... Spielzeug gebraucht oder neu kauft, wie lange man es nutzt und vieles mehr.“
Darauf könnt ihr beim Spielzeugkauf achten
Ein offizielles Nachhaltigkeits- Siegel gibt es nicht, dennoch existieren natürlich gesetzliche Rahmenbedingungen für die Produktion und den Verkauf von Spielzeug. Die wichtigsten sind:
• EN 71, die Europanorm für die Sicherheit von Spielzeug
• das GS-Zeichen für gesetzliche Anforderungen bezüglich Sicherheit und Schadstoffen
• das CE-Zeichen, das als Konformitätszeichen gilt
• das TÜV-Proof-Zeichen, das freiwillig ist
Darüber hinaus sind Stiftung Warentest (test.de) und Öko Test (oekotest.de) gute Anlaufstellen. Bei Unsicherheiten könnt ihr euch an die Schadstoffberatung der Verbraucherzentrale NRW wenden (verbraucherzentrale.nrw/ schadstoffe).
Nachhaltig – was ist das eigentlich?
Die fehlende klare Definition hat Folgen: Eine Befragung der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg zeigt, dass der Begriff Nachhaltigkeit bei Spielwaren ganz unterschiedlich aufgefasst wird. Während 54 Prozent der Konsumenten natürliche und nachwachsende Rohstoffe sowie ökologische Herstellungsprozesse mit Nachhaltigkeit verbinden, sehen 44 Prozent darin die Langlebigkeit der Produkte. Weitere 21 Prozent gehen davon aus, dass Nachhaltigkeit den pädagogischen Spielwert beschreibt. Was davon ist nun richtig? Oder ist alles wichtig? „Grundsätzlich lassen sich natürlich Kriterien benennen, die ein nachhaltiges Spielzeug erfüllen sollte“, erklärt Sarah Maria Röckel. Die Kleinkind-Pädagogin und Mutter einer Tochter benennt folgende Punkte:
• faire und umweltschonende Produktion
• Nutzung von schadstofffreien, hochwertigen Materialien
• im besten Fall aus nachwachsenden Rohstoffen aus ökologischem Anbau
• grüner Versand
• hohe Qualität, damit das Spielzeug lange (möglichst über mehrere Generationen) genutzt werden kann
• gute Recyclingmöglichkeiten
So lernen Kinder spielend
Sarah Maria Röckel erklärt, warum Holzspielzeug pädagogisch sinnvoll ist: „Aus pädagogischer Sicht hat es zwei wichtige Vorteile, Kinder mit viel Holzspielzeug spielen zu lassen. Zum einen spricht es die Sinne gezielt an, ohne zu überfordern. Spielzeug, das bunt ist, blinkt, Musik macht und sich auch noch interessant anfühlt, kann Kinder überfordern. Holzspielzeug hingegen lädt dazu ein, die Fantasie und Kreativität zu entfalten. Darüber hinaus kann man schon kleine Kinder an das Thema Nachhaltigkeit heranführen. Werden sie älter, kann man kindgerecht erklären, wo welche Materialien herkommen und warum die Schonung von Ressourcen so wichtig ist. Dazu gehört, dass wir Kindern bewusst vermitteln, auf materielle Dinge gut aufzupassen. Gemeinsam aufzuräumen, zu reparieren und zu pflegen sollte zum spielerischen Alltag dazu gehören.“
Noch gibt es kein eindeutiges Siegel oder einen geschützten Begriff für nachhaltiges Spielzeug. Sarah Maria Röckel empfiehlt daher, im Zweifel durch gezielte Fragen an den Handel oder an Hersteller einen Beitrag zu leisten, damit dies sich bald ändert: „Je mehr Nachfrage nach fairem Spielzeug besteht, desto eher werden Unternehmen dieser Forderung nachkommen und transparenter kommunizieren.“
Holz ist gut, Plastik ist schlecht?
