. Eine Überversorgung wird in den meisten Fällen vom Organismus gut toleriert, kann jedoch in Kombination mit einer Phosphor-Überversorgung zu Harnsteinen oder -gries führen.
Selen – Dosierung ist entscheidend
Selen ist ein Spurenelement mit Tücken, da der Grat zwischen therapeutischem Nutzen und Vergiftung schmal ist. „Ein Selenmangel bringt unspezifische Symptome mit sich, lässt sich jedoch ebenso wie eine Überversorgung im Blutbild gut darstellen. Generell zeichnen sich Pferde mit einem Mangel an Selen durch eine hohe Infektanfälligkeit, Schwierigkeiten in der Regeneration der Muskulatur und Fellproblemen aus“, so Dr. Kathrin Irgang. Viel gefährlicher ist hingegen eine Überversorgung an Selen, so die Tierärztin: „Bei der sehr seltenen, akuten Überversorgung reagiert das Pferd mit Koliksymptomen. Häufiger findet eine chronische, langfristige Überversorgung statt, die charakteristisch mit Verlust des Langhaars einhergeht. Außerdem kann es zu Lahmheiten und Hufrehe-Symptomen bis zum Ausschuhen der Hufkapsel kommen. Bei Selen ist Vorsicht geboten, da eine Überdosierung eine tödliche Vergiftung hervorrufen kann.“
UNSERE EXPERTIN
DR. KATHRIN IRGANG ist Tierärztin und unter anderem auf computergestützte Rationsberatung und Diätetik für Pferde und Kleintiere spezialisiert. Ihr Anliegen ist eine ausgewogene und bedarfsgerechte Ernährung der Tiere – bei der sie dem Tierbesitzer mit einem großen Erfahrungsschatz zur Seite steht.
www.tierarzt-ernaehrung.de
In Stresssituationen steigt der Bedarf an Magnesium
Pigmentverlust bis Demineralisierung
Eine sogenannte Kupferbrille klingt zunächst einmal süß, ist jedoch ein – wenn auch seltenes – Symptom einer Unterversorgung mit Kupfer. Nicht zu verwechseln mit dem normalen Fellwechsel eines Fohlens. Ein Kupfermangel zeigt sich hauptsächlich in einem Pigmentverlust sowie Blutarmut und Infektanfälligkeit. Ebenfalls selten ist ein Calciummangel, wie Dr. Kathrin Irgang erläutert: „Der Organismus reguliert den Calcium-Spiegel selbst und hält ihn konstant. Nur bei einer länger anhaltenden Unterversorgung in Kombination mit einer Phosphor-Überversorgung kann es zu einer Demineralisierung des Skeletts kommen, da das Calcium aus den Knochen gelöst wird. Dabei sind Umfangsvermehrungen an den Knochen zu beobachten, da diese durch instabileres Bindegewebe ersetzt werden. In den USA gibt es hierfür die Bezeichnung Big Head Disease.“
Insgesamt sollte jeder Pferdebesitzer ein Auge auf das richtige Maß der Nährstoffversorgung für sein Pferd haben und diese besonders bei der Fütterung verschiedener Produkte im Auge behalten. Zukünftig wäre eine Rationsberechnung nach vorheriger Heuanalyse die ideale Möglichkeit, eine bestmögliche Nährstoffversorgung zu erhalten
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