... Bauerngarten mit seinem rosa blühenden Rosenbusch. Vor allem ist da aber viel Natur.
Später wird Monika Bischof im Biosphärenpark-Haus unsere ersten Eindrücke mit Fakten untermauern: Das Große Walsertal ist seit dem Jahr 2000 eines von vier Biosphärengebieten in Österreich. Seit 2009 ist das Große Walsertal auch Bergsteigerdorf. Fast die Hälfte aller Landwirte sind als Biobauernhöfe zertifiziert. Die Energie für das Tal kommt aus 17 kleinen Wasserkraftwerken, 185 Photovoltaikanlagen, elf Nahwärmeund Biomassewerken und über 400 Solaranlagen. Mehr noch als die Zahlen sagt das begeisterte Blitzen in den Augen und die gut überlegten Sätze. Da fällt ein Begriff wie Nachhaltigkeit nicht, weil er sich gut verkaufen lässt, sondern weil er der Boden ist, auf dem alles steht.
Worauf Walser stolz sein können
Auf der Sterisalpe grasen Kühe mit Hörnern und wohlklingenden Glocken. Es sind so viele, dass Kaspar, der Senn der Genossenschaftsalm, reichlich Arbeit hat. Die Milch des heutigen Tages hat er bereits verarbeitet. Gerade wird die Käserei auf Hochglanz geputzt. Die Gäste an den Holztischen haben die Köstlichkeiten, die ein paar Meter weiter hergestellt wurden, bereits auf dem frisch gebackenen Brot. Woher der Käse kommt, sieht man auf Steris mit eigenen Augen. Aber auch alle anderen Zutaten unserer Brotzeit haben so kurze Wege, dass man es kaum glauben mag. Andrea, die die Alpe bewirtschaftet, hat sich zu uns gesetzt und beantwortet geduldig alle Fragen. Vermutlich könnte sie uns sogar den Baum mit Namen nennen, aus dem die Brotzeitbretter gemacht wurden.
Über Wiesengelände wandern wir weiter. Sanfte Kuhaugen blicken uns nach. Viel zu schnell sind wir auf der Oberpartnomalpe. Friedlich und ruhig geht es auch hier zu. Die Kühe haben zur Mittagszeit das leichte Sommerlüftchen oben an der Geländekante gesucht, so dass wir statt der Glocken ein »Jetzt setzt‘s euch erst mal her« hören. Entschleunigen? Eine so tolle Gelegenheit wie im Großen Walsertal hatten wir dazu schon lange nicht mehr. Einen schnelleren Schritt legen wir erst wieder ein, als wir am frühen Abend zurück im Tal sind und im Ort Sonntag noch rasch ins Biosphärenpark-
Haus sausen. Neben den Ausstellungsräumen und einem Bistro mit köstlichen Kuchen gibt es nämlich auch eine Theke, an der Produkte des Tals verkauft werden. Und für die morgige Brotzeit muss ein Stück »Walserstolz« in den Rucksack, so heißt die Käsespezialität des Tals.
Woher das gute Wasser kommt
Auf einem Gipfel zumindest möchten wir gewesen sein im Großen Walsertal. Dass die Wahl aufs Zafernhorn fällt, liegt an seiner Form und am Quellwasser, das von dort kommt. In unserem Zimmer jedenfalls steht jeden Tag eine liebevoll abgefüllte Flasche Zafernwasser und das schmeckt köstlich. Dass das Zafernhorn außerdem ein genialer Aussichtsberg auf die Allgäuer Alpen, aufs Lechquellengebirge und das Rätikon ist, wird uns erst klar, als die Sonne aufgegangen ist. Sie taucht den Gipfel in zartes Licht und lässt die Arnikablüten noch goldgelber wirken als sonst. Arnika die hier wachsen. Die Kräuterfrauen des Projekts Alchemilla hegen und sammeln sich in den Teemischungen wieder, die man im Biosphärenpark-Haus kaufen kann, andere kommen auf den Teller, manches wird zu Arzneien verarbeitet.
»Nachhaltigkeit ist der Boden, auf dem alles steht.«
Hinauf nach Bad Rothenbrunnen ist es nicht weit. Viele Besucher machen es richtig. Sie wandern am Vormittag los, sitzen dann im Biergarten und genießen die gute Küche. So geht das immer schon im Gadental. Rothenbrunnen ist seit dem 15. Jahrhundert als Heilbad bekannt, unweit des Gasthauses gibt es eine Schwefelquelle, die für das rote Wasser verantwortlich ist. Später werden wir vielleicht noch zur Gadenalpe wandern und bei einem Stück »Walserstolz« feststellen, dass die Walser noch so viel haben, auf das sie stolz sein können. ◀
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Perfekt geeignet zum entspannen, fand Andrea Strauß das Große Walsertal. Schon ein, zwei Tage fühlten sich wie Urlaub an, eine knappe Woche wie ein ganzer Bergsommer.