... 392 PS ergibt. Grundpreis des T8 war mal 75 150 Euro, unserer ist „volle Hütte“, einmal alles, kostet 92 290 Euro.
Uff, so viel Geld für Mittelklasse! Der XC60 misst 4,69 Meter, spielt in der BMW-X3-Liga. Und ist doch so anders. Bemerkte unser Reifenexperte Henning Klipp auf dem Weg ins winterliche Schweden: „Tolles Langstreckenauto, bequeme Sitze mit vielen Verstellmöglichkeiten, klasse Abrollkomfort, leiser Motor.“ Andere Tester notierten ins Fahrtenbuch: „Famoser Innenraum mit erstklassiger Anmutung“, was Redakteur Malte Büttner kurz vor Ende des Dauertests noch einmal bestätigte: „Dieser Volvo altert nicht, das Leder der Sitze, die Kunststoffe, der Teppich – alles noch im Zustand eines Vorführwagens.“ Wir von AUTO BILD finden: Da können andere Hersteller noch was lernen, in Sachen Materialanmutung legt Volvo die Latte sehr hoch.
SCHNELLER CHECK
Kaufen oder nicht kaufen? 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner plus E-Motor gleich 392 PS Systemleistung. Auf dem Papier verbraucht der Plugin-Hybrid 2,5 Liter – aber nur bei vollem Akku.
Volvo XC60 T8 Plug-in
392 PS Systemleist. 92 290 Euro
HOCHKOMPLEX MIT WENIG MÄNGELN
1.DIE SITZE haben über den gesamten Dauertest sehr guten Komfort geboten, auch nach 100 000 Kilometern sind sie noch straff und sehen bis auf einige Falten gut aus.
2.DER KRÜMMER war leicht verzogen und zeigte an Zylinder eins eine kleine Leckage, die Dichtung entließ unter Volllast Abgas ins Freie.
3.DIE HOCHVOLTBATTE- RIE ist 11,6 kWh groß, auch am Testende liefert sie wie am Start noch genug Strom für rund 40 Kilometer elektrische Reichweite.
4.DIE ABGASREINIGUNG: Beim Endoskopieren zeigte der erste Katalysator einen gebrochenen Monolith, an KAT zwei gab es schon leichte Ausbrüche zu entdecken.
5.DIE HINTERACHSE kommt ohne Kardanwelle aus, der Antrieb ist rein elektrisch und zeigte über die Dauertest-Laufzeit außer etwas Flugrost keine Auffälligkeiten.
6.DER KURBELTRIEB zeigte nach Demontage keine Beeinträchtigung, alle vier Zylinder, Kolben sowie Kurbelwelle und Lager sind noch in gutem Zustand.
Eine Kooperation von
DAS FIEL UNS AUF
In anderen Bereichen leider nicht, Stichwort Multimedia. Das mit der Sprachbedienung können wir gleich knicken, zu umständlich. Allradexperte Rolf Klein erkannte noch andere Schwächen: „Diese kleinen Kacheln auf dem Display sind eine Zumutung und konterkarieren den Sicherheitsanspruch von Volvo.“ Wie gut, dass die Schweden reagiert haben, alle Neuen mit Infotainment auf Google-Basis ausstatten.