Ganz ohne sich mit Siegeln und Nachhaltigkeitskriterien zu beschäftigen, hat sich in unseren Köpfen eine Kategorisierung bereits verfestigt: Holzspielzeug ist öko- logisch und damit „gut“, Plastikspielzeug ist wenig nachhaltig (und damit „schlechter“). Was aber ist mit den geliebten Legosteinen, die bereits in dritter Generation bespielt werden? Werden die durch das Vererben nicht auch irgendwann nachhaltig? Unserer Expertin ist dieser Gedanke zu einseitig: „Natürlich hat auch ein über Generationen gehegtes und gepflegtes Set aus Kunststoff-Bausteinen einen nachhaltigen Charakter, gar keine Frage. Aber die Herstellung per se ist und bleibt nicht so nachhaltig wie bei einem Set aus FSCzertifiziertem Holz.“
Woran erkenne ich gutes Spielzeug?
Drei Tipps von der Expertin
1. Vertraut euren Sinnen! Fasst das Produkt an, schaut es von allen Seiten an und riecht auch daran. So lässt sich erkennen, ob das Produkt gut verarbeitet ist und langlebigen Spielspaß verspricht. Vor allem der Geruch verrät oft viel über die Inhaltsstoffe. Im Zweifel gilt, ein Spielzeug lieber etwas an der frischen Luft auslüften zu lassen oder bei Möglichkeit zu waschen, bevor es benutzt wird.
2. Recherchiert! Auch wenn einige Hersteller nicht alle Infos transparent auf der Webseite zur Verfügung stellen – erste Infos zur Produktion und den verwendeten Materialien findet man in der Regel immer. Im Zweifel: via Mail oder über Social-Media-Kanäle nachhaken.
3. Wer auf dem Flohmarkt stöbert und dort Spielzeug kauft, hat zwar noch keine Garantie, dass das gekaufte Produkt aus nachhaltigen Materialien besteht, aber man hat auf jeden Fall schon mal nachhaltig eingekauft. Und das ist ein guter Anfang!
Doch die Produktmanagerin räumt ein: „Natürlich gibt es – auch in unserem eigenen Sortiment – Spielsachen wie Hüpftiere oder Sandspielzeug, die gar nicht aus Holz bestehen können. Gerade bei älteren Kindern lässt sich ein Materialmix im Kinderzimmer oft nicht vermeiden.“ Für die Bausteine und Spieltiere aus Kunststoff plädiert die Expertin deshalb genauso wie bei dem hochwertigen Holzspielzeug für einen sorgfältigen Umgang, bei dem Dinge auch mal repariert und weitervererbt werden: „Eine lange Nutzung von Produkten ist ein ganz wichtiger Aspekt von Nachhaltigkeit, in allen Lebensbereichen.“
Qualität statt Quantität im Kinderzimmer
Neben der Auswahl der Spielsachen trägt auch deren Menge einen Anteil zum Nachhaltigkeitsgedanken bei: „Wenn ein Kinderzimmer mit vermeintlich ‚gutem‘ Spielzeug vollgestopft ist, das Kind aber kaum mit der Hälfte der Dinge spielt und sie nach ein paar Jahren im Müll landen, ist das wenig nachhaltig“, sagt Röckel. Denn: „Kinder sind von zu viel Auswahl überfordert, mit weniger Spielzeug tun Eltern ihren Kindern einen Gefallen!“
Für grüne Spazierfahrten
Bis Ende 2022 sollen beim Hersteller „KidsConcept“ mindestens 80 Prozent des verwendeten Holzes FSC-zertifiziert sein, also den Vorgaben des „Forest Stewardship Council“ für nachhaltige Waldwirtschaft entsprechen. Der klassische Puppenwagen mit Baumwoll- Bettwäsche trägt das wichtige Zertifikat bereits. Etwa 70 Euro, über
holzflitzer.de
Ein Baum für jeden Bogen
Stapeln, sortieren, in die Höhe bauen: Die sechs bunte Holzbögen können viel mehr sein als „nur“ ein Regenbogen! Das Schönste an den bunten Bausteinen aber ist die langjährige Partnerschaft mit der Organisation „Trees for the Future“ (trees.org), die der Hersteller eingegangen ist: Für jeden verkauften Regenbogen wird ein neuer Baum gepflanzt. Holz-Regenbogen, etwa 18 Euro, kindsgut.de
Was uns gefällt
Natürlich spielen!
Diese Sachen könnt ihr mit gutem Gewissen bei euren Kleinen einziehen lassen
Alarm, es kommt ein Notruf an!
Handgestrickt, aus Biobaumwollgarn: Das deutsch-peruanische Familienunternehmen „Chill n Feel“ lässt seine Stoffpuppen aus nachhaltigen Materialien und unter fairen Bedingungen herstellen. Durch den Kauf werden zudem Frauen und deren Familien in den peruanischen Anden unterstützt. Polizist „Oscar“ und Feuerwehrmann „Mats“ je etwa 45 Euro, chillnfeel.com
Legende auf vier Rädern
Das königsblaue Auto mit magnetischem Kanu auf dem Dach erinnert an die berühmten britischen 4x4-Geländewagen. Hersteller „Candylab Toys“ ist bekannt für seine handgefertigten Vintage-Modelle der 60er – und fertigt sie alle aus massivem Buchenholz an. Holzauto „Cotswold Royal Blau“, 44 Euro, über holzflitzer.de
Stadt, Land, Bauklötze
Die Bauklötze des Spielwarenherstellers „PlanToys“ werden aus dem Holz von Gummibäumen, die nicht mehr im Anbau sind, und aus „PlanWood“ produziert. Das ist ein plastisch formbarer Holzwerkstoff, der aus Sägespänen und Naturkautschuk entsteht. Spielklötze „Dorf“ etwa 50 Euro, ab Mitte März im Handel, plantoys.com
Um herauszufinden, welches Spielzeug bleiben soll, rät die Expertin schlicht dazu, das Kind zu beobachten und he- rauszufinden, welche Dinge es besonders mag. Davon kann man dann auch gerne etwas mehr behalten, ansonsten bitte für Abwechslung sorgen. „Das Rotieren von Spielzeug ist ebenfalls immer eine gute Idee“, erklärt die Pädagogin. Das heißt konkret: „Alle vier bis acht Wochen wird das Spielzeug ausgetauscht und das, was aktuell nicht in Benutzung ist, außer Sicht des Kindes verstaut. Und: Für jedes neue Spielzeug, was einziehen darf, muss sich von einem Spielzeug verabschiedet werden, was verschenkt, gespendet oder verkauft wird. So ergeben sich auch tolle Möglichkeiten, um im Freundeskreis zu tauschen.“
Wohin mit Anna, Elsa, Chase und Rocky?
Das alles klingt in der Theorie sinnvoll, und der Wille der Eltern, nur nachhaltiges Spielzeug zu kaufen, ist meist groß – doch häufig sind die flehenden Augen der Kids größer: Ob Paw Patrol oder Peppa Wutz, Disney Prinzessinnen oder die Lego- Ninjas, die meisten Lieblingsfiguren unserer Kinder kommen nicht nur in Massen, sondern ausschließlich im knallbunten Kunststoffgewand daher. Müssen wir Eltern ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir es nicht übers Herz bringen, unseren Kindern den Kitsch komplett zu verbieten?
„Auf keinen Fall!“, findet Sarah Maria Röckel, die selbst Mutter einer Paw-Patrolverrückten Tochter ist: „Wenn Eltern zu sehr gegensteuern oder gar verbieten, wird es für Kinder nur noch interessanter. Daher sollte man versuchen, gelassen zu bleiben und zu akzeptieren, dass man selber nicht jedes Spielzeug der eigenen Kinder lieben wird – und dass das völlig okay ist.“
Und der Nachhaltigkeitsgedanke? Der kann auch in Adventure Bay oder Ninjago City Einzug halten: Versucht einfach, für ein Gleichgewicht zu sorgen und die Paw-Patrol-Figuren mit Spielzeug zu kombinieren, das ihr für nachhaltig und pädagogisch wertvoll erachtet. Die bunten Figuren kann man beispielsweise um schlichte Holzklötze ergänzen, aus denen Burgen und Schlösser gebaut werden – oder eben die Zentrale der Hundewelpen. So wird die kindliche Fantasie angeregt, und die Kleinen können schon ganz große Abenteuer erleben.
SILKE SCHRÖCKERT