Aber viel interessanter ist ja der Antrieb, und hier sind wir beim Kern dieses Tests: alter Schwede – ganz modern! Der XC60 ist der erste Plug-in-Hybrid, den AUTO BILD jemals über 100 000 Kilometer schickte. Es lässt sich zweierlei feststellen. Erstens ist das ein riesiger Spaß, der T8 schiebt an, als wär’s ein Sportwagen. 640 Nm Systemdrehmoment, in 6,0 Sekunden auf Tempo 100, und das in einem 2,2-Tonnen-SUV –alle Achtung. Zweitens trinkt der Kerl auf Reisen. Ja, Plug-in, also Stecker für Strom. Theoretisch sind über 50 Kilometer elektrisch drin bei einem Verbrauch von 2,5 Liter Super auf 100 Kilometer. In der Praxis war der Akku nach 30 Kilometern leer, und wenn du auf den Pinsel trittst, ihn über die Autobahn jagst, nimmt er zweistellig. Bei entspannten Fahrern 10, bei Sportsfreunden bis zu 15 Liter. Einigen wir uns darauf: Wer täglich 30 Kilometer zur Arbeit und zurück pendelt und regelmäßig Strom nachlädt, geizt mit dem Sprit, auf der AUTO BILD-Testrunde stehen unterm Strich 8,7 Liter. Also Sparen durch Hybrid? AUTO BILD-Chef Tom Drechsler meint: „Akku leert sich trotz Rekuperation auch in der City zu schnell, der Verbrauch ist zu hoch – auch im Vergleich zum Benziner ohne Hybrid.“
Aber Sie wollten ja wissen, warum wir Autos auseinandernehmen. An dieser Stelle müssen wir kurz Zwischenbilanz ziehen: Laut Fahrtenbuchnotizen haben wir dem XC60 zwei Minuspunkte verpasst – wegen umständlicher Multimedia und des hohen Verbrauchs. Somit fährt er mit einer glatten 1 zur Zerlegung. Da guckt DEKRA-Ingenieur Marcus Constantin ganz genau hin. Und findet was. Zum Beispiel beginnende Korrosion an Kanten- und Schweißnähten der Vorder- und Hinterachsträger, ein paar Scheuerstellen am Unterboden, an denen sich erster Rost zeigt. Nicht schön, aber auch nicht besorgniserregend, eine gute Werkstatt beseitigt das bei der Inspektion.
VOLVO XC60 T8
Motor Vierzylinder, Kompressor, Turbo, Hybrid vo. quer + E-Motor • Hubraum 1969 cm 3• Systemleistung 288 kW (392 PS) bei 6000/min • max. Drehmoment 640 Nm bei 2200/min Antrieb Allradantrieb/Achtstufenautomatik • Leergewicht 2161 kg Zuladung 499 kg • Kofferraum 468–1395 l • Höchstgeschwindigkeit 230 km/h • Verbrauch* 2,5 l S/ 100 km • Abgas* CO 257 g/km
* kombiniert nach WLTP
Schwerwiegender ist Folgendes: Die Auspuffkrümmerdichtung ist an Zylinder eins undicht, der Monolith am ersten Katalysator ist gebrochen, der an Kat zwei zeigt leichte Ausbrüche. Für den Krümmer gibt es zwei Strafpunkte, für den Kat derer fünf. Constantin: „Man hört es nur unter Volllast, es kann noch 20 000 Kilometer gut gehen oder auch 200 000.“
Schade, da wäre mehr drin gewesen. Somit müssen wir konstatieren: Zwölf Fehlerpunkte, aus der 1 wurde ’ne 2+. Die Bilanz des DEKRA-Manns: „Abgesehen von diesen Punkten ist der Gesamtzustand des Autos, bezogen auf die Laufstrecke während des Dauertests, nicht zu beanstanden.“ Wir sagen: Wer zerlegt, sieht mehr.
DIE AUTO BILD-DAUERTEST-RANGLISTE
AUTO BILD bewertet nicht nur die Zuverlässigkeit. Auch technischer Zustand bei der Abschlussuntersuchung (Kriterien gemäß Tabelle links) und Praxiseindrücke der Tester gemäß Fahrtenbucheintragungen werden bepunktet. Bereits 68 Autos wurden so beurteilt. Nur die aktuellsten finden hier Platz. Die komplette Liste: www.autobild.de/dauertest
FAZIT
TIM DAHLGAARD, ANDREAS MAY
SCHAFFT VOLVO DEN Sprung in die neue Welt? Jein! Der XC60 ist grundsätzlich ein Volvo alter Schule, komfortabel, kaum Verschleiß im Innenraum. Aber Defekte an Abgaskrümmer und Kat verhageln dem Plug-in-Hybriden die Bilanz